wenn ich ein kind integrieren will und das auch lebe, kann ich jedes kind integrieren. ich glaube es fehlt einigen der wille es tatsächlich umzusetzen, weil es gerade am anfang sicher verdammt viele schwierigkeiten geben kann und es einfach anstrengend ist. wenn ich aber jedes kind mit jeder eigenheit die es hat und mit respekt begegne und dort abhole, kann ich das beste aus dem kind herausholen. die ängste kommen mmn. daher das man "solche kinder" sobald als möglich separiert hat und wir den natürlichen lockeren umgang mit behinderungen und schwierigen kindern gar nicht gelernt haben. klar sind dann berührungsängste da, ich nehme mich da gar nicht raus, weil ich sie obwohl ich ein schwieriges kind habe, selbst habe. aber ich bin überzeugt davon, jedes kind das den umgang mit "solchen kindern" von anfang an lernt, fürs leben lernt und sich die frage der inklusion in ein oder zwei generationen nicht mehr stellen würde. allerdings wird das mit dem schulsystem wie es jetzt ist wahrscheinlich kaum möglich sein.
ich stimme dir zu: in einer derzeitigen regelschulklasse ist die aufnahme an bestimmte voraussetzungen des kindes geknüpft. inklusion bedeutet jedoch, dass sich an der schule mehr verändert als nur eine zusätzliche betreuungs-, pflege- oder lehrperson. räume für pflege, therapie, rückzug zu schaffen bedeutet inklusion. inklusion bedeutet nicht, dass alle für wie viele stunden auch immer in einem raum zusammengepfercht sind. schulgebäude sollten sich auch im interesse der normalen kinder raummäßig verändern. siehe punkt 1 und 2. auch arbeitsplätze würden von einem menschenfreundlicheren ansatz profitieren. bei den herzeigbaren autisten fängt das ja zu funzen an mit dem verständnis dafür, dass zb ein großraumbüro nicht immer der beste ort für alle ist. btw: arbeitgeber suchen sich auf grund unterschiedlichster kriterien ihre arbeitnehmer aus. schule ist dann doch ein bissi was anderes. ja, das wird noch ein langer weg werden.
weißt Du, wie das in deinem beispiel in wr. neudorf ist? gibts diese räume dort? gibts dort therapien für die kinder (z. b. das wachkomakind)? wieviel kinder sind dort in einer klasse? konnte ich dem artikel nicht entnehmen.
in wiener neudorf wurde bald klar, dass die räumlichkeiten für alle bedürfnisse nicht ausreichen und es wurde, wenn ich's richtig im kopf hab, neu gebaut. es war ein offener bewerb und auch die schulkinder (das wachkoma-kind eher nicht) haben sich eingebracht. die architekten waren erstaunt, wie detailiert und wohlüberlegt die kinder ihre vorschläge brachten und es wurde sehr viel von den kindern umgesetzt. könnte sich aber auch um reine propaganda der zuständigen dame halten, die damals wiener neudorf vorstellte. ihre erzählungen decken sich jedoch in vielem mit den erfahrungen aus dem bezirk reute, wo auch seit jahren inklusion gelebt wird.
deine antwort ist leider so unkonkret, dass ich noch immer nicht weiß, wie das dort praktisch abläuft. ob zb. das wachkoma-kind profitiert, oder seine bedürfnisse übersehen werden, weil es nicht durch lärm und sein verhalten stört, es vielleicht grundlegende pflege erhält und sonst einfach so mitrennt. wie groß die klasse ist, die von 3 leuten betreut wird.
ich habe es in den jahren seit ich bei einer veranstaltung einen vortrag von wiener neudorf hörte nicht geschafft, mir vor ort ein bild zu machen, um deine fragen genauer besntworten zu können. das habe ich diesbezüglich gefunden. http://bidok.uibk.ac.at/library/flieger-basale.html
@ ratzi: ich hab jetzt die kontaktdaten der zuständigen dame gefunden und werde ihr ein mail mit den offen fragen schreiben. sobald ich eine antwort erhalten habe, teile ich es dir mit.
