1. sabineh

    sabineh hält den Mund nicht

    oder warum ausgewogene Ernährung mit ausreichender Salzzufuhr die Plazentabildung und durchblutung unterstützt und somit Bluthochdruck, Ödemen und in weiterer Folge auch Gestose und HELLP-Syndrom vorbeugt oder warum diese bei bereits bestehender Erkrankung eine Besserung bewirken kann.

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    Vielen Schwangeren wird heute noch zu salzarmer Ernährung geraten. Das geht auf die zwei niederländischen Ärzte Cramer und De Snoo zurück, die erstmals 1906 postulierten, dass Schwangere eine herabgesetzte Kochsalztoleranz hätten und ihnen deshalb das Salz vor allem in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft zu verbieten sei. Salz führe ihrer Meinung nach zu Ödemen und Bluthochdruck und Gestose. Den wissenschaftlichen Beweis für ihre Theorie blieben sie schuldig, er wäre ihnen auch nicht gelungen.

    Seit den 70er Jahren gibt es zahlreiche Studien, die beweisen, dass Salzeinschränkung in der Schwangerschaft nur Nachteile hat, für gesunde Schwangere, aber auch für Gestose-Schwangere. Das gleiche gilt für eine Einschränkung der Nährstoffzufuhr (speziell Eiweiß).

    Vermehrung des mütterlichen Blutes

    Das liegt daran, dass in der Schwangerschaft sich das mütterliche Blutvolumen zunehmend erweitert, um rd. 50 % bis zur 40. Woche. Das Kind wächst, mit ihm sein Nährstoff- und Sauerstoffbedarf. Die Mutter kann diesen wachsenden Bedarf nur decken, indem sie ihr Blut als Transportmittel für die darin gelösten und gebundenen Nährstoffe und den Sauerstoff vermehrt. Damit das zunehmende Blutvolumen auch immer gleich schnell umgewälzt werden kann, verschiebt sich die Zusammensetzung des mütterlichen Blutes in Richtung dünnflüssiger und somit fließfähiger.

    Es muss also mehr Flüssigkeit in den mütterlichen Gefäßen gebunden werden, und das gelingt mit Einschränkung der Salzausscheidung in der Niere (durch spezielle Hormone) und erhöhter Zufuhr von Salz, denn Salz bindet Wasser in den Gefäßen. Das Protein Albumin bindet ebenfalls Wasser in den Gefäßen, weshalb eine ausreichende Eiweißzufuhr in der Schwangerschaft nötig ist.

    Wenn zuwenig Salz da ist, dann kann der Organismus in der Schwangerschaft das (dort dringend benötigte) Wasser nicht mehr in den Gefäßen halten und es tritt ins Gewebe über, wo es Ödeme erzeugt. Genauso führt Albuminmangel zu einer Zunahme der Ödeme.

    Die Verbesserung der Fließeigenschaften des mütterlichen Blutes setzt schon zu Beginn der Schwangerschaft ein, das fördert die Durchblutung der Gebärmutter und erleichtert die Plazentabildung. Sie steigert sich zunehmend, und gewährleistet somit eine optimale Durchblutung der Plazenta, eine Schonung der hochspezialisierten Plazenta-Oberfläche, was einer vorzeitigen Alterung (Gefäßverkalkung) der Plazenta vorbeugt und eine gute Versorgung des Babys bis zum Ende der Schwangerschaft gewährleistet.

    Wassereinlagerungen und Bluthochdruck

    Ödeme sind bis zu einem gewissen Grad normal. Meist treten sie rund um die 32. Woche auf und sind im Knöchelbereich zu finden. Sie werden verursacht durch die hormonell bedingte Weitstellung der Gefäße, durch das Gewicht der Gebärmutter, das einen Rückstau verursacht und durch Hormone des Babys, die am Ende der Schwangerschaft seine Lungen reifen lassen.

