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  1. Etwas

    VIP

    Hallo an alle.

    Da hier im Forum und anderswo die Thematik der Vorhaut der Jungs immer wieder auf den Tisch kommt und viele Eltern besorgt, habe ich mich entschlossen, aufgrund eigener notwendiger jahrelanger Recherche zu diesem Thema meine gesammelten Informationen zusammen zu fassen und hier aufzuschreiben um so einen Großteil des Informationsbedarfs zu diesem Thema zu stillen.
    Insbesondere der Umstand, dass Probleme in diesem Bereich von ärztlicher Seite nur allzu gern und zumeist viel zu früh mit einem "ganz harmlosen kleinen Eingriff" (gemeint ist eine Teil- oder Vollbeschneidung der Vorhaut) gelöst werden, veranlasste mich zu diesen besagten Recherchen.
    Hier möchte ich nun ausführlich informieren, Alternativen aufzeigen und besorgten Eltern ihre (berechtigten) Ängste diesbezüglich nehmen.

    Grundsätzlich kann man mal eines sagen:
    Ein Kind vor der Pubertät darf problemlos eine Phimose bzw. eine verklebte - auf jeden Fall eine nicht zurückziehbare - Vorhaut haben! Dies ist NICHTS krankhaftes und NICHTS, was behandelt werden muss. Denn vor der Pubertät ist dieser Zustand völlig normal und vertretbar!

    Einzig wenn die nicht zurückschiebbare Vorhaut erhebliche Probleme macht, muss man schon vorher über entsprechende Maßnahmen - die jedoch noch lange nicht OP heißen müssen - nachdenken.
    Diese Probleme wären:
    • Erhebliche Schmerzen bei der Erektion oder beim Pieseln und/oder
    • Immer wiederkehrende Entzündungen der Vorhaut und/oder der Eichel
    Dies sind die einzigen Umstände, die ein umgehendes Handeln nötig machen (aus logischen Gründen). Alles andere, das heißt:
    • keine Eichel sichtbar, egal wie man die Vorhaut zurückschiebt
    • Stecknadelkopfgroße Vorhautöffnung
    • Aufblähen der Vorhaut beim pieseln (soweit schmerzlos)
    • Schiefes pullern (d. h. kein "zielen" können)
    • Einmalige bzw. seltene Entzündung
    ist kein Grund für eine OP.
    Denn diese Sachen sind vor der Pubertät in keinster Weise relevant.

    Die Vorhaut ist natürlicherweise ab Geburt mit der Eichel fest verbunden (verklebt). Diese Verklebung ist wichtig (sie ist u. a. ein Schutz gegen die agressiven Keimverbindungen, die im warmen Windelklima entstehen) und darf keinesfalls durch Zurückschiebenwollen der Vorhaut oder nach-hinten-reißen oder sonstwie vorzeitig getrennt werden. Diese Verklebung löst sich bei Zeiten von selbst ab. Wann diese Zeit ist, ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Bei manchen ist es schon mit wenigen Lebensmonaten frei, bei anderen Jungs ist die Verbindung noch mit 10/11 Jahren fest.
    Solange diese Verklebung besteht kann - egal wie weit oder eng die Vorhautöffnung ist - die Vorhaut nicht bzw. nur bis zur verklebten Stelle zurückgezogen werden. Das bedeutet, dass eine nicht zurückziehbare Vorhaut nicht zwangsläufig eine Vorhautverengung bedeutet, sondern es auch sehr gut sein kann, dass drunter die Vorhaut schlichtweg noch mit der Eichel verbunden ist.
    Schon aus diesem Grund sind eine Vielzahl der Phimose-Diagnosen glatte Fehldiagnosen. Insbesondere unter 3-4 Jahren kann eine tatsächliche Phimose, also eine zu enge Vorhautöffnung nicht von einer verklebten und deshalb nicht zurückziehbaren Vorhaut unterschieden werden. Doch für viele Ärzte gilt das Pauschalurteil: Vorhaut nicht zurückziehbar = Phimose (Vorhautverengung) = Beschneidung. Ein jeder Arzt der so agiert ist ein Kurpfuscher und das Papier für seine Aprobation nicht wert!

    So sich eine Vorhautverklebung bis ins Pubertätsalter noch hartnäckig hält, gibt es eine Vielzahl an Salbenpräparaten (hormon- oder kortisonhaltig, wobei aufgrund des geringeren Risiko's von Nebenwirkungen dem Kortison der Vorzug zu geben ist) zur Unterstützung der Ablösung.
    Absolut abzuraten ist von chirurgischen Ablösungsmaßnahmen mittels Knopflochsonde nach vorheriger Lokalanästhesie!!
    Diese Sonde tut nichts anderes als Vorhaut u. Eichel schlichtweg auseinander zu reißen (quasi wie ein Schälmesser). Dadurch entstehen offene Wunden an Vorhaut und Eichel, welche
    a) höllisch brennen (besonders beim pieseln) und
    b) wieder narbig zusammen wachsen. So die Vorhaut min. 14 Tage danach nicht konsequent min. 3 mal am Tag ganz zurück- und wieder vor bewegt wird (wir erinnern uns: offene Wunde) wachsen diese offenen Wunden narbig zusammen. Ergebnis ist eine unelastisch (weil narbig) gewordene innere Vorhaut und Eichel. Unter Umständen ist mit dieser Maßnahme der Grundstein für eine tatsächlich notwendige OP gelegt, denn es kann gut sein dass die Vorhaut zu eng zusammen wächst, aufgrund des Narbengewebes aber nicht mehr dehnbar ist.
    Schlimmstenfalls wachsen Vorhaut u. Eichel an den auseinander gerissenen Stellen sogar wieder zusammen, diesmal jedoch nicht mit leichter "Klebehaut", sondern mit narbiger Keimhaut. Ergebnis ist eine feste und widerstandsfähige Hautverbindung, die sich - im Gegensatz zur natürlichen Verklebung - nicht mehr von selbst ablöst, sondern dann tatsächlich nur noch chirurgisch getrennt, d. h. erneut abgeschält, werden muss. Hierbei wird jedoch die Vorhaut fast zwangsläufig zerstört, so dass diese hinterher tatsächlich entfernt werden muss.
    Somit rate ich ganz dringend von den immer wieder so gern vom Arzt empfohlenen Vorhautlösungen (die obendrein selbst für den Jungen trotz angeblicher Betäubung unheimlich schmerzhaft ist) unbedingt ab!!!

