1. seth

    seth Aktive/r Teilnehmer/in

    Hallo,

    Ich weiß nicht ob ähnliches schon mal gefragt wurde - jedenfalls habe ich nichts dazu gefunden:

    Mein Ex-Mann möchte unserern Sohn taufen lassen. Wir sind geschieden, gemeinsames Sorgerecht, Doppelresidenz-Modell. Wir hatten uns bei der Geburt unseres Sohnes darauf geeinigt ihn nicht zu taufen um ihn, wenn er alt genug ist und sich genügend über diverse Religionen informiert hat, selbst entscheiden zu lassen ob und welchem Glauben er angehören will. Ich bin schon seit Jahren ausgetreten, mein Ex ist noch bei der Kirche und gläubig (allerdings mehr "weil man es halt so macht und es im österr. Leben dazu gehört").
    Das war allerdings immer bissl ein Dorn im Auge meines Ex-Mannes und auch dessen Schwiegermutter (sehr gläubig).

    Nun erfahre ich immer wieder durch unseren Sohn Dinge wie dass der "Papi ihn taufen lassen wird" (seine Worte) etc.
    Auch bei der Frage um den Religionsunterricht in der VS als es darum ging dass Kinder ohne Bekenntniss aussuchen dürften ob und welcher Religionsunterricht besucht werde, hat er sofort gesagt dass er ihn anmelden wird - quasi ohne mit mir darüber zu sprechen. Auf meine Erklärung hin dass er solche DInge mit mir absprechen müsse, wurde er sofort defensiv. Mein Vorschlag war ohnehin, und das habe ich ihm auch so gesagt, dass er gerne von mir aus den Unterricht besuchen dürfe um sich damit auseinanderzusetzen - allerdings heißt das nicht dass von da an in Stein gemeißelt ist, dass das dann immer so ist und er jetzt jedes Jahr in der VS den Religionsunterricht besuchen muss. Wenn es nach mir ginge und es meinem Ex wirklich daran liegt unseren Sohn die Vielfältigkeit der Religionen nahezubringen um sich objektiv ein Bild zu machen, könnte er verschiedene Religionsunterrichtseinheiten besuchen - es geht ihm aber ausschließlich um Röm.-Kath.

    Da meinem Ex-Mann Prestige und Social Standing sehr wichtig sind und Dinge macht um auch eine Außenwirkung zu haben, habe ich nun die Befürchtung dass er die Taufe unseres Sohnes gerichtlich durchboxen möchte.

    Nachdem mein Ex-Mann nunmehr allerdings seit kurzem eine neue Freundin hat die ebenfalls gläubig ist und die mit ihren Kindern auch in die Kirche geht, wird das alles von seiner Seite nun mehr forciert.

    Ich bin per se nicht dagegen dass unser Sohn religiös sein kann, ich möchte aber niemandem einen Glauben aufdrücken und dass er sich aktiv dafür mit einer gewissen Reife dazu entscheidet wenn er es denn möchte, und zwar auf Grundlage dessen dass er weiß was er tut und über (diverse) Religionen informiert ist.

    Ich weiß dass sie manchmal in die Kirche gehen und dass auch meine Ex-SchwieMu unserem Sohn Dinge aus dem Christentum erzählt, das kann und will ich auch nicht verbieten. Ich bin stets offen für Fragen von meinem Sohn zum Glauben, antworte immer neutral und betreibe auch kein Bashing, ich möchte aber auch nicht dass mein Sohn christlich indoktriniert wird aber das passiert gerade, scheint es.

    Nun die Frage: kann mein Ex-Mann gerichtlich dieTaufe durchbringen bei gemeinsamer Obsorge? Ich möchte meinem Sohn zumindest Zeit geben bis er 14 ist (er ist fast 6), dann kann er sowieso selbst entscheiden. Ich denke mir halt, wenn es ihm wirklich um unseren Sohn geht, dann lässt er ihm für eine solch fundamentale Entscheidung doch auch die Zeit.

    Aber wenn ich dann so Sachen höre, wie er musste u.A. vorm Essen beten als er bei den Eltern der neuen Freundin war, habe ich diesbezüglich Sorge.

    Vielen Dank für Eure Hilfe!
     
  2. Relaxo7

    PLUS + VIP

    Also, gelesen habe ich, dass, wenn zwei (getrennte, obsorgeberechtigte) Elternteile sich nicht einig ist, immer das gemacht wird, das "weniger" ist. Z.B. wenn ein Elternteil AHS will, der andere MS, dann wird es die MS. Das hätte ich auch so interpretiert, wenn einer die Taufe will, der andere nicht, dann gibt es keine Taufe.

