1. isbinnbeal

    isbinnbeal Gast

    Im Kiga gibt es genau das gleiche Problem wie in den Schulen: fehlende Durchmischung.

    Wenn in der ganzen Gruppe kaum Kinder sind die Deutsch (kleinkindmäßig) richtig sprechen und evtl obendrein auch die Betreuer Fremdsprachler sind und zwar Dt sprechen aber mit Fehlern, WOHER sollen die Kinder selbst bei 4 jährigem Kigabesuch Deutsch lernen?

    Meine Kinder lernen Dt ja in ihren Betreuungseinrichtungen. Von den Betreuern, die mehrheitlich Dt-Muttersprachler sind und von den Kindern die zu einem guten Teil (muss gar nicht die Mehrheit sein) aus deutschsprachigen Familien kommen.
    Würden meine in Gruppen gehen wo kaum Jemand, ob Kind oder Betreuer, muttersprachlich Dt spricht und die meisten sehr fehlerhaft, würden sie logischerweise auch nicht RICHTIG Dt sprechen egal wie lang sie dorthin gehen.
    Sie müssen es ja irgendwo erleben.

    Ausserdem ist es enorm schwierig in Wien noch ein Kigajahr zu bekommen, auch wenn das Kind schulunreif ist kommt es in die Schule und wird (meist in der 1. Klasse) als Vorschulkind geführt. Die Kigaplätze sind gebraucht und gefördert für die noch nicht Schulpflichtige.
    Natürlich kann man es durchkämpfen und bezahlen (teuer, weil die Förderung ja fehlt, also mehrere 100er im Monat), aber gerade in den Brennpunktklasse haben die Eltern nicht die Ressourcen dazu und wissen auch nicht davon und die Schulen wird es ihnen auch nicht sagen.

    Eigene Klassen ist mMn Blödsinn, weil dann wieder das Problem: woher sollen sie es lernen wenn sie nicht mit richtigem Dt zu irgendeinem Zeitpunkt am Tag umgeben sind?
    Wir brauchen durchmischte Gruppen in Kindergarten und generell müssen die Kigapäds mMn (so diskriminierend es auch klingt) sogar mehrheitlich Deutschmuttersprachlich sein. Dann haben die Kinder bei ausreichendem Besuch wirklich eine Chance gar nicht als Fremdsprachler gelten zu müssen, egal was sie zuhause sprechen.

    Das Gleiche bei der Nachmittagsbretreuung in GTVS, ich würde niemals zulassen, dass Personen die selber fehlerhaftes Dt sprechen meinen Kindern mit ihren Deutschaufgaben betreuen. Das kann ja nicht gut gehen.
    Natürlich ist es fein, wenn auch das Personal wegen Hintergrund durchmischt ist, aber eben durchmischt mit auch Deutschmuttersprachler damit die Kinder Sprachvorbilder haben.

    Bestrafen soll man die Eltern von nicht-gut-Deutsch-sprechenden Kinder bei Schuleintritt mMn überhaupt nicht, oft haben sie eh ihr Kind in den Kiga geschickt, aber wenn sie dort kaum Sprachvorbilder haben bringt es in der Hinsicht trotzdem VIEL zu wenig.
     
  2. sprache wird überschätzt. es geht um das soziale umfeld und bildungsaffinität.

    niemand hier wird ein problem mit meinen kindern als mitschüler der eigenen haben.

    problematisch sind kinder aus familien wo nicht gesprochen wird. da ist es egal ob das indigene österreicher oder jugos in der 3. generation sind. vater sauft, mutter labil, kind vorm tv. da hast du das problem. und das gibts hslt auch, wenn die ghettobildung zu dicht wird wirds schwierig.
     
  3. isbinnbeal

    isbinnbeal Gast

    Die Eltern müssen gar nicht unwillig sein! Wenn sie ihr Kind in den Kiga schicken und dort ist es umgeben von fehlerhaftdeutschsprechenden und dann in der Schule auch, haben ihre Kinder trotz Willigkeit keine Chance Dt gut genug zu lernen.

    Kinder lernen das Deutsch das sie hören - ob in Kiga oder Schule.
     
  4. minnimaus

    VIP

    Wie bereits erwähnt, gibt es so gut wie keine Vorschulklassen mehr, die Vorschulkinder werden integrativ in der 1. Klasse beschult. Mit dem neuen Schulautonomiepaket bleiben nun auch Kinder, die mit Nicht genügend abschließen in ihrer Klasse.

    Sobald das Kind 6 Jahre ist, muss es die Schule besuchen. Manche Eltern melden ihr Kind zum häuslichen Unterricht ab und manchmal dürfen diese Kinder im Privatkindergarten bleiben, wenn ein Platz frei ist.
    Das ist gesetzlich nicht vorgesehen. In Ö gibt es ja nicht einmal eigene "Willkommensklassen" wie in D, die eben den Schwerpunkt Deutsch lernen haben.

    Natürlich ist in Klassen mit hohem Migrationsanteil das Niveau in D, M, SU niedriger, dafür kann die soziale Kompetenz (Toleranz, Offenheit, Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein) weitaus höher sein. Das steht und fällt mit der Lehrperson bzw. dem Konzept und Förderangebot an der jeweiligen Schule.
     
  5. Siva47

    VIP

    Ja vielleicht ist es ein klischee, das stimmt. Aber ich meinte damit auch, dass hier ja nicht wahnsinnig viele andere nationen zur schule gehen..ich mein, wir wohnen halt in ottakring... ^^ ;)
     
  6. Siva47

    VIP

    Ja das macht meine tochter neuerdings auch hin u wieder..also zb verben oder artikel weglassen...und woher kommt das, denkst du? Von mir hat sie das sicher nicht ;) Sie ist an u für sich sprachlich nämlich sehr weit...genau da liegt ja dann das "problem"...

    Ok vielleicht hättw ich die frage anders formulieren sollen: wie gestalten sie den vs unterricht mit kindern, deren eltern sehr bildungsfern sind? So besser? :D

    Ich wollt eigentlich echt keine diskussion, somdern tatsächlich erfahrungen...meist sind die, die sich am meisten aufregen bei sowas, auch die, die ihre eigenen kinder eh nicht in solche schulen geben..weil da hört sich die integration ja wieder auf :rolleyes:
     
    Siva47, 15. Juni 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 15. Juni 2017
    #26
  7. Birke

    Birke Teilnehmer/in

    Ich arbeite ja im Sozialbereich in einem Brennpunktbezirk und kann das schon bestätigen ABER: nicht dt.-muttersprachige Kinder haben 1. schon einen viel geringeren Wortschatz (kennen oft ganz einfache Wörter, vor allem Verben, die im Alltag benötigt werden, nicht) und 2. sprechen eine Art Pidgin-Deutsch, eine eigenartige Mischung aus dem Deutsch von in Berlin billig und schlampig syncroniserten Kinderserien - z.B. kennen sie das Verb "klauen", nicht aber "stehlen", grammatikalischer Konstruktionen aus ihrer Muttersprache (falsche Wortstellung im Satz, die sattsam bekannten artