1. Speleo14

    VIP

    Ich würde mal gerne in die Runde fragen, wie das bei euren ASS-Kindern aussieht mit Strafen (netter ausgedrückt: negativen Konsequenzen) als Mittel der Erziehung.
    Wendet ihr viele "Strafen" an? Wann, in welchen Situationen? Nützt es etwas? Was tut ihr, wenn es nichts nützt, Sanktionen verschärfen?

    Der Grund für meine Frage: Wie die meisten Eltern setz(t)en wir auch negative Konsequenzen ein, um unerwünschtes Verhalten abzustellen. Aber meine Erfahrung mit Sohn ist, dass der Effekt davon irgendwo gegen null tendiert, auch wenn ich das sehr konsequent anwende - vor allem, wenn es um Verhaltensweisen geht, die aus mangelnder Impulskontrolle resultieren (Wutanfälle usw.). Nun wurde uns empfohlen, einfach die Strafen immer höher ausfallen zu lassen, irgendwann würde es dann schon klappen, und das finde ich irgendwie... :eek: Wo soll das dann aufhören? Bei 2 Jahre kein Taschengeld und kein iPad mehr? (4 Wochen hatten wir schon. Effekt: Null).

    Auch der neue Lehrer von Sohn setzt zur Zeit voll darauf, mit Strafpunkten für vergessene Hausaufgaben, stören, unangemessenes Verhalten, und dann gibt's Strafaufgaben und Nachsitzen je nach Punktezahl. Somit hat Sohn dauernd Strafaufgaben (irgendwas abschreiben) und musste auch schon mehrmals nachsitzen. Effekt bislang: Null (eher im Gegenteil, Tendenz zunehmend).

    Wie handhabt ihr das?
     
  2. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    ich empfehle dir dieses buch:

    darin wird sehr gut erklärt, warum strafen nur bedingt funktionieren und es zu dem von dir beschriebenen mechanismus kommt. es gibt aber auch anleitungen, wie man mit positiver verstärkung das erwünschte verhalten aufbauen kann.

    mein sohn ist nonverbal ind ausgesprochen hartnäckig. autofahren mit ihm war bis vor kurzem allein fast nicht mehr möglich. aus dem gurt drehen, herumschlagen und ohrenbetäubende lautstärke. geholfen hat dann „kontingenter verstärkerentzug“. er ist ein sehr ausgiebiger wedler und sobald er zum theatern anfing, hab ich ihm das wedelding weggenommen. sobald er ruhig saß, bekam er es wieder. in der zwischenzeit hab ich fast keine probleme mehr damit.

    in diesem buch wird sehr gut beschrieben, wie man mit verändeungen in der umgebung frühzeitig hilfen einbauen kann.
     
  3. Speleo14

    VIP

    Vielen Dank, das zweite Buch kenne ich noch nicht, das schaue ich mir gerne mal an.
    Das erste, die Einführung in die Verhaltensanalyse, hast du mir schon mal empfohlen ;), und ich habe es bereits gelesen und sehr aufschlussreich und nützlich gefunden, mir sind einige Lichter aufgegangen - und dieser Thread ist schon auch etwas inspiriert davon...

    Und ich habe ja genau ein Problem, das in dem Buch gut beschrieben ist: Was ich fördern will, ist ein "Nicht-Verhalten" (also NICHT Türen knallen, NICHT schlagen, NICHT herumschreien, NICHT stören), was man ja nicht verstärken kann.
    Eine Art Verstärkerentzug haben wir schon auch versucht, nur ist "Heute Abend gibt's kein iPad, weil du deine Schwester geschlagen hast" irgendwie zu wenig unmittelbar - das spürt er erst dann, wenn er eigentlich schon lange wieder "brav" ist, sich vielleicht sogar entschuldigt hat und extra "lieb" ist. Dito die ganzen Sachen wie Nachsitzen, Strafaufgaben...
    Hm. Sowas unmittelbares wie das Wegnehmen des "Wedeldings" deines Sohne habe ich noch nicht gefunden. Hypothese: Funktioniert es eben genau deshalb nicht? Weil die Konsequenz viel zu spät kommt?

