[FONT=verdana,arial,helvetica]Nach der uralten Regel von Naegele (1812) geht man bei der Bestimmung des Geburtstermins ja von einer durchschnittlichen SS-Dauer von 280 Tagen aus, gerechnet vom Tag der letzten Menstruation. Das sind 40 Wochen. [/FONT][FONT=verdana,arial,helvetica]Es gibt aber inzwischen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, daß die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer länger ist. Somit kommt es bei der ausschließlichen Anwendung von Naegeles Regel zu vermehrten Übertragungen, die in Wirklichkeit keine sind.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Im einzelnen:[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Nicols (Hebamme) hat bereits 1987 einen Übersichtsartikel zur verläßlicheren Bestimmung des voraussichtlichen Geburtstermins geschrieben. Sie schreibt, daß die korrekte Bestimmung des voraussichtlichen Geburtstermins sehr wichtig sei, um eben keine unnötigen Interventionen zum Ende der SS einzuleiten. Und sie betont, daß selbst die Kombination anamnestischer Daten (letzte Menstruation), klinischer Daten (frühe US-Bestimmung, Zeitpunkt hörbarer Herztöne und Fundushöhe) sowie von Labordaten (SS-Test, HCG-Werte) den Geburtstermin nicht näher vorhersagen läßt als für einen Zeitraum von zwei Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Termin - und das auch nur für 90 % aller Fälle![/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Mit anderen Worten: 10 % aller SS werden sowieso über die vollendete 42. SSW gehen. Sie schlägt auch vor, den Frauen bei der Berechnung des Geburtszeitpunkts eher zu sagen, daß es sich lediglich um den Mittelwert eines Ein-Monats-Zeitraums handelt, um falsche Erwartungen von vornherein auszuschließen. Üblicherweise werde ja oft so getan, als sei der errechnete Termin ein Endpunkt, ab dem irgendetwas problematisch sei, wenn er überschritten sei. Das sei definitiv falsch.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Außerdem stellt sie verschiedene Studien vor, die die mittlere Schwangerschaftsdauer gerechnet von der letzten Menstruation zwischen 281 und 287 Tagen darstellen. Sie kritisiert dann noch verschiedene Studiendesigns, z. B. daß Frühgeburten in solchen Studien ausgeschlossen sein sollten (es geht ja schließlich um normale SS-Dauer). Es sei nach der Studienlage davon auszugehen, daß die SS-Dauer von der letzten Regel aus gerechnet 282-284 Tage betrage und vom Eisprung aus gerechnet 268-270 Tage.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Man habe z. B. auch in einer Untersuchung herausgefunden, daß 70 % der sogenannten "übertragenen" SS falsch als solche bezeichnet wurden, wenn man anstatt lediglich das Datum der letzten Regel den Eisprung feststellte. Die meisten Frauen haben nämlich eine verlängerte Phase vor dem Eisprung, was die Erklärung für die meisten "Übertragungen" ist.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Nichols kommt zu dem Schluß, daß die durchschnittliche SS-Dauer 283 Tage gerechnet von der letzten Regel ist (wenn man keine genaueren Daten zur Vorhersage hat. Zur Feststellung des Geburtstermins (-Zeitraums) sollten nur sog. Level-I-Kriterien (sichere Daten) herangezogen werden:[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]1. Basaltemperaturkurve 2. Ultraschall zwischen der 7. und 10. SSW mit Messung der Schädel-Steiß-Länge (SSL) 3. Serum-ß-HCG-Bestimmung unter 10.000 an zwei verschiedenen Terminen eine Woche auseinander. 4. Zwei US vor der 26. SSW und in der 10.-13. SSW, wobei die Vorhersage nicht mehr als 2,6 Wochen auseinander liegen sollte 5. Datum der letzten Menstruation, wenn sie normal, regelmäßig und sicher war.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Nun ist ja die Nicols-Veröffentlichung schon etwas älter, so daß ich nach neuerem Material gesucht habe.