1. BLS

    BLS
    VIP


    Zustimmung zum fett Gedruckten - ich habe deshalb zu einem Vorgängerthread zu Thema "Mitarbeit" unlängst den Link zur LBVO § 4 reingestellt und kurz erläutert, was darunter noch zu verstehen ist. Es informiert sich aber offensichtlich keiner (bzw. liest keiner die Beurteilungskriterien, die die prof am Anfang des Schuljahres austeilen und die die Eltern unterschreiben müssen).
     
  2. Stimmt, das ist der Punkt. Wollen wir ein Schulsystem, das ALLEN Kindern eine Chance gibt, oder eines, wo Kinder nur dann "Erfolg" haben, wenn das Elternhaus dahinter ist. Denn wie du ja selbst schreibst: Zierleiste der Mama = gute Mitarbeitsnote.

    Die Antwort derzeit ist eindeutig: wer hat, der hat, wer nicht, hat Pech. Ich halte das für eine Verschwendung von gesellschaftlichen Ressourcen und zudem für ein Verbrechen gegenüber begabten Kindern mit unfähigen Eltern. Die gibt es nämlich und die haben in Österreich derzeit keine Chance. In Österreich werden Bildungsabschlüsse ererbt. Akademikerkinder gehen auf die Uni, wenn die Eltern Geld haben, werden sie sogar gut bezahlte jobs kriegen. Wenn die Eltern nur Pflichtschulabschluss haben, dann können die Kinder strudeln wie sie wollen, auf ein ordentliches Gehalt werden sie kaum je kommen. Und das ist jetzt kein Vorurteil von mir, das ist simple Statistik, die immer mehr in eine Schere zwischen arm und reich geht und die vom Schulsystem weiter und weiter auseinandergetrieben wird. Ganz blöd schauts aus für Mädchen mit Migrationshintergrund und bildungsfernen Eltern. Die sind in unserem System dazu verdammt nie raus zu kommen. Das liegt am System und es gäbe durchaus Möglichkeiten das IN der Schule JETZT zu ändern, aber es wird politisch nicht gewollt.
     
  3. Berthold

    Berthold Gast

    Ich könnte probieren unserem 12jährigen zu erklären, wie er seine Hefte zu führen hat. Weit kommen werd ich damit allerdings nicht (mehr). Die Zeiten sind vorbei.
     
  4. inkale

    inkale Gast

    Das ist mir zu eindimensional dargestellt und entspricht auch nicht den Tatsachen.
    Abgesehen davon teile ich diese Meinung gar nicht und es deckt sich auch nicht mit dem, was ich im pädagogischen Bereich mitbekomme bzw. selber an Erfahrung gewonnen habe.
    Es ist zwar sehr beliebt und opportun immer wieder auf die Studie zu verweisen, dass Bildungsschichten vererbt werden, aber wenn man sich das nicht differenziert ansieht, bringt die Feststellung rein gar nichts.
    Bildungsschichten werden oft genug nicht durchbrochen, weil dafür keine Notwendigkeit gesehen wird - schau dir mal z.B. in meiner Wohngegend die vielen gewerblichen Familienbetriebe, Weinbauern und Landwirte an. Was soll da ein Kind Matura machen und studieren, wenn es mal den elterlichen Betrieb übernehmen will? Und die führen zumeist ein selbstbestimmtes Leben mit relativ gutem Einkommen und machen das was sie tun mit Freude.
    Nicht alle, die sich mit weniger an Bildung zufrieden geben tun das, weil sie nicht anders können ;).

    Darüberhinaus gibt es genügend Eltern, deren Kinder Angebote und Förderungen der Schule nicht wahrnehmen obwohl Lehrer bei den Eltern persönlich anklopfen und um Unterstützung bitten, aber auf taube Ohren stoßen.
    An der NMS meiner Tochter musste der kostenlose Föderunterricht Lesen erst verpflichtend für alle gemacht werden, damit jene die ihn wirklich dringend brauchten, auch kamen.