    Was am ehesten klappt, ist, ihn mit angedrohtem (iPad)Entzug zu etwas zu bringen, was er machen soll. Dann tut er es meistens, widerwillig zwar, aber er tut es (aufräumen Co.).
    Aber bereits stattgefundenes, unerwünschtes Verhalten damit quasi im Nachhinein zu sanktionieren, das nützt einfach nichts...

    Bei NT-Kindern klappt diese Methode ja meistens einigermassen. Deshalb würde mich interessieren, ob das bei ASS-Kindern anders/schwieriger ist? Und ja, klar, alle ASS-Kinder sind anders, aber so als Tendenz?
     
  4. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    NICHT-türe-knallen = türe leise schließen. da gilt es dann halt gut aufpassen und wenn er die türe leise schließt, loben. ihn eventuell vorher erinnern, die türe leise zu schließen

    NICHT-schlagen = hände bleiben bei dir. eine sehr mühsame geschichte. da hat bei meinem nur time-out geholfen. da müsst eh eine beschreibung buch sein, wie man‘s macht. da hab ich auch körperlich nach geholfen.

    NICHT-schreien = verträgliche dezibel-stärke. je lauter mein kind wird, desto leiser werde ich und umso weniger bekommt er von mir. da bin ich noch dran.

    NICHT-stören = da kniffel ich selbst noch.

    ja, wenn die konsequenz - positiv oder negativ - zu spät kommt funktioniert es nicht, weil keine verknüpfung stattfinden kann. gerade bei „strafen“ ist das ganz wichtig. ich such dir heute abend was dazu raus.

    was alles mag dein sohn so richtig, richtig gerne? wie spricht er auf lob an?

    o-ton einer autisten-trainerin: autistische kinder sind die königsdisziplin der erziehung. klappt‘s mit ihnen, klappt‘s mit allen.
     
  5. spacedakini3

    spacedakini3 Teilnehmer/in

    Vielleicht so:
    Bitte hilf mir bei meiner Tätigkeit XYZ, indem du dich eine Stunde ruhig verhältst und dich selbst beschäftigst.
     
  6. Speleo14

    VIP

    Er knallt sie ja absichtlich zu, weil/wenn er wütend ist. Die Regel ist: Das kostet -.50. Nützt absolut nix. Dann knallt er extra noch ein paar Mal mehr, damit es sich auch lohnt... da hatten wir dann eben schon 4 Wochen kein Taschengeld - mit null Effekt.
    Und der Vorschlag der Autismusberatung war: Dann kostet einmal knallen halt gleich das ganze Taschengeld, wenn er dann mal ein halbes Jahr keins bekommt, nützt es dann schon. :eek:


    Yep. Timeout machen wir auch. Zur Zeit 2 Minuten. Blöd ist, dass ich meistens nicht nahe genug bin, um ihn am schlagen zu hindern (ausser er will mich schlagen; festhalten habe ich da auch schon versucht - dann kneift und tritt er). Aber der Ansatz "Hände bleiben bei dir" gefällt mir!

    OK. Das ist dann eine ähnliche Richtung wie bei mir. Das mit dem selber immer leiser werden muss ich mal ausprobieren!
    Momentan bin ich, wenn er aus Ärger herumschreit und meckert, bei "ignorieren", denn ich bin ziemlich sicher (nach der Lektüre des Buches), dass er mit dem Geschimpfe meine Aufmerksamkeit auf sich und seinen Ärger lenken will. Scheint recht gut zu klappen (und wenn ich gerade schon dabei bin - bei meinem Mann funktioniert das auch ganz gut :D )
    Wenn er unterwegs zu laut wird aus Überschwang, da habe ich so Kärtchen mit Bildern, u.a. auch für die passende Lautstärke. Das klappt nicht schlecht. Jedenfalls besser, als selber laut werden. Sollte ich kombinieren mit Loben, wenn er nicht laut ist, daran habe ich gar nicht gedacht.