    Nun zur eigentlichen Phimose (Vorhautverengung):

    Für Vorhautprobleme werden von Ärzten die unterschiedlichsten Daten, wann diese behoben sein müssten, genannt.
    Die einen sagen "spätestens zum 2. Lebensjahr", der nächste sagt "zum 3. Geburtstag", die anderen sagen "spätestens zur Einschulung".
    Von all diesen und noch vielen weiteren Daten kann man sich eines merken: gar keines!
    Die Antwort ist nämlich viel simpler:
    Wenn der Junge sein "erstes Mal" hat, sollten alle Vorhautprobleme vom Tisch sein. Dann und zwar erst dann. Vorher kann alles in Ruhe gelassen und abgewartet werden.
    Nun hört man verschiedene Stimmen aufschreien Oh Gott, oh Gott, das ist doch viel zu spät. Zu spät wofür?
    Stichpunkt Hygiene:
    Im Kindesalter werden unter der Vorhaut noch keine Stoffe gebildet, die täglicher Entfernung bedürften. Somit muss die Vorhaut zum waschen schonmal nicht zurückgezogen werden. So sie noch mit der Eichel verklebt ist, kann sich drunter eh nichts ansammeln.
    Erektionen?
    Die hat ein Junge schon im Mutterleib. Da hat er aber auch schon eine (noch nicht zurückziehbare) Vorhaut. Und kein Junge steht im Mutterleib Schmerzen wegen einer nicht zurückziehbaren Vorhaut durch. Viel mehr längt sich die Vorhaut ganz problemlos mit und macht so das "Längenwachstum" des Penis während einer Erektion ohne weiteres mit.
    Man braucht auch nicht zu erschrecken wenn die Eichel sich dabei unter der Vorhaut abzeichnet und "eingequetscht" aussieht. Ist sie nicht! Denn die Vorhaut ist äußerst dehnbar, und genau das tut sie auch!
    Was aber wenn der Junge mit 9/10/11 Jahren beginnt, seinen Penis zu "entdecken" und sich selbst zu befriedigen?
    Dies kann der Bub auch problemlos mit Vorhaut, auch wenn diese noch keinen Millimeter über die Eichel geht.
    Mehr noch: Durch die hierbei mit der Vorhaut ausgeübte Bewegung werden eventuell noch vorhandene Verklebungen der Vorhaut oder auch eine zu enge Vorhautöffnung sehr wirkungsvoll "trainiert" und somit erledigen sich spätestens dann die meisten Vorhautprobleme mit ein bisschen Zeit ganz von selbst.

    - Fortsetzung folgt -
     
  2. Etwas

    VIP

    Was also ist zu tun?

    Die Antwort ist wieder relativ simpel: NICHTS (vorausgesetzt natürlich, dass der momentane Zustand keines der o. g. Probleme verursacht).

    So die Vorhaut mit ca. 9-10 Jahren noch immer kein bisschen zurückzuschieben ist, kann dann - gemeinsam mit dem Jungen - über eine Maßnahme nachgedacht werden.
    Eine solche Maßnahme ist z. B. der Versuch, die Vorhaut durch vorsichtiges Dehnen unter Zuhilfenahme spezieller Salben (kortisonhaltig, z. B. mit dem Inhaltsstoff "Beta-" oder "Dexamethason" - von östrogenhaltigen Hormonsalben möchte ich, trotz ebenfalls guter Wirkung, aufgrund der hormonellen Einwirkung auf einen pubertierenden Körper abraten) entsprechend gangbar zu machen.
    Märchen wie "das funktioniert nur bei Verklebungen oder leichten Phimosen" kann man dabei getrost an den Nagel hängen.
    Eine Vielzahl von Studien belegt, dass sogar stärkste Phimosen, bei denen JEDER Arzt nach einer OP schreien würde, mittels Salben-Dehntherapie behandelt werden können.
    Auch Märchen wie "Dehnung hilft nicht dauerhaft" oder ähnliches gehören auf den Müll.
    Die Vorhautdehnung hat, sofern gewissenhaft und regelmäßig ausgeführt, einen dauerhaften Erfolg. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Vorhaut auch nach der eigentlichen Behandlung (die aufgrund der Salbenpräparate 6 Wochen am Stück nicht überschreiten darf) gelegentlich bewegt wird. Auch muss der Körper des Jungen hormonell schon so weit sein, die Vorhaut aufzulockern (denn dies ist größtenteils ein hormoneller Prozess, der zumeist ganz von selbst stattfindet). Aus diesem Grund macht es absolut keinen Sinn, schon bei 2-/3-/4-Jährigen (oder gar noch jüngeren Kindern) mit Salbe und Dehnung "ran" zu wollen. Da wird sich die Vorhaut tatsächlich nach der Behandlung wieder verengen, weil eine Aufweitung vom Körper in dem Alter noch nicht vorgesehen ist (es gilt zu bedenken: Vorhautverklebung und -verengung sind natürliche Schutzfunktionen des Körpers, die erst zur gegebenen Zeit von diesem selbst aufgegeben werden). Faktisch kann man sagen, dass eine gezielte Vorhautdehnung vor einem Alter von ca. 9 Jahren kaum einen Sinn hat.
    Auch ist eine Vorhautdehnung keinesfalls schmerzhaft oder für den Jungen irgendwie Quälerei. Wenn doch, so wird sie falsch durchgeführt. Die Dehnung der Vorhaut erfolgt damit dass die Vorhaut mit der Salbe von außen eingecremt wird und die Salbe anschließend ca. 5 Min. einwirken gelassen wird.
    Danach schiebt man (am besten macht der Junge das selbst) die Vorhaut mit 2 Fingern locker so weit zurück, wie dies ohne Schmerzen und ohne Kraftanwendung möglich ist. Sobald ein Widerstand spürbar wird bzw. die Vorhaut zu ziehen anfängt, direkt loslassen und diese wieder nach vorn gleiten lassen. Dann gleiches Spielchen von neuem.
    Diese Behandlung führt man täglich 2 mal für ca. 5-10 Min. durch. Ideal hierfür ist abends nach dem Duschen/Baden, denn dann ist die Vorhaut ohnehin schon aufgeweicht und lässt sich, zusammen mit der Salbe, dann besonders gut dehnen.
    Keinesfalls sollten diese "Übungen" ohne Hilfe, also ohne Salbe oder Aufweichen durchgeführt werden. Dann ist die Haut spröde und rissig und reißt statt sich zu dehnen. Diese Risse sind für das bloße Auge nicht sichtbar, jedoch vorhanden. Sie verheilen ebenfalls narbig und führen dann zu einer immer unelastischer werden den Vorhaut, die irgendwann überhaupt nicht mehr dehnbar und eng ist.

