1. Sassenach

    VIP

    Mit dem neuen curriculum bin ich nicht vertraut, explizit elterngespräch hatten wir nicht in der Ausbildung. Es wird in 180 ects sehr viel reingequetscht. Ich sehe das Problem eher darin, das viele Lehrer es nicht mehr aus ihrer Rolle schaffen und mit dem gleichen Ton, der gleichen Attitüde den Eltern wie den Schülern gegenübertreten. Das fällt aber mehr in den Bereich Selbstregulation und supervision, das muss man wollen (und was ich weiß selber zahlen)
     
  2. Liselotte

    Liselotte Gast

    WAs für mich aber heißt, dass die Lehrer anscheinend auch nicht zielgruppenadäquat und auf Augenhöhe kommunizieren können. Wenn man bedenkt, dass Kommunikation DAS Lehrmittel schlecht hin ist könnt einem das Heulen kommt.
     
  3. eben, wenn ich mir vorstelle dass die kinder tagtäglich diesem umggangston ausgesetzt sind wird mir ganz anders :(
     
  4. samakaste

    VIP

    Ich kenn die neuen Curricula nicht, aber weil das Thema Lamentieren angesprochen wurde:
    in der VS meiner Kids sind teilweise Lehrer, die ihre Ausbildung zu einer Zeit machten, als weder Inhalte, noch heutige Gruppensituationen, noch die strukturelle Überforderung abzusehen waren. Sprich: unter gänzlich anderen Umständen, als jenen unter denen sie heute arbeiten müssen.

    Was ich mir von dieser Lehrergeneration wünsche? Keine Resignation, keine 100 Kopien von den ewig gleichen Seiten im Netz, keine reinen Abschreibübungen und Sinnlosübungen. Mehr gruppenstärkende und konfliktkompetenzsteigernde Maßnahmen, mehr Forderung nach weiteren Lehrerressourcen (die sicherlich alle Eltern unterstützen würden, wenn sie es denn wüssten) und mehr Selbstvertrauen in den Anforderungen an die Politik und die Schulverwalter.

    Was ich mir von der jungen Lehrergeneration wünsche ist o.g. plus mehr Empathie in den Bereichen der differenzierten Förderung, weniger Defizitorientierung und mehr Motivationsarbeit - grad am Beginn der anstrengenden Karriere (das mein ich ehrlich) muss dafür noch Energie da sein.

    Meine Kinder fühlen sich wohl in der Schule, aber schon jetzt lernen sie, dass sie teilweise "für die Schule lernen" - für weitere Präsentationen ist keine Zeit, für Lieblingsthemen gibts keine schulstoffübergreifenden Möglichkeiten ecc. Das finde ich schade und beneide Kinder, die Projektarbeiten früh erlernen dürfen.

    Grundsätzlich muss ich aber gestehen: ich bin sehr froh, keine Lehramtskandidatin zu sein.
    Die heutigen Herausforderungen sind enorm: sowohl themenspezifisch (von Ernährung- , Sauberkeits-, Sexualpädagogischen Themen ecc ist alles an die Schule delegiert worden) , als auch der Trend zur Ganztagsschule sowie die Elternarbeit (natürlich intensiver durch die Verantwortungsverschiebung).
    Nope, würd ich nicht wollen.
     
  5. Sassenach

    VIP

    Ich mag keine Verallgemeinerungen, ich hab es leider in den unterschiedlichen Abstufungen erlebt. Genauso wie mit meinem Mann anders gesprochen wird als mit mir.

    Ich hatte extrem tolle, reflektierte ausbildungslehrerinnen die extremst unglücklich darüber waren, das sie uns damals sowohl didaktik als auch lehrverhaltenstraining
    Im curriculum gekürzt haben. aber bisschen muss man die wollmilchsau sein: fachlich über drüber, kommunikativ perfekt, bitte methodenvielfalt usw. Eine Kollegin meinte bisschen frustriert, dass sie das Gefühl hat sie muss mehr Entertainerin als Lehrerin sein.

    Das Thema ist denke ich zu komplex, um es auf die langen Ferien und unwillige Lehrerinnen zu reduzieren.
     
  6. Nessarose

    Nessarose Gast

    liebe zu den kindern und freude an der arbeit.

    wenn sie eine begnadete geschichtenerzählerin ist und die kinder damit in ihren bann zieht, dann darf es gerne frontalunterricht sein.
    wenn sie musikalisch ist, dann dürfen die malsätzchen gerne als rap gelehrt werden.
    wenn sie offenes arbeiten liebt, dann soll es bitte so sein.
    wenn sie supersportlich ist, dann soll sie bewegung in den unterricht einbauen.

    man muss als vs-päd BEGEISTERN können, die lehrerin soll sich mit dem, was sie tut, wohlfühlen und authentisch sein.

    (ich bin eine vs-päd, die ihren job über alles liebt)
     
  7. Liselotte

    Liselotte Gast

    Da gebe ich dir absolut recht. Es gibt durchaus LehrerInnen die sich die erforderlichen Kompetenzen in Form von Weiterbildungen selbst finanzieren. In keinem Studium lernst du alles was du im Job brauchst, schon gar keine Softskills.
    In der Wirtschaft wird dann viel GEld investiert, bzw. investiert man persönlich viel Geld in Weiterbildung.
    Von jeder Führungskraft wird inzwischen erwartet, dass sie neben der fachlichen Kompetenz auch andere Kompetenzen erfüllt, da werden Unsummen in die (Nachwuchs)Führungskräfteentwicklung investiert.
    Das würde ich mir im Bildungs- bzw. Sozialbereich auch ein bisserl wünschen (muss ja nicht die gleichen extremen Blüten annehmen, aber ein paar Basics.....)
     
  8. Sassenach

    VIP

    Ich verstehe schon was du meinst und natürlich wäre das wünschenswert, es gibt genug Dinge die ich mir wünschen würde aber ich denke das ist das Problem. Befrage hier 10 Eltern was sie an der Schule kritisieren und sich wünschen und du wirst sehr unterschiedliche Meinungen hören, weil jeder sein Kind vor sich sieht und dessen Bedürfnisse gemischt mit den eigenen prägenden Erfahrung aus der Schulzeit.

    Lehrerinnen müssen den Stoff vermitteln, den Eltern soll es recht gemacht werden (hier je nach persönlcihkeitsstruktur reiben sie sich auf oder putzen sich ab), die Direktoren haben Vorgaben, der stadtschulrat, von ganz oben, ...

    Wenn ich mir die Klasse meines Sohnes ansehe könnte die Mischung nicht bunter sein und der spannungsbogen ist sehr groß. Einen leichten Job haben sie definitiv nicht und wenn ich mir so ansehe was für Hinweise im Mitteilungsheft stehen, hört die Erziehungsarbeit bei den Kindern nicht auf. Dinge die für mich selbstverständlich sind, sind es offenbar nicht für alle. Viel Energie und Ressource geht also für Belange die mit dem unterrichten nichts zu tun haben drauf.

    Wirklich spannend wird es jetzt, wenn sie wirklich bis 2020 alle Sonderschulen einstampfen. wie sie diese Herausforderung angehen bin ich sehr gespannt und ob die neuen Pädagoginnen jetzt wirklich "wunderwutzis" sind, weil alle alles können müssen?
     
  9. Liselotte

    Liselotte Gast

    Natürlich. Es ist ja auch wurscht welcher didaktische Zugang oder welche Methode gewählt wird, es wird Eltern geben die damit nicht klarkommen.
    Aber genau das ist für mich der gemeinsame Nenner. Du hast mit vielen Menschen zu tun, du kannst es nie jedem recht machen und musst dich immer situationsbedingt anpassen und auf individuelle Bedürfnisse eingehen.
    Dabei helfen meiner Erfahrung nach IMMER Basics in Kommunikation und Konfliktmanagement verbunden mit der entsprechenden Fähigkeit seine eigene Rolle reflektieren zu können.

    Alles andere ist das Sahnehäubchen.
     
  10. aber gerade das mit dem stoff vermitteln ist doch der hauptirrtum. dass eltern so denken, das verstehe ich, aber lehrerinnen muessten wissen, dass es nicht um den stoff sondern um die von nessarose beschriebene begeisterung geht. grad in der vs geht es fast ausschliesslich um beziehung und begeisterung. das ist gut erforscht und genau daran erkennst du gute lehrerinnen: sie bauen beziehung auf und begeistern die kinder dafuer etwas zu lernen. das etwas (deutsch mathe religon sport) und das wie (frontel, gruppe, projekt, offen) ist bis in die pubertaet absolut zweitrangig. gute lehrerinnen wissen das. schlechte glauben an den "stoff".
     
  11. Sassenach

    VIP

    Das stimmt schon, das gelingt nur nicht immer und mir waren bei Gott nicht alle Kinder symphatisch. Wenn man diese aber nur eine Stunde in der Woche hat kann man das leichter hinbekommen als bei täglich fünf.

    Das der Stoff kein Thema ist stimmt leider auch nicht, genauso wie nicht jede Methode für jedes Kind passt. Um die Beziehung zum Kind bemüht hab ich schon das Gefühl das die Lehrerinnen sind, ob die Umsetzung immer die richtige ist Aber hier kommt eben die Krux zum tragen die ich vorab schon angesprochen habe, als Mutter sehe ich das natürlich anders.
     
  12. Liselotte

    Liselotte Gast

    Dazu wollte ich kurz noch etwas schreiben: Bitte DAS gilt wohl für alle Leute ab ca. 45+!
    Oder kennst du MechanikerInnen, IT-TechnikerInnen, BuchhalterInnen, die noch unter den gleich Umständen arbeiten wie vor 30 Jahren?

    Gerade im Rahmen der Globalisierung ändern sich in der Wirtschaft ständig die Rahmenbedingungen und Umstände. Sei es, dass deine ChefInnen oder MitarbeiterInnen aufeinmal in einem anderen Land sitzen, sei es dass sich die Unternehmenssprache von einem Tag auf den anderen ändert. Dein Aufgabenbereich sich ändert, erweitert oder ganz wegfällt oder du von einem Tag auf dem anderen nicht mehr im Einzelzimmer sondern in einem Großraumbüro sitzt.

    Ich hab das Gefühl, als würden LehrerInnen glauben, dass ihre Jobprobleme ganz originär und einzigartig sind, aber das sind sie nicht.
    Jeder Arbeitnehmer hat seine Herausfoderungen, muss sich an neue Situation anpassen, sich weiterbilden, fit halten. Manche schafffen es, manche nicht. Aber da sind LehrerInnen nicht irgendwie besonders!
     
  13. Liselotte

    Liselotte Gast

    Seifenblase hat ja nicht geschrieben, dass das kein Thema ist sondern dass es zweitrangig ist. Wir alle wissen, dass man unter Stress nicht lernen kann. Wenn eine Lehrerin also Angst und Schrecken in der Klasse verbreitet kann sie didaktisch genial sein - die Kinder werden nicht gut lernen. Genausowenig nutzt das beste didaktische und methodische Wissen, wenn die Kinder sich vor lauter Angst nichts fragen trauen.

    Zu dem Thema Beziehung: Wenn es eine gute Basis gibt, dann verträgt eine Beziehung auch ein paar Schnitzer. Ich glaub wichtig ist, dass man als Elternteil seine paar Eckpunkte hat woran man eine gute Lehrer-Kind Beziehung festmacht und solange das passt den Rest am besten ausblendet :D
     
  14. Sassenach

    VIP


    Glaub mir ich blende viel ;) weil mir auch klar ist, dass der Job kein leichter ist und eben 19 andere Elternpaare auch ihre wünsche und Beschwerden deponieren. Was mich frustet ist das viele Ressourcen nicht genutzt werden die meinem sohn zu stehen würden "ist ja nicht nötig". Vielleicht müssten wir dann nicht privat 200 Euro pro Monat für legasthenietraining zahlen aber gut. Bzw hätte er es in einigen Bereichen einfach leichter mit mehr Hilfe.
     