    Ja, da geht es bei uns vor allem um die Schule, somit begrenzter Einfluss meinerseits. Momentan läuft es so, dass er einen Strafpunkt bekommt, wenn er stört oder die anderen ärgert (gilt für alle anderen Kinder auch). 3 Punkte = etwas abschreiben, 6 Punkte = dito, 9 Punkte = Nachsitzen.
    Meiner Meinung nach untauglich, nur wie bringe ich das dem Lehrer bei? Das ist eine ganz normale öffentliche Schule und ein ganz normaler Lehrer...
    Ich würde am ehesten folgendes sehen: Er sagt immer, er langweile sich in der Schule. Wenn er stört oder die anderen ärgert, dann vermutlich, um eine Reaktion zu bekommen, damit was läuft und er sich nicht mehr langweilt.
    Dann würde ich bei stören am ehesten ein sofortiges Timeout sehen (2min), sowie keine Reaktion von den anderen Kindern - dann hat er keine Aufmerksamkeit und draussen ist es noch langweiliger.
    Plausibel?

    Das wäre ganz lieb von dir, Danke!
    Dann sind ASS-Kinder in dieser Hinsicht vermutlich noch recht "kleinkindlich"? Bei kleinen Kindern funktioniert es ja auch nur, wenn es sehr zeitnah ist. Das wäre dann erst eine spätere Entwicklungsstufe, wo es auch mit verspäteter Konsequenz geht?

    iPad, iPad und iPad :D Und Computer (Minecraft am liebsten).
    Nein, er liest auch gerne (aber das möchte ich nicht als Erziehungsmittel einsetzen), er kuschelt sehr gerne und spielt gerne mit mir oder mit meinem Mann (Lego, Rollenspiele, Verstecken, aber auch Brettspiele).
    Ansprechen auf Lob - puh, schwierig. Ich sehe meistens wenig Reaktion darauf, also er fängt nicht an zu lächeln oder zu strahlen, daher weiss ich nicht, wie gut es wirklich ankommt. Wenn es handfester wird, dann schon (zusätzliche Computerzeit, ein Bonbon...).

    Momentan versuchen wir es gerade mit "Tokens". Am Sonntag gibt es 10 Perlen, davon muss er eine abgeben bei Fehlverhalten. Was am nächsten Sonntag noch da ist, kann eingelöst werden gegen verschiedene Dinge (oder gespart für was grösseres). Blöd nur, dass er diese Woche schon seit gestern keine mehr hat... Und irgendwie scheint das auch noch zu weit entfernt. Vielleicht sollt er täglich etwas einlösen können? Nur was?


    Tut mir leid, dass ich dich so zutexte. Aber ich habe einfach niemanden, mit dem ich so etwas diskutieren kann! Mein Mann sagt zwar dauernd, dass er das Buch sicher liest... bald... irgendwann...
     
    Speleo14, 8. November 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 8. November 2017
    #6
  7. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    Das Problem haben wir auch. Negative Strafen bringen fast nix und ich habe als einzige Möglichkeit ihn in das Kinderzimmer zu stecken, wenn er seine Schwester oder uns tritt und schlägt.
    Shamane hats eh schon geschrieben ... positive Bestärkung. Funktioniert bei uns noch am besten und "bestechen" (er mag Süßigkeiten und nur brave Kinder bekommen welche). Mit Süßigkeiten bestechen ist zwar kein gutes Erziehungsmittel, aber oft die einzige Chance, die ich habe.
    Das Teacch Buch ist gut; ich habs zur Hälfte durch.
    Bei der Autistenhilfe gibts im November einen Elternworkshop zum selben Thema: Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Autismus: https://www.autistenhilfe.at/eltern...rderndem-verhalten-bei-menschen-mit-autismus/
    Ich hoffe jeden Tag, dass esbald besser wird. :)
     
  8. Liselotte

    Liselotte Gast

    Aus meinem Familienkreis kam da mal die Elternaussage: Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich ihn wohl irgendwann mal erschlagen müssen. Das betroffene Aspie-Kind war absolut konsequenzresistent.
    aber außerhäusig sozial eher unauffällig.
     