    Die 6 Wochen Behandlungszeit sind rum und die Vorhaut geht immer noch kein bisschen?
    OK, macht nichts. Es ist ein menschlicher Körper und der funktioniert nicht auf Knopfdruck. So kann es eben sein, dass auch die Vorhautdehnung nicht gleich beim ersten Mal funktioniert.
    Davon nicht entmutigen lassen, sondern stattdessen eine min. 4-Wöchige Pause einfügen und danach einfach nochmal versuchen.
    Während dieser 4-Wöchigen Pause können Sie (bzw. Ihr Junge) die Behandlung aber weiterführen. Verwenden Sie statt einer speziellen Salbe einfach Babyöl oder - dies gilt als sehr wirksamer Geheimtipp - Dammmassageöl von Weleda. Tragen Sie dies wie die Salbe auf die Vorhautspitze auf und massieren Sie dies kurz ein. Danach die Vorhaut wie oben beschrieben bewegen.

    Sie haben mehrere Versuche hinter sich und es hat sich nichts getan?

    OK, nun kommt es drauf an was Ihr Junge möchte. Möchte er es erstmal so lassen wie es ist, ist dies OK. Wie gesagt, vor seinem "ersten Mal" muss da noch nichts weiter "funktionieren". Sie brauchen Ihren Sohn nicht "gewaltsam" von einer OP überzeugen zu wollen. Wenn ihn der Zustand seiner Vorhaut stört, wird er sich schon entsprechend mitteilen bzw. selbst erkundigen gehen (denn ab 14 können Kinder ja auch ohne ihre Eltern einen Arzt aufsuchen).

    Möchte Ihr Junge das "Problem" anderweitig behoben haben oder ist aufgrund von Problemen schon vorher eine OP nötig, so gibt es nun verschiedene Möglichkeiten:
    • Die Vorhaut wird radikal (also vollständig entfernt)
    • Die Vorhaut wird um den verengten Teil gekürzt (Teilbeschneidung)
    • Die Vorhaut wird vollständig erhalten, die Engstelle jedoch mittels einer speziellen Schnitttechnik erweitert (Vorhautplastik, "Triple-Inzision" genannt).
    Vor dem Hintergrund dass die Vorhaut keineswegs ein funktionsloses und überflüssiges Stück Haut, sondern aufgrund von mehreren tausend dort endenden Nervensträngen vielmehr ein wahres Gefühlszentrum ist und es bei dieser Entscheidung um das intimste Stück des Jungen geht, mit dem er für den ganzen Rest seines Lebens zu leben hat, sollte die Wahl eigentlich immer für die Triple-Inzision ausfallen.
    Entgegen der Behauptung diverser Ärzte (zumeist ausgerechnet derer, die diese noch relativ neue OP-Technik nicht selbst beherrschen) führt diese OP-Technik zu einem kosmetisch hervorragenden (weil nahezu unsichtbaren) Ergebnis und kann in jedem Alter und egal bei welchem Grad der Verengung/Verklebung durchgeführt werden.
    Eine ausführliche Beschreibung hierzu hat Prof. Dr. Michael Rauchenwald in seinem "Plädoyer für die Vorhaut" verfasst. Hier ist auch die angesprochene Schnitttechnik nochmal genau abgebildet.

    Lassen Sie sich bei der Wahl der OP-Technik von nichts und niemandem "belabern". Es gibt keinen Grund, statt der Inzision eine andere Beschneidungsart zu wählen. Ein beschnittener Penis bietet weder hygienische Vorteile noch birgt die Triple-Inzision das Risiko der erneuten Verengung. Im Gegensatz zur klassischen Teilbeschneidung, nach der die Vorhaut tatsächlich über Wochen hinweg regelmäßig weiter "trainiert" werden muss (damit die entstandene Wunde den Durchmesser der Eichel annimmt), kann die Vorhaut nach der Triple-Inzision erstmal in Ruhe abheilen. Danach sieht sie aus wie gänzlich unbehandelt, geht aber problemlos über die Eichel.

    Wichtig ist letztendlich eines:
    Ihr Junge muss sich - wenn er schon eine OP an seinem intimsten Körperteil ertragen muss - mit dem Ergebnis wohlfühlen.
    Es existieren zahlreiche Berichte von Eltern, deren Jungs nach dem Aufwachen als erstes unter die Decke geschaut haben und verzweifelt fragten, wann die entfernte Haut wieder nachwächst.
    Ich habe selbst bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kinder- und Jugendgruppenbetreuung mehrfach erlebt, wie sich Jungs in der Schwimmbadumkleide während dem Umziehen oder Duschen verschämt in die Ecke Richtung Wand gedreht haben. Es stellte sich raus dass genau diese Jungs beschnitten waren und sich dafür sehr geschämt haben, teilweise (wegen Spotts anderer Jungen) auch "zurecht". Freilich kann und soll man einem Jungen die Notwendigkeit einer solchen OP (so sie denn wirklich notwendig war) erklären. Ändern tut dies jedoch für die Jungs selbst erst einmal nichts. Darum sollte - wenn irgend möglich - immer der Versuch unternommen werden, ohne Eingriff etwas zu beheben.

