1. Nordlicht

    Nordlicht Teilnehmer/in

    ich glaube, dass du hier sehr verallgemeinerst. Als bestes Beispiel kann ich von meiner Tochter erzählen.
    Mathe war immer ihr Problemfach, aber man konnte immer deutlich merken: es stand und fiel mit dem Mathelehrer.
    Dann machte sie auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur. Sie war schier am verzweifeln. Nicht aus Doofheit, sondern weil sie Kurvendiskussion, Polynomdivision ect. einfach nicht begriffen hat. Nicht jedem ist eine Logik in Naturwissenschaften in die Wiege gelegt.

    Im letzen Schuljahr bekam sie dann einen neuen Mathelehrer. Sie sagte ihm, dass sie Mathe nicht könne. Seine Antwort: Du kannst es noch nicht.

    Das Ergebnis- sie ist ins Abitur mit einer Vornote von 1 gegangen.

    Trotzdem hält sich ihr Verständnis für die Mathematik in Grenzen. Ich erklärte ihr kürzlich nämlich erst mal mit meinen Worten, warum man durch 0 nicht dívidieren kann. ( Ich weiß, dass das echt lächerlich klingt, aber das beweist mir immer wieder, wie wenig Verständnis sie für Zahlen hat)

    In unserem heutigen Schulsystem ist es so, dass die Kinder, die in bestimmten Fächern schwächen aufweisen, meistens verloren haben. Es sei denn, es kann von Haus aus teurer Nachhilfeunterricht finanziert werden.
    Und ein Mensch der grundsätzlich ein Logikproblem in Mathe hat, wird dieses Defizit in den meisten Fällen auch nicht mit Nachhilfe ausmerzen können, sondern sich bis zum Schulabschluß durch das Fach Mathematik quälen.


    Mein Sohn, der immer gut in Mathe war, hat nun einen pensionierten Mathelehrer, der meiner Meinung nach nicht gut erklärt und wieder mal leiste ich hier zuhause Erklärungsbedarf. Ob das wirklich meine Aufgabe ist, wage ich zu bezweifeln.
     
  2. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Das ist mein Punkt: das sture Runterechnen muss im Schlaf sitzen, damit darauf keine Energie verschwendet werden muss. Das Gehinrschmalz brauchst du, um die Aufgabe zu verstehen, das Problem zu erkennen und zu lösen. Die reine Rechnerei ist Handwerkszeug und muss flutschen.

    Ich habe bei mir Azubis mit Abitur sitzen, die bekommen lausige Dreisätze nicht hin, weil sie nicht denken können, wenn du ihnen die Problemstellung nicht haarklein vorkaust. Ein einfaches "Hier hast du 5 M Kochsalzlösung, ich brauche 300 mL 0,2 M Kochsalzlösung." und sie brechen vor Hilflosigkeit fast in Tränen aus. Und das erfordert nur Rechnen, nicht mal ernsthafte Mathematik.
     
  3. Nordlicht

    Nordlicht Teilnehmer/in

    das kann ich bei meinem Sohn ( jetzt das erste Schuljahr auf dem Gymnasium) nicht bestätigen. In Latein legt die Lehrerin ein Tempo vor, dass sogar mir ganz schwindelig wird.

    Auf dem Elternabend wurde auch erklärend gesagt, dass das die Auswirkungen von G8 sind.

    Das mein Sohn hier die Beine hoch legen kann, kann ich nicht so unterschreiben.
     
  4. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Meiner Meinung nach sitzen sowieso viel zu viele Schüler im Gymnasium, die dort nicht hingehören.

    Das Grundproblem liegt nämlich auch darin, dass ein normaler Realschulabschluss nichts mehr wert ist - das Niveau dort ist unterirdisch. Für die Abschlussprüfung dort in Mathematik braucht es nicht viel mehr als den Grundschulstoff.
     
  5. inkale

    inkale Gast

    Ich sehe die Umstellung auf Zentralmatura positiv.
    Zwei meiner Kinder maturieren dieses Schuljahr, eine mit Zentralmatura, die andere noch nach dem alten System.