  9. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Bei uns auch - allerdings "arbeiten" wir mittlerweile mit Verstärkerplänen - und einem klar ausgemachten Ziel. Das ist dann etwas was er sehr gerne macht.

    Umgekehrt - ihm etwas wegzunehmen bei Fehlverhalten ( hab das gerade gelesen mit den Perlen ;)) funktioniert gar nicht. Damit das funktioniert müsste ich ihm etwas wegnehmen, was ihm sehr am Herzen liegt und das werde ich sicher nicht tun. ;) Vielleicht kommt die Zeit noch, aber momentan ist das für mich keine Option.
     
  10. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    liebe speleo, das was ich weiß, teil ich gerne.

    zu den konsequenzen. hab ich aus diesem buch

    das ganze nennt sich konsequenzanalyse. konsequenzen wirken positiv oder negativ, unmittelbar oder verzögert, und gewiss oder ungewiss.

    positive, unmittelbare und gewisse konsequenzen wirken stärker als negative, verzögerte und ungewisse. jedes verhalten zieht konsequenzen nach sich. im normalfall ist es so, dass „braves“ verhalten nicht wirklich beachtet wird. somit hat dieses verhalten meistens keine positive konsequenz, maximal verzögerte und recht ungewisse folgen. frei nach dem motto „nicht geschimpft ist genug gelobt“.

    „schlimmes“ verhalten fällt jedoch auf. ergo: die folgen sind unmittelbar und gewiss. und das schlimmste: negative aufmerksamkeit ist besser als keine aufmerksamkeit und wird somit positiv erlebt.

    zum türen schmeißen: hab ich mir fast gedacht. ;) wie wichtig sind euch im moment offene bzw. geschlossene türen? wär‘s mein sohn, würd ich die beliebtesten zuschlag-türen für eine zeitlang so fixieren, dass er sie mal nicht zuschlagen kann. nach dem motto „führe mich nicht in versuchung“ und gesondert an einer türe zu machen üben. MERKE: du kannst nicht gleichzeitig an 2 verhaltensweisn arbeiten!

    bezüglich hauen: wenn‘s passiert ist, ist‘s schon zu spät. kräm dich deswegen nicht, du kannst nicht alles verhindern. das einzige was hilft: so gut es geht, jedes mal kommentarlos ab ins zimmer. und ich kann dir versichern, bis das geglaubt wird, dauert.

    es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dein token-system ist zum scheitern verurteilt. es liefert keinen anreiz aus den oben genannten gründen.

    besser du setzt ipad, computer und im notfall wirklich zuckerl ein. dafür ist aber wichtig, dass er wirklich keinen zugang zu den genannten dingen hat.

    was ganz wichtig ist: erstell eine liste all der dinge, die du verändern möchtest inklusive rangliste. was nervt am meisten, was ist am wichtigsten. denn auch hier gilt: es gehen nur wenige verhaltensweisen. sprich besser eine gezielt bearbeiten als acht irgendwie.

    ein beispiel, wie ich gerade mit sohn nr. 3 das üben für italiensich und deutsch mache. ich hab eine liste mit 3 spalten und 31 zeilen für jeden tag im monat. an jedem tag, wo wir üben gibt‘s einen strich. somit seh ich jeden tag, ob was gemacht wurde. am monatsende rechne ich aus, wie viel prozent er geschafft hat. vergangenes monat kam er auf 40 %. für dieses monat hat er sich vorgenommen, auf 70 % zu kommen und er kriegt extra-geld.

    ich bin eine, die gern die großen „kriegsschauplätze“ angeht, weil sich dann die scharmützel meist von selbst erledigen. das ist für den anfang aber etwas heavy. was wär etwas, dass du gern verändert hättest und die aussicht groß ist, im laufe des monats eine postibe veränderung zu erreichen? dazu ist es a) wichtig genau zu wissen, was weg soll und b) das zu erreichende ziel genau zu definieren.
     