    Meine Mutter hat sich aber einmal bei einem höheren Kirchenmann (wenn ich mich recht erinnere, war es der Grazer Generalvikar) erkundigt, der gesagt hat, er würde auch ein Kind taufen, das nur von einem Elternteil angemeldet wird. Für die Anmeldung zu Schule oder Kindergarten reicht auch die Unterschrift eines Elternteils, nur in seltenen Anlässen - vorzeitiges Beenden eines Lehrverhältnisses, glaube ich - braucht es beide.
     
  3. Elvira

    VIP

    Zum rechtlichen kenn ich mich nicht aus. Aber: wenn dein Mann gläubig lebt, dann ist es ganz klar, dass er seinen Sohn da auch teilhaben lässt. Also bspw in die Kirche mit nimmt oder beim Tischgebet teilhaben lässt. Jeder Elternteil wird sein Kind soweit möglich nach seinen Werten und Idealen erziehen, warum sollte da genau die Religion ausgenommen sein?
     
  4. Alex3

    Alex3 überwiegend heiter
    VIP

    Ich finde ja, es ist leichter, aus einer Glaubensgemeinschaft (wie den christlichen Kirchen) mangels Interesse irgendwann auszutreten, als jemals hinein zu finden, wenn man nie einen Zugang dazu hatte.

    Ich habe das jetzt mit Tochter und Schwiegersohn erlebt. Sie ist christlich erzogen, er aus atheistischem Elternhaus. Er hat keinen negativen Zugang dazu, sondern gar keinen, obwohl er manche Rituale (zB Taufe) durchaus schön findet. Aber eine kirchliche Hochzeit, wie sie es sich eigentlich immer gewünscht hat, hätte wirklich Null Sinn gemacht.
     
  5. rechtlich wird dir hier wahrscheinlich niemand verlässlich auskunft geben können, weil solche streitfälle individuell gelöst werden müssen.
    wäre ich in eurem fall entscheidungsbefugt, würde ich die taufe aufschieben bis zum 13.lj des kindes und dann dieses selber entscheiden lassen.
    13 deswegen, weil ab 14 ist es eine erwachsenentaufe, also es braucht eine vorbereitung.
    zumindest war das seinerzeit bei meiner tochter so.

    im sinne eures kindes wäre aber eine einigung bzw.ein kompromiss zwischen euch eltern sinnvoll.
    da gehts ja nicht nur um die religion, sondern auch, wie ihr eure elternschaft lebt.
    doppelresidenz allein bringt nicht viel - grade dieses modell verlangt sehr viel toleranz von allen seiten und massiv die fähigkeit, die eigenen vorstellungen auch mal zurückzustellen.

    du schreibst von christlicher indoktrination, was ist das für dich? wenn du andererseits sagst, du hast nichts gegen kirchengehen und vermittlung christlicher glaubensdinge?

    euer kind wird sich vermehrt mit euren unterschiedlichen einstellungen in vielen lebensbereichen auseinandersetzen müssen und braucht eure hilfe dabei.

    du hast ja die möglichkeit, mit ihm alles zu besprechen und wenn es tatsächlich zu "indoktrinierend" wird, auch klar zu sagen, dass du diese meinung nicht teilst und so und so siehst.

    so auch zb das ritual des tischgebetes, fragen wie dankbarkeit, dass wir genug zu essen haben etc.sind ja keine pfui-themen.
     
  6. kookaburra

    PLUS + VIP

    Das sehe ich nicht so. Man kann aus der katholischen Kirche nicht wirklich austreten. Man kann sich selber davon lossagen, bezahlt keine Beiträge mehr, aber für die Kirche bleibt man Katholik. Das würde mich persönlich schon sehr stören, wenn ich mit einem Verein nichts mehr zu tun haben will, dort austrete, aber vereinsintern immer noch als Mitglied geführt werde.

    Das das mit dem Hineinfinden oft am Interesse mangelt, da geb ich Dir recht. Aber in dem Fall will man ja auch nicht hineinfinden, also seh ich das Problem nicht. Allerdings kenne ich einige, die als Erwachsene einer Religionsgemeinschaft beigetreten sind (allerdings nur wenige, die sich dann bewusst für die katholische Kirche entschieden haben. Da gehts eher um andere Religionen bzw. sekten(artige) Vereinigungen. Aber wenn man sich in den entsprechenden Kreisen als Erwachsener bewegt, dann ist das offensichtlich durchaus Thema.
     
  7. Teetasse

    Teetasse Aktive/r Teilnehmer/in

    Ich weiß es rechtlich auch nicht, aber würde es auf den Gerichtsstreit unbedingt ankommen lassen und keinesfalls freiwillig kleinbei geben.