    Wenn du aus der Spirale raus möchtest, dass Bildung nicht vererbt werden kann, musst du bildungsferne Eltern - oder solche die die Notwendigkeit einer höheren Ausbildung für ihr Kind nciht sehen - zwingen, verfügbare Bildungsangebote wahrzunehmen.
    Dann kannst aber gleich einmal damit anfangen, den Lehrberuf abzuschaffen. Weil den darf es dann ja auch nicht mehr geben, denn da kann man Bildungsschichten nur mehr durchbrechen, wenn man vom Pflichtschulabschluss bzw. überhaupt keinen Schulabschluss ausgeht.

    Werde ich übrigens nie verstehen, warum der Erfolg der Bildung daran gemessen wird, dass der Bildungsabschlusses der Eltern übertroffen werden muss.
     

  5. das stimmt aber nicht wirklich

    selbst in der Familie meines mannes, 3 kinder, der mann Alleinverdiener und "nur" ein Lehrberuf, also bei weitem nicht Geld in hülle und fülle vorhanden, hatten alle 3 die Möglichkeit eine höhere schule (bulme, hak) zu besuchen und sie hätten, hätten sie sich für ein weiterführendes Studium entschieden, zumindest weiterhin gratis zu hause wohnen und essen können - und das ist kein Einzelfall und der jüngste der söhne ist mittlerweilen 42


    und bzgl Mädchen und migrationshintergrund - da stehen wohl eher die Eltern den Mädchen im weg, als das österreichische Schulsystem, es gibt immer die Möglichkeit des elternvereins, wenns um Auslandsaufenthalte, Schikurse etc geht und sowohl in den vs, als auch in der Unterstufe die Möglichkeit die lernstunden zu besuchen, sollten sie nicht mitkommen, bzw keinen haben, der sich zu hause mit ihnen hinsetzen und lernen kann

    und wenns sprachliche Probleme haben, dann ist das in meinen augen auch die schuld der Eltern, die es offensichtlich nicht für wichtig angesehen haben, dass ihre kinder bereits im kindergarten fundiert die deutsche sprache lernen - angeboten wird's jedem und sozial schwachen auch durch die bank durch gratis

    und dass kinder Geld kosten, muss einem auch klar sein und dass man ein bissl was in deren Bildung investieren muss (jetzt meinetwegen in form von kindergartenbeiträgen, keine Ahnung, wie das mittlerweilen läuft, bei meinen wars damals so, dass die sozial schwachen kosovo-albaner von nebenan für 2 kinder im kindergarten, ganztags mit essen und einem in der vs hort in summe weniger gezahlt haben, als ein "vollzahler"kind)


    mein sohn hatte in der vs einen türkischstämmigen buben, mit dems auch etliche Probleme gab - die schule war stets bemüht, diese zu lösen (wobei deutsch kein Problem war, das sprach er fließend), allerdings kam vom vater sinngemäß "warum soll er sich entsprechend benehmen und gute noten schreiben und ins Gymnasium gehen? wir haben ein lokal, da wird er arbeiten, wenn er die Schulpflicht absolviert hat und fertig, mehr braucht er nicht"

    und das war sicher kein Einzelfall

    und da dann "dem System" die schuld zu geben, empfinde ich schon als unfair, weils einfach nicht stimmt - der hätte alles machen/werden können
     
  6. lisa11

    VIP

    Ich sehe es genauso wie inkale und d-g.

    Die Sicht, dass alles nur am Schulsystem liegt ist mir auch zu einseitig.

    Man muss die Eltern halt überzeugen (oder zwingen, wobei ich das eher fraglich empfinde), dass Bildung einen Wert hat, und dass eine gute Ausbildung - egal ob Lehre oder Studium, wichtig ist.

    Und ich möchte auch nicht, dass ich meine elterliche Verantwortung zur Gänze an die Bildungseinrichtungen abgeben muss, siehe verpflichtendes Kiga Jahr.
    Denn wenn ich möchte, dass alle wirklich die gleichen Chancen habe, muss ich schaun, dass der elterliche Einfluss so gering wie möglich wird. Für Kinder aus bildungsfernen Schichten mag das ein Vorteil sein, für bemühte Elternhäuser bzw. deren Kinder, die auch gerne einen Teil der Förderung übernehmen, ist das ein Nachteil.