  11. elke-f

    VIP

    geht jemand von euch zu dem workshop?

    mich würd er schon auch interessieren, aber ich muss meinen finanzielle ressourcen grad gut einteilen.....................
     
  12. hek

    hek vorwiegend heiter
    PLUS + VIP

    ich kenne ein ass-kind, bei dem positive verstärkung auch relativ gut funktioniert, wobei da sogar "schule" und "zuhause" miteinander verknüpft sind.
    da gibt es zb. eine gemeinsam überlegte liste von "unerwünschtem verhalten" und jeden tag wird in der schule ins mitteilungsheft eingetragen, ob alles gepasst hat oder nicht (mit einem plus, einem smiley, einem sticker - irgendetwas, das dem kind gefällt).
    wenn alles gepasst hat - und nur dann! - gibt es am nachmittag eine gewisse medienzeit (computer, handy, spielekonsole, ...). wenn es ein besonders guter vormittag war, kann eventuell zusätzliche medienzeit verdient werden.

    da ist es gelungen, das unerwünschte verhalten annähernd in den griff zu bekommen :)
     
  13. Speleo14

    VIP

    Vielen vielen Dank für eure Antworten und das Teilen eurer Erfahrungen! Das hilft mir so viel!
    Einerseits bin ich froh, dass es nicht nur mir so geht (nicht falsch verstehen :eek:), und andererseits zeigt es mir endlich einmal, dass ich mit meiner Skepsis gegenüber der Effektivität von Strafen nicht gänzlich daneben liege - vor allem bei ASS-Kindern. Bisher habe ich darüber nur mit meinem Mann diskutiert, der eher anderer Meinung ist, der Lehrer setzt auch auf Strafen, die eine Frau von der Beratung findet auch immer, es müsse möglichst weh tun, dann würde es schon wirken... und meine Beobachtung, dass es einfach nicht funktioniert, wird ignoriert...

    Ich versuche mal, ein bisschen näher auf einzelne Beiträge einzugehen:

    Ja, genau auch meine Erfahrung. Gar keine Konsequenz für schlagen geht ja irgendwie auch nicht, aber effektive Möglichkeiten gibt es ja kaum. Süssigkeiten als positive Verstärker gehen immer, aber irgendwie widerstrebt mir das, wie dir ja auch. Aber in der Not... und so.
    Teacch-Buch muss ich mir wirklich anschauen (bin nur noch nicht dazu gekommen heute).

    Danke danke danke. So ähnlich stelle ich mir das auch vor. Und mein Sohn ist anscheinend ein ähnliches Kaliber. :eek: Wenn 4 Wochen kein Taschengeld nichts nützen, dann sollen 2 oder 3 Monate etwas bringen? Und wenn nicht (wovon ich ausgehe), was dann? Bootcamp? Wo hört das auf?
    Ausserdem finde ich schon das Prinzip von „immer heftigere Strafen“ extrem unsympathisch, das führt doch nur zu einer weiteren Eskalation. Und nachhaltig kann sowas ja schon gar nicht sein, also wenn die Strafandrohung dann jemals wegfällt...

    Wir haben in 2 Wochen einen Ersttermin bei einer Beraterin, die auch mit solchen Plänen resp. ABA arbeitet. Zwar nicht deswegen, sie macht auch Beratung zu Schulsituation usw. Aber vielleicht werden wir uns auch dahingehend mal etwas Input holen können. Ich finde das Prinzip mit der positiven Verstärkung ziemlich logisch und - wie es in dem einen Buch so schön heisst - zivilisiert…

    Ich befürchte, da hast du recht (siehe auch Shamane weiter unten). Bisher sieht es nämlich nicht so aus, als würde das „Perlen abgeben müssen“ irgendwas bringen. Vielleicht wenn ich ihm seine Plüschtiere wegnehmen würde oder so, aber DAS mache ich sicher nicht!

    Absolut logisch und nachvollziehbar. Ich versuche deshalb auch seit einiger Zeit, negative Aufmerksamkeit zu vermeiden (nicht immer einfach, aber wenn es klappt, dann bewirkt es meistens etwas).

