1. Q

    Q Teilnehmer/in

    Snobistisch?

    Du übersiehst, dass nicht ich das duale System der Ausbildung zu den gewerblichen Berufen erfunden habe, das verlässlich dafür sorgt, dass
    a) den Betrieben in Form von Lehrlingen billige Arbeitskraft zur Verfügung steht und
    b) Leute, die einen Lehrberuf lernen, über die begleitenden Berufsschulen verlässlich von jeder höheren oder fachübergreifenden Bildung ferngehalten werden

    Damit wird erreicht, dass Leute auf Basis der Lehre kaum Entwicklungschancen haben (wie viele bringen es zum Meister bzw. zur Gewerbeberechtigung? Und: sieht man vom Weg in die Selbständigkeit ab: Einmal Geselle, immer Geselle, da gibt es nichts, was man werden oder erreichen könnte).
     
  2. anamama

    anamama Teilnehmer/in


    Bitte lies auf seite 3 mal meine Ansätze, denn ich hab Erfahrung mit sehr lernschwachem Kind, das nie und nimmer eine AHS schaffen würde. ( sie ist 18 und uns betriffts nimmer) aber ich denk bei meinen erfahrungen, dass deise Kinder unter die Räder kommen in der Gesamtschule. Warum - siehe meine Beiträge Seite 3

    Und ja, ich geh auch von meinen Erfahrungen aus.
     
  3. Nicola

    Nicola Teilnehmer/in

    Ich seh da auch eine ganze Problemkette:

    - Die sogenannte "A-Schicht" will ihren Kindern den Umgang mit "Prolo-Kindern" nicht zumuten bzw. schlichtweg verbieten - die brauchen ja gar nicht wissen, dass es so was gibt - außer als "Sklaven" im 3. Sektor (der aber komischerweise total boomt - doch dazu später).

    - Sie sagt den Kindern auch gleich gar nicht, dass es etwas anderes gibt als eine AHS, damit die ja nicht auf die Idee kommen, einen "minderwertigen" Beruf zu ergreifen.

    - Somit werden VS-LehrerInnen nach wie vor dazu genötigt, lauter 1er zu vergeben und Kinder unter enormem finanziellem Aufwand und psychischem Druck durch höhere Schulen gepeitscht.

    - Die AHS quellen - besonders in den Ballungszentren - über, was das hier so oft angesprochene "Niveau" ganz schön drückt, d.h. es passiert genau das, was einige hier sich so wünschen - ihre angeblichen Spitzenkinder können sich einen Hänger nach dem anderen erlauben und werden unter o.a. Bedingungen mitgeschleift bis zum bitteren Ende - sofern die AHS in der Oberstufe nicht eh anfangen, auszusortieren - nachdem in den HS/KMS nur die übrigbleiben, die keine AHS nimmt, gibt´s dort entweder keine 1. LG oder spiegelt falsche Tatsachen vor - das tun die AHS hingegen auch, die in den Ballungszentren bereits versteckte Gesamtschulen sind.

    - Die Absolventen der AHS werden entweder aussortiert, wenn der Druck der Eltern nicht mehr ausreicht oder sie werden zu Studenten, oft orientierungslosen, da sie ja nix anderes als die AHS kennen gelernt haben, oft ziemlich ewigen, da sie ja von den Eltern weiterhin gut durchgefüttert werden, oft von Massenstudienrichtungen, weil ihnen a) nix Besseres einfällt und b) die Eltern genau diese liebend gerne unterstützen.

    - Die wirklich guten Hauptschüler schaffen den Absprung in höhere Schulen und maturieren in weiterer Folge oder absolvieren Fachschulen und qualifizieren sich somit auch recht gut für´s Berufsleben - die meisten stammen nicht aus den Ballungszentren.

    Die Hauptschüler aus den Ballungszentren, die aufgrund des "Jeder geht in die AHS - Syndroms" bereits deftigst stigmatisiert sind und durch die Abwärtsspirale noch weniger "drauf" haben als ihnen vielleicht möglich wäre, drängen in eben diesen Ballungszentren nach Vollendung ihrer Schulpflicht auf den Arbeitsmarkt - als Lehrlinge. Die sogenannten "Top-Kinder" (d.h. die, die vorwiegend aus sozialen Gründen in eine höhere Schullaufbahn gepusht wurden) stehen für den Arbeitsmarkt somit nicht zur Verfügung, denn sie sollen ja "was Besseres" werden.

