Ich kenne mich in den schulsystemen nicht so aus, muss ich zugeben. Aber ich selbst bin ein Sprachenfan und habe auch im Beruf immer wieder mit Sprachen zu tun.

ad1) ich hatte nicht Latein, aber ganz ehrlich finde ich es schon sinnvoll. Man braucht zb für viele Studien Latein (wenn mans in der Schule nicht hatte, muss man das kleine oder große Latinum dann nachholen) und es bietet zusätzlich eine tolle Basis. Viele Fachbegriffe sind oder kommen vom Latein. Man tut sich generell in Sprachen leichter (vor allem halt in romanischen Sprachen). Mir ist es nicht abgegangen, weil ich Französisch, Spanisch und Italienisch hatte und daher bin ich in romanischen Sprachen nicht so schlecht unterwegs

ad2) ich hatte auch Französisch in der Schule. Generell finde ich es sinnvoller als Italienisch, weil es wirtschaftstechnisch in der Welt wichtiger ist und es ja zb auch Diplomatensprache ist. Ausserdem gibt es doch mehr Länder wo Französisch gesprochen wir: Afrika, einige Inseln. Italien wird wirklich nur in Italien gesprochen - ist zwar unser Nachbarland...zahlt sich aber nur aus wenn man wirklicher Italienfan ist. Noch mehr bevorzugen würde ich Spanisch (das wird erst recht in vielen Ländern gesprochen, ist halt weltpolitisch nicht sehr bedeutend). Was einen sehr viel bringt im späteren Leben ist allerdings eine selten gesprochene Sprache (in Ö) zu beherrschen. Russisch, chinesich oder arabisch zum Beispiel. Muss man halt auch wollen als Kind und angeboten wird es ja kaum. Aber damit könnte man im Berufsleben viel anfangen - da finde ich immer wieder tolle Jobs ausgeschrieben. Ich spreche zwar Russisch, aber leider nicht sehr gut.

Ich finde es auch gut für Kinder früh mit Sprachen anzufangen. Ich war damals in einem Schulversuch wo ich in der 1. VS bereits Englisch hatte und ab der 3. VS Französisch. Dafür war ich dankbar - das hatten damals nicht viel Kinder.

 

Weil Latein die beste Basis ist, um andere Fremdsprachen zu erlernen...Nicht nur bei romanischen Sprachen, sondern auch zb für Russisch. Durch Latein wird man mit der Sprachlogik vertraut, man bekommt einen systematischen Zugang zum Sprachen lernen, und ja, bei den romanischen Sprachen hilft Latein insb. mit dem Vokabular! Außerdem gehört Latein mM auch zur Allgemeinbildung, desshalb wird es an der A(=allgemein)HS gelehrt...auch die Dt Sprache entlehnt viele Fremdwörter dem Lateinischen. Außerdem braucht man Latein für die Naturwissenschaftlichen Studien....

Wg Französisch würde ich mal darauf tippen, dass es sich a) bewehrt hat und b) ebenfalls für die allgemein Bildung wichtig ist. Es gibt viele Wörter, die dem Französischen entstammen....Bekannte von mir, die in der Schule Spanisch hatten, ärgern sich heute dass sie bei der Aussprache vieler Wörter Probleme haben, weil sie kein Französisch können....Außerdem gilt französisch immer noch als Sprache der Diplomatie und hat in der EU die größere Bedeutung als Italienisch. Italienisch ist insofern als Sprache uninteressant, als es nur von einem sehr kleinen Teil der Weltbevölkerung gespochen wird, wann soll man das nutzen, ausser im Urlaub? Wenn dann lieber Spanisch, das ist nach Chinesisch m. Wissens nach die meist gesprochene Sprache der Welt!

In einigen Privatschulen in Wien gibt es übrigens andere Lehrpläne: Ab der 1. Französisch, der 3. Latein, der 5!. Englisch und der 7. Russisch!....Für mich wär das nix....

 

Es gibt durchaus inzwischen eine Menge Gymnasien, wo man die 2. lebende Fremdsprache ab der 3 und Latein ab der 5. Klasse wählen kann.
Ob Latein sinnvoll ist, ist Ansichtssache, meiner Meinung nach schon (da gab es vor nicht allzulanger Zeit einen Thread dazu), wenn man es aber nicht will, besteht immer noch die Möglichkeitm,eine andere Schulform zu wählen, die zur Matura führt, zB. Realgymnasiumunterstufe + BORG mit lebender Fremsprache oder eine berufsbildende höhre Schule. Latein ist heutzutage wirklich kein "Zwang" mehr.
Französisch finde ich insofern sinnvoll, als es eine der Arbeitssprachen in der EU ist, stimme aber zu . dass es mehr Angebot im Bereich "Zweite lebende Fremdsprache" geben sollte, Spanisch, Chinesisch, Arabsich, was auch immer.

 

Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass gerade in WIEN wo es ja eine große Auswahl an Gyms gibt nicht für jeden etwas dabei ist.

Ich hab mir in Linz gerade die Gyms angeschaut und da gibt es eigentlich so ziemlich alles.

Angefangen vom Lycee, wo schon ab der 1. Klasse E und F unterrichtet wird, über Gyms, die E, F, Spanisch, Italienisch, Russisch, .... anbieten bis hin zu eben der "Klassischen Form" mit Latein und Griechisch.

Könnte mich über die Auswahl also nicht beklagen und ja, es soll Kinder geben, die wirklich gerne Latein lernen.

LG Ela

 

Wenn aber zB. Rollschuhlaufen die Basis für eislaufen, Inline skaten und noch 3 oder 4 andere Sportarten ist, dann ist Rollschuhlaufen aber doch sinnvoll.

 

Ich würde dir den Thread "Latein oder lebende Fremdsprache?" empfehlen, siehe ein paar Threads weiter unten. Da wurde zu dem Thema auf interessante Weise diskutiert. (Kann leider den link nicht einfügen).

An und für sich denke ich auch, dass es in Wien sicherlich genug Möglichkeiten gibt, eine Schule mit den gewünschten Schwerpunkten zu finden, auch ohne Latein.
(Warum aber just Italienisch nützlicher sein soll als Französisch, verstehe ich noch immer nicht.)

 

Latein ist nicht nur eine gute Grundlage für andere romaniche Sprachen, sondern - und das ist noch viel wichtiger und wird leider allzu oft übersehen - die allerbeste Grundlage um die deutsche Grammatik zu verstehen! Wer Latein beherrscht, beherrscht auch die deutsche Sprache.
Und das hilft wieder ungemein um Fremdsprachen zu erlernen. Das es auch für die Allgemeinbildung von unschätzbarem Wert ist, muss auch erwähnt werden. Während man in den lebenden Fremdsprachen eher (oder ausschließlich) Alltagstexte durchkaut, lernt man in den Lateinstunden sehr viel über die griechische und römische Geschichte. Schadet ja auch nicht...

 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Wien alle Gymnasiasten mit Latein "zwangsbeglückt" werden. Gerade in einer Großstadt, wo ich mir das Gym aussuchen kann dürfte das überhaupt kein Problem sein.

 

ja, das muss eh jeder selbst wissen. Wie gesagt, ich hatte auch kein Latein, mir ist es auch nicht abgegangen. Aber oft verstehe ich Begriffe in Latein trotzdem, eben weil ich sonst soviele Sprachen spreche. Aber nicht jede ist so Spracheninteressiert oder auch versiert und da kann Latein alleine schon helfen.

Natürlich kannst du auch direkt die anderen Sprachen oder Fachbegriffe lernen. Man tut sich halt leichter wenn man Latein kann. Es ist sicher kein MUSS, aber es ist hilfreich und wenn mans schon einfach in der Schule mitlernt. Du lernst ja sonst auch viele Sachen, die man später nicht mehr so braucht wie mans vielleicht gelernt hat.

3 lebende Fremdsprachen sind aber auch nicht zu verachten. Ich finde beides sinnvoll - wenn dir also Latein nicht zusagt, nimm halt Englisch, eine typische Fremdsprache (Französisch, Spanisch oder Italienisch) und eine seltenere: Chinesisch, Russisch, arabisch (obwohl da die frage ist ob das ein Gym Kind schon interessiert und wie gut man das erlernen kann ohne einen Bezug dazu zu haben - sind ja echt schwere sprachen).

 

Ich frage mich immer, ob es wirklich an der Sprache Latein liegt, dass man dann den Aufbau einer Sprache besser versteht oder ist es nicht einfach so, dass man bei Latein halt sehr viel Wert darauf legt und das mit genauso viel Ressourcen auch bei jeder anderen lebenden Fremdsprache möglich wäre.