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]1990 gab es eine große prospektive Bevölkerungsstudie in Schweden, die auf der Geburtsstatistik von 427.581 Einlings-Schwangerschaften der Jahre 1976-1980 basierte (Bergsjo et al). Sie untersuchten die SS-Dauer ausgehend von der letzten Menstruation. Die durchschnittliche SS-Dauer ausgehend von der letzten Regel betrug im arithmetischen Mittel 281 Tage, der Zentralwert betrug 282 Tage (50 % der Werte sind größer, 50 % sind kleiner) und der häufigste Wert (Modalwert) 283 Tage. Die Standardabweichung war 13 Tage. Zehn % der Schwangerschaften waren nach alter Definition übertragen (294 Tage und länger). Mütter über 35 hatten zwei Tage kürzere SS als die unter 35, Mehrgebärende unter 35 hatten ebenfalls leicht kürzere SS-Dauern als Erstgebärende. Und Jungen wurden durchschnittlich früher geboren als Mädchen. Sie fanden sogar eine jahreszeitliche Schwankung der SS-Dauer heraus, mit den kürzesten SS-Dauern im Dezember (Bergsjo et al 1990).[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Eine jüngere Studie (Mongellig Opalla 1995), untersuchte 355 Fälle, die mit Hilfe der Messung des Kopfdurchmessers (BPD) terminiert wurden und kam zu folgendem Ergebnis: Die durchschnittliche SS-Dauer betrug 279,7 Tage und die Standardabweichung 7,9 Tage. Sie fanden heraus, daß die SS-Dauer schwach mit der Größe der Mutter zusammenhing. Von den 41 übertragenen und daher eingeleiteten SS wären lediglich 7 tatsächlich übertragen gewesen, wenn man die Bestimmung der SS durch Ultraschall präzisiert hätte. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Datierung der SS durch Ultraschall zu genaueren Ergebnisse kommt, als lediglich die Berechnung nach dem Datum der letzten Menstruation (was ein Review jüngeren Datums wohl widerlegt hat).[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Die aktuellste Studie (Smith 2001) bezog 1514 SS gesunder Frauen ein, deren Unterschied im SS-Alter zwischen Berechnung nach letzter Menstruation und Scheitel-Steiß-Länge (US) lediglich +/- 1 Tag betrug. Der Zentralwert (Median) nach dem Datum der letzten Menstruation betrug 283 Tage und es gab keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Kindern. Der Median für Erstgebärende war signifikant größer als der für Mehrgebärende (284 versus 282). Multivariate Analysen bestätigten diesen Effekt der Erstgebärenden. Es gab keine sonstigen Zusammenhänge von Merkmalen hinsichtlich der SS-Länge. Lediglich Blutungen nach der 24. SSW deuteten auf einen früheres Einsetzen der spontanen Geburt.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Zum Schluß folgt noch eine Zusammenfassung einer Neubewertung von Naegeles Regel, indem die Autoren den holländischen Urtext studierten und auf eine wahrscheinliche Fehlinterpretation hinwiesen (Baskett und Nagele 2000). Die Naegele-Regel geht auf Boerhave zurück, der 1744 ein Buch veröffentlichte. Boerhave schreibt" ... for of one hundred births altogehter, ninety-nine came about in the nine months after the last period and by reckoning (!) the nine months of gestation from that time. Nach diesem Zitat kann man nicht sicher sein, ob er meinte, daß man eine Woche vom Beginn oder Ende der letzten Menstruation rechnet. Und dieser Unterschied in der Interpretation macht genau die Tage Differenz aus, die neuere Studien feststellen. Naegele hat in seinem Lehrbuch Boerhave so interpretiert, daß er vom Beginn der letzten Regel aus rechnet. Da Boerhave im Zusammenhang über den Zeitpunkt der Konzeption schrieb, kann es nur folgerichtig sein, daß er sich auf die Berechnung ab Ende der letzten Menstruation bezog, weil dies im Mittel des Zyklus läge und damit dem Eisprung näher käme. Auch in einer späteren Veröffentlichung bezieht sich ein Autor (Bedford 1872) namentlich auf Naegele und schreibt präziser als Boerhave und Naegele vom Ende der letzten Menstruation aus.