    Chaotisch empfindet die eine die Umstellung nicht, die Schule bereitet in ihrem Ermessen relativ gut darauf vor.
    Allerdings ist es natürlich richtig, dass es noch viele Unausgegorenheiten gibt und damit ist sicherlich noch eine Weile zu rechnen.

    Gut finde ich, was ich derzeit von den Lehrern von Kleinkind zu hören bekomme (2. HTL) - dass sie angasen müssen, denn es gibt in manchen Bereichen noch gehörige Defizite und es gilt ein definiertes Niveau zu erreichen.
    Das betrifft endlich auch einmal allgemeinbildende Fächer, die man sonst sehr vernachlässigt hat.
    Und endlich steht einmal der Wissenserwerb im Vordergrund, der Umstand, dass Lehrer mit Schülern gemeinsam Leistungsziele erreichen wollen/müssen.
     
  6. inkale

    inkale Gast

    Hm, es ist ja nicht seit "jetzt" neu.
    Die Vorbereitungen laufen seit einigen Jahren, und ja es war bis vor einem Jahr noch sehr schwammig und wenig konkret - aber die Richtung war allen schon länger bekannt und wurde auch in den Lehrergremien diskutiert. Mit dem Ziel, das in den Unterricht einfließen zu lassen.

    Richtig konkret ist es dann vor ca. 1,5 Jahren geworden und letztes Schuljahr war auch der Zeitpunkt, wo es dann zu unliebsamen Erkenntnissen gekommen ist. So z.B. die Beurteilung in Mathe, wo einiges noch nachgebessert werden muss. Die letztjährige Zentralmatura an einigen Schulen war eine freiwillige, verpflichtend wird sie ab diesem Schuljahr.

    Zumindestens an der Schule meines Kindes erlebe ich es so, dass sich die massiven Schwierigkeiten des vorherigen Jahres, erheblich verbessert haben und sich die Leistungsergebnisse der Schüler wieder dort einpendeln, wo sie vorher auch im Durchschnitt waren.
     
  7. Nordlicht

    Nordlicht Teilnehmer/in

    das Niveau liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass Hauptschulen und Realschulen zusammen gelegt wurde. Bei uns hier in Schleswig Holstein steckt dieses Prinzip noch so dermaßen in den Kinderschuhen, dass es mich wirklich sehr in meiner Entscheidung ausgebremst hat, meinen Sohn dorthin zu geben.

    Mein Sohn ist nun auf dem Gym richtig ( zumindestens sagen das die Noten), nichts desto trotz hätte ich für ihn gerne eine gute Realschule gehabt.

    Und der Beweis, dass man ein Superabi nach der Realschule hinlegen kann, hat mein großes Kind ja bewiesen.

    Ein Problem an den Gymnasien hier in Schleswig Holstein ist wahrscheinlich echt das G8 Prinzip.

    Wie sagte mir eine Freundin kürzlich: Bulemie lernen. Lernstoff reinwürgen, bei einer Klausur auskotzen und weiter den Stoff rein stopfen.
     
  8. Cash

    VIP

    bezeichnend, dass wir anfang dieses semesters eine email des elternvereins bekamen (oder wars direkt von der schule?). u.a. wurde auf einen anhang verwiesen: infos zu einem nachhilfeinstitut, das kurse zur maturavorbereitung anbietet und quasi von der schule empfohlen wird. schon ein bissi skurril, oder?
     
  9. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Was ist das?
     