    - Die Spirale dreht sich weiter - oft verfahren diese Kinder mit ihren eigenen Kindern später wieder so wie ihre Eltern mit ihnen (vor allem, wenn ihre Eltern sie erfolgreich an eigener Meinungsbildung gehindert haben).

    - Genau die Angehörigen dieser "Spitzen-Schicht" (worin auch immer sie so "Spitze" sind - sei es nur das Abwerten anderer) können es sich leisten, Leistungen von FriseurInnen, KosmetikerInnen, zertifizierten Handwerkern, MasseurInnen etc. in Anspruch zu nehmen und sich Putzfrauen zu "halten".
    Gerade die sind es aber auch, die das Niveau eben dieser Personen immer wieder kritisieren, in Frage stellen etc.
    Sie stellen ihre Nachkommen dem Arbeitsmarkt aber weiterhin nicht zur Verfügung, was den Abwärtstrend weiter vorantreibt.

    - In Österreich gibt´s ziemlich viele arbeitslose Akademiker und einen eklatanten Mangel an Facharbeitern. Die müssen wir uns mittlerweile aus dem Ausland holen.

    - Die Leute, die Angebote aus dem Dienstleistungssektor aufgrund ihres sozialen Status und ihres oft damit verbundenen hohen Gehalts in Anspruch nehmen können, sind die selben, die ihre Kinder von eben diesem Sektor fernhalten wollen (auch, wenn diese aufgrund der Akademikerarbeitslosigkeit oder Ausscheidens aus dem höheren Schulwesen aufgrund mangelnder Eignung, die durch haufenweise investiertes Geld und Druck nicht auszugleichen war, letztlich trotzdem oft dort landen - oder auch während des Studiums, aber meist sind die Eltern eh so wohlhabend, dass Kind sich nicht durch´s Studium jobben muss oder so einflussreich, dass der passende Ferialjob in Papa´s Firma gleich ohne Bewerbung parat ist).
    Teilweise ist es auch diese bürgerliche Schicht, die unsere ausländischen Mitbürger nicht ganz so offenherzig willkommen heißt und laut gegen die Beschaffung von Fachkräften aus dem Ausland protestiert.

    Da beißt sich die Katze halt ziemlich in den Schwanz...:confused:

    Nachdenkliche Grüße,

    Nici
     
  4. Q

    Q Teilnehmer/in

    @Nicola: treffender Befund, aber ich weiß jetzt nicht genau, wo das Problem liegt, eine soziale Position anzustreben, in der man sich eben gewisse Annehmlichkeiten leisten kann. Es ist eben ein Unterschied, eine Putzfrau zu haben oder eine zu sein.

    Was genau gewinnen bürgerliche Eltern, wenn ihre Kinder Berufe anstreben, die schlecht bezahlt sind?
     

  5. Ja, und es soll doch bitteschön immer genug Putzfrauen geben für die Oberschicht...:rolleyes:
     
  6. Nicola

    Nicola Teilnehmer/in

    Wenn ich mir die Annehmlichkeit einer Putzfrau leisten kann und sie dann schlecht bezahle, ist das aber eher eine Frechheit, oder?

    Ich bin recht gescheit und gebildet und mach jetzt auch schon mein zweites Studium. Dieses finanziere ich mir zur Gänze selbst, mittlerweile auch großteils durch Jobs, die meiner Qualifikation und meinem Know-How entsprechen. Das heißt, ich mache das, was ich gut kann und kassiere dafür ein leistungsbezogenes Gehalt.