    Ich halte Religion für einen sehr großen Eingriff ins Leben und nach den eigenen Regeln der Kirche, wirst du das nie mehr los. Wer einmal getauft ist, bleibt das lebenslänglich, ein Austritt ist immer nur einseitig.

    Wenn bei Tisch gebetet wird, dann ist das eben so in der Familie vom Ex, da würde ich nichts dazu sagen, soll Kind halt den Zirkus ansehen, aber sich dem unterordnen müssen, das finde ich nicht korrekt. Sobald Kind getauft wäre, hätte dein Mann den Hebel in der Hand und könnte argumentieren, dass Kind Teil der Gemeinschaft ist und sich entsprechend verhalten muss. Durch die Taufe würde dein Kind also sehr viel Freiheit verlieren.
     
  8. Elvira

    VIP

    Welche Freiheiten verliert man denn durch die Taufe konkret? Meine Kinder sind ja getauft, aber mir wär da nix aufgefallen. Auch vor der Taufe mussten meine Kinder den "Zirkus" schon mitmachen und sich meinen elterlichen Vorstellungen beugen.

    Reinschauen kann ich in andere Familien ja nicht, aber mein Eindruck ist, dass das bei atheistischen Familien ganz ähnlich läuft. Je jünger die Kinder, umso größer der Einfluss der Eltern auf deren Leben/Tagesablauf/Ernährungsgewohnheiten,...

    Wie sieht denn das "Zirkus ansehen, aber nicht unterordnen" konkret aus? Ganz ehrlich, ich find alleine diese Formulierung sehr unangenehm. Wenn man dem Kind auch eine so abwertende und kämpferische Haltung vermittelt (was ich bei der te zum Glück eh nicht rausgehört hätte), dann muss das Patchwork Gefüge ja fast schief gehen.
     
  9. Dani2k

    Dani2k wär gerne cool
    VIP

    Wenn es ihm wichtig ist und ich selber nicht religiös bin und das kind sich nicht dagegen sträubt würd ich ihn lassen. Es tut dem Kind nicht weh und es fühlt sich in der Familie vom Papa mehr angenommen. Aber ich bin da auch eher neutral eingestellt. Mit 18 austreten wenn es ihn nicht interessiert und aus es gibt keine bleibenden wunden oder schäden dadurch...
     
  10. Alex3

    Alex3 überwiegend heiter
    VIP

    Ich glaube, wenn man nicht, aus etwaigen Gründen, eine besonders negative Einstellung zu Religion hat, ist das ein guter Weg.

    Bei uns waren alle Kinder ins Pfarrleben eingebunden und es sind viele Freundschaften aus Ministrantentum und Jungschar entstanden, die mit Religion eigentlich wenig zu tun haben. Es war einfach eine Chance auf Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, mit bissl Religion aber vor allem viel Spaß mit Ausflügen, Wanderungen, Grillfesten,... Da wurde eigentlich sehr wenig "gebetet"

    Eines unserer Kinder ist da nachwievor aktiv, die anderen beiden gehen kaum mehr in Messen, auch ohne dass es von irgendwoher Kommentare oder gar Repressalien gäbe.

    Ich glaube, in die kath. Kirche wird von Außenstehenden oft viel Übles reininterpretiert, das in der Form vielleicht noch vor 70 Jahren existiert hat, mittlerweile aber längst überholt ist.

    Die Gefahr einer sektenartigen Einvernahmung besteht eigentlich nicht mehr und in Ausnahmefällen, wo Einzelne solche Tendenzen zeigen und sowas versuchen, wenden sich die Leute eher rasch ab und suchen sich entspanntere Gemeinschaften oder haken das Thema ganz für sich ab.

    Ich sehe hier für das betroffene Kind eine Chance, die es nutzen kann oder auch nicht, aber überhaupt keine Gefahr.
     
  11. ThePinky

    ThePinky Gast

    Wenn du zustimmst, dass dein Kind den kath. Religionsunterricht in der Volksschule besucht, ist es sehr wahrscheinlich dass er auch mit seinen Klassenkollegen zur Erstkommunion will. Das wird dein Ex dann als " freie Entscheidung " des Kindes interpretieren und als Grund ihn taufen zu lassen.
    Die eigentliche Frage ist ja, wie sehr du dich anstrengen willst das zu verhindern. Wenn man an Taufe nicht glaubt, könnte es einen auch egal sein, wenn jemand dem Kind ein bisschen Wasser über den Kopf kippt und dazu "Simsalabim" sagt. Dann könnte man dem Ex, dem das halt wichtig ist, auch den Gefallen tun. Zumindest wenn das Kind nichts dagegen hat. Ich bin auch getauft und längst nicht mehr gläubig oder Kirchenmitglied. Trotzdem stört es mich nicht, dass meine Eltern damals dieses Ritual für mich wollten.
     