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]In der Diskussion kommen sie zum Schluß auch im Vergleich mit anderen Studien, daß eine SS-Dauer von 283 Tagen korrekt sei und wenn man nach Naegele rechnet, dann 10 statt 7 Tage zum Datum der letzten Menstruation gerechnet werden sollten, ehe man die drei Monate abzieht.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica]Nach aktueller Studienlage kann man also davon ausgehen, daß die Naegele-Regel aufgrund einer Fehlinterpretation falsch ist und die tatsächliche normale SS-Dauer 283 Tage statt 280 Tage beträgt (gerechnet vom Beginn der letzten Menstruation aus). Erstgebärende und unter 35jährige können sich noch auf zwei Tage zusätzlich einstellen. Ideal für die Berechnung der SS-Dauer ist die Kenntnis des Eisprungs mittels Basaltemperaturmethode. Für die zuverlässige Datierung des mittleren Geburtstermins ist die US-Bestimmung innerhalb definierter Zeiträume wichtig, außerhalb dieser Zeiträume funktioniert die Datierung nur unzuverlässig. Auf jeden Fall sollte frau sich darauf einstellen, daß der errechnete Termin nur ein Mittelwert innerhalb eines Vier-Wochen-Zeitraums ist und daß dennoch noch 10 % aller Schwangerschaften über die vollendete 42. SSW hinaus gehen können. Bei der Indikation zur Geburtseinleitung wegen Terminüberschreitung dürfte also mit größerer Gelassenheit gearbeitet werden, hielte man sich an diese Erkenntnisse.[/FONT] [FONT=verdana,arial,helvetica](geklaut bei http://pb1.forenshop.net/cgi-bin/fo...ion=hand&forum=12&thread=2841&msgid=4&query=4)[/FONT]
Nun ich werd schon merken wann er bereit ist die Bauchhöle zu verlassen ich geb ihm die Zeit die er braucht
Mit Übertragungen hab ich gottseidank keine Erfahrung. Ich habs in 2 Schwangerschaften gerade mal über die 37. Woche geschafft. Gottseidank, so hab ich mir vermutlich einiges an Stress gespart. Meine Schwester kam anno dazumal Ende 43. SSW zur Welt, von selber, ohne irgendwelche Schwierigkeiten, pumberlgsund.
na, dann kann man ja beruhigt sein! ist ja eh besser sie bleiben ein wenig länger drinnen als sie kommen viel zu früh! ein schöner und ausführlicher bericht! lg gerda
Seh es auch als wesentlich sinnvoller, den EGT, wenn irgend geht, vom Eisprung aus zu kalkulieren, vorrausgesetzt die Sache passt ins Bild und die Frau weiss in etwa wann der moegliche Befruchtungstag gewesen sein koennte. Alles andere ist ja doch nur Schaetzung und vergroessert den Unsicherheitsfaktor. Hab bei meiner Kleinen den Eisprung dingfest machen koennen und dem FA gesagt er soll diesen Tag fuer die Berechnung nehmen, rein aus Hausverstand heraus. (Letzte Regel hingegen wusste ich nicht mehr genau.) Der hat sich zunaechst gewundert und mich gross angeschaut. Dann hab ich gefragt ob der Tag zu den restlichen Abmessungen passt und wenn ja soll er ihn eintragen und nicht lang herumfragen. (Manchmal muss man sich einfach klar ausdruecken... ) Und Kinderl kam einen Tag nach EGT. Und in Linz warten fast alle Kliniken 14 Tage nach EGT ab, wenn man das so will. Zwar mit sehr engmaschiger Kontrolle aber immerhin, sie warten. Das setzt aber vorraus dass der EGT moeglichst genau ist.
Muss es nicht heißen Mit anderen Worten: 10% aller SS sind vor der 39. oder nach der 42. SSW zu Ende?
Danke vielmals UVD!! . Diese Erkenntnis hilft einem aber eher wenig, wenn man nicht die Möglichkeit hat, in einem Umfeld zu gebären, dass diese Ergebnisse wertschätzt
es ist zumindest mal eine argumentationshilfe gegen übereifrige einleiter. immer vorausgesetzt, doppler-US und CTG sind in ordnung.
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