    Die Idee wäre super. Geht aber leider nicht, weil die Katzen nicht ins Kinderzimmer dürfen. Schaaaaaaade. Das hätte mir gefallen. Einfach und effektiv. Gut, dann würde er dafür vielleicht was rumschmeissen.

    OK. Dann also Augen zu, weiter so und Geduuuuuuld…


    Ich hab’s befürchtet, denn wir machen das jetzt schon ein paar Wochen und… nix.
    Ich setze die Perlen aber auch als positive Verstärker ein für erwünschtes Verhalten (Lernen auf Prüfungen, Aufgaben ohne meckern erledigen usw.). Und diese Richtung scheint zu funktionieren. Er hat jetzt schon dreimal mit mir Aufgaben gemacht resp. gelernt, und sich sogar fast ohne Gemotze auch Sachen erläutern und erklären lassen (was ein kleines Wunder ist). Den Teil werde ich also beibehalten.

    Hat er halt bisher, d.h. die Kinder haben 1 Stunde Elektronikzeit pro Tag. Die müsste ich ihm also zuerst wegnehmen, und abgesehen davon, dass das ein Drama gibt, er spielt auch viel sinnvolles am iPad (Minecraft finde ich pädagogisch recht wertvoll, auch weil das meiste auf englisch ist dabei). Daher ist das schon eher nur der allerletzte Ausweg.
    Süsses ist dagegen sicher eine Option, da habe ich keine Hemmungen, das drastisch zu reduzieren und dann anlassbezogen wieder rauszurücken. Zugang zu Süssem hat er aber dank Taschengeld natürlich auch ohne mich. Allerdings ist das relativ absehbar von der Menge.

    Da muss ich mich wirklich an der Nase nehmen, ich glaube, ich will mindestens teilweise wirklich zu viel auf einmal.
    Frage: Wie mache ich dann weiter, wenn ein erwünschtes Verhalten mit Verstärker einigermassen gefestigt ist? Die Verstärker langsam ausschleichen? Oder einfach per sofort umschalten und sie für ein anderes Verhalten geben? Ich kann ja nicht immer mehr Verstärker verteilen für alles und jedes.


    Geld wäre auch eine Option. Fand ich halt pädagogisch nicht so wertvoll, und mache ich nur als Ausnhame, Sohn ist ja erst 10. Oder sollte ich das nicht so eng sehen?
    Die Heilpädagogin in der Schule hat das beim letzten Gespräch (indirekt) kritisiert - Sohn hatte erzählt, dass mein Mann ihm mal Geld fürs Rechnen üben gegeben hat, und da meinte sie leicht indigniert, dass die Schule damit dann natürlich nicht konkurrenzieren könne. :rolleyes: Ja eh, aber wenn sie ihn in der Schule nicht dazu bringen, etwas zu üben, dann müssen wir das halt wenigstens zu Hause irgendwie hinkriegen!


    Tja. Das dumme an der Sache ist, was uns momentan am meisten Sorgen bereitet, ist die Schule. Und da kann ich nichts machen!
    Als Alternativen blieben da noch folgende Möglichkeiten: Hausaufgaben, für Prüfungen lernen, längere Konzentrationsspanne (würde ev. indirekt auch in der Schule was bringen. Vielleicht).
    Oder dann die Impulskontrolle / Wutanfälle / Aggression.
     
  14. Speleo14

    VIP

    Die Hoffnung hatten wir auch. Und es hätte vielleicht sogar funktioniert oder würde funktionieren, wenn die Lehrpersonen mitgespielt hätten. Wir hatten ein Heft, in das die Lehrperson Smileys einkleben konnte. Nur musste Sohn die Smileys jeweils selber einfordern, weil die Lehrpersonen anscheinend nicht imstande waren, daran zu denken. Und das hat nicht geklappt, denn wenn die Schule aus ist, gibt es für Sohn nur eins: Nichts wie weg hier! Wir können schon froh sein, wenn er wenigstens einen Teil der Sachen mitnimmt, die er für die Hausaufgaben brauchen würde.

