1. Die.Unke

    Die.Unke Teilnehmer/in

    Hallo,

    ich bin etwas ratlos und auf der Suche nach Input.

    Mein 5 jähriger zeigt ein Spielverhalten, das mir eigentlich nicht wirklich taugt. Es muss immer was kaputtgehen, kämpfen, zerstört werden, abstürzen, runterfallen, zerfallen, explodieren,.... Er schaffts mit so ziemlich allen Spielsachen daraus ein Katastrophenszenario zu machen, sogar aus dem niedlichen Babyspielzeug.

    Ich versuche ihm andere Alternativen aufzuzeigen, motiviere ihn was zu erschaffen (was er dann wieder zerstört), schaffe friedliche Spielumgebungen. Ab und an klappt das. Wenn er mit mir spielt, laufen die Spiele anders, dann geht's, aber sobald er alleine spielt steht das Destruktive wieder im Vordergrund.

    Ich hab im Grunde genommen kein Problem damit, wenn solches Spielverhalten auftritt, weil ich es für normal halte, aber die Menge macht mir Sorgen.

    Er war aber irgendwie immer schon so. Er war noch kein Jahr alt, als seine Lieblingsbeschäftigung das Umschmeissen von Bausteintürmen war.
    Mir fällt das alles grad so extrem auf, weil die Kleine jetzt in dem Alter ist und im Gegensatz zu ihm versucht die Steine zusammenzusetzen. Das kam bei ihm erst viel viel später und diente nur dem Zweck sie danach wieder umzuwerfen, das Interesse galt nie dem Aufbauen an sich.
    Bis zu einem gewissen Grad ist es also sicher Charaktersache.


    Soll ich versuchen was dagegen zu unternehmen oder soll ichs sein lassen und mich da gar nicht groß einmischen (ausgenommen natürlich es könnt wirklich was kaputt gehen oder sich jemand verletzen)?

    Ich hab irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich mir einerseits denke, dass es doch nicht gut sein kann, wenn er ständig so destruktiv ist, andererseits kann und will ich ihn ja auch nicht von Grund auf verändern und das scheint ja wirklich tief in ihm drin zu stecken.

    Ich wäre wirklich dankbar für eure Meinungen zu dem Thema!
     
  2. lucy777

    lucy777 Gast

    das umwerfen von bausteintürmchen gehört für mich zur ganz normalen entwicklung einen babys.


    eingreifen würde ich, wenn mein kind / enkelkind menschen oder tieren schmerzen zufügen will (wobei fast alle kinder auch hauen oder beißen, zumindest eine phase lang).
    da wäre für mich handlungsbedarf.

    oder auch wenn bücher, zeichnungen, stofftiere wirklich kaputtgemacht werden.

    solange nur "katastrophe" gespielt wird, würde ich nichts machen, außer dem, was du eh tust, immer wieder auch friedliche spielsituationen anregen und schauen, dass er zumindest ein bisschen spaß dran hat.

    aber so wie du das schilderst (wenn jetzt nicht noch etliche "aber"-beispiele nachkommen, also nur das szenario im erstpost) ist da für mich nichts schlimmes und ich würde das keineswegs schlechtreden.

    eher fragen, was passiert da gerade und warum etc.
     
  3. Obsidian

    Obsidian Pazifist a.D.
    VIP

    Es kann auch eine Reaktion auf eine Überdosis Harmonie und Ruhe sein. Manche Menschen brauchen Action oder/und Konflikt/Kampf, die späteren Adrenalin Junkies. Da ist dann das Spiel das Ventil.
     
  4. ich habe auch so einen kandidaten zuhause. mit dem großen bruder gemeinsam verstärkt sich das ganze noch und es gibt einen immerwährenden kampf "gut gegen böse".

    ich finde die spiele in erster linie wegen der lautstärke und unruhe nervig. mit der spielidee an sich habe ich mich abgefunden :rolleyes:

    kinder haben noch ein schwarz/weiß-denken. das hilft ihnen, in einer komplexen welt zurechtzukommen.
    die bösen müssen beseitigt werden, werden getötet, zerlegt, explodieren,... ich habe schon versucht, dass ganze etwas abzuschwächen, indem die bösen im spiel nur eingesperrt werden... mit mäßigem erfolg.

    solange sich das verhalten aufs spiel beschränkt und er anderen lebewesen gegenüber freundlich agiert, würde ich mir da keine sorgen machen.

    wie sieht es bei deinem sohn mit basteln aus? macht er das gerne?
     