    Es ist übrigens auch ein weit verbreiteter Irrtum, Jungs würden eine OP in jüngeren Jahren besser wegstecken als später.
    Eher das Gegenteil ist der Fall:
    In jungen Jahren verstehen die Jungs überhaupt nicht, warum nun jemand an ihrem "Teil" herumdoktern muss. Sie werden vor vollendete Tatsachen gestellt und nicht wenige Jungs erschrecken, wenn sie das Ergebnis hinterher zum ersten Mal betrachten.
    Hingegen kann man einem älteren Jungen, der möglichst den vorangegangenen Behandlungsversuch ohne OP selbst durchgeführt hat, viel besser erklären, warum die OP nötig ist bzw. irgendwann nötig wird. Zusätzlich kann und soll der Junge SELBST mit entscheiden und gegebenenfalls auch "NEIN" sagen dürfen (sofern dies medizinisch vertretbar ist, was es - außer bei akuten Problemen - immer ist). Bedrängen Sie Ihren Sohn keinesfalls zu einer OP. Das hat keinen Sinn und schafft kein Verständnis sondern bestenfalls noch mehr Gegenwehr oder aber sie zwingen ihn, was man, wenn es um das intimste Körperteil geht, jedoch tunlichst unterlassen sollte! Erklären Sie Ihrem Sohn das "was" und "wie" seinen Penis betreffend, dann kann er selbst entscheiden ob und wann er die OP möchte. Zeigen Sie dabei keine falsche Scham. Wie ein Arm und ein Bein bzw. ein Auge und ein Ohr funktioniert, erklären Sie Ihrem Sohn ja auch.



    Soweit zu den Punkten Vorhaut und Vorhautprobleme.

    - Fortsetzung folgt -
     
  3. Etwas

    VIP

    Wie gehe ich jetzt also mit der noch engen/verklebten Vorhaut meines Jungen um?

    Kurz gesagt:
    Wie mit jedem anderen Körperteil auch. Nicht übermäßig waschen, aber eben auch nicht vernachlässigen. Sitzt Ihr Sohn in der Wanne, wird der Penis natürlich schon damit mit gereinigt. Extra nochmal mit dem Waschlappen abschrubben ist unnötig.
    Apropos Wanne:
    Unbedingt vermieden werden sollten irgendwelche Badezusätze, "Modeduschgels" etc. Mögen sie noch so gut duften, sie schaden - gerade der zarten Kinderhaut - mehr als sie nützen. Sie trocknen sie aus, machen sie spröde, rissig und anfällig. Gerade bei der zarten Kinderhaut will man das natürlich vermeiden und erst recht bei der noch engen und dadurch empfindlicheren Vorhaut. Denn spröde Haut, die mit Urin etc. in Berührung kommt ist natürlich viel schneller gereizt und neigt zur Entzündung.
    Klares Wasser, vielleicht versetzt mit ein Wenig Kernseife, ist sprichwörtliches Balsam für die Kinderhaut. Mehr braucht es nicht.
    Will man den sprichwörtlich "glatten u. zarten Kinderpopo" haben, kann man einen Schuss Mandelöl mit ins Badewasser geben. Aber VORSICHT: Hinterher Wanne auswischen - Rutschgefahr!!!

    Was ist wenn der Junge pullern muss? Das sammelt sich doch unter der Vorhaut...

    Das stimmt. Allerdings kann man dieses Problem relativ leicht lösen.

    Grundsätzlich sollte sich ein Junge ohnehin zum pullern hinsetzen, schon allein der Sauberkeit der Toilette wegen.
    Gerade bei Jungs, deren Vorhaut noch nicht zurückschiebbar ist, wird dies aus einem anderen Grund besonders wichtig:

    Pullert ein Junge im stehen, so beeilt er sich hierfür meist (denn es geht ja schneller und bequemer). Dies hat aber nicht nur die Verschmutzung des Klo's zur Folge (auch wenn er noch so gut zielt, es spritzt trotzdem), sondern auch dass die Blase bzw. die Harnröhre sich nicht vollständig entleert. Das wiederum bewirkt, dass der Rest sich beim anziehen der Hose in selbige ergießt. Der Urin reagiert mit dem Sauerstoff und wird sauer. Neben der Geruchsentwicklung hat das zur Folge, dass der mit Urin getränkte Stoff nun permanent an der Vorhaut reibt und diese sehr stark reizt, und zwar über STUNDEN. Dass die Vorhaut dies irgendwann mit Rötung oder gar einer Entzündung dankt, kann man sich sicher ausmalen.

    Im sitzen jedoch lassen sich die Jungs weitaus länger Zeit. Zusätzlich können Blase und Harnröhre aufgrund der leicht "hängenden" Position komplett leer laufen. Dies vermeidet die o. g. Problematik. Die Unterhose bleibt trocken, Blase und Harnwege sind komplett leer (was obendrein den Vorteil hat, dass es bis zum nächsten "müssen" länger dauert). Die Vorhaut wird geschont, da die Unterhose trocken ist.
    Und obendrein bleibt die benutzte Toilette garantiert 100%ig sauber.

    Noch weiter steigern lässt sich dieser Effekt, indem man die Vorhautspitze nach dem pullern mit einem Blättchen Toilettenpapier abtupft. Damit entfernt man auch den letzten Rest Urin aus den Falten der Vorhaut. So "gerüstet" kann faktisch nichts mehr passieren und Entzündungen, Rötungen etc. sind größtenteils vergessen.

    Wenn es irgend geht sollte man - um den Vorteil nicht wieder zunichte zu machen - auch unterwegs darauf achten, dass die Jungs sich zum pullern hinsetzen. Bedeutet bei kleineren Jungs natürlich zumeist, dass die Eltern mithelfen, sprich die Kleinen "abhalten", so wie man es bei Mädchen draußen tut. Falls Sie nun sagen "oh Gott, 20 kg kann ich nicht mehr heben" - keine Panik. Es gibt sehr rückenschonende Haltemethoden, bei denen das Kind trotzdem "sitzt", Sie aber nur einen Bruchteil seines Gewichts heben müssen. Lassen Sie z. B. beim abhalten einfach die Füßes Ihres Jungen auf dem Boden stehen. So tragen max. nur die Hälfte seines Gewichts und der Junge "sitzt" trotzdem.
    Älteren Jungs kann man dann beibringen wie man sich hinhockt.
    Egal wie, stehendes pullern sollte man wirklich aus den genannten Gründen vermeiden.

    So dumm und abwägig es erstmal klingt - es HILFT, Entzündungen und Hautreizungen durch feuchten Unterhosenstoff zu vermeiden. Die Harnwege laufen wirklich besser leer. Es macht einen erheblichen Unterschied. Zudem vermeidet man so das Risiko, dass der Strahl beim pullern doch die Hose nass macht und der Junge doch wieder den feuchten Stoff auf der Haut hat. Beim abhalten bleibt - nach ein bisschen Übung - garantiert alles trocken. Obendrein muss man die Jungs viel weniger "auspacken" als im stehen.

