Bin grad durch Diskussion auf ein Thema, das mich schon lange beschäftigt, wieder aufmerksam geworden. Warum gibt es eigentlich Vererbung? (also nicht biologisch, sondern die Vererbung von Vermögen). Ist Vererbung nicht höchst unfair? (Also sozial betrachtet.) Welchen Beitrag hat die erbende Person geleistet um Anspruch auf eine Erbschaft zu haben. Wäre es nicht wesentlich fairer, wenn ein Erbe ab einer gewissen Höhe immer an die Allgemeinheit übergeht. Somit die Gleichheit aller Bürger gewährleistet bleibt?
Wenn ich mir in meinem Leben etwas erschaffen habe, dann möchte ich, dass meine Kinder davon auch etwas haben. Da mir das nicht so in den Schoß fällt, ich sowieso Steuern und andere Abgaben leiste, hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, ob ich da jetzt noch sozialer sein soll. Allerdings sollen meine Kinder sowieso nicht bis zu meinem Tod warten müssen, sondern schon so viel wie möglich vorher bekommen. Je weniger zum Erben übrig bleibt, desto besser.
Das sind kommunistische Utopien. Hast du zufällig "Der rote Planet" von Alexander Bogdanow gelesen? Da ist das sehr schön geschildert, wie die ideale Welt für die Russen vor 100 Jahren ausgesehen hat. Ich denke, es funktioniert in der Praxis nicht, weil einfach null Motivation da ist, mehr als absolut notwendig zu leisten. Warum denn auch, wenn ich eh nix davon habe?
Naturinstinkt. Man will in erster Linie der eigenen, geliebten Brut das Überleben sichern, nicht Fremden. Die Aufzucht von Kindern erfordert genauso wie Vermögensanhäufung viel Schweiß und Blut - das wirft man nicht vor die Hunde und riskiert, dass die eigenen Kinder eventuell nicht so nett vom Gut der anderen bedacht werden. Ganz einfach - weil Menschen nicht nett sind, bzw. nur partial nett. Außerdem - große Kollektive funktionieren nicht so gut wie kleine, überschaubare Einheiten. Für Fremdes, andere, weit weg, sinkt die Motivation überhaupt etwas zu tun. Man möge sich nur die lächerlich kleinen Summen anschauen, die die reiche westliche Welt in Projekte armer Länder steckt. Siehe auch realer Kommunismus, wenn er in der Theorie auch schön klingt. Nur wie gesagt - Menschen sind nicht überwiegend nett, sondern in die Evolution eingebunden. Der Intellekt und die Selbstlosigkeit steht nicht weit genug über der Biologie, dass man Vertrauen in sie setzen könnte. So etwas geht nur in überschaubaren Einheiten (wobei die Kleinfamilien unserer Gesellschaft manchmal schon zu klein sind, wir haben nur das Glück in einem kleinen, recht gut funktionierenden Sozialstaat zu leben, dass es gerade noch hinhaut).
Fair ist es vielleicht nicht, aber es ist auch nicht fair, wenn man sich die Bandbreite an Familien anschaut, in die Kinder hineingeboren werden.
Kann ich gut nachvollziehen - aber die Frage bleibt, welchen Beitrag haben deine Kinder geleistet und was hast du nach deinem Tod davon? (Also jetzt rein leistungsbezogen.) Nein, leider noch nicht - werde ich mir gleich mal besorgen und bei Gelegenheit lesen. Das mit der Motivation kann ich gut nachvollziehen - so habe ich in meiner Kindheit auch gedacht. Aber ist das nicht eine Ideologiefrage. Ich bin absolut nicht für Kommunismus. Aber was hat Vererben abschaffen mit Kommunismus zu tun? Ich bin ja nicht dagegen dass man sich zu Lebzeiten extrem viel Wohlstand leisten kann. Ich bin nur dafür, dass das nicht automatisch ohne Bedingungen an die nächste Generation weiter geht. Ist auch eine Blickwinkelfrage. Wenn ich es vom Blickwinkel "ich vererbe es an alle Nachkommen aller Menschen" sieht, dann könnte das auch motivieren. Schafft Vererben nicht viel Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt. Wenn ich mir jetzt irgendwelche ausländische Regime anschaue bis zu superreichen Österreichern entsteht für mich der Eindruck, dass man mit sehr viel Geld Menschen gewaltig manipulieren und auch ausnützen kann. Was beweisen würde, dass der Mensch auch nur ein Tier mit höheren Fähigkeiten ist. Weiter würde es beweisen, dass Menschen eine von Geburt an vorgegebene Lebensmöglichkeit mit auf den Lebensweg bekommen. D.h. es können nicht alle Menschen gleich viel erreichen, auch wenn die intellektuellen Fähigkeiten vorhanden sind. Somit unterscheidet sich unsere Gesellschaft gar nicht so stark von früheren Generationen (wo es noch Adelige gab - nur mit dem Unterschied, dass diese halt heute "Superreiche" heißen).