    Putzen kann ich nicht so gut - bin keine so geborene Hausfrau und hab zu wenig Zeit dazu - hätte ich also eine Putzfrau, würde ich mir eine Expertin auf diesem Gebiet erwarten, die von selbst sieht, was getan werden muss und diese Aufgaben auch besser ausführt, als ich es tun könnte. Dafür würde ich ihr aber auch ein leistungsbezogenes Gehalt bezahlen - genauso, wie ich es bei entsprechender Arbeitsleistung für mich selbst in Anspruch nehme (und dafür sind 6 Euro, wie es so manchmal praktiziert wird, viiiiel zu wenig). Eine solche regelmäßige Zahlung kann ich mir jedoch trotz Intelligenz und Bildung nicht leisten - mir fehlt nämlich der dritte Faktor: ich bin nicht "bürgerlich" und daher fehlt das Pushen des Herrn Papa - das ich aber auch nicht in Anspruch nehmen möchte, da ich persönlich nur auf Leistungen stolz sein kann, die ich aus eigenem Antrieb und mit meinen persönlichen Stärken und Fähigkeiten erzielt habe.
    Auch Mechaniker, Friseure etc., die super arbeiten, haben sich super Gehälter verdient (sie sind nämlich Fachleute auf ihrem Gebiet).

    Und die, die nix hackeln oder ihre Arbeit sehr schlecht machen, haben sich´s auch dann nicht verdient, wenn sie an "Top-Positionen" gepusht wurden.

    LG Nicola
     
  7. Q

    Q Teilnehmer/in

    Nicola, irgendwie ist mir nicht klar, worauf du auf dem individuellen Level hinauswillst. Du erweckst hier den Eindruck, als würden Eltern unmoralisch handeln, die für ihre Kinder die bestmöglichen Berufs- und Einkommensaussichten wollen, offenbar weil du eine Gesellschaftsordnung mit differenzierter Einkommensstruktur ablehnst.

    Es tut mir Leid für dich, dass mit dem Untergang des Kommunismus in Russland und seinen Satellitenstaaten und mit der Wirtschaftsliberalisierung in der restlichen kommunistischen Welt das Angebot an Ländern immer geringer wird, in denen du deine Wertvorstellungen leben kannst. Aber vielleicht ist in Kuba noch ein Plätzchen frei ...
     
  8. Nicola

    Nicola Teilnehmer/in

    Ich lehne eine differenzierte Einkommensstruktur nicht ganz ab - aber die Schere, die es bei uns oft gibt, halte ich für ethisch nicht vertretbar.

    Und ich bin keine Kommunistin - eher Christin ;).

    Ich hab auch überhaupt kein Problem damit, wenn einer mehr verdient als ich - wenn´s denn gerechtfertigt ist. Und von Schiebereien und "Vitamin B" halte ich nicht viel.

    Wenn deine Kinder supergescheit und superfleißig sind, steht einer akademischen Ausbildung ja nichts im Wege - und dann ist es egal, in welche Schule sie gehen, sie werden ihren Weg machen - und auch nicht zurückgestuft o.ä. werden, da brauchst du dich nicht zu fürchten.

    Ich halte es nur für bedenklich, wenn jetzt jedeR unter dem Deckmäntelchen der "Bürgerlichkeit" seine Kinder in die AHS steckt ohne Rücksicht auf deren Interessen, Neigungen, Begabungen und Schwächen.

    Übrigens bin ich nicht für ein gewaltsames, flächendeckendes Einführen der Gesamtschule, sondern für ein durchlässigeres System zwischen den Schulformen und ein Einführen der Gesamtschule als zusätzliches Angebot in der Bildungslandschaft (einfach auch, weil von heut auf morgen übernommene Systeme aus anderen Ländern mit anderen Bedingungen nicht funktionieren können).

    Wenn meine Tochter in 2 Jahren beschließt, in die HS zu gehen, wird sie´s machen und wenn sie sich dazu entschließt, eine AHS zu besuchen, werde ich sie dabei genauso unterstützen. Wenn sie weiterhin in Erwägung zieht, Tierärztin zu werden, werde ich sie dahingehend natürlich insofern beraten, als eine Schule mit Maturamöglichkeit und Latein zumindest in der Oberstufe wahrscheinlich hilfreich sein wird. Sollte sie aber Maskenbildnerin werden wollen oder Sekretärin oder Investmentbankerin oder Reitlehrerin oder Sängerin, wird meine Beratung jeweils anders ausfallen.