    Was aber, wenn's jetzt doch mal so weit gekommen ist und die Vorhaut gereizt oder entzündet ist?

    Auch hier gilt:
    KEINE PANIK.
    Meist sieht die Geschichte schlimmer aus als sie ist. Zuerst sollten Bäder in einer schwachen Betaisodona-Lösung gemacht werden. Natürlich muss der Junge hierfür nicht komplett im Wasser sitzen. Ein sehr beliebter Trick ist, die Lösung in einem kleinen Trinkglas anzumachen und dann nur den Penis des Jungen dort rein zu tauchen. Das reicht auch.
    Reicht das noch nicht und die Entzündung wird nicht besser oder kommt gar Eiter aus der Vorhaut, so ist doch ein Arztbesuch angezeigt. U. U. muss dann mit Antibiotika nachgeholfen werden. Lasse Sie sich jedoch keinesfalls zu einer OP überreden. Kein Arzt würde irgendein Körperteil wegen einer Entzündung gleich abschneiden. Warum also bei der männlichen Vorhaut?

    Zusätzlich zu den Bädern in Betaisodona-Lösung gibt es noch ein weiteres, hervorragendes und obendrein pflanzliches Mittel zur Entzündungshemmung:
    Arnika! Am praktischsten ist zur Anwendung auf der Vorhaut Arnika-Balsam. Dieses wird - zumindest hier in Deutschland - als "Gelenk-Balsam" in der Drogerie verkauft. Arnika ist stark entzündungshemmend und -lindernd und, wie gesagt, rein pflanzlich.
    Zudem kühlt das besagte Balsam auch noch, so dass eine vorhandene Entzündung dadurch zusätzlich noch erträglicher wird. Desweiteren enthält dieses Balsam eine gehörige Portion Vaseline, welche die Vorhaut zusätzlich noch geschmeidig macht, was wiederum natürlich für jede Vorhautverengung von Vorteil ist.



    *************

    So, bis hier hin also mein Statement zum Thema Vorhaut. Es war sehr viel Information, aber ich hoffe, ich habe jetzt nichts mehr vergessen und konnte allen hier anfragenden Leuten ein bisschen Information da lassen.

    Nochmal zusammenfassend:

    • Eine OP vor der Pubertät ist (außer bei Schmerzen oder ständig wiederkehrenden Entzündungen) NIE erforderlich
    • Eine Vorhautverengung oder -verklebung kann vor bzw. in der Pubertät durch vorsichtiges Dehnen behandelt werden (Erfolgsraten zwischen 85 und 95 %!!)
    • Eine Beschneidungs-OP ist heutzutage nicht mehr erforderlich. Es existiert eine hervorragende OP-Technik, bei der die Vorhaut VOLLSTÄNDIG erhalten bleibt ("Triple-Inzision")
    • Vorhaut vor der Pubertät weitestgehend in Ruhe lassen. Kein "besonderes" waschen, keine Badezusätze, keine Duschgels. Jungs zum pullern IMMER hinsetzen, damit Harnwege leer laufen und so Entzündungen durch Urinreste vermieden werden
    • Bei Entzündungen helfen "Mini-Bäder" in Betaisodona-Lösung und das Auftragen von Arnika-Balsam.
    • Bei schlimmen Entzündungen Arzt aufsuchen. KEINE Beschneidung aufquatschen lassen. KEIN Körperteil wird wegen einer Entzündung entfernt, warum also die Vorhaut...


    Ich hoffe, mit diesen Informationen seid ihr alle gewappnet und könnt euch etwas entspannter zurücklehnen.
    Und ich hoffe, dass ich mit dieser nun fast 3-Stündigen Arbeit vielleicht ein paar Jungs vor dem Skalpell bewahre. Ich würde es mir wünschen.


    Danke für's Zulesen und viele Grüße
     
  4. urschl

    urschl Que Sera, Sera

    wow, danke für die info! das thema ist bei mir gerade aktuell, hört sich alles sehr venünftig an.:)
     
  5. Bina69

    VIP

    Echt ein grosse Danke, für diese Info.
    :wave:
     
  6. Danke, Merci , Grazie, Közönöm

    Jetzt habe ich endlich Argumente wenn ich wieder vollgequasselt werde, daß ich etwas bei meinem Sohn unternehmen soll. Intuitiv wußte ich sowieso ,daß ich abwarten kann solange er keine schmerzen hat.
     
  7. Bauchklang

    Bauchklang TeilzeitDompteuse

    danke für diese umfangreiche zusammenfassung!

    jetzt wo bei meinem sohn im herbst die einschulung ansteht steigt die elterliche verunsicherung ob eines eingriffes wieder. obwohl ich im grunde ja weiß wie wir damit umgehen müssen, daher tut es doppelt gut wieder geerdet zu werden.

    vielleicht kann man den beitrag anpinnen?
     
  8. Sonara

    Sonara Gast

    Danke! Ich wusst das zwar schon von unserer Kinderärztin, aber man kann diese Info nicht genug oft weitergeben!
    Also erzählt es auch bei Gelegenhiet weiter!

    :danke:
     
  9. vin

    vin another day in quicksand
    VIP

    Danke.

    Zum Glück haben wir einen vernünftigen Kinderarzt, der hat auch gemeint ich solls einfach in Ruh lassen solang es keine Probleme gibt. Und das klingt irgendwie logisch....;)
     
  10. WOW!
    vielen dank für die info!

    wär auch dafür, dass man den beitrag anpinnt!!!!!
     
  11. sabineh

    sabineh hält den Mund nicht

    Vielen Dank für deine Mühe!
    Alles LIebe
    Sabine
     
  12. Flower07

    Flower07 Teilnehmer/in

    Als "Fachmann" gratuliere ich auch sehr zu dem Artikel, da wirklich viele Kinderärzte und Urologen zu offensiv zur Zirkumzision raten.

    Entscheidend ist vor allem, dass die Vorhaut in den ersten Lebensjahren tatsächlich mit der Eichel physiologisch verklebt ist, und dass die nicht aktiv gelöst werden sollte (zB auch im Sinne eines "Trainings" beim Säugling!!). Das führt evtl. nur zu Verletzungen, und dann durch Narbenbildung wirklich zur Phimose.