    Wenn die Ödeme Beschwerden verursachen, kann es daran liegen, dass sie durch einen Nährstoffmangel ausgelöst wurden. (Natrium- und Albuminmangel). Wird dann die Salzzufuhr entsprechend erhöht, bessern sich die Ödeme oft schlagartig. Ein Eiweißmangel lässt sich nicht so schnell ausgleichen, eine Ernährungsumstellung hilft langfristig.

    Ödeme, die Beschwerden verursachen, vor allem im Gesicht auftreten oder überall am Körper verteilt sind, sollten Ärzte und Hebammen zu engmaschiger Betreuung der Schwangeren veranlassen.

    Um Stauungen schneller abzubauen, sind Solebäder sehr hilfreich. Das Salzwasser drückt von außen das Wasser aus dem Gewebe wieder in die Gefäße zurück. Im Solebad sollte man eine halbe Stunde sitzen bleiben, die Temperatur soll 37 Grad nicht übersteigen, das Wasser sollte bis auf Nierenhöhe reichen.

    Ein starker Nährstoffmangel kann zu einer solchen Umverteilung des Körperwassers aus dem Gefäß ins Gewebe führen, dass sehr starke Ödeme auftreten, und das mütterliche Blut seine guten Fließeigenschaften einbüßt. Das führt zu einer Verschlechterung der Plazentadurchblutung und zu einer Unterversorgung des Ungeborenen.

    Um dies auszugleichen, erhöhen manche Schwangere ihren Blutdruck. Sie pumpen sozusagen das Blut mit mehr Druck in die Plazenta, um diese wieder stärker zu durchbluten. Dies kann in weiterer Folge zu Schäden an der Plazenta führen, welche dann vermehrt Zellen und Zellfragmente an den mütterlichen Kreislauf abgibt. Je nach Empfindlichkeit des mütterlichen Immunsystems führt dies dann zu entzündlichen Prozessen im mütterlichen Gefäßsystem und zur Beeinträchtigung der Funktion einzelner Organe, allen voran der Niere. Die Niere beginnt, Eiweiß zu verlieren. Eine Gestose ist aufgetreten.

    Überholte Diätempfehlungen

    Die lange üblichen Reis-, Erdäpfel- und Obsttage und salzarme Diät führen unweigerlich zu einer Verstärkung von Ödemen und zur langfristigen Verschlechterung der Fließeigenschaften des mütterlichen Blutes. Logisch, dass die Salzeinschränkung auf Dauer also den Blutdruck der Mutter erhöht.

    Auch entwässernde Tees entwässern über die mütterliche Blutbahn und führen zu einem Eindicken de mütterlichen Blutes. Eine beginnende Gestose kann sich durch Entwässerungsmaßnahmen galoppierend verschlechtern.

    Umgekehrt tritt eine Blutdrucksenkung oft durch die Zufuhr dessen, was akut fehlt, auf: Salz und Proteine.

    Der Salzbedarf der Schwangeren ist unterschiedlich. Viele Frauen berichten, dass sie ohnehin auf einmal viel mehr salzen als gewohnt. Da die notwendige Salzzufuhr mit dem Körpergewicht der Schwangeren gekoppelt ist, ist es im Laufe der Schwangerschaft für manche Schwangere schwierig, genügend zu salzen. Besonders übergewichtige Schwangere tun sich mit der benötigten Menge oft schwer.

    In unserer telefonischen Beratung versuchen wir, Frauen mit Beschwerden durch Ödeme und/oder Bluthochdruck gezielt Tipps zur für sie richtigen Salzmenge zu geben, wir haben da sehr gute Erfahrungswerte. In manchen Fällen reicht die Erhöhung der Salz- und Eiweißzufuhr nicht aus, da die Frauen eine genetisch bedingte Störung der Eiweißverwertung aufweisen. In diesen Fällen hat sich eine gezielte Zufuhr von Vitaminen aus der B-Gruppe bewährt.

