die zwei gymnasien, die wir uns jetzt für meinen sohn angeschaut haben: in einem ist es möglich, latein komplett zu vermeiden, im anderen gibt es einen zweig, da hast du schon ab der ersten klasse französisch.

also grade in wien wird man das gewünschte finden, wenn man sucht (nur einen platz wird man halt nicht automatisch kriegen).

ich bin mittlerweile aber skeptisch, wie viel fremdsprachen kinder überhaupt lernen sollen. ist das sinnvoll zwei drei fremdsprachen zu lernen, die man nach der schule womöglich nie wieder nutzt?

 

Wenn man den Zweig des neusprachlichen Gymnasiums wählt, kommt man um Latein schwer herum, aber beim Realgymnasium oder (sofern es das noch gibt) wirtschaftskundliches Realgymnasium müsste das schon funktionieren. Nach dem Modell 1. Englisch und 5. Französisch/Spanisch/Italienisch oder was sonst noch angeboten wird.

Da kann man sich die 3. (lebende) Fremdsprache über Wahlpflichtfächer suchen.

 

Warum muss immer alles einen direkten ökonomischen Nutzen haben? Da könnte man alle künstlerischen Fächer zum Beispiel gleich einsparen. Wenn es danach ginge, sollte sich also ein 10Jähriger genau überlegen, was er einmal machen möchte, um ja nichts Unnötiges zu lernen.
Sogar auf Deutsch könnte man verzichten. Wer braucht Literaturgeschichte, wer muss jemals im Erwachsenenleben eine Erörterung schreiben?

 

und der Nutzen wäre hier: Grundgerüst für romanische Sprachen zu lernen, darüberhinaus etwas über Geschichte, Literatur, Philosophie. Das alles bietet Latein nämlich.

Und wie gesagt - wenn es das nicht sein soll, dann bleibt immer noch der Weg in einen gymnasialen Zweig ohne Latein.

 

Konnte ich in der HTL gut gebrauchen!

Hatte dafür keine Literaturgeschichte oder Latein und als Fremdsprache nur Englisch.

 

Was beinhaltet eine umfassende Allgemeinbildung in deinen Augen?

Für mich gehört ein gewisses Geschichtsverständnis dazu, denn viele politische Gegebenheiten und Bewegungen der Gegenwart haben ihren Ursprung vor 100erten von Jahren.

Bei Latein in der Schule gehts meiner Meinung nach sowohl um die grammatikalische Logik als auch um den Erwerb eines Grundwortschatzes, der einem viele Fremd- und Fachausdrücke leichter verständlich macht.
Und nicht zuletzt laufen in der römischen Kultur viele Fäden der damaligen Welt zusammen.

 

mich schockieren menschen mehr, die ihn und ihm nicht richtig einzusetzen wissen als die, die nicht wissen, wer napoleon is. diie ihn/ihm sache passiert wohl kaum einem latein geschulten menschen.

 

Latein: sollte in der 7.+ 8. Schulstufe für die Schüler, die wissen, dass sie das kleine Latinum für ihr Studium brauchen werden, als Wahlfach angeboten werden.
Ich hatte 6 Jahre Latein als Hauptgegenstand, das braucht ja wirklich kein Mensch!!!

lebende Sprachen: ich bin froh, dass ich Italienisch lernen konnte und nicht Französisch lernen musste.

Generell fände ich es wichtiger, dass Erwachsene mit Maturaniveau ein einwandfreies Englisch sprechen. Würde man die Schüler nicht mit manch anderen unwichtigen Dingen quälen (wie 6 J. Latein zB) könnte man hier mehr fördern.

 

Ich halte Latein für sinnvoller als französisch. Auch spanisch ist sinnvoller als französisch.
In Deutschland läuft es so:

5. Klasse (erstes Jahr Gymnasium) zu 98% englisch, es sei denn irgendwelche Schulen fahren Extratouren. Macht auch Sinn, englisch ist m.e. die wichtigste Sprache, weil jeder sie lernt. Zudem unser Leben immer mehr von englischen Ausdrücken geprägt ist und es Sinn macht wenn ein Kind die versteht.
7. Klasse 2. Fremdsprache hier kann gewählt werden ob Latein oder Französisch (teilweise auch inzwischen Spanisch). Wer aber ab der 5. was anderes als englisch hatte muss jetzt englisch nehmen

Das war der Pflichtteil.

In der 9. gibt es "Wahlpflichtfächer" und man kann sich da eins aussuchen, ob nun Kunst, Spezialsportarten etc. oder für die Leute die die Sprachfolge Englisch-Latein hatten dann noch französisch. Wer französisch-englisch hatte kann noch Latein nehmen. Ist aber kein muss.

In der 11. Klasse gibts dann noch mehr Sprachen, in Kooperation mit anderen Gymnasien, chinesisch, spanisch...was halt gerade an Lehrern da ist.

Ich hatte englisch und latein. latein viel ab der 11. weg und da habe ich dann spanisch dazugenommen.
Wer Latein hatte lernt spanisch ganz locker nebenbei.

Und es stimmt nicht: Das Latinum ist in Deutschland bei vielen Studiengängen immer noch Pflicht.

In meiner Stufe haben fast alle geschaut, dass sie das Latinum in der Schulzeit zusammengebracht haben. Einfacher bekommt man es nie wieder! In der Uni wird viel mehr dafür verlangt und man muss zu einer extra Prüfung.

 

was ist damit???

@ lonelypapi: ich kann deine lateinkritische Haltung leider nicht teilen und sehe das Fach als durchaus berechtigt für jene, die Latein inkl. Umfeld lernen wollen und es nicht einem weiteren - u.U. zu maturierenden Fach angliedern wollen, das sie erst nicht abwählen können (wie Deutsch oder Geschichte).
Will man das nicht, dann gibt es eben andere Wege (siehe oben).

 

Das würde für mich ganz und gar nicht passen! Denn dann könnte man Saint Exupery oder Shakespeare auch in Deutsch lesen und bräuchte nicht extra Französisch oder Englisch.
Römische Geschichte(n), wie sie im Speziellen bei Caesar und Cicero behandelt wird, aber auch die Metamorphosen, Werke von Seneca, Horaz und Catull oder die Aeneis - bieten so viel mehr als schnödes Latein und wären im Deutschunterricht definitiv schlecht aufgehoben!
Das ist so eine andere Welt und nicht nur einfach "Sprache".

 

oder:

ab der 1. Englisch
ab der 3. Latein ODER Französisch
ab der 5. 2. lebende Fremdsprache ODER Latein (ob man hier nun die 3. lebende FS statt Latein nehmen kann, weiß ich nicht)
6.-8. Wahlpflichtfächer (Zuwahl einer weiteren Sprache möglich)

Ich hab jetzt nur mal exemplarisch 2 Wiener Schulen herausgenommen und sehe das Problem des angeblich so schlechten Fremdsprachenangebots nicht!

 

Ich glaube, die eigentliche Frage ist die, ob man sich bei der Definition von Allgemeinbildung an althergebrachten Werten einer humanistischen Bildung orientiert (dann würd strenggenommen Altgriechisch auch noch dazugehören), oder ob man in einer modernen, globalisierten Welt den Schwerpunkt nicht woanders setzen könnte.

Ich hab übrigens gerade meine 17-Jährige gefragt: Sie meint, ein halbes Jahr Lateinvokabeln für die Wortstämme hätt gereicht. Grammatikstrukturen und Analyse hat sie in Deutsch gelernt, dazu brauchts keine 4 Jahre Latein.

 

na, dann wäre ich dafür, latein abzuschaffen und chinesisch einzuführen.