    Einen Einwand habe ich noch zur Indikationsstellung der Operation:
    Man kann sehr wohl klinisch eine operationsbedürftige Phimose erkennen - zB in den Fällen, wo es zu ein oder zwei Entzüdungsepisoden kam, oder man die Harnröhrenöffnung nicht sieht (klinisch zB beim Aufballonieren der Vorhaut). Wenn man (wie gesagt als Fachmann!) dann eine operationsbedürftige Phimose erkennt, ist eine OP besser früh als spät durchzuführen. Über OP Technik - und wer eine solche OP durchführen soll - könnte man dann wieder ausführlich diskutieren ......
     
  13. Etwas

    VIP

    Hallo Flower,

    recht herzlichen Dank für deine Anerkennung (dies gilt übrigens auch allen anderen Antwortern hier).

    Deinem Einwand bzgl. Indikationsstellung einer OP-Bedürftigkeit kann ich allerdings nicht folgen.
    Unter anderem bei dem Punkt, eine OP-Bedürftigkeit nach ein oder zwei Entzündungen zu stellen halte ich für sehr heikel. Denn würde man jedes Körperteil nach einer oder zwei Entzündungen abschneiden, so hätten viele wahrscheinlich bereits nur noch einen Bruchteil an Zehen oder Fingern (Nagelbettentzündung), Augen (Bindehautentzündung) etc.
    Selbstverständlich sollen einem Kind nicht wieder und wieder schmerzhafte Entzündungen, womöglich noch eitrig, zugemutet werden. Das ist völlig klar.
    Bei der Indikationsstellung sollte sicherlich auch die Intensität der Entzündung(en) eine Rolle spielen. Eine leichte Vorhautentzündung mit Rötung, ggf. auch leichter Schwellung hat jeder Junge mal, ob mit Vorhautverengung oder nicht. Hierfür genügen schon Kleinigkeiten. Eine OP-Indikationsstellung wäre in diesem Fall jedoch absolut verkehrt, denn bei dieser Logik würde sich ergeben, auch eine nicht verengte Vorhaut nach ein oder zwei Entzündungen entfernen zu wollen und dies wiederum wäre nicht nur Blasphemie sondern medizinisch wie ethisch in höchstem Maße bedenklich, da die Ursache einer solchen Entzündung in diesem Fall die Vorhaut selbst gar nicht sein kann.
    Die OP-Indikation nun auf ausschließlich verengte Vorhäute zu beschränken ist ebenso wenig wirksam, da - wie oben beschrieben - Entzündungen in diesem Bereich sogar bei beschnittenen Jungs sowie bei Jungs ohne Phimose auftreten. Somit ist die Ursache woanders zu suchen und die Phimose nicht für die Entzündung verantwortlich und damit medizinisch nicht relevant.

    Auch das Nichterkennenkönnen der Harnröhrenöffnung ist absolut kein medizinisch vertretbarer Grund für eine OP. Denn dieser Zustand ist - gerade bei Säuglingen und Kleinkindern - normal und natürlich gewollt, denn logischerweise wäre die natürlich gewollte Schutzfunktion für die darunterliegenden Gewebe und Harnwege nicht mehr gegeben wenn die Vorhaut bis zur Harnröhrenöffnung zurückziehbar wäre. Somit ist es geradezu kontraindiziert (sprich: genau abzuraten), bei Vorliegen dieses Befunds eine Operation anzuordnen.

    Auch warum bei Aufblähen der Vorhaut eine Indikationsstellung zur OP gegeben sein soll, ist mir absolut nicht klar.
    Bereits im Jahre 2001 wurden hierzu vom University Hospital of Wales in Cardiff, UK, Untersuchungen darüber angestellt, inwieweit das Aufblähen der Vorhaut tatsächlich behindernd bzw. beeinträchtigend für die Blasen- und Nierenfunktion wirkt und daher eine Lösung dieses Problems von Nöten ist.
    Das ernüchternde Ergebnis:
    Die Blasen- und Nierenfunktion sowie die Urinflussmenge war bei ballonierender und nicht ballonierender Vorhaut nahezu gleich! Auch eine Verdickung der Blasenwände oder anderweitige funktionelle Abweichungen konnten nicht festgestellt werden.
    Zu lesen unter folgendem Link: http://www.cirp.org/library/normal/babu1/
    Da es für das Aufblähen der Vorhaut sehr vielfältige Ursachen gibt und diese zumeist banalerweise darin liegt, dass sich lediglich einzelne Hautschüppchen der sich lösenden Vorhautverklebung vorübergehend vor die noch enge Vorhautöffnung gelegt haben und deshalb den Abfluss vorübergehend etwas "bremsen", ist eine Operation rein aus diesem Grund ebenfalls nicht anzuraten.
    Selbst im Falle einer Abflussstauung als Folge einer tatsächlich zu engen Vorhautöffnung ist eine Operationsindikation nur dann gegeben, wenn der Junge selbst tatsächlich Beeinträchtigungen hierdurch erleidet, sprich, wenn er sich zum pullern wirklich "anstrengen" muss, ähnlich als hätte er Verstopfung. Dieser Zustand ist der EINZIGE, der eine baldige Lösung des Problems von Nöten macht. Diese Lösung kann dann aber ebenso gut die vorzeitige Salben-/Dehntherapie bedeuten und muss nicht direkt durch eine OP herbeigeführt werden.
    Ein Aufblähen der Vorhaut, bei der der Urin dann aber trotzdem vollständig abläuft (wenn auch langsamer) ist KEIN OP-Grund.
     
  14. sabineh

    sabineh hält den Mund nicht

    Mein Sohn hatte im Alter von drei Jahren vier oder fünf sehr heftige Entzündungen, uns wurde von allen konsultierten Ärzten (nur der Hausarzt meinte, dass wir nicht operieren sollten) zur OP geraten.
    Heute hat mein Kind gar nichts mehr und die ehemals stecknadelkopfgroße Öffnung ist ganz weit geworden. Mein Sohn (8) kann die Vorhaut inzwischen fast zurückziehen.
    Ich habe jede Entzündung konservativ mit Beta Isodona-Spülungen und antibiotischer Salbe behandelt. Und ich habe akribisch genau geschaut, ob wieder eine Entzündung im Anmarsch ist. Bei einer stärkeren Rötung reichte jeweils dann die einmalige Anwendung der antibiotischen Salbe.
     