    Ich möchte vor allem eines: dass sie ein glücklicher und zufriedener Mensch wird (was niemals in jeder Lebenssituation so sein kann und wird, aber als Grundeinstellung sollte es so sein)!!

    Liebe Grüße,

    Nicola
     
  9. anroma

    anroma Teilnehmer/in

    Hallo,
    nun ich habe die 4 Seiten zum Thema Gesamtschule jetzt mal überflogen, weil ich selbst Schülerin einer IGS war.

    Ich verstehe den ganzen Aufruhr um die Gesamtschule nicht wirklich und interessanterweise ist die Ablehnung von jenen am meisten zu erkennen, die keine Ahnung haben, wie in einer Gesamtschule unterrichtet wird und welche Vorteile jeder Schüler dort hat.

    Der Schüler wird in der Gesamtschule nach seiner Leistung und nicht dem sozialen Status der Eltern bemessen und Kinder, deren Eltern nicht großartig viel Geld haben, aber sehr wissbegierig und lernwillig sind, haben eben die Chance nach der Gesamtschule eine AHS zu besuchen, zu maturieren und zu studieren, das bislang meist nur Kindern von sozial sehr stabilen Eltern möglich war.
    Was ist besser, sein Kind mit vielen Nachhilfelehrern und -stunden durch das Gymnasium zu boxen, nur weil es der soziale Status verlangt, oder es der Leistung des Kindes zu überlassen, welchen beruflichen Weg es mal einschlagen wird?

    Schöne Grüße
    anroma
     
  10. Q

    Q Teilnehmer/in

    Mir reicht die derzeitige Praxis der KMS, die ja Gesamtschulanspruch stellen und dennoch in der Praxis Restschulen für soziale und sprachliche Problemfälle sind.

    Aus der Sicht der Bildungspolitik mag der leistungsbasierte Ansatz das gerechteste Modell darstellen, wenngleich er immer ein theoretischer bleiben muss. Bildungsferne Schichten werden nicht deswegen 8 oder 10 Jahre länger Ausbildung ihrer Kinder finanzieren, weil sie eine Gesamtschule besuchen.

    In der Praxis wird man außerdem Eltern kaum daran hindern können, auch in Gesamtschulen ihre Kinder in die ersten Leistungsgruppen zu puschen. Im Gegenteil, ich denke, der Nachhilfeaufwand wird sogar steigen, weil es ja nicht mehr ausreicht, sie am Durchfallen zu hindern, die Viererkinder in der ersten LG werden ja gnadenlos zurückgestuft, was den Zweck der Nachhilfe ebenfalls vereitelt. Die Rallye wird halt dann darum gehen, den Abstieg zu verhindern, die Elterninterventionen, die sich heute auf die VS beschränken, werden halt dann auch in der Sekundarstufe die Regel sein.

    Wie ich schon mal beschrieben habe: Heute kann jeder, der es schafft, in einer AHS nicht zu oft durchzufallen, bis zur Matura und zum Studium kommen. Mit der Gesamtschule muss er zumindest bis zur vierten "guter Schüler" sein, weil er sonst Richtung Lehre und Fachschule ohne Matura ausgesondert wird. Da reicht schon eine Abstufung in einem Hauptgegenstand - ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas (was ja auch durch einen einmaligen Durchhänger bedingt sein kann) ohne intensive Nachhilfe und massives Intervenieren in der Schule wieder rückgängig gemacht bekommt.

    Abgesehen davon, dass die Rückstufungen im gleichen Klassenverband um nichts weniger stigmatisierend sind als das Durchfallen.
     
  11. Q

    Q Teilnehmer/in

    Ich möchte darüber hinaus auch, dass sich mein Kind auf möglichst hohem Niveau selbst erhalten kann und sich ein Leben außerhalb des unteren sozialen Randes leisten kann. Und ich würde es unverantwortlich finden, ein Kind unterhalb seines maximal erreichbaren Niveaus abschließen zu lassen, weil es zu faul ist, den dafür erforderlichen Lernaufwand zu treiben.