  5. Peanuts

    Peanuts Teilnehmer/in

    Ein weiterer Denkanstoß (hab ich mal von einem Betreuer aus dem Kiga erklärt bekommen):
    Kinder, die in ihren Spielen immer wieder den Schwerpunkt "Zerstören" haben, sind eigentlich noch unsicher unterwegs und wollen sich durch das Spiel Stärke holen. Das Rollenspiel gibt ihnen mehr Sicherheit, die sie im Alltag noch nicht so ganz haben, wenn auch nicht so offensichtlich.
     
  6. Die.Unke

    Die.Unke Teilnehmer/in

    :eek::eek::eek:
    Oh weia!
    Aber "zu viel" Harmonie sehe ich bei uns eigentlich nicht, es gibt durchaus Konflikte und auch Möglichkeiten für ihn seine destruktiven Neigungen auszuleben (vor allem draussen bieten sich da viele Gelegenheiten)


    Nein, es ist keine absichtliche Zerstörungswut, also so, dass er Dinge absichtlich richtig kaputtmacht oder Menschen und Tiere verletzen möchte. Es ist wirklich nur gespielt, wobei natürlich da auch immer wieder Sachen unbeabsichtigt kaputtgehen, weil halt nicht jedes Spielzeug 300 Stürze aushält.

    Aber es ist halt wirklich extrem viel, wäre es in einem ausgewogenen Rahmen würd ich mir da überhaupt nichts dabei denken.

    Basteln mag er fast nie. Finde ich sehr schade, weil ich das immer sehr gern gemach hab und ich kann echt aus allem etwas basteln :D da komm ich eh immer mit irgendwelchen Sachen an, aber es interessiert ihn meistens wenig und wenn, dann nur kurz. Aber da geb ich nicht auf, irgendwann find ich schon was, das ihm taugt!

    Das mit den "durchs Spiel Stärke holen" leuchtet ein. Im Grunde genommen ist er nämlich schon eher ein ängstliches Kind. Ich glaub da könnte ich ansetzen, versuchen sein Selbstvertrauen zu stärken.



    PS: Wah und jetzt hab ich bemerkt, dass ich einen Tippfehler im Titel hab... :eek:
     
  7. bixi

    bixi + das Trio mit 8 Pfötchen

    Zum einen gibt es schon Unterschiede im Spielverhalten von Jungs und Mädchen. ;)

    Dass Buben es eher krachen lassen wollen, ist einfach so, alles hat (zumindest bei meinen) mit Bewegung und Geräuschen aka Gepolter und Krawall zu tun. Bausteine umwerfen ist absolut toll! Spiel Jenga mit ihm! Gib ihm Ventile für seine Spielweise und Möglichkeiten zum Austoben, dann kann er sich - vermute ich mal - auch ruhigeren Tätigkeiten zuwenden. Ständig ausbremsen und ins "Ruhig-Schema" zu pressen, erhöht nur den Druck.

    Ach ja, weil ich grad über den Autoteppich gestiegen bin - mein 7jähriger hat heute Nachmittag Matchbox-Autos von der Couch katapultiert und zuerst geschaut, welches weiter fliegt. Als alle unten waren, gabs eine fröhliche Massenkarambolage inkl. Soundeffekte. :D Irgendwann gewöhnt man sich an (fast) alles.
     
  8. federtrommel

    federtrommel Teilnehmer/in

    ich achte bei destruktiven Spielen darauf, dass sie ein gutes Ende nehmen. Das freie Spiel bietet für Kinder die großartige Chance, unverarbeitete Elemente aus ihrem eigenen Leben ( etwas das sie gesehen, gehört oder erlebt haben - oftmals auch Dinge aus Radio oder Fernsehen, z.B. ungeheuer verstörende Nachrichten aus dem Bildungsradio) zu verarbeiten.
    Dein Kind hat mit dir offensichtlich das Glück, eine aufmerksame Beobachterin seines Spiels gefunden zu haben. Du schreibst, du schaffst Spielsituationen, in denen produktives Tun gefördert wird. Dein Sohn, scheint warum auch immer, das destruktive Spiel zu bevorzugen. Du könntest hier als Mama auch gestalterisch einwirken, in dem du dem Spiel deines Sohnes eine positive Wendung ermöglichst. Z.B. wenn die Autos herumkatapultiert werden, einen Mechaniker spielen, zwecks Glaubwürdigkeit ein bißchen mit Fachwissen angeben ("oh, die Achse ist gebrochen, dass muss dringend repariert werden, so kann das Auto ja nicht mehr weiter fahren" u.ä.) und das Ding reparieren. Vielleicht muss auch die Rettung geholt werden, weil jemand verletzt wurde. Ich hab bisher kein Kind bis 10 Jahre kennengelernt, dass eine feinfühlige Einmischung in sein Spiel nicht mag. Im Gegenteil, im Regelfall übernehmen sie nach einiger Zeit von selber die hilfreichen Rollen und irgendwann dann, ist das destruktive Spiel nicht mehr so häufig notwendig.
     
