1. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Es ist nicht meine Art, Eltern in irgendeiner Art Weise zu beunruhigen, aber...

    ... in gewissen Situationen bedarf es mMn schon Aufklärung...

    ... in letzter Zeit häufen sich wieder die Postings, aus denen rauszulesen ist, dass für manche Eltern die Windpocken (auch Feuchtblattern, Schafblattern oder Varicellen genannt) immer noch eine harmlose Kinderkranheit darstellen...


    ... es gibt immer noch Eltern, die ihre Kinder bewusst mit dieser Krankheit anstecken lassen (aus welchen verrückten Gründen auch immer)...


    ... es gibt immer noch Eltern, die mit ihren WP-infizierten Kindern ohne weiters rausgehen, einkaufen, spazieren, etc. - ohne jeglichen Hintergedanken, dass sie andere Menschen ernsthaft gefährden können, sowohl Neugeborene, bei denen eine WP-Infektion zu hohem Prozentsatz letal enden kann, wie auch Schwangere, aber auch (Klein)kinder Erwachsene, bei denen die Krankheit Komplikationen mit sich bringt.


    Die in diesem Forum bereits geposteten Geschichten sind vielen schon bekannt, trotzdem möchte ich diese noch mal verlinken, um auch diejenigen, die sie nicht kennen, davon zu informieren, dass zwar GsD Tausende Kinder (und auch Erwachsene) WP ohne gröbere Komplikationen durchmachen, aber es eben auch - immer mehr - Fälle gibt, wo dies nicht der Fall ist:


    Die Geschichte von Eva-7 (Schwangerschaft):

    http://www.parents.at/forum/showthread.php?t=248218


    Die Geschichte meiner Tochter Lea:

    http://www.parents.at/forum/showthread.php?t=251202


    Zitat von Minerva:



    Der Sohn einer Freundin hat selbiges wie meine Tochter mitmachen müssen, sie hat mir heute folgende Zeilen geschickt, damit ich diese hier einstelle:

    6.September 2005
    Ein ganz normaler erster Schultag nach den Sommerferien sollte es werden. Mit 4 Kindern sowieso der übliche Streß den man schon gewöhnt ist. Für meinen Sohn Angelo jedoch ein besonderer Tag, da erster Schultag überhaupt. Mein Sohn Nino, noch im letztn Jahr Kindergarten, reine Routine. Sowieso ist er der verlässlichste meiner Kinder. Immer ruhig, charmant, hilfsbereit, sehr eifrig und wissbegierig. Mit seinen 5 Jahren macht er schon alles selbständig, auch an diesem Tag. Angefangen vom waschen bis Zähneputzten, anziehen und alles was halt so dazugehört. Nur an diesem Tag, als er da so fix und fertig vor mir steht, sagt er zu mir:" Mama, ich hab Bauchweh."
    Ich hole den Fieberthermometer um abzuklären, ob eventuell etwas im Anmarsch ist. Kein Fieber, gut! Ich denke vielleicht will er nach den großen Ferien nicht in den Kindergarten und mache den Vorschlag, er solle doch mit mir kommen seinen großen Bruder in die Schule begleiten und danach gehen wir alle ein Eis essen, er müsse nicht in den Kindergarten. Er sagt:" Nein Mama, ich glaube es ist besser ich gehe wieder schlafen." Ich denke o.k., ich komme ja eh gleich wieder und Papa ist ja auch zu Hause, bleib also. Als ich zurückkam schlief er neben Papa. Papa stand dann auf und Nino schlief weiter. Ich dachte er braucht Ruhe. Nur als er um 10 Uhr immer noch schlief wurde mir mulmig. Nino ist eigentlich Frühaufsteher. Ich gehe zu ihm und wecke ihn auf. Frage:"Nino, was ist los mit dir?" Er schaut mich nur mit glasigen Augen an, sagt aber kein Wort zu mir. Von mir noch mal die Aufforderung." Sag doch was! Wenn du nix sagst, kann ich dir ja nicht helfen!" Kein Wort kam aus ihm heraus. Er begann zu erbrechen, aber nur weißen Schleim, denn gegessen hatte er noch nichts. Ich packe ihn zusammen und fahre zur Kinderärztin. Dort muß ich draußen warten mit einer Nierenschüssel in der Hand, weil die zu Brechen voll sind. Wir sind dran. Erster Verdacht: Meningitis (Gehirnhautentzündung). Ich sage, daß ich das nicht glaube, weil er spricht doch kein Wort. Was ist da los!? Zur Beruhigung wird die Rettung gerufen und wir ins KH Wr.Neustadt gebracht. Während der Aufnahme und den ganzen Untersuchungen verschlechtert sich Nino´s Zustand sehr. Er steht auf von dem Untersuchungsbett und steuert auf seinen kleinen Bruder zu, kriegt aber den vollen rechtsdrall beim gehen. Endlich dort reißt er seinem kleinen Bruder die Trinkflasche aus der Hand und beginnt zu trinken, als ob er schin am verdursten wäre. Im selben Moment, als er es runterschluckte kam es sofort schwallartig wieder hoch. Bei den Aufforderungen der Ärzte den Mund zu öffnen kneift er die Augen zusammen, es kommt nichts mehr zu ihm durch, er wirkt immer abwesender. Endlich um ca. 16:30 Uhr machen sie ein CT. Sie sagen sie sehen etwas darauf, aber man muß ein MRT machen um genaueres zu sagen. Nach dem MRT werden wir in ein Zimmer gebracht und Nino bekommt eine Infusion. Wir warten. Endlich kommt der Primar herein und sagt:" Ihr Sohn hatte einen Schlaganfall! Der Helikopter kommt gleich, fliegen sie mit?" Ich denke:" Spricht der mit mir? Der hat sich sicher im Zimmer geirrt! Kleine Kinder bekommen keinen Schlaganfall, das haben nur alte Menschen!" Dann ging alles ganz schnell. Rein in den Heli, ab ins SMZO nach Wien. Dort auf die Intensivstation. Man tröstet und sagt vielleicht ist er morgen ja schon wieder auf der Normalstation, das ist nur sicherheitshalber. Ich bleibe bei ihm bis er einschläft, dann muß ich gehen. Am nächsten Tag, als ich komme liegt Nino bereits im Tiefschlaf, weil er eine Gehirnschwellung hat. Er hat eine Hirndrucksonde im Kopf um den Druck genau zu überwachen. Fast ein Monat liegt er im Tiefschlaf, danach Kinderstation mit grausig anzusehendem Medikamentenentzug. Wir wissen nun die rechte Seite ist gelähmt, er kann nicht sitzten, nicht gehen, nicht essen und nicht sprechen. Er kann mich nicht einmal mehr verstehen, weil er ein Sprachunverständnis hat, was ich den Ärzten gar nicht glaube, denn er deutet doch alles richtig was ich zu ihm sage. Jedoch weiß ich später, daß er alles von meiner Mimik her richtig interpretiert hat. Gott sei Dank gibt es dann eine spontane Remission(Durchblutung) und er kann mich wieder verstehen und kann beginnen wieder sprechen zu lernen. Er kann nun wieder gehen und wieder fast vollständige Säzte sagen, jedoch mit großer Konzentration und ständiger Therapie und Rehaaufenthalten. Ich versuche ihn so gut wie möglich wieder in ein "normales Leben" zu integrieren, was jedoch nicht immer so einfach ist. Seine rechte Hand wird wohl immer nur "Hilfshand" bleiben. Aber er kann nun wieder lachen, und das ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Aber! Dieser Schlaganfall war die Auswirkung von Windpocken, die er exakt 2 Monate davor hatte. Dadurch ist eine Gefäßentzündung im Gehirn entstanden und hat den Schlaganfall ausgelöst. Tja, alle meine drei Söhne hatten zur gleichen Zeit die Windpocken, weil natürlich einer den anderen ansteckte, jedoch nur Nino hatte den Gehirninfarkt, und Nino´s Windpocken waren die, die am wenigsten stark ausgebrochen waren. Es wird ein Rätsel bleiben warum gerade er, aber nehmt die Windpocken bitte ernst und nicht als eine Krankheit die ja sowieso jedes Kind hat.