    Und ich finde auch in unserm öffentlichen Schulsystem ist viel möglich. Doch leider liegen nicht alle Informationen transparent für alle vor (kann hier aber nur von der Begabtenförderung sprechen).
     
  7. ist das verpflichtende kindergartenjahr nicht im grunde eh nix anderes, als ein hoffnungsvoller versuch, dass die kinder, die deutsch nicht als Muttersprache haben, es wenigstens ein jahr lernen, bevor sie in die schule kommen?

    und da man es nicht auf "nicht deutschsprachige" kinder anwenden darf, gilt es für alle?

    keine Ahnung, wie gesagt, meine waren vor über 10 jahren im kiga und ich hab niemanden im ulfed, der so kleine kinder hat, aber ich habs irgendwie immer so gesehen

    eigentlich ein verzweifelter versuch vom System, wenigstens annähernd gleiche "startmöglichkeiten" zu schaffen
     
  8. Dinimama

    VIP

    mit deutsch alleine ist es aber nicht getan!
    da gehts um seine sachen beinand haben (bzw sie überhaupt erst zu besorgen), mit den kindern üben, sie unterstützen.
    ist sicher von kind zu kind verschieden, wie viel es diesbezüglich braucht und auch altersabhängig, aber kinder, die das alles ohne elterliche unterstützung schaffen müssen sind unter umständen echt benachteiligt.
     
  9. DaisyD

    VIP

    zum thema mitarbeit.... ich weiß schon, dass allein vom aufzeigen (dazu kommt es ja allerdings nie, es schreien ja manche ganz einfach alles, was ihnen so einfällt in den raum) nicht die mitarbeitsnote abhängig ist. aber diesen themenbereich zu diskutieren ist sehr, sehr mühsam. hatte ich gerade, mach ich aber wirklich nur im notfall. vollständiges heft zählt in der oberstufe nicht mehr wirklich, info, wie sich die notengebung zusammensetzt kam nie an,...was willst da viel reden?

    anderer lehrer meiner tochter, letztes jahr. er meinte (mathe) wenn man alle hausübungen hat, gbt es im zeugnis immer ein note besser. töchterlein war fix der meinung alle hüs zu haben, hat sogar kurz vor notenschluss zwei nachgemacht, weil die angeblich fehlten.....was war im zeugnis? die schlechtere note.

    als ich dann bei lehrer saß konnten wir folgendes klären : angeblich fehlten 4 hü. 2 sind dann plötzlich in seinen unterlagen aufgetaucht, bei einer anderen klasse eingeordnet, eine hatte tochter in der mappe, war warum auch immer nicht beim lehrer eingetragen und die letzte....tja wer hat sie verschmissen? tochter, lehrer?
    das mene ich damit, dass diese dinge so schwer nachvollziehbar sind
     
  10. StilleWasser

    StilleWasser Teilnehmer/in

    Ich war auch dort und mein Bruder und kann es eigentlich nur empfehlen, ich finds super. :)

    Denke auch nicht das sich das in den paar Jahren jetzt so ins Negative verändert hat. :)
     
  11. Dinimama

    VIP

    hast du nicht erzählt, dass deine schulzeit so schlimm war, oder verwechsle ich da etwas?
     
  12. StilleWasser

    StilleWasser Teilnehmer/in

    Aber das war ja ned die Schule ansich sondern die Schüler.
     