  9. Odin

    Odin Gast

    Was willst du dagegen machen? Ihm alles wegnehmen, ihm das wegnehmen was er kaputt gemacht hat?

    Ich hatte auch so einen Kandidaten zu Hause, das Spielzeug das 24 Stunden in diesem Haushalt überlebt hat - war damals noch nicht gebaut. Die Lego und Playmobilmaxerln wurden im Sekundentakt zerlegt - abgerissene Köpfe dort - Hände hier - die zerbrochenen Beine dort... der Friedhof der Plastikteile :eek:

    Technisch sehr interessiert ist dieser kleine Typ geworden, heute zerlegt er und baut wieder zusammen.
     
  10. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    In diesem Alter begreifen Kinder, dass das Leben endlich ist und Menschen sterben. Ist das vielleicht auch ein Aspekt in seinem Spiel?

    Kinder bekommen mit, dass schlimme Dinge wie Unfälle, Katastrophen, Kriege passieren und irgendwie müssen sie all diese Eindrücke verarbeiten. Nicht von Ungefähr sind Superhelden, Polizei, Feuerwehr und Sanitäter wichtige Bestandteile dieser Spielszenen. Sind sie es bei deinem Sohn noch nicht, Figuren ja einführen.

    Als ich ein Kind war, kam zu all dem ein gewisser Entdeckergeist - ich wollte wissen, wie Dinge funktionieren. Die Dinge haben das meist nicht überlebt. Eine Laufpuppe habe ich innerhalb einer halben Stunde nach dem Geschenkt bekommen in Einzelteile zerlegt und mein erster Kassettenrekorder überlebte auch nicht sehr lang.

    Heute verdiene ich mit dieser Neugier gutes Geld ;)
     
  11. Dinimama

    VIP

    deine schilderung erinnert mich sehr an das, was mein mann aus seiner kindheit erzählt hat.
    er hat mit seinem bruder sehr viel und intensiv auf diese art gespielt, und es ist dabei jede menge kaputtgegangen. sie haben zb autos vom balkon geworfen, weil sie testen wollten welches auf welche art kaputtgeht und ähnliches, sie haben also auch bewusst zerstört.

    inzwischen sind beide ganz normale friedliche männer geworden, beide sind technisch und handwerklich interessiert und sehr geschickt.
     
  12. Migale

    Migale Gast

    das ist m.m.N. ein normales Spielverhalten für einen Jungen. um die 3-4 Jahre herum sollte es zu erhöhter Testosteronproduktion kommen und ca. ab diesem Alter sollen die Buben auch dieses grosse Interesse an Schiesswaffen, Rangeln, Action und Zerstörung. und es ist gut so, denn so lernt man auch auf spielerische Weise seinen Aggressionen Herr zu werden.

    mich irritieren auch immer wieder die Sternenkriege, die mein Sohn in seiner Fantasie betreibt (er monologisiert ja oft dabei), die komplette Weltenvernichtung mit einer Supernova am Ende inklusive. aber es gehört dazu.
     
  13. Die.Unke

    Die.Unke Teilnehmer/in

    Ich danke euch allen für die Antworten! Ich glaub ich verstehe die Thematik jetzt etwas besser und es gibt viele Ansätze, die ich nachvollziehen kann und mit denen ich was anfangen kann!
     
  14. spacedakini3

    spacedakini3 Teilnehmer/in

    Ich kenne einen Erwachsenen, der eine große Zerstörungslust hat. Deswegen arbeitet er nebenbei als Holzfäller und "zerstört" Bäume.
     

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