  15. Nadz

    Nadz Gast

    Danke , für deine super Zusammenfassung!!!
    Hätte ich das schon vor ein paar Jahren gewußt, hätte ich meinem Sohn einiges erspart.
    Der Beitrag gehört unbedingt angepinnt.
     
  16. Etwas

    VIP

    Ich habe bei der Moderation per eMail noch am Freitag einen Antrag auf Anpinnen gestellt. Ich hoffe mal, dass dem entsprochen wird, insbesondere da viele User hier ebenfalls dafür zu sein scheinen.
    Jedenfalls freut es mich, wenn ich euch mit diesem Thread von Nutzen sein konnte.
     
  17. Ellen.Ripley

    Ellen.Ripley Scheidungsweise

    @Etwas: Ich kenne Deine Qualifikationen nicht (das ist der erste Beitrag, den ich von Dir lese), aber es wundert mich, weshalb Du richtig liegen solltest, verschiedene ÄrztInnen, die ich wegen bzw mit meinem Sohn konsultiert habe, jedoch falsch liegen sollten.

    Woran mag das liegen?

    Das frage ich jetzt als die Mutter eines Kindes, das schon vor über 7 Jahren operiert wurde....
     
  18. Etwas

    VIP

    Nun, ich kenne die Situation deines Sohnes damals und die Diagnosen der Ärzte bzw. die Umstände, unter denen die euch behandelnden Ärzte zu ihrer Diagnose gekommen sind, nicht. Insofern musst du mir verzeihen wenn ich dir auf deine Frage keine sofortige und direkte Antwort geben kann.
    Gern kannst du ja per PN mit mir Kontakt aufnehmen und mir ein bisschen was dazu schildern (wenn du möchtest), dann möchte ich gern versuchen, deine Frage sachlich und zufriedenstellend zu beantworten.

    LG
     
  19. Ellen.Ripley

    Ellen.Ripley Scheidungsweise

    Welche Qualifikationen hast Du?

    Danke für das Angebot via PN, aber das macht für mich keinen Sinn.
    Ich habe mich damals im Interesse meines Sohnes zur OP für ihn entschlossen.
    Es ist - selbst wenn es der 6. Arzt vielleicht nicht für notwendig erachtet hätte und der 7. eine wirkungsvolle Alternative gefunden hätte - nicht mehr rückgängig machbar.

    Mich stört nur, dass hier sehr stark das Vertrauen in Ärzte - in reale Ärzte - untergraben wird. So als ob die keine Ahnung von ihrem Beruf hätten und so als ob jemand aus dem Internet mehr weiß und dem mehr vertraut wird, als die Person, die einem gegenüber steht.
     
  20. Etwas

    VIP

    Das Angebot per PN zielte darauf ab, diesen Thread nicht zu sehr "totzudiskutieren", denn er soll in erster Linie der Information und Erklärung dienen als der - womöglich endlosen und am Ende in der Meinung doch auseinandergehenden - Diskussion. Was jedoch nicht heißen soll, dass ich mich einer solchen Diskussion nicht zu stellen bereit bin. Sehr gern sogar, nur eben - wenn es geht - nicht hier, um für die Information suchenden Eltern nicht hier auch noch die Verwirrung zu schaffen, die unterschiedliche Meinungen zu dieser Thematik ohnehin hervorrufen.

    Zu meiner "Qualifikation" möchte ich jedoch für alle zum Verständnis Stellung nehmen:

    Vorab: Ich bin kein Arzt und bin auch sonst nicht in diesem Feld beruflich tätig.

    In meinem Kindesalter stand mich selbst betreffend die Thematik einer möglichen Phimose-OP zur Debatte, da von unserem Kinderarzt eine starke Vorhautverengung festgestellt worden war und auch ich selbst merkte, dass in diesem Bereich bei mir was anders ist als bei anderen (denn auch ich konnte z. B. nicht "wie ein echter Junge" pinkeln).
    Der mich damals behandelnde Kinderarzt wehrte den Gedanken an eine OP jedoch vehement ab, stand jedoch zu damaliger Zeit damit ziemlich allein. Informationen über Salbenpräparate und Vorhautdehnung gab es damals noch so gut wie keine, Internet zur Information aus Übersee erst recht nicht.
    Da jedoch außer dem nicht-wie-andere-Jungs-pullern-Können keine weiteren Beeinträchtigungen vorlagen, leitete der Arzt meine Mutter an, wie eine OP evtl. abgewendet werden könne (denn auch ihr schmeckte dieser Gedanke absolut nicht). Hierzu bekam sie vom Arzt direkt gezeigt, wie die Vorhaut vorsichtig gedehnt werden müsse und wann und wie dies zu geschehen hat. Sodann wurde mir diese Behandlung morgens und abends zuteil und schon sehr bald war es für mich ganz normal, dass ich diese "Übungen" (wie der Arzt es nannte) eben morgens und abends zu machen hatte.
    Nach einiger Zeit stellte sich mehr und mehr ein Erfolg ein und nach ca. 1 Jahre war das Thema für uns gänzlich vom Tisch, da meine Vorhaut dann "funktionierte" wie sie sollte.