    Gut, wenn es ohne Smileys ganz gnadenlos keinerlei Elektronik an dem Tag gäbe... dann vielleicht. Allerdings finde ich doch, dass es der Job der Lehrperson wäre, da dran zu denken.
     
  15. Dinimama

    VIP

    ich fühle mit euch, wir kämpfen auch grad sehr, wobei meiner schon 14 ist.

    hauptthema ist grad die schule, für die einiges zu tun ist, er hängt aber die ganze zeit am pc, wo er durchaus sinnvolles macht, er zockt also nicht nur, sondern versucht zu programmieren, was aber teilweise nicht gelingt und er sich dann in typischer apsiemanier an irgendwas festbeißt und erst zu lernen berit ist, wenn sein geplantes programm läuft.

    da es gestern und heute überhand genommen hat habe ich ihm vorhin den computer weggenommen, was ja an sich eine sehr direkte konsequenz ist. bringen tut es genau gar nichts, er tut jetzt genauso wenig für die schule wie vorhin, vorhin ist er halt vorm pc gesessen, jetzt hockt er auf dem teppich und stiert für sich hin.
     
  16. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    @ perlen: doppelt gemoppelt. :eek: entweder nur zum wegnehmen oder für belohnen. wär für mich als „normale“ schwer rauszufinden, was du von mir willst.

    @ verstärker allgemein: ich dürft mit dem wedelbedürfnis meines sohnes gesegnet sein. :eek: von denen kriegt er nicht genug. wobei ich schon darauf achte, spezielle wedeldinger mit bestimmten anforderungen zu verknüpfen. es ist gemein, aber warum soll ich mich anstrengen, wenn ich es so wie so bekomme?

    @ konsequenzen: ja, wir leiden selbst unter gewissen dingen und drum sind wir nicht immer konsequent genug. ich kann ein lied davon singen. :eek: was mir dabei hilft: wenn ich mir ein verhalten vornehm, dann schau ich auch darauf, womit ICH MICH für MEIN durchhaltevermögen positiv verstärke.

    @ elektronikzeit: an die würd ich deffinitiv bedingungen knüpfen. kriegst du täglich rückmeldung aus der schule? wie kognitiv fit ist dein sohn? vielleicht wären social stories eine möglichkeit, ihm zu hause nahe zu bringen, wie man sich in der schule verhält, wenn einem langweilig ist. zb nach einem arbeitsblatt fragen.

    @ wut/impulskontrolle: kennst du auslöser für seine wutanfälle? sind sie regelmäßig? aus heiterem himmel? wie verhältst du dich?
     
  17. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    Ich würde sehr gerne hingehen, da mein Sohn grad echt alle Stückeln spielt.
    Mein GG müßte da halt früher aus der Firma heim, wenn das klappt, dann gehe ich hin.
     
  18. eva-7

    eva-7 Teilnehmer/in

    ich - ich schreib wieder mit, Falls dir das hilft (obwohl ich dich gern sähe)
     
  19. elke-f

    VIP

    ich hab mich ja an sich dagegen entscheiden, aber nachdem ich derzeit grad echt ansteh z t........überleg ich, ob ichs doch irgendwie schaffe..................

    (madame beisst sich derzeit selber ziemlich zb....das ist echt schwer auszuhalten und ich find noch kein passendes umlenkmittel....)


    ps wie man erahnen kann...ich hab zum thema an sich nichts sinnvolles beizutragen leider...
     
  20. Speleo14

    VIP

    :eek:
    Wir haben gestern schon beschlossen, dass wir das ändern. Das mit dem Abgeben wird per sofort gestrichen, es gibt die Perlen jetzt nur noch als "Belohnung".