    Folgende Mama hat mich über dieses Forum gefunden mich angeschrieben, weil ihr Sohn auch einen Schlaganfall nach WP hatte, dieses posting stammt von www.rehakids.de :

    jannik war gerade vor seinem 3 Geb. und weinte beim aufstehn, danach hatte er rechtsseitig eine merkwürdige Körperhaltung und wir sind dann nachdem wir merkten dass er den rechten Arm nicht mit einbezog und rechts im Gesicht auch eine andre Haltung hatte als die linke seite zum KInderarzt.. der schickte uns denn ins Krankenhaus und dort verwarf man den Verdacht der Hirnhautentzündung gleich wieder, nach dem MRT..
    man sah mehrere Anfälle .. man weiß dass es die Windpocken waren, die er im JUli HATTE ...seitdem sind wir in regelmäßiger Kontrolle in Münster in der Uniklinik...
     
  2. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Diese Postings stammen ebenso von www.rehakids.de :


    gregor 8jahre bis mai 07 gesund.
    gregor bekam am 22.5.07 fieber sind am abend zum kinderarzt halsentzündung verdacht auf windpocken.nächste tag als noch fieber was bei gregor nicht unnormal war windpocken haben sich bestädigt.
    25.05.07 bekann dann alles,wieder hoch fieber sind wieder zum kinderarzt,der sagte gregor muss ins krankenhaus und rief den krankenwagen,ich habe gregor noch ins auto getragen danach sollte ich gehen da ich nicht mitfahren durfte,gregor hilt mich feste und schrie nein.
    was dann geschah weis ich nicht,gregor ist mit 19% sauerstoff in die klinik angekommen,dann nach etwa 30min herzstillstand,3 tage sollten wir mit allem rechnen.nach 9tage exintubiert dann wurde klar das gregor hirnschaden hat.war bis ende august im wachkomma jetzt kann gregor wieder alles essen+trinken. ich war mir gregor bis 16.11.07 in reha,
    gregor kann nichts mehr es ist sooo schwer dies zu verstehen das aus einem gesunden lebhaften jungen sooo ein hilfloses kind werden kann.
    gregor bekommt jede woche 2mal logo,2mal ergo und 2mal kg gibt es sonst noch möglichkeiten an therapien die gregor weiter helfen könnten??
    kann mir fielleicht jemand sagen auf was ich achten muss wenn das MDK kommt da die am 20.12.07 kommen.wie lange es mit hilfsmitteln dauert da ich noch immer keinen passenen rolli habe oder sonst etwas.



    meine Tochter hatte mit 3 Jahren eine Virus-Enzephalitis. Der Virus ist nicht gefunden worden, aber da sie 3 Wochen vor ihrer Erkrankung Kontakt mit einem Windpocken-Kind hatte, ist die Vermutung naheliegend, dass es der Herpes-Virus war...
    Meine Tocher hat auch eine fokale
    Wikipedia Deutsch: Epilepsie
    , die leider nur sehr unzufriedenstellend mit Antiepileptika behandelbar ist (bis zu 10 Anfälle pro Tag!), weshalb wir in der nächsten Zeit nach Bethel/Bielefeld gehen werden, um dort ein sogenanntes "Monitoring" durchführen zu lassen.
    Sie spricht seitdem nicht mehr, eine Aphasie ist es aber wohl deshalb nicht, weil sie noch zu jung war (?). Insgesamt sind ihre Fähigkeiten, sich mitzuteilen, sehr eingeschränkt wenn nicht sogar fast null
    Sie war zur Früh-Reha in dem Krankenhaus, in dem auch die Akutphase behandelt wurde. Seitdem ist sie zu Hause und erhält alle möglichen Therapien - allerdings aus meiner Sicht mit nur mäßigem Erfolg.
    Insgesamt hat die Schulmedizin wohl nicht allzuviel den Folgen der E. entgegenzusetzen, sodass ich immer auf der Suche nach geeigneten Möglichkeiten bin (fühle mich nur mittelgut betreut von den Ärzten!) - daraus hörst du also, dass wir außer dem Neuropädiater keinen weiteren Spezialisten haben, der Jani und uns betreut.