    - Soweit zur Vorgeschichte -

    Vor mittlerweile rund 9 Jahren nun wurde diese Angelegenheit auch bei meinem Sohn Thema.
    Schon von Kleinauf weg konnte auch er nur sehr langsam und dünn pullern und natürlich wussten wir, dass wir irgendwann deswegen etwas unternehmen müssten, wenn es sich nicht bessert.
    Glücklicherweise behandelte mein Kinderarzt auch meinen Sohn und kam zu gleichem Ergebnis wie bei mir damals. Ob meiner eigenen Erfahrungen stimmte ich ihm natürlich darin zu, dass Robin nicht operiert wird, wollte jedoch trotzdem eine fachärztliche Meinung, die auch mein Kinderarzt für wichtig hielt.
    Leider reichten die fachärztlichen Meinungen, derer ich gleich mehrere einholte, von Reaktionen wie Hände über dem Kopf zusammen schlagen bis hin zu schlimmsten Vorwürfen, was ich meinem Sohn denn antun würde.
    Ähnliche Reaktionen hatte auch meine Mutter zu damaliger Zeit schon bekommen.
    Mittlerweile jedoch waren die Informationsmöglichkeiten via Internet natürlich weitaus besser und da unser Kinderarzt vehement an seiner Meinung einer OP-Vermeidung festhielt und ich hin und her gerissen war, begab ich mich selbst auf Informationssuche.
    Diese Informationen fand ich zuhauf. Für eine OP und gegen eine OP. So nahm ich mit Betroffenen und auch mit Ärzten in aller Welt telefonisch oder per Mail Kontakt auf und bat um entsprechende Informationen.
    Diese bekam ich - in Hülle und Fülle. Studienergebnisse, Links zu Informationsseiten, OP-Dokumentationen, Berichte von Betroffenen, Berichte von Eltern.
    Durch diese Informationsflut habe ich mich in nunmehr fast 9 Jahren durch gekämpft, habe mehrere Studien diesbezüglich gelesen (interessanterweise stammen viele davon aus den USA, wo bis vor wenigen Jahren noch routinemäßig alle Neugeborenen beschnitten wurden, doch seit man davon abrückt, beschäftigt sich die Forschung dort wie kaum anderswo mit den Therapiemöglichkeiten bei Phimose - und kaum ein "intact boy" (also ein Junge der seine Vorhaut noch hat) wird dort wg. Phimose beschnitten).

    Zusätzlich unterstützten mich Eltern im Bekanntenkreis, denen es ähnlich ergangen war wie meiner Mutter mit mir, mich in meinem immer fester werdenden Entschluss, Robin nicht operieren zu lassen. Den entscheidenden Ausschlag jedoch gab mein Sohn selbst, der sich vehement gegen die OP verwehrte, da es ihm mit seinem "Zustand" ja kein Stück schlecht ging und er zusätzlich in der Schule Woche für Woche miterleben musste, wie zwei türkische Jungs in seiner Klasse nach dem Sport-/Schwimmunterricht wg. ihrer Beschneidung gehänselt wurden.

    Wochen, Monate u. Jahre vergingen ohne dass die Therapie bei meinem Sohn irgendwie Erfolg gehabt hätte. Nach wie vor konnte er nur in dünnem Strahl ganz langsam pullern (was ihm aber nichts ausmachte), und die Vorhaut bewegte sich keinen Millimeter. Zusätzlich wurde eine Fehlbildung seiner Vorhaut, die die Vorhaut vorn quasi in mehreren Schichten übereinander wachsen ließ, festgestellt und zerstreute nahezu jede Hoffnung auf Besserung ohne OP. Doch Robin wehrte sich weiter und die Vierteljährlich stattfindenden medizinischen Untersuchungen zeigten keine Auffälligkeiten bei seiner Blasen- und/oder Nierenfunktion. Somit konnte weiter abgewartet werden. Aber selbst ich glaube schon nicht mehr an den Erfolg.

    Knapp 6 Jahre (!!) nachdem wir mit dem "Vorhauttraining" angefangen hatten, zeigte sich der Erfolg dass er zum ersten Mal in einem normalen Strahl pullern konnte und dies in einer halbwegs "normalen" Zeit. Dies ließ hoffen und tatsächlich weitete sich ab diesem Zeitpunkt die Vorhaut sichtbar.
    Nach nunmehr weiteren 2 Jahren kann er - laut eigener Aussage, kontrollieren tue ich das natürlich nicht - im nicht-eregierten Zustand die Vorhaut ganz zurückschieben. Auch sein Intimleben scheint soweit zu funktionieren, soweit er mir sporadisch davon erzählt.


    Diese ganze Geschichte und die wirklich zahlreichen Recherchen zu diesem Thema haben mich zu diesem Wissensstand gebracht, den ich heute besitze.
    Bei Ärzten bin ich auf unterschiedlichste Reaktionen dazu gestoßen. Von absoluter Zustimmung bis hin zu bösesten Anfeindungen, doch nicht selten hörte ich von Ärzten Sätze wie "das haben wir halt schon immer so gemacht, warum sollten wir das jetzt ändern?" oder auch "davon weiß ich nichts" wenn es um neueste Studienergebnisse in diesem Bereich ging.

    Mein Ziel ist es keinesfalls, hier einfach nur Meinungsmache zu betreiben und einfach fanatisch gegen irgendetwas zu wettern. Doch Fakt ist, und das habe ich in diesen Jahren wirklich feststellen können, dass mit diesem Thema der Beschneidung von ärztlicher Seite definitiv zu lasch umgegangen wird. Nicht selten fallen Sätze wie "kein Mann braucht heute noch eine Vorhaut" oder "die brauchten mal die Steinzeitmenschen, die noch durch's Unterholz gehüpft sind, wir haben Hosen" oder ähnliches.
    Doch diese Aussagen sind absolut praxisfremd, denn EIN JEDER Mann kann bestätigen, dass die Vorhaut kein totes Stück Hautfetzen ist, sondern ein sensibles Sinnesorgan! Sensibler als jeder andere Bereich der Haut.
    Hinzu kommen noch Beobachtungen aus meiner Zeit als Jugendferienbetreuer, wenn wir mit den Kindern zum schwimmen gegangen sind und es ans Umziehen ging. Die Jungs, die sich zum umziehen immer verschämt in die Ecke verkrümelt haben und stets mit der Vorderseite zur Wand, genau die waren die beschnittenen Jungs.
    Es wird immer so gern bestritten, aber die Jungen schämen sich eben SEHR WOHL für ihr "anders" aussehen, und nicht selten ist es ja (leider) auch gerechtfertigt (wegen dem Spott anderer). Und schon allein das ist ein deutliches Zeichen, dass diese OP eben NICHT einfach so lapidar als "harmloser Eingriff" abgetan werden kann. Von den gesundheitlichen Risiken, die jede OP mit sich bringt, mal ganz zu schweigen (Jessica Woehr - die Mutter des 2006 nach einer solchen OP ums Leben gekommenen Franjo - wird davon bis zu ihrem eigenen Tod ein Lied singen können).

    DAS und NUR DAS ist die Veranlassung, dass ich mich mit meiner Kenntnis und meinen Erfahrungen aus diesem Bereich an andere wende und "berate", soweit ich dies kann.


    So, tut mir leid, dass ich nun doch wieder so viel dazu geschrieben habe. Aber ich hoffe, dass ich damit auch meine Motivation und meinen Standpunkt verständlich machen konnte.
     
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