    Schön wärs. Wir hatten mal ein Smiley-Heft, wo der Lehrer täglich Smileys einkleben sollte je nach Verhalten. Fand der Lehrer gut, nur wenn Sohn die Smileys nicht selber einfordert, dann denkt der Lehrer nicht dran (das Problem hatten wir bereits mit 2 Lehrpersonen. Beide fanden die Idee super, nur die Durchführung klappt dann gar nicht).
    Kognitiv ist er normal entwickelt bis ev. sogar eher überdurchschnittlich. Mit social stories hatten wir bereits halbwegs Erfolg bei den Hausaufgaben, die er jetzt sogar von selber erledigt. Nur halt huschhusch und so schnell wie möglich, egal wie es dann aussieht. Wenn er das Zeug dazu nicht eh in der Schule vergisst.
    Das Problem mit der Langeweile ist: Er hasst die Schule. Und wenn man ihn fragt, warum er so ungern zur Schule geht, sagt er, es sei langweilig, und zwar ist es IMMER langweilig! Ausser es ist gerade zufällig ein Thema, das ihn wirklich, wirklich interessiert.
    Aber WARUM es langweilig ist, kann er nicht sagen - zu schwierig? zu einfach? zu anstrengend? zu viel Ablenkung? Daher sehr schwierig gegenzusteuern...

    Kenne ich, aber es sind recht viele:

    Er verliert beim Spielen, dann haben alle anderen aber ganz sicher betrogen! (Wobei das war schon schlimmer)
    Jemand sagt etwas falsches (falsche Aussprache, falsche Aussage).
    Ich sage ihm mehr als 1x, dass er etwas machen soll (weil er nicht reagiert), aber er hat es schon beim 1. Mal gehört.
    Ich sage ihm nur 1x, dass er etwas machen soll, und er hört es tatsächlich nicht, und ich reklamiere nachher, weil er es nicht gemacht hat :rolleyes:.
    Kritik an seinem Verhalten, Erklärungen, wie es richtig geht, wenn er etwas falsch gemacht hat (auch anwendbar auf kognitives, z.B. wie eine Rechnung richtig geht).
    Viele Hausaufgaben.
    Seine Schwester tut beim spielen nicht so, wie er möchte.
    Er fühlt sich ungerecht behandelt.
    Jemand kapiert nicht sofort, was er will oder sagen will (sprich wir können keine Gedanken lesen).
    Er bekommt oder darf etwas nicht, was er unbedingt will.
    Etwas funktioniert nicht so, wie er sich das vorstellt oder etwas klappt nicht gleich (Computerspiel, Lego, aber auch banale Sachen wir Microscooter an der Strassenlampe anlehnen oder Sicherheitsgurt schliessen).
    Ein Plan muss geändert werden zu seinen Ungunsten, z.B. etwas muss verschoben werden, auf das er sich gefreut hat (auch wenn vorher schon angekündigt war, dass es nur unter bestimmtem Bedingungen stattfinden kann)
    ...
    Es hängt stark von seiner Tagesverfassung ab (und schätzungsweise auch davon, wie es in der Schule gelaufen ist), manchmal verträgt er viel mehr, und manchmal knallt es schon beim geringsten Anlass, der noch gestern kein Problem war. Manchmal kann man es auch mit logischen Erklärungen abfangen, aber nicht immer.

    Wie ich reagiere? Wenn es sich auf meckern, motzen und herumbrüllen beschränkt - ignorieren. Das klappt oft, führt aber manchmal auch dazu, dass er anfängt, sich zu steigern, denn er will ja, dass man seinen Ärger beachtet. Also fängt er an zu schubsen, einen absichtlich anzurempeln, einem auf den Fuss zu stehen oder dann auch zu schlagen usw.
    Ah ja, und dann werden natürlich Schimpfwörter ausgeteilt (Volltrottel, Idiot, Arschloch...). Da weiss ich jeweils nicht, soll ich das ignorieren oder doch eher nicht...
    Schlimmere Anfälle sind mit schlagen, treten, kneifen, Sachen herumwerfen oder davonlaufen. Da gibt's Timeout im Zimmer, das hilft halbwegs, ausser dass er auf dem Weg ins Zimmer noch alles von der Treppe runterschmeisst und dann ca. 3x die Türe zuknallt. Speziell schwierig ist es halt unterwegs.
     

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