  13. Dinimama

    VIP

    achso
     
  14. himbeersturm

    himbeersturm Teilnehmer/in

    ich finde es auch nicht gut, dass es in manchen bereichen so sehr auf unterstützung durch eltern ankommt, aber es ist so, auch in bereichen, an die ich bisher nicht gedacht habe.

    wie an anderer stelle schon geschrieben, gibt es in der achten klasse meiner tochter ein mädchen, das bis zu ihrem 18. geburtstag in einer betreuten wohngemeinschaft gelebt hat. danach wurde sie aus der betreuung quasi entlassen, sie bekam zwar eine wohnung (am anderen ende von wien), war aber davon abgesehen von einem tag auf den anderen auf sich alleine gestellt.
    sie hatte schon davor wenig unterstützung von den betreuern der wg, aber danach musste sie sich plötzlich absolut alles selber regeln. ist auch nicht einfach für ein 18jähriges mädchen ...

    ich finde, die diskussion läuft zum teil auch darauf hinaus, wieviel an erziehungsaufgaben die schule übernimmt bzw. übernehmen kann. als elternteil, dem das thema sehr wichtig ist, ist meine grundansicht dazu, dass ich einmischung der schulischen seite ablehne, aber es gibt ja leider genug andere, wo es enorm wichtig ist, dass die schule grosse teile der erziehung und vorbereitung auf das leben übernimmt.

    wenn man ein system einführen würde, in dem alle absolut gleich behandelt werdne und eltern garkeine aufgaben mehr hätten, wäre vieles radikal anders, aber auf das spätere leben würde ein solches schulsystem meiner meinung nach nicht adäquat vorbereiten.
     
  15. Dinimama

    VIP

    @himbeersturm: wie ist die geschichte mit dem mädchen eigentlich weitergegangen?
     
  16. Berthold

    Berthold Gast

    Okayyy ...
     
  17. himbeersturm

    himbeersturm Teilnehmer/in

    meine tochter und wir als familie, aber vor allem der klassenvorstand haben sie unterstützt, die vwa hat sie geschafft, offen ist aktuell, ob sie die 8. klasse positiv abschliessen kann, was voraussetzung für die maturazulassung ist. ist noch offen.
     
  18. Dinimama

    VIP

    das klingt ja nicht so schlecht!
    ich stell mir das echt schwer vor, wenn man auf ein mal so auf sich gestellt ist, alleine schon in dem alter, und dann noch mit einer besonderheit, wo man eigentlich doch sehr auf die unterstützung von vertrauten personen angewiesen ist.
     
  19. Was wir brauchen ist ein System das weder alle gleich behandelt noch eines, dass alle gleich machen und gleich schalten will. Es soll so sein, dass jedes Kind die Unterstützung bekommt, die es braucht. Die einen Förderung, die andern Zusatzangebote. Ein aktives, selbstbewusstes Kind wird kaum Training dazu brauchen, wie es sich meldet, eines, das schüchtern ist, jedoch schon. Ein kleiner Pedant, kann seine Hefte allein ordentlich führen, ein Schusselkind braucht Anleitung und Unterstützung. Ein Kind, das eine Leseratte ist, braucht kein Lesetraining, sondern eine Literaturgruppe.

    Und bevor es wieder heißt, dass das nicht geht: doch würde schon gehen!

    Aber da in Österreich ja z.B. die NMS erst jetzt evaluiert wurde, nachdem!! man sie flächendeckend eingeführt hat, sind die Chancen, dass eine echte Schulreform jemals kommt gering. Wir steuern auf ein teures Privatschulwesen und ein miserables öffentliches Schulwesen zu.
     
  20. hejoka

    VIP

    Es geht aber nicht unbedingt um Erziehung sondern auch um ganz zentrale Fertigkeiten wie zum Beispiel sinnerfassendes Lesen.
    Immer wieder höre und lese ich, dass ein Kind in unserem Schulsystem nur sinnerfassendes lesen lernen kann, wenn die Eltern täglich mit dem Kind zu Hause üben.
    Gleichzeitig wissen aber alle, dass das nicht alle Eltern machen.
    Anstatt sich zu überlegen, wie ein Schulsystem auch ohne elterliche Hilfe Kindern sinnerfassendes Lesen beibringt, wird immer wieder runtergebetet, wie wichtig es doch ist, dass Eltern mit ihren Kindern lesen.
    Das hilft nur leider den Kindern sehr wenig.

    Gruss
    Manuela
     

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