    Ich bezeichne Haltungen, die dazu führen, als extrem kurzsichtig, und glaube nicht, dass man einem Kind etwas Gutes tut, das das Zeug zum Vorzugsschüler hat, aber in einen Lehrberuf absandelt, weil Fernsehen, Kicken oder mit der Clique um die Häuser Ziehen attraktiver sind als Lernen.
     
  12. schwarze-katz

    schwarze-katz Teilnehmer/in

    @Q Du wirst echt von Posting zu Posting arroganter, unglaublich. Bevor ich meine Kids mit Typen wie dir in eine Schule stecken würde, geb ich sie mit Begeisterung in eine HS. Da werden sie wenigstens nicht zu Charaktersch****, weil sie da im Moment mit alles ach so wichtigen sozialen Schichgten in Berührung kommen und ebe auch sozialen Lernen am Plan steht, was du anscheinend nie erfahren hast.
     
  13. schwarze-katz

    schwarze-katz Teilnehmer/in

    Aha, außer natürlich es sind Kids aus dem sozialen Abschaum.

    Und was das Absanden in einem Lehrberuf betrifft: Sohn einer Bekannten, hochbegabt, intelligent, lernbegeistert will unbedingt Mechaniker werden. Er ist jetzt 14, hat die letzten Jahre im Sommer immer wieder in Werkstätten ausgeholfen und das ist sein Traum. Abgesandet? Nö, DER sicher nciht, eher die ganzen Studenten, die am AMS als Arbeitssuchend gemeldet sind und die mich in Taxis durch die Stadt chauffieren.
     
  14. Q

    Q Teilnehmer/in

    Ich glaube, ich werd nie kapieren, was der Vorteil der Gesamtschule im städtischen Raum sein sollte. Jedes Kind mit guten VS-Noten kann im städtischen Raum schon heute an eine AHS und es bis zu einer akademischen Karriere bringen. Ich glaube nicht, dass die bildungsfernen Schichten ihren Kindern eher eine Matura oder ein Studium ermöglichen werden, weil sie im neuen Modell die Voraussetzungen dafür erfüllen.

    Ich denke, es reicht vollkommen aus, im ländlichen Raum die KMS so aufzuwerten, dass sie tatsächlich für alle Begabten Zugang zu höherer Bildung ermöglichen (wenngleich ich skeptisch bin, weil das ja auch in der jetzigen Schulorganisation möglich sein müsste). Warum man aber in den Städten mit ihren enormen sozialen Gegensätzen alle Kinder über einen Leisten scheren muss (und damit das Niveau der Spitze zwangsläufig absenken), das sehe ich absolut nicht ein.

    Es würde vollkommen reichen, den KMS-Absolventen des ersten Klassenzuges die gleichen Rechte einzuräumen, die für Absolventen der gemeinsamen Mittelstufe vorgesehen sind, damit könnte man das Ziel der höheren Durchlässigkeit auch ohne die Nachteile der Gesamtschule leicht erreichen (und würde sich nebenbei auch die dienstrechtliche Demontage der AHS-Lehrer sparen können).
     
  15. Gucki1

    Gucki1 Teilnehmer/in

    stimmt das wirklich?

    erst vor ein paar tagen hat mir eine freundin (lehrerin an einem poly) gesagt, dass ihr sohn ein "einserzeugnis" braucht, um ins gymnasium wechseln zu können. angeblich gäbe es zu wenig plätze für alle, weil ja die klassenschülerzahl gesenkt worden ist, es aber nicht mehr platz für neue klassen gäbe...

    was sind also "gute" noten?
     
  16. bluegrass

    bluegrass Teilnehmer/in

    Aus dem Zusammenbruch des sowjetischen Systems einen Freibrief für den menschenverachtenden Neoliberalismus und seine Kreaturen abzuleiten ist mehr als kurzsichtig. Es gibt glücklicherweise viele Menschen, die nicht Deiner Signatur, die ich im Übrigen bereits in meine Liste mit den dümmsten Sprüchen der Gegenwart (irgendwo zwischen "wenn es der Wirtschaft gutgeht..." und "wer nichts zu verbergen hat...") aufgenommen habe, folgen und kreative neue Ideen haben, diese Welt gerechter zu machen.
     