    Hallo. Nico hatte mit 3 Jahren eine Varizellen-Enzephalitis (durch die Windpocken). Nico hat mothorische Probleme, ADHS, auffälliges
    Wikipedia Deutsch: Elektroenzephalographie
    - wird aber nicht behandelt und Gleichgewichtsproblem.

    Viel Hilfe haben wir damals auch nicht bekommen.
    Nico hatte einen halbstündigen Krampfanfall, wurde ins Krankenhaus gebracht, dort wurden
    Wikipedia Deutsch: Elektroenzephalographie
    ´s gemacht und Gehirnwasserpunktionen. Dann bekamen wir das Ergebnis und 3 Tage nach dem Anfall brachen dann auch die Windpocken aus.
    Nico hat zum Glück keine weiteren Anfälle gehabt.



    Florian ist 5,5 Jahre und seit 4 Jahren Epileptiker durch Windpocken. Wir sind seit 2005 in Herdecke im Gemeinschaftskrankenhaus in Behandlung und mit Dibrobe gut eingestellt und auch Anfallsfrei.
     
  3. Elephant

    VIP


    Liebe Michaela,

    DANKE :hug:

    Ich hoffe, das so manchen ein Licht aufgeht und Varicellen nicht mehr als harmlos betitelt werden.
    Mich stimmt es aber auch sehr nachdenklich und traurig das von manchen Kinderärzten diese Aussage auch noch kommt.

    Danke auch an die Mütter von Nino, Jannik, Florian, Nico, Jani und Gregor, das sie uns an der Lebensgeschichte ihrer Kinder teilnehmen lassen.


    Allen Kindern und deren Familien wünsche ich alles Gute.
     
  4. flocke77

    flocke77 (f)linkes Händchen

    @leaflo

    aufgrund eurer Geschichte habe ich meine Tochter impfen lassen und bin sehr froh darüber wenn man liest wieviel diese Krankheit anrichten kann

    euch weiterhin alles alles Gute :wave:
     
  5. Biggi72

    VIP

    Ich finde es gut, dass Du immer wieder aufrüttelst und versuchst Aufklärungsarbeit zum Thema Windpocken zu betreiben. Auch mich hat Eure (traurige) Geschichte dazu gebracht mich besser zu informieren und letztendlich meine Zwillinge gegen Windpocken impfen zu lassen!

    Mach weiter so und Deiner Tochter und Dir alles, alles erdenklich Gute!!!!
     
  6. sabineh

    sabineh hält den Mund nicht

    Liebe Michaela, grüß bei Gelegenheit die liebe Mama von Nino von mir (und die beiden Buben natürlich auch!)
    Gott sei Dank sind wir geimpft!
    Ich freue mich schon, euch im Sommer in Judendorf wiederzusehen!
     
  7. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    :hug:
     
  8. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Danke euch :)!

