Schon in der 38. Schwangerschaftswoche war ich ziemlich ungeduldig. Alles war so mühsam geworden, ich schleppte mich und meinen Bauch nur noch durch die Gegend und war schon mehr als bereit für die Geburt. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, es könne gar nicht mehr so lange dauern, bis mein Baby endlich kommt Am 1. Dezember war ich nachmittags so müde, dass ich glaubte, krank zu werden. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Ich rief Bernhard an und fragte ihn, ob er ausnahmsweise früher Schluss machen und heimkommen könne, damit ich mich ein bisschen ausruhen kann. Das war zum Glück möglich, also ging ich sehr früh schlafen - und war am nächsten Morgen bestens ausgeruht...

Dann war der 2. Dezember da - noch 11 Tage bis zum Geburtstermin. Um fünf wachte ich (wie immer) auf, um auf die Toilette zu gehen, und bemerkte einen rosa Schleim. Super! Das muss der Schleimpfropf sein! Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, zwischen Bett und Klo hin und her zu pendeln, schlafen konnte ich nämlich vor lauter Aufregung nicht mehr.
Kurz vor sieben läutete wie immer der Wecker, mein Mann und die Kinder standen auf, und bei mir begannen die ersten Wehen: nicht schmerzhaft, aber schön regelmäßig, im Abstand von 10 Minuten. Trotzdem war ich mir noch überhaupt nicht sicher, dass nun tatsächlich die Geburt los ging. Das wäre doch zu schön gewesen, um wahr zu sein! So machte ich Bernhard zwar drauf aufmerksam, dass er heute vielleicht nicht arbeiten gehen konnte, ließ die Kinder aber trotzdem wie immer zur Schule gehen, und rief um halb acht dann einmal unsere Hebamme Christine an. Im Gegensatz zum mir war sie sich ganz sicher, dass ich an diesem Tag mein Baby bekommen würde, und schärfte mir ein, sie sofort anzurufen, wenn die Abstände kürzer würden oder ich sonstwie das Gefühl hätte, ich würde sie bald brauchen.
Ich war aber noch sehr guter Dinge, erledigte ein paar Anrufe, um Termine für diesen und den nächsten Tag abzusagen, und ging dann sogar noch mit Bernhard einkaufen (schließlich hatten wir noch kein Babypuder zuhause! ).
Nach dem Einkauf war es dann schon ca. halb zehn, und die Wehen zwar immer noch nicht viel schmerzhafter, die Abstände aber schon viel kürzer geworden (4-5 Minuten). Höchste Zeit, Christine anzurufen und Gudrun zu verständigen, die die großen Kinder abholen und während der Geburt bei ihnen bleiben sollte. Die beiden Frauen waren bald da, und Christine stellte fest, dass der Muttermund butterweich und vier Zentimeter offen war. Fazit: Wenn ihr die Kinder dabei haben wollt, muss sie die Gudrun schnell holen gehen - sonst ist das Ganze inzwischen vorbei!
Und sie hatte recht: Gudrun, Ferdinand und Balduin kamen um kurz vor elf nach Hause, da sahen sie mich noch recht relaxed auf dem Pezzi-Ball herumhüpfen, aber kurz darauf gingen von einem Moment auf den anderen die Austreibungswehen los - und die waren jetzt wirklich schmerzhaft! Ich tönte, brüllte, schrie, weinte, und verbrachte fast die ganze Zeit im Vierfüßlerstand und in der Hocke. Christine hat mich ein bissl massiert und geschüttelt und hin und wieder die Herztöne gemessen (ein sehr vitales Baby, dem nicht einmal heftigste Wehen etwas ausmachen), Bernhard ein bissl gestützt, wenn ich aufrechter sein wollte. Aber eigentlich hatte ich das Gefühl, gar niemanden zu brauchen, das Baby und ich, wir schafften das schon!
Die Austreibungsphase dauerte insgesamt ca. 20 Minuten, fast ohne Pausen, und ich kam auch einmal an den Punkt, dass ich dachte, ich kann nicht mehr, das darf doch nicht wahr sein, das Baby will nicht kommen, was mache ich jetzt Aber dann - endlich - platzte die Fruchtblase, und das Fruchtwasser schoss in einer Riesenfontäne bis unters nächste Kastl. Da musste sogar ich lachen! Zwei Wehen später war der Kopf geboren, und gleich darauf flutschte der kleine Körper aus mir heraus. Geschafft! Das Baby war da - ein Mädchen! Eine Schwester! Eine Miriam! Sie war noch etwas blau an den Füßen und über und über von Käseschmiere bedeckt. Sofort waren alle um dieses kleine Menschlein versammelt, das begann, sich ein bisschen zu bewegen und vor sich hin zu quaken. Ich nahm sie gleich auf meinen Bauch, und nun konnten wir uns beide von der anstrengenden Austreibungsphase erholen. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, durfte der große Bruder Balduin sie durchschneiden. Ferdinand wollte das zwar nicht, riss sich dafür aber förmlich sein Hemd vom Leib, um Miriam auch ganz nah am Körper halten zu können, weil die Babys ja so gerne Hautkontakt haben.
Nach einigen Stunden Kuschelzeit mit der ganzen Familie wurde Miriam gewogen, vermessen und dann auch gebadet. Wir Großen haben in der Zwischenzeit schon ganz feierlich Kaffee getrunken und (Geburtstags-)Kuchen (inkl. Kerzen und Geburtstagslied) verspeist.

Mir ging es schon kurz nach der Geburt wieder sehr gut. Der Damm war heil geblieben, ich hatte kaum Nachwehen (und das beim vierten Kind!), und die Wochenblutung ist sehr schnell weniger geworden. Schon am dritten Tag hatte ich das große Bedürfnis, mit Miriam ins Freie zu gehen, und war mit ihr spazieren und zur Erstuntersuchung beim Kinderarzt. Seither waren wir jeden Tag draußen.
Miriam ist jetzt schon ganz selbstverständlich Teil unserer Familie und unseres Alltags geworden und verschönert unser Leben. Ich bin sehr sehr froh, dass wir sie bekommen haben, und dankbar, dass ihre Geburt ein so wundervolles Erlebnis hier zuhause war.

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lg
Pezi