zitat aus dem kurier-artikel: Sie selbst habe unter anderem ein Mädchen mit Downsyndrom und ein Wachkoma-Mädchen in ihrer Klasse gehabt. Dazu einen Buben, dem Hyperaktivität diagnostiziert worden war. "Das hat reibungslos funktioniert", erinnert sie sich. "Auch Sandra, das Mädchen im Wachkoma, war ein Teil der Klasse." Gemeinsam mit einer zweiten Kollegin habe sie die Klasse unterrichtet. "Und am Vormittag hatten wir eine zusätzliche Kraft." zitat ende offensichtlich war das wachkoma-kind vor 2014 schülerin im wr.n. es geht nicht hervor, wie lange insgesamt, wie lange täglich, wie sich die pflege und medizinische versorgung des kindes gestaltete, wie es den anderen kindern damit ging. wie es mit der verantwortung, der haftung etc. gelöst wurde. wie der transport erfolgte, was letztlich auch das resümee der eltern dieses mädchens ist. es ist ja üblich, zur untermauerung eigener argumente extrembeispiele zu zitieren, nicht alle halten bei genauerer betrachtung das was sie suggerieren sollen. ähnlich läuft es z.b. im thema integration von flüchtlingen. der mehrsprachige fertige arzt, der in 6 monaten perfekt deutsch lernt, den gibt es möglicherweise, das ist aber nicht standard. ich denke auch, dass nicht jedes kind für inklusion geeignet ist, wobei ja ein wachkoma-kind wahrscheinlich insgesamt leichter mitzunehmen ist als z.b. ein schreiendes, aggressives, motorisch überaktives kind. aber ich bin auch der meinung von shamane, dass das derzeitige system in vielen schulen so praktiziert wird, dass es nicht mal für kinder ohne besondere bedürfnisse wirklich gut ist. denn das bedürfnis nach bewegung, nach freier entfaltung im eigenen tempo ist auch ein essentielles und kommt in sehr vielen fällen zu kurz, wenn alle kinder über einen kamm geschoren werden. es liegt viel arbeit vor uns als gesellschaft - verbohrtes "des woa scho imma so" hilft genauso wenig wie "alles ist möglich". ich glaube, die wahrheit liegt auch hier in der mitte.
Nein, nur hier gelesen: http://bidok.uibk.ac.at/library/flieger-basale.html Leider gibt es das Buch nur an der UB Wien zu entlehnen.
Nein, denn dieses Rumgeeier mit der "Mitte" ist genau Schuld an der Misere in der unser Schulsystem heute steckt. Alles geht immer nur um die "Mitte". Dabei ist durchaus "alles" möglich, man muss allerdings bedenken, dass "alles" für jedes Kind anders ist. Die Vorstellung von Schule als ein Gebäude mit eckigen Räumen in denen in Reihen Kinder sitzen, vorn ein Lehrer steht und redet, diese Vorstellung passt nicht zu Inklusion und ehrlicherweise auch nicht zu völlig normalen Kindern. Und genau so sehen AHSen heute aus! Wenn wir es schaffen weiter zu denken und Schule als einen gemeinsamen Raum für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu sehen, dann weitet sich der Horizont und "alles" wird möglich. Es reicht für eine heutige Schule nicht mehr, wenn du da nur LehrerInnen drin hast, es müssen viele verschieden ExpertInnen zusammenarbeiten. Auch die Abkapselung der Schulen vom Rest der Gesellschaft sollte aufgebrochen werden. Es braucht ein Dorf um ein Kind zu erziehen und diese Dörfer müssen wir neu denken und gestalten. Dann findet auch das laut schreiende Kind seinen Platz, aber eher am Spielplatz, gemeinsam mit einem Betreuer, als in einem eckigen Raum mit Tischen drin. Und den ruhigen Raum mit den Tischen darf es auch geben, für die, die das brauchen.
Natürlich kannst Du Dir "alles" wünschen, es wird halt nicht passieren, und zeitnah schon gar nicht. Im Sinne eines gelebten Pragmatismus muss man sich halt überlegen: was dann? Die AHS von denen wir reden haben heute schon nicht mehr die Mittel, einen ordnungsgemäßen Betrieb zu garantieren, da wird Inklusion Co. zum unleistbaren Luxus. Beschwerden bitte an die Politik.
Sagt wer? Unsere Gesellschaft und somit die politischen Entscheidungsträger kommen um eine grundlegende Änderung des aktuellen Schulbetriebes gar nicht mehr herum, weil sich die Anforderungen der Arbeitswelt bereits geändert haben. Wir haben hier in Deutschland einerseits einen massiven Facharbeiter und Lehrlingsmangel, auf der anderen Seite produziert unser grottiges Schulsystem eine große Zahl an Schulabbrechern und Jugendlichen, die für keine Ausbildung geeignet sind. Wir wissen sogar schon, wie man es besser machen könnte, es gibt entsprechende Laborschulen, die zeigen, wie guter, zeitgemäßer Unterricht sein sollte. Das kostet halt Geld. Das kostet der Unterhalt der Hartz 4 Bezieher aber auch. Ich bin mir recht sicher, dass dieses Thema in der nächsten Zeit ernsthaft angegangen werden muss, weil die Gesellschaft gar nicht anders kann.
Ich, als gelernter Österreicher, bzw. der Realist und Pragmatiker in mir. Deswegen doktern wir ja auch erst seit 30+ Jahren an einer Reform herum ... also, ganz nüchtern: der große Wurf wird noch ein bisschen auf sich warten lassen.
klar - aber es gibt immer auch möglichkeiten, innerhalb eines rahmens das beste rauszuholen, das hängt halt an einzelpersonen. aber wo ein wille ist geht einiges, wenn auch nicht alles und mit jedem.
ja, da hast du recht und deswegen werfen wir die arme in die höhe und rufen "wir werden alle steeerben!" und machen gar nichts. *sarkasmus off* der pragmatiker in mir sagt: auch wenn's unvorstellbar erscheint, dranbleiben. immerhin wohnen wir zwischenzeitlich in häusern und nicht mehr in höhlen.
habs grad beim buchhändler meines vertrauens bestellt: 2016. 126 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-7815-2125-4 14,90 EUR
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