  12. kookaburra

    PLUS + VIP

    Ich wäre da gar nicht neutral eingestellt, und das wäre für mich kein gangbarer Weg. Beten beim Essen etc - das wäre mir egal, die Traditionen der väterlichen Familie kann das Kind gern lernen und dann später selber etscheiden, aber bei einer Taufe wäre ich eindeutig nicht kooperativ. Die kann/soll dann erfolgen, wenn das Kind diese Entscheidung bewusst treffen kann.
     
  13. Solanum

    VIP

    meine kinder waren im rk-unterricht und haben nie den wunsch nach taufe geäußert.
     
  14. kookaburra

    PLUS + VIP

    Meine übrigens ebenso (sie waren in der VS sogar in einer katholischen Schule, aber Taufe/EK war nie wirklich ihr Wunsch), allerdings hat hier natürlich kein Elternteil Druck in die Richtung gemacht (möglicherweise aber eine der Omas, wirklich viel haben sie aber da nicht erzählt)
     
  15. Dani2k

    Dani2k wär gerne cool
    VIP

    wie gesagt ich bin da neutral eingestellt weil ich nicht sehe welche nachteile das kind dadurch hätte... und wie schon oben geschrieben es wird wohl zur erstkommunion wollen und spätestens da wird es dann wohl getauft werden. da vorher vor gericht zu gehen usw. usw. wenn es sowieso irgendwann so sein wird halte ich für zeit-, kraft- und resoursenverschwendung....
     
  16. Noemi

    VIP

    seh ich def nicht neutral, im gegenteil. ich halte das sogar für übergriffig dem kind ggü. manche dinge sind von relevanz und es steht den eltern schlicht nicht zu darüber zu entscheiden, bevor es das kind nicht selbst kann.
    von meinen eltern war das damals halt ein schlicht komplett unreflektierter akt, ein bloßes mitläufertum, was will man von fast teenagern auch verlangen. obwohl sie immer schon wüst gegen die kirche schimpfen.
    aber gut, jetzt sind wir schon lange alle ausgetreten.

    für meine kinder wollte ich das nie, das müssen, können und dürfen sie selbst entscheiden. jetzt, volljährig sind sie in der lage bewußt zu reflektieren, das ist schon ganz was anderes als über ihren kopf hinweg zu entscheiden.
    durften ja schließlich auch bei schulwahl mitreden uä, warum hier also übergriffig sein ?
     
  17. Elvira

    VIP

    Du hast Religion selbst als etwas sehr negatives erlebt offensichtlich. Das ist natürlich eine ganz andere Ausgangsbasis als bei jemandem, der von den positiven Aspekten überzeugt ist, dem das Christentum vielleicht wirklich hilft und der das seinen Kindern auch zugänglich machen möchte.
     
  18. Solanum

    VIP

    als nicht religiöser menshc ist der gedanke daran, dass ein kind aus tradition einer glaubensgemeinschaft beitreten soll, sehr befremdlich.

    ich würde mich nicht (sehr) dagegenstellen, aber wirklich wohl wäre mir dabei auch nicht.
     
  19. Noemi

    VIP

    nicht von meinen eltern eigentlich, um fair zu sein. religion war bei uns kein thema. und mit der kirche hatten sie recht.
    großteils eigtl erst viel später, im teenie alter, wo man üblicherweise kritisch/er hinterfragt. da hat sich das dann schnell erledigt. diese scheinheiligkeit war schon immer ein unding für mich. abgesehen von unserem verkappten halb pädo reliprof im gym. niemals hätte ich die kinder so einem verein ausgesetzt, bei diesem verkappt verklemmten umgang mit sexualität. die folgen sieht man ja. und auch hier ist der umgang verheerend.

    auch pct vereinszugehörigkeit fragt man heutzutage üblicherweise ob sie beitreten wollen, meine waren in so einigen vereinen (sport, schach etc). weil sie das selbst so wollten und nicht weil ich das einsetig so entschieden hab.
     
  20. Dani2k

    Dani2k wär gerne cool
    VIP

    ich würde natürlich kein kind zwingen aber wenn es für das kind in ordnung ist und es dem anderen elternteil wichtig ist sehe ich einfach den nachteil fürs kind nicht. in die schule muss das kind mindestens 4 jahre gehen und hat auswirkung auf seine zukunft. Durch ein bissi Wasser über den Kopf und glücklichen papa und grosseltern hat das kind genau keinen nachteil. meine wurde auch getauft hauptsächlich weil sich die urli das so gewunschen hat. mir wars egal.... das hat nichts mit mitläufertum zu tun find ich sondern damit wann ich meinen willen durchsetze und wann ich es gut sein lasse weils einfach keinen unterschied macht...
     

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