    Wir Gestose-Frauen geben als Selbsthilfeorganisation unsere Erfahrungen gerne weiter. An dieser Stelle möchte ich darauf verweisen, dass unsere telefonische Beratung von medizinischen Laien durchgeführt wird. Wir waren alle selbst von Gestose und Plazentainsuffizienz betroffen und geben die in unserer und unserer deutschen Partnerorganisation von 27.000 beratenen Frauen gesammelten Erfahrungen weiter, um zu verhindern, dass andere Frauen auch unsere oft schmerzlichen Erlebnisse durchmachen müssen.

    Es gibt keine aktuellen großen Studien zu Salzzulagen in der Schwangerschaft, nur eine Studie aus dem Jahr 1958. (Reduktion der Gestose-Rate unter Salzmengenerhöhung auf mehr als 50:wacky:. Laut den medizinischen Forschungsgesellschaften sollte heute jedenfalls den Schwangeren der Salzkonsum nach eigenem Geschmack freigestellt sein, auf keine Fall sollte mehr zur Salzreduktion geraten werden. Wir Gestose-Frauen wären sehr froh, hätte sich das bereits zu allen Ärzten und Hebammen herumgesprochen.

    Wir bitten hier auch um Hinweise auf überholte Empfehlungen in Broschüren, auf Websites und in anderen Medien an uns. Wir schreiben die Herausgeber an und machen sie auf ihre Fehler aufmerksam.

    Vorbestehender Bluthochdruck

    Auch Frauen, die schon vor der Schwangerschaft Hochdruckpatientinnen waren, brauchen ausreichend Salz. Selbst, wenn sie zu den 15 bis 20 % der Hochdruckpatienten gehören, die auf eine Erhöhung der Salzzufuhr mit einer leichten Blutdruckerhöhung reagieren, profitieren sie langfristig von ausreichenden Salzgaben, weil durch die gut funktionierenden Anpassungen des mütterlichen Kreislaufes auf die Schwangerschaft der Blutdruck dementsprechend sinken wird.

    Kann Salz auch überdosiert werden?

    Eine Überdosierung ist sehr unwahrscheinlich. Gefährlich wird eine Salzmenge von 0,5 bis 1 g pro kg Körpergewicht. D.h. eine 70 kg schwere Frau darf also nicht 35 g auf einmal zu sich nehmen. Ein Teelöffel hat ca. 6 g, d.h. ab ca. 4 Teelöffel wird es kritisch. 1 Esslöffel entspricht übrigens ca. 3 Teelöffeln.

    Frauen mit ca. 70 kg nehmen in einer Schwangerschaft, wenn sie unseren Erfahrungen folgen, ca. 1 1/2 -2 Teelöffel über den ganzen Tag verteilt ein, je nach Beschwerdebild, die vorbeugende Dosis kann auch etwas geringer ausfallen.

    Das Salz ist nach ca. 3-4 Stunden über den Darm in die Blutbahn gelangt, wo es Wasser bindet. Eine Überdosierung von Salz hat zur Folge, dass zu wenig Wasser im Körper ist, als das Salz im Blut "brauchen" würde. Deshalb wird dem Gewebe Wasser entzogen, was zu Organschäden führt. Salz-Überdosierung führt also zu Organversagen.

    Eine unschädliche Dosis Salz wird über die Nieren laufend wieder ausgeschieden werden, Schwangere schaffen dies durch die hormonell bedingte Erhöhung ihrer Nierenfiltrationsrate sogar schneller als Nicht-Schwangere. Wurde mehr Salz zugeführt, als der Körper momentan benötigt, dann ist dieses wieder in der Schwangerschaft ca. 6 Stunden nach der Einnahme wieder ausgeschieden. Deshalb sollte man die Salzzufuhr schön über den Tag verteilen. Manche Schwangere mit starken Beschwerden salzen sogar in der Nacht.
     

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