  17. Q

    Q Teilnehmer/in

    Tja, aber selbst nach diesem unsäglichen Gesetzesentwurf wird sich für Kinder, die nicht durchgehend in der ersten Leistungsgruppe sind, daran nichts ändern. In der Praxis werden Kinder, die in auch nur einem Gegenstand in der zweiten Leistungsgruppe sind, nirgends weiterführend genommen werden.

    Das Antichambrieren bei den Lehrern wird also aus der Volksschule bis zur achten Schulstufe perpetuiert, zweite LG in Mathematik, Deutsch oder Englisch wird in der Praxis genauso Lehre bedeuten wie bisher Hauptschule.

    Noch dazu werden "grenzwertige" Schüler, die in der AHS halt zwischen vier und fünf herumgurken und es "grad noch so" schaffen, sicher hinuntergestuft werden und können im Gegensatz zu bisher nicht mehr an der weiterführenden Bildung teilnehmen. Ein Fortschritt?
     
  18. Q

    Q Teilnehmer/in

    Wen du mit "gerechter" meinst, auch Kindern bürgerlicher Haushalte wirksam Lebenschancen verbauen zu können (bzw. diese bei schwächeren Leistungen nur mehr mit Privatschulgeld aufrechterhalten zu können, auf das wird es ja hinauslaufen), dann danke ich herzlich für diesen Fortschritt.

    Oder hältst du es für deine Kinder für kein Problem, wenn sie etwa aufgrund eines pubertären Leistungseinbruches dauerhaft auf das Einkommensniveau der gewerblichen Berufe reduziert werden, obwohl sie das Zeug für mehr durchaus hätten?

    Denkst du, dass man den drohenden Abstieg in eine zweite Leistungsgruppe nicht mit massivem Nachhilfeeinsatz tunlichst verhindern wird müssen? Ein Vierer in der ersten LG wird auch künftig turmhoch mehr Potential für die Oberstufe bieten als ein Zweier oder gar Dreier in der Zweiten. Wer in der zweiten LG nicht durchgehend wenigstens Zweier in den Hauptfächern hat, wird künftig zu den bildungsmäßig Ausgesonderten gehören.
     
  19. Alija

    Alija Teilnehmer/in

    Ich möchte dir nichts in den Mund legen - aber versteh ich richtig ?
    gesetzt dem Fall. dein Kind interessiert sich für..sagen wir den Lehrberuf "Friseur/In" - hat aber ein Einserzeugnis und du weißt, er/sie könnte spielerisch ein Studium bewältigen, will aber nicht - würdest du also deinem Kind diesen Beruf ausreden wollen ?
     
  20. Q

    Q Teilnehmer/in

    Ja das würde ich. Und ich würde es extrem unverantwortlich finden, es nicht zu tun.

    Was nicht heißt, dass man es nicht unter Umständen dennoch zulassen müsste. Ich würde allerdings stark darauf drängen, vorher oder zumindest gleichzeitig eine Matura anzustreben, die ist einfach die Fahrkarte in höhere Einkommensklassen.

    Ich finde es übrigens extrem schade, dass es durch das veraltete duale Lehrlingsausbildungssystem in Österreich nicht möglich ist, einen gewerblichen Beruf zu lernen und trotzdem eine Matura zu machen. Gäbe es einen solchen Weg (Lehre und Matura), würde die Welt schon anders aussehen, denn die Lehre ist ja nicht deswegen ein Problem, weil gewerbliche Berufe eine Schande wären, sondern weil die duale Ausbildung jeden Lehrling von jeglicher Chance abschneidet, sich später weiterzubilden und eine bessere berufliche Position zu erreichen.

    Hier würde ich deutlich mehr Handlungsbedarf sehen als beim Zerstören der AHS-Unterstufe. Aber da wird die ÖVP im Interesse der mittelständischen Wirtschaft nie mitgehen, die dann um ihren Nachschub an billigen, weil nur sehr einseitig qualifizierten Arbeitskräften bangen müsste.
     

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