Das wär ja eine "Enteignung auf den Tod" und somit wohl kommunistisch, weil es dir die Möglichkeit nimmt, dein Vermögen nach eigenem Gutdünken weiterzuvererben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es unter solchen Umständen nichts mehr zu erben gäbe, weil jeder sein Hab und Gut verprassen würde, bevor ihn der Tod ereilt. Gespart würde also nichts mehr, und jeden Eigentumserwerb würde man sich dreimal überlegen und dann wahrscheinlich doch davon absehen.
Aber genau das ist ja meines Erachtens pervers. Wenn jemand tot ist, lebt er nicht mehr, ist also als Mensch nicht mehr vorhanden (also geistig) und kann somit auch keine willentliche Entscheidung mehr treffen. D.h. entweder man verschenkt was zu Lebzeiten oder halt gar nicht. Sparen würde man nach wie vor, da man ja nicht weiß, wie lange man lebt. Das mit dem Verprassen wäre volkswirtschaftlich sogar sinnvoll, da alles Vermögen wieder den arbeitenden Menschen zugeht. D.h. es gäbe einen größeren Cashflow und somit mehr Leistung und weniger brachliegendes Kapital. Dann wäre es vielleicht auch wieder im Interesse aller Bürger eine lebenswerte Gesellschaft zu hinterlassen - da die folgende Generation nicht über unbegrenzte Mittel verfügt (bzw. möchte ich nicht wissen, wie es Menschen ergeht, die sich nicht um folgende Generationen kümmern - die würden wahrscheinlich ausgeschlossen werden). Außerdem wäre somit das Interesse Eltern nur aus "Erbschaftsgründen" zu pflegen verschwunden. D.h. es gäbe kein finanzielles Interesse mehr und somit hoffentlich mehr Menschlichkeit. Mir ist klar, dass ich das viel zu romantisch sehe - aber wenn wir uns nur ein bisschen vom Besitzdenken weg bewegen würden, würde das allen Menschen was bringen. Und außerdem gibt es sowieso nur ein Eigentum auf Lebenszeit. Mitnehmen kann man eh nix.
Ja, was mir noch einfällt --> du kannst auch jetzt schon nicht nach gut dünken vererben. Wenn du Kinder hast, bekommen die einen gesetzlichen Mindestanteil, egal ob du das willst oder nicht. Oder genauso hat dein Ehepartner Anspruch auf einen Anteil.
Ist eigentlich sehr einfach zu beantworten. Weil eine Umverteilung keine soziale Gerechtigkeit gewährleistet. Warum sollte man Geld durch Verzicht ersparen, bzw. es vermehren und anderen geben, die ihres ausgeben? Dein Vorschlag würde dazu führen, dass alle das verbrauchen was sie haben und es gäbe gar nix zum verteilen.
hallo fröhlicher papa !, ich versuche es anhand meines beispieles zu erklären. als mein mann und ich noch sehr jung waren haben wir auf jeden spaß im leben verzichtet. wir machten keinen urlaub, hatten kein eigenes auto, gingen nie aus und waren mit UNS zufrieden. wir waren die letzten der familie, die ein handy hatten . mein mann studierte und ging nebenbei arbeiten und schaffte den abschlußin mindestzeit und auszeichnung. ich war berufstätig. die erste große anschaffung war ein gebrauchter kleinwagen. wir hatten ein ziel. wir wollten das haus bauen, (und zwar selbst mit unseren eigenen händen) das mein mann monatelang geplant hat. irgendwann wurde aus dem traum wirklichkeit. die nächsten jahre waren wir zu jeder minute und bei jedem wetter hausbauen und das war wirklich nicht immer der große spaß. vieles, was man nicht sieht muss gemacht werden auch wenn einem die minusgrade um die ohren pfeifen , aber wir haben uns das so ausgesucht und wollten das so haben. nach einigen monaten nahm das projekt haus auch gestalt an und wir setzten uns ein ziel für den umzug. jedes einzelne verbaute teil habenn wir in unserr hand gehalten und vorallem vorher erarbeitet und versteuert.viele blutblase ab den händen und kleinere verletungen gehören auch dazu. nur ganz wenige arbeitsschritte mussten wir zukaufen z.b. gasleitung verlegen. bei größeren arbeiten wir dachstuhl aufstellen und dach decken haben wir mitgearbeitet. irgendwann war das häuschen soweit, dass ich sagen kann nicht ganz vertig aber immerhin bezugsfertig. in dieses projekt ging viel freizeit , körperliche anstrengung und vorallem geld hinein. dann kam unser erstes baby und demnächst unser zweites.sollten wir mal der meinung sein, dass ich zu alt für ein haus bin, oder vorher was unvorhersehbares passieren so möchte ich, dass meine töchter einen vorteil von unseren entbehrungen haben und nicht die allgemeinheit. denn ich finde es im gegensatz zu dir nicht gerecht, wenn sich die allgemeinheit ein weiteres mal daran bereichert , dass wir uns die finger wund gearbeitet haben. immerhin war die allgemeinheit auch zu keinem zeitpunkt da und hat uns beim schaufeln ..... geholfen und meine kinder stehen mir nun mal näher als die allgemeinheit. aber damit es nicht so aussieht, alsob mir die welt egal wäre, .... wie schon geschrieben hat mein mann ein abgeschlossenes studium und da fallen für die allgemenheit monat für monat hohe summen (steuern) ab
Es zwingt dich keiner zu vererben. Du kannst deinen Besitz verscherbeln und das Geld auch ausgeben. Überlege doch mal weiter, welche volkswirtschaftlichen Konsequenzen deine Überlegungen hätte. Wäre der Kommunismus ein erfolgreiches Konzept, hätte er sich schon längst durchgesetzt.