Sprich, wenn ich Spanisch lernen und so viel Stunden für die Grammatik und Sprachaufbau wie beim Lateinischen aufwende, ob ich dann nicht den selben Effekt hätte, wie wenn ich Latein lerne, nur das ich den Vorteil hätte, dass ich dann die Sprache auch anwenden könnte.

Gruss
Manuela

 

Ich finde nicht, dass man Latein als Basis für andere Fremdsprachen braucht. Den strukturierten Zugang zur Sprache(=Grammatik) sollte den Kindern eigentlich ein guter Deutschlehrer auch beibrigen können. Und wer wirklich beim Lernen den Umweg über eine andere Sprache machen will, soll mit Italienisch anfangen und dann Französisch/Spanisch lernen.

Es gibt in Österreich ganz wenige Gymnasien, die im neusprachlichen Zweig als Schulversuch statt Latein Italienisch anbieten, dazu Französisch und natürlich Englisch. Nachteil beim Schulversuch: Wenn dein Kind abbricht oder Schule wechseln will, kann es nicht problemlos woanders einsteigen.

Ich persönlich finde es nicht so sinnvoll, eine romanische Sprache nach der anderen zu erlernen und hab meine Kinder, auch zur Erweiterung ihres Horizonts, damit sie erfahren, dass eine Sprache auch ohne die bei uns vermittelten grammatikalischen Strukturen funktionieren kann, jahrelang quer durch Wien in den Freigegenstand Chinesisch geschickt. Sie hatten Schularbeiten und auch eine Note in ihrem Zeugnis, hätten sogar zur mündlichen Matura antreten dürfen.

Und warums nicht mehr Auswahl gibt: Damit ein Sprachunterricht in der Schule zustandekommt, muss sich eine gewisse Mindestanzahl an Schülern dafür melden. Das Schicksal der "exotischeren" Sprachen ist dann eben, dass sich nicht genug Schüler dafür interessieren, weil niemand dem Kind helfen könnte und auch Nachhilfelehrer nicht so leicht aufzutreiben sind.

 

ich verstehe das so, das eine AHS oberstufe eigentlich für die uni vorbereiten soll - und da macht latein bei vielen studien schon sinn.

 

Ich glaube, der Grund ist, dass die deutsche Grammatik sehr durch die lateinische beeinflusst wurde, es war ja früher (bis ins 17./18. Jahrhundert ca.) so, dass alle wichtigen Texte (Gesetze, Erlässe etc) oder noch früher (Mittelalter) praktisch alle Texte auf Latein verfasst wurden, Deutsch war die Sprache des Volkes, wurde also lange Zeit nur gesprochen und kaum geschrieben. Dadurch beeinflusste die lateinische Grammatik auch die deutsche Hochsprache, weil es ja eine gesamtdeutsche Grammatik noch nicht gab. Das kann man von den anderen romanischen Sprachen nicht sagen, die haben nur Fremd- und Lehnwörter beigetragen, aber keine Grammatikkonstruktionen.

 

Wart noch 10 Jahre, dann brauchst du Latein nur noch für Archäologie.

Meine Große, die in Deutschland Medizin studiert, musste keine Lateinkenntnisse nachweisen, die haben dort ein Fach, das "medizinische Terminologie" heißt. Der Vorteil meiner Tochter war, dass sie die Endungen der Wörter nicht auswendig lernen musste sondern nach 4 Jahren Schullatein selbständig den Genitiv bilden konnte.

 

In Deutschland gibt es aber noch Schulzweige, in denen Latein ab der 5. Schulstufe Pflicht ist. Als Zugangsvoraussetzung für ein Medizinstiudium finde ich es übrigens auch überholt und sinnlos.

 

da wirst du recht haben -ein weiterer grund wäre dann noch der allgemeinbildende aspekt einer AHS (v.a. oberstufe, auch da hat für mich latein noch seinen platz.
wer das nicht will, kann ja auf berufsbildende höhere schulen ausweichen, dort ist allgemeindbildend nicht so viel los, dafür ist der unterricht "realitätsnäher", denke ich.

 

Die, die Latein lernen möchten sollen das doch bitte dürfen! Es gibt genug Schulen, wo man KEIN Latein lernen muss ... das wird ja nicht nur in Linz so sein