    Mir geht es in 1. Linie darum, dass die Leute nicht denken, WP wären doch ach so harmlos :rolleyes:... HEUTE ist es so, dass man dagegen was tun kann, ICH FINDE WICHTIG, dass man weiß, dass es eine Imfpung gibt, wer dann impft oder nicht, bleibt eh jedem selbst überlassen.
    DAS WICHTIGSTE FÜR MICH jedoch ist, dass die Leute über die Krankheit selbst ein wenig aufgeklärt werden nicht verantwortungslos damit umgehen... eben mit den Kindern raus gehen, da sie andere ernsthaft gefährden könnten... ihre Kinder nicht bewusst mit WP-infizierten Kindern zusammen lassen, nur dass ihre Kinder die WP jetzt bekommen, weil sie im Sommer z. B. auf Urlaub fahren wollen (hatten wir hier ja alles schon :rolleyes:).
     
  9. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Liebe Sabine,
    mach ich doch gerne, aber ich denke, sie wird deine Grüße hier eh selbst auch lesen ;)!

    Ich freu mich auch schon, euch wieder zu sehen :hug:!
     
  10. Zwergal

    Zwergal Zwergalmama

    Das sind wirklich schreckliche Geschichten und ganz offen und ehrlich gesagt wünscht man sich das man sowas nicht erlebt.

    Bei uns ist es mit Scharlach so das sich Laura momentan gar nicht erholen will und mal zwei Tage Fieber frei dann wieder Fieber usw. Bei einer Freundin von Laura, das Mädchen ist auch 4, hat Scharlach Diabetes ausgelöst. Gut ihr Vater ist auch Diabetiker aber die wahrscheinlichkeit das sie es auch bekommt lag nur bei 2 %. Ich für meinen Teil finde es auch unverantwortlich wenn es heißt bei Scharlach darf ein Kind nach 48 Stunden wieder in den Kindergarten. Und ich kenne genug Eltern die dies praktizieren. Scharlach war doch früher auch eine "wilde" Kinderkrankheit. Wir waren volle 6 Tage zuhause auch wenn es mir mit Arbeiten gehen schwer gefallen ist aber so ist es nunmal.

    Ich wünsche allen das ihr wieder einigermaßen Gesund werdet und das Leben dann doch noch in vollen Zügen genießen könnt. :hug:
     
  11. sussand08

    sussand08 3 Kinder,2 Katzen,1 Hund

    ich bin echt geschockt, was passieren kann.

    letztens habe ich auch unseren kia darauf angesprochen und er hat angeblich erst vor kurzem von 2 fällen gehört, wo es nach wp komplikationen gab und davor noch nie.

    aber ich werde meinen zwerg jetzt sicher impfen lassen!!!!!

    ab welchem alter geht das denn?? simon ist jetzt 10 monate alt!
     
  12. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Hier noch die genaue Geschichte von Minerva´s Tochter:

    Eltern-Instinkte oder Kinderkrankheiten provozieren?