  10. DaisyD

    VIP

    die meisten mathe lehrer fühlen sich selbst überfordert und allein gelassen. um möglichst gut "vorzubereiten" machen sie die schularbeiten jetzt sehr schwer, weil sie selbst nicht einschätzen können, wie schwer die matura sein wird.
    daneben sind die wenigsten bereit, sich übungen wie im ersten teil der schularbeiten bzw matura anzubieten. selber ausdenken ist viel arbeit, bücher mit passenden beispielen kommen erst langsam auf den markt.
    eine art datenbank, in die jeder lehrer beispiele eingeben kann, wäre ein hit.
    abgesehen davon find ich die benotung schon ein bissl eigen. ein kreuzerl zu viel falsch im ersten teil und aus einem möglichen zweier ist ein fünfer geworden....

    wenn man in mathe nicht begabt ist, finde ich es zur zeit echt schwer, sinnvoll zu üben. mit erarbeiten hat das nicht viel zu tun und mit fleiß noch weniger.....
     
  11. Hui.
    Ich kann echt nicht mit dem Grundgedanken, dass die Schule so weit aussteigt, dass Eltern ihr Kind durch die Schule tragen bzW Bildung zukaufen müssen.
     
  12. Erdbaerin

    Erdbaerin Et bliev nix wie et wor
    VIP

    In D hatten die Gymnasiasten lange 9 Jahre Zeit bis zur Matura (Abitur). Und vor einigen Jahren waren einige schlaue Köpfe der Meinung, man müsse sich dem internationalen Standard anpassen und die Gymnasialzeit auf 8 Jahre reduzieren.

    Und wie bei jeder Umstellung gibt es eben Schwierigkeiten. Denn die Schülerleins haben nämlich gemerkt, daß man fürs Abitur auch wirklich was tun muß... :rolleyes:
     
  13. Sino

    Sino Teilnehmer/in

    Meine Jüngere hat 2013 maturiert. Da hat sie ein bisschen die Auswirkungen der Umstellung zu spüren bekommen. Kinder UND Lehrer waren schlecht informiert, es hat also Kinderkrankheiten gegeben. Aber mir ist kein Schüler bekannt, dem das zum Verhängnis geworden wäre.

    Zum Thema, dass ein ORG-Niveau nicht mit der Langform-AHS gleichzusetzen ist: Gerade in Wien ist das tatsächlich der Fall. Ein ehemaliger Lehrer meiner Kinder, den ich privat kenne, hat mir schon oft davon erzählt. Er hat z.B. in Geschichte fast in der gesamten ORG-Klasse 5er verteilt und hatte dann den Landesschulinspektor zu Besuch...weil der Lehrer ja spinnt, sowas kann's ja nicht geben. Nun ja, der Inspektor konnte sich davon überzeugen, dass die Notenvergabe gerecht war. In einem Fach, wo man nicht großartig was verstehen, sondern einfach nur ein bissl lernen muss. Dass solche Schüler dann an einer Zentralmatura scheitern, wundert mich überhaupt nicht.
     
  14. lucy777

    lucy777 Gast

    aber das beginnt doch schon in der VS - hör dir das gejammer der ELTERN an, weil die kinder routine eintrainieren müssen. "wozu denn, meiner kann ja schon plus-rechnen".
     
  15. meine tochter war genau in diesem "versuchsprojekt" - sie hat einen passablen dreier

    das "Problem" war, dass scheinbar nicht der angekündigte Stoff kam und dass die angaben extrem umfangreich und kompliziert waren - die Rechnungen an sich waren nix dramatisches, laut ihren angaben - verwirrend waren die angaben, scheinbar wird endlich einmal wert gelegt auf sinnerfassendes lesen

    in ihrer klasse gabs 1 sehr gut, 2 gut und 8 nicht genügend (sprich, genau das drittel das in der Zeitung ausgewiesen wurde) der rest waren 3er und 4er

    und nein, ich habs nicht gesehen, sie hats selber unterschrieben und wieder abgegeben, allerdings ist die arbeit in ein paar tagen online - wofür auch immer das gut sein soll
     
  16. hejoka

    VIP

    Das sehe ich ganz anders.
    Warum ist es dir so wichtig, dass man etwas stumpf runter rechnen kann?
    Mir ist wichtig, dass mein Kind versteht, was sie rechnet, so dass sie es auch noch nach Jahren kann.

    Der Routineaspekt ist meines Erachtens nur für die Schularbeiten/Matura wichtig, aber in die Schule geht man nur ein paar Jahre.

    Gruss
    Manuela
     
  17. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Weil Training Tempo bringt und Tempo "verstehen" nicht ausschließt.

    Wenn dein Kind für eine Kurvendiskussion 30 Minuten braucht, kann es sie so gut verstanden haben wie es will, es wird in einer Klausur nicht weit kommen. Und auch im echten Leben: wenn ein Laborant für ein paar Mischungsgleichungen einen halben Arbeitstag braucht, dann wird er es nicht weit bringen.
     
  18. Nordlicht

    Nordlicht Teilnehmer/in

    Ich emfinde diese Aussagen immer sehr herabwürdigend. Die Kinder die aufs Gymnasium gehen, mussten auch mit G9 jede Menge tun.

    Das auf G8 umgestellt wurde hat nur einen Grund. Nämlich den, dass die Kinder der Wirtschaft früher zur Verfügung stehen.
    Was das Ergebnis ist, dass viele, viele Kinder einfach überfordert sind.

    Mein Sohn hat das Glück, auf einem Gym zu sein, dass seit 2002 G8 Erfahrung hat und dies meiner Meinung nach auch gut umsetzt. Der Übertritt auf die weiterführende Schule ist wesentlich sanfter, als auf so manch anderen Gymnasien. Nichts desto trotz, ist die Zeit, wo Wochenende auch Wochenende war vorbei und ein Teil des WE muss mit lernen verbracht werden.

    Das war mit G9 sicher nicht anders. Die Kinder hatten hier nur mehr Zeit, den Stoff zu lernen.
    Die Kinder lernen nur jetzt den gleichen Stoff, mit einem Jahr weniger Schule.

    Du wirst hoffentlich Deine Meinung ändern, wenn Dein Kindlein auf einer weiterführenden Schule ist und jede Menge tun muss, auch wenn sie noch ein Kind ist.
     
  19. ich muss jetzt wirklich einmal fragen, auch wenns eigentlich nicht in diesen faden gehört, aber müssen eure kinder wirklich so viel lernen?

    auch bereits am anfang der Unterstufe? bzw am anfang der ahs?

    wenn ich meine große hernehme, die hat am Wochenende oder in den ferien praktisch nie gelernt - das einzige mal, wo wir in den ferien aktiv was für die schule getan haben, waren die Weihnachtsferien der 1. klasse volkschule, weil sie das lesen nicht gecheckt hat, bzw das richtige zusammenziehen der Buchstaben - aber das wars (ok, unabhängig von der 6. ahs, wo sie aufgrund vieler fehlstunden und Faulheit 2 fleck hatte, das oblag aber in ihren Händen, dass das soweit ausbügelt, dass aufsteigen kann)

    sie ist jetzt in der 8. am Wochenende ists dauernd unterwegs und unter der Woche kommts größtenteils am früheren nachmittag heim, schläft dann 1,2 stunden und setzt sich dann, wenns viel ist 1 - 3 stunden (an 3 tagen, 2x hats länger schule) hin und macht hüs etc

    wenn ich hierforums teilweise lese, wie viel die kinder lernen müssen und vor allem wie viel Eltern mit ahs kindern lernen müssen, wundere ich mich immer wieder - so viel hat meine in 12 jahren nicht gelernt (mein sohn auch nicht, der geht ja nimmer zur schule)
     
  20. Nordlicht

    Nordlicht Teilnehmer/in

    Vielleicht gehören Deine Kinder zu denen, denen es eher zufliegt?

    Ich versuche hier schon, die Lernzeiten so einzuteilen, dass noch genug Zeit zum spielen ist.
    Aber es geht schon mehr Zeit fürs Lernen drauf, als noch in der Grundschule.



    Als meine Tochter Abitur machte, hat sie bis nachts gesessen und gelernt. Wurde ja auch belohnt, war aber für sie wirklich hart.
     

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