Ja, aber nur weil wir so leben heißt das ja nicht, dass vererben an die Allgemeinheit nicht gleich bedeutend sein kann mit "die anderen helfen mir zu Lebzeiten". Vielleicht liese sich die Denkweise der Menschen ändern. Das muss ja nicht zwingend so sein, dass wir nur arbeiten, weil wir dafür Geld bekommen (es gibt eh immer mehr Roboterarbeit --> und Roboter werder irgendwann Roboter bauen) --> d.h. es wird vielleicht irgendwann möglich sein, dass wir nicht mehr von Dienstleistung abhängig sind. Ich hab auch ein Studium würde aber niemals auf den Gedanken kommen das als Rechfertigung für Vererbung heranzuziehen. Die Ausbildung hat dem österreichischen Steuerzahler verdammt viel Geld gekostet, da ist es nur fair, wenn ich nun als Akademiker wieder viel Geld zurück zahle in Form von Steuern. Und so gut wie in Österreich geht es fast niemanden auf der ganzen Welt - auch nicht in den USA (auch wenn die wesentlich weniger Steuern zahlen - dafür müssen die alles selbst bezahlen)
Hier liegt der Trugschluss --> Kommunismus lt. Wikipedia (s. auch Wikipedia Deutsch: Kommunismus ) "... Kommunismus (vom Wikipedia Deutsch: Latein communis Wikipedia Deutsch: Gemeinschaft ) bezeichnet politische Lehren und Bewegungen, die zuerst die Wikipedia Deutsch: Kollektiveigentum zum Ziel haben, im weiteren Sinne die Wikipedia Deutsch: Klassenlose_Gesellschaft , in der das Wikipedia Deutsch: Privateigentum an Wikipedia Deutsch: Produktionsmittel aufgehoben sein und die Produktion des gesellschaftlichen Lebens Wikipedia Deutsch: Rationalit%25C3%25A4t und Wikipedia Deutsch: Gemeinschaft geplant und durchgeführt werden soll..." Es geht mir aber überhaupt nicht um - Planwirtschaft - Aufhebung von Privateigentum - etc. Mir geht es nur darum, dass Vermögen nur auf Lebenszeit besteht --> d.h. wenn jemand stirbt geht alles angehäufte Vermögen (das zu Lebzeiten nicht ausgegeben wurde) wieder an die Allgemeinheit zurück. Wenn also jemand andere zu Lebzeiten ausbeutet, bekommt es die Allgemeinheit spätestens zu dessen Ableben wieder zurück. Ist also weit fairer als jetzt (finde ich zumindest)
Ja, nur macht der Pflichtteil 25% aus... (also bei einem Vermögen von 1 Mio EUR macht das immer noch 250.000 EUR - bei Halbierung des Pflichtteils)
Wie Inkale schon schrieb: alles zu Lebzeiten anbringen. Kurbelt die Wirtschaft an (dient also der Allgemeinheit) oder wird gespendet.
Akademiker zahlen im Schnitt weit mehr Steuern, als sie vorher für ihre Ausbildung von staatlicher Seite zur Verfügung gestellt bekommen haben. Und sonst schließe ich mich @inkales letztem Statement an. Ich denke mit Grauen an die chinesische Kulturrevolution und die 40 Mio. Toten Anfang der 60er Jahre. Die Verantwortlichen hatten ungefähr deine Einstellung.
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