    Meine Tochter war 1 1/2 Jahre alt, als sie innerhalb von 2 Wochen erst eine Bronchitis und anschließend die Windpocken bekam.
    An den Windpocken war ich nicht ganz unschuldig und mache mir heute deswegen noch Vorwürfe (am Ende dieses Beitrags wisst ihr auch warum). Es war Anfang März und die Tochter unserer Tagesmutter hatte die Windpocken bekommen. Sie rief mich deswegen an, aber ich habe meine Tochter trotzdem zu ihr gebracht, damit sie die Windpocken bekommt und hinter sich hat (ich selber bekam die Windpocken erst mit 16 Jahren und ziemlich heftig, mein 3 jähriger Bruder dagegen hatte nur 5 Bläschen).
    Eine Woche nach diesem Besuch bekam meine Tochter dann eine Bronchitis und noch eine Woche später die Windpocken. Wider Erwarten bekam sie die Windpocken sehr heftig, überall Bläschen, sie hat sich schrecklich gequält. In der zweiten Woche Windpocken hat sie dann extrem abgebaut, sie bekam hohes Fieber und war fast apathisch. Mein Hausarzt konnte aber außer den Windpocken nichts anderes finden und nach 3 Tagen hat sie sich dann langsam erholt.
    Es war an einem Dienstag, meine Tochter war soweit wieder fit, sie war noch ein wenig wackelig auf den Beinen, konnte aber wieder zur Tagesmutter (ich habe zu diesem Zeitpunkt gerade mit meiner Ausbildung begonnen und musste wieder arbeiten). Abends erzählte die Tagesmutter, dass meine Tochter mit dem linken Fuß nicht richtig auftreten würde - obwohl sie schon richtig laufen konnte.
    Wir sind zum Arzt gegangen, dem fiel dazu nichts Rechtes ein und er empfahl uns, zu einem Orthopäden zu gehen.
    Mittwochs erzählte die Tagesmutter dann, dass der Knöchel meiner Tochter plötzlich heiß und dick geworden war, sich diese Schwellung aber nach etwa einer Stunde wieder zurückgebildet hätte. Mein Mann und ich waren dann doch sehr besorgt, deshalb sind wir in die Notaufnahme des Krankenhauses gefahren (Mittwoch Nachmittag haben hier die Ärzte alle zu). Im KH wurde sie geröntgt, lachte fröhlich mit den Ärzten, hatte offensichtlich keine Schmerzen, die Knochen waren nicht gebrochen - nur aufgetreten ist sie nicht. Der diensthabende Arzt hat unsere Sorgen belächelt ("Junge Eltern, jajaja, die haben immer so unbegründete Sorgen...") und beschlossen, dass meine Tochter nur so einen Tick habe und sich das wieder geben würde.
    Ich war mit dieser Antwort nicht zufrieden - irgendetwas in mir drinnen sagte mir, dass sich das nicht geben würde, dass da irgendwas absolut nicht in Ordnung ist......
    Der nächste Tag war ein Donnerstag, ich hatte Berufschule. In einer Pause habe ich mich beim Orthopäden vor Ort um einen Termin bemüht. Die Sprechstundenhilfe teilte mir freundlich mit, dass wir in schon 3 Wochen mit einem Termin rechnen könnten. Ich bräuchte mit meiner Tochter auch am Nachmittag gar nicht einfach so aufzutauchen, wir müssten mit extrem langer Wartezeit rechnen. Ich solle es mal mit dem Orthopäden bei uns im Ort versuchen. Ich habe also bei diesem Arzt angerufen - der hatte Urlaub. Die Vertretung des Orthopäden in meinem Ort war wiederum ein Arzt in dem Ort, in dem meine Berufsschule war. Ich bin also dort hingelaufen (nach dem Unterricht) - dieser Arzt war auch im Urlaub, seine Vertretung war der Orthopäde, bei dem ich morgens schon war (der mit dem Termin in drei Wochen ...)
    Langsam war ich mit meinen Nerven doch ziemlich am Ende, ich stand in einer Telefonzelle und habe bei den anderen Orthopäden im Ort angerufen - alle waren in Urlaub oder es ging keiner ans Telefon. Völlig verzweifelt habe ich im Ärzteverzeichnis geblättert und bin auf den Namen eines Kinderarztes gestoßen, der seine Praxis gerade um die Ecke von meiner Telefonzelle hatte. Kurzentschlossen bin ich also in diese Praxis eingefallen und habe was von meiner Tochter gestammelt (ich bin schon fast in Tränen ausgebrochen, so verzweifelt war ich) und dass sie unbedingt noch heute von einem Arzt angeschaut werden müsse. Die Sprechstundenhilfe sagte mir, dass sie eigentlich Aufnahmestopp hätten, aber ich solle halt meine Tochter holen und am Nachmittag mit ihr in die Praxis kommen.