  15. Maritina

    PLUS + VIP

    Stimme Dir voll und ganz zu!
     
  16. danke, genau so war es gemeint. dass eine vs lehrerin prinzipiell den stoff KANN, davon darf doch bitte wirklich jeder ausgehen?
     
  17. genau so ist es. ich hab im studium eigentlich nichts von dem gelernt oder gebraucht, was ich jetzt tagtaeglich mache. super wars trotzdem ;) die programme gabs damals nicht, niemand dachte daran, dass sich die rechtlichen rahmenbedingungen in der branche so dermassen aendern wuerden. wie auch? und wer im job ist, der lernt eben. ueber kurse oder selbst. es gibt ein breites fortbildungsangebot fuer lehrerinnen. manche nutzen das, andere nicht, aber das gejammer ist ueberfluessig.
     
  18. Solanum

    VIP


    nein, was aber bei l besonders zu tragen kommt ist die verkettung der folgenden unglücklichen umstände:
    - keine/kaum ausbildung für dne umgang mit schwierigen situationen/kindern/kindern in schwierigen situationen
    - keine/kaum unterstützung in schwierigen situationen, v.a. ab der sekundarstufe 2. hier fallen unpassende jugendliche einfach aus dem system - egal was das für langzeitfolgen oder auch kurzeitfolgen hat.
     
  19. kann man sich aber anlesen, fortbildungen machen, mi eigener erfahrung haendeln. und es ist in anderen berufen ja genauso. kunden sind anspruchsvoller geworden, patienten wissen mehr, abläufe sind komplexer geworden. damit muessen wir alle leben, wenn wir mit menschen arbeiten, nicht nur lehrerinnen.

    und die guten kommen auch gut zurecht. ist ja nicht so als waers unmöglich.
     
  20. samakaste

    VIP

    Doch, das finde ich eben schon: sie sind die ersten, die die Kinder im System sehen, kennenlernen, formen und prägen. Und die von mir beschriebenen erschwerten Umstände sind sicherlich eine Herausforderung, aber von engagierten Lehrerinnen (und da kenne ich einige) bewälltigbar. Aber vielen fehlt durch diese Überforderung einfach das wichtigste, das eine Elementarpädagogin für mich haben sollte: Begeisterung und Liebe zum Beruf. Und das ist der gravierende Unterschied!
    Wenn ein 6jähriges Kind diie hrerin vergöttert und von ebenselber mitbekommt, dass Unterricht anstrengend, notwendig aber nicht angenehm ... ist, dann wächst das Kind so in die Schulkarriere hinein. Bei einem PC, Auto ecc ist die Grundhaltung und Einstellung des Mechanikers, IT-Menschen egal: das Gerät ist ein Gerät und funktioniert danach oder nicht. Ein Kind saugt Begeisterung, Lernfreude, Lob ecc auf - oder eben auch die Negativkonditionierung.

    Das hab ich auch nicht behauptet, klar sind Weiterbildungswille und Erhalt der positiven Grundeinstellung auch möglich. Aber leider nicht immer der Fall. Und jetzt mal ganz profan: wenn genau mein Kind so eine Lehrerin hat, die nur noch Zettel austeilt, nur Negativressourcenorientiert ist, mehr droht als lobt.... das ist für dieses (mein) Kind eine emotionalprägende Katastrophe. Ob in der Parallelklasse dann ein lobender, kinderliebender Engel unterwegs ist, hilft dem negativkonditioniertem Kind dann wenig.
    Und die Eingangsfrage war: was wünscht ihr euch von Pädagogen?
    Sie lautete nicht: was wünscht ihr euch von Professionisten aller Berufsrichtungen in unserer sich stetig schneller wandelnden Wirtschaftssituation?
     

Diese Seite empfehlen