    Gesagt - getan. Zusammen mit meiner Tochter stand ich am Nachmittag wieder in dieser Praxis und bin endlich an einen Arzt geraten, der mir richtig zugehört hat, der meine Tochter ganz genau untersucht hat, der tausend Fragen stellte und es auch ganz und gar nicht in Ordnung fand, dass sie mit dem einen Fuß nicht auftrat, obwohl sie anscheinend keine Schmerzen hatte. Letztendlich erklärte er uns, dass er ohne genauere Untersuchungen keine klare Diagnose stellen könne und überwies uns in die Kinderklinik am gleichen Krankenhaus, in dem wir Mittwochs schon in der Notaufnahme waren (nur leider wusste ich Mittwochs noch nicht, dass es dort überhaupt eine Kinderklinik gab :( ). Wir bekamen also das rosa Einweisungsformular, das komplett vollgeschrieben war, keine einzige leere Zeile mehr drauf.
    Die Krankenschwester an der Aufnahme nahm das Formular, grinste und sagte : "Jajajaja, typisch ********, der schreibt immer solche Romane ..."
    Der diensthabende Kinderarzt im KH untersuchte meine Tochter noch einmal kurz und dann ging alles sehr schnell: innerhalb von 30 Minuten war das Bein meiner Tochter komplett eingegipst und sie hing an einem Antibiotika-Tropf - vorläufige Diagnose Knochenmarkentzündung am linken Knöchel (die anderen Möglichkeiten waren Kleinhirnlähmung oder eventuell sogar Krebs, aber wenn es Knochenmarkentzündung wäre, dürfe man mit der Antibiose nicht länger warten ...)
    Um diese Diagnose zu bestätigen wurde am nächsten Tag ein Szintigramm gemacht. Das Szintigramm ergab eine schwere Knochenmarkentzündung in der Wachstumsfuge des linken Sprunggelenks, einen sehr ausgeprägten Befund, der Kinderorthopäde sagte uns, wenn wir noch 2 Tage später gekommen wären, hätten sie amputieren müssen.
    An diesem Nachmittag wurde der Gips noch einmal neu angelegt und der Arzt, der das überwachte, war der Arzt, der Mittwochs in der Notaufnahme Dienst hatte. Er schaute mich fragend an und ich habe ihm bestätigt, dass wir uns kennen und dass wir jungen Eltern uns doch nichts eingebildet haben. Der Kinderorthopäde, der auch anwesend war, ließ sich das Röntgenbild von Mittwoch bringen und hat dem anderen Arzt dann gezeigt, wo auf diesem Röntgenbild die Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) zu sehen war, nur sehr schwer zu erkennen, aber nicht unmöglich ...
    Meine Tochter bekam 4 Wochen lang intravenös Antibiotika (sehr starke Antibiotika, die zum Glück gleich angeschlagen haben), danach noch 2 Wochen lang oral Antibiotika und dann durften wir endlich nach Hause gehen. Zuhause musste sie den Gips noch weitere 2 Wochen tragen, anschließend bekam sie eine spezielle Schiene angepasst, die verhinderte, dass sie den Knöchel belastet (diese Schiene hat sie weitere 6 Wochen getragen).
    Wir wurden aufgeklärt, dass in etwa 90% aller Fälle mit Folgeschäden zu rechnen sei (zum Beispiel, dass die Wachstumsfuge sich zu früh schließt und das Bein dann kürzer wäre als das andere), aber wir hatte unbeschreibliches Glück: dieser Horror ist jetzt 8 Jahre her und es ist nichts zurückgeblieben. Meine Tochter hatte auch keinen Rückfall, der bei jedem Infekt hätte auftreten können.
    Dem wunderbaren Kinderarzt sind wir treu geblieben, trotz Aufnahmestop durften wir trotzdem weiterhin kommen :)
    Ein ungutes Gefühl ist aber geblieben: obwohl man sicher nicht von "Schuld" reden kann, bin ich doch für diese schlimme Krankheit meiner Tochter verantwortlich, denn ich war es, die die Windpocken provoziert hat, mit besten Absichten - aber jeder Infekt kann theoretisch diese Krankheit nach sich ziehen. Die vermutete Kleinhirnlähmung ist übrigens eine sehr seltene Komplikation der Windpocken - selten, aber die Möglichkeit besteht. Hätte meine Tochter durch meine "Schuld" ihr Bein verloren, so hätte ich mir das niemals verzeihen können, soviel steht fest.
    Und wenn ich dann von sogenannten "Masern-Parties" höre, dann läuft es mit eiskalt den Rücken runter, denn die Masern sind noch weitaus gefährlicher als die Windpocken!!!! Lasst um Gottes Willen eure Kinder gegen alle Kinderkrankheiten impfen, noch die angeblich harmlosen können fatale Folgen haben!
    Was ich eigentlich mit diesem Bericht sagen wollte, ist aber, dass Eltern auf ihr Gefühl hören sollen; Eltern spüren instinktiv, wenn etwas mit ihren Kindern nicht o.k. ist - lasst Euch nicht verunsichern, bohrt solange nach, bis ihr beruhigt seid.
     
  13. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Das weiß ich leider nicht, aber ich bin mir sicher, dass dir hier noch jemand darüber Auskunft geben kann!!!
     
  14. Kirscherlesmama

    Kirscherlesmama Teilnehmer/in

    Liebe Leaflo

    danke, immer wieder höre auch ich die :( Geschichten über die Nebenwirkungen der Varicellenimpfung und die harmlosen Windpocken, die jedes Kind gehabt haben sollte.

    Wie hier schon mal gepostet, die kleine Tochter eines Schulfreundes von mir hatte auch einen Schlaganfall noch Windpockeninfektion und die Fam. war ganz erstaunt,als sie erfahren hat, daß L. geimpft ist.
    Denn von einer Impfung hatte keiner was gehört.

    Ich wünsche euch, besonders der süßen Lea alles Gute
     
  15. leaflo

    leaflo Teilnehmer/in

    Danke :)!

    Stimmt, ich könnte mal alle postings hier aus dem Forum raussuchen, aus denen hervorgeht, dass die WP ja sooo harmlos sein sollen :rolleyes:...

    Wie geht es der Tochter deines Schulfreundes eigentlich heute? Sag, wie heisst das Mädel eigentlich und woher kommt es (gerne per PN)?
     
  16. eva-7

    eva-7 Teilnehmer/in

    die impfung geht ab 10 monate. bitte fragt eure kinderärzte

    eva
     
  17. sabineh

    sabineh hält den Mund nicht

    Du kannst dein Kind schon impfen, ab 9 Monaten ist die Impfung mit dem Impfstoff Varilrix möglich. Zuverlässiger ist die Impfung, wenn sie zweimal verabreicht wurde. (z. B. einmal jetzt mit 10,5 Monaten und das zweite Mal mit der MMR gleich mit einem Jahr)
    Alles Liebe
    Sabine
     
  18. Nadz

    Nadz Gast


    Leider müssten die Kinderärzte auch zur Fortbildung! Obwohl ich meinen KIa sehr schätze,war ich die 1. ,die ihr Kind in seiner Praxis impfen ließ:eek::boes:
     
  19. xyz

    xyz Teilnehmer/in

    danke michi!!!
    wenn ich ein weiteres kind hätte würde es sicher geimpft werden!
     
  20. eva-7

    eva-7 Teilnehmer/in

    da stimme ich dir zu.
    schau, die sind auch menschen. und menschen menscheln.
    mir sind meine kinder sehr wichtig, deshalb ist mir das menscheln der ärzte wurscht.
    dank moderner medien ist es mir möglich, mich umfassend zu informieren. mein kinderarzt ist nach wie vor geleitet, mein impfenlassen vom xaver süffisant mit "das ist das am besten versorgte kind meiner praxis" zu kommentieren.

    passt. xavi ist am besten versorgt. nicht mehr, und nicht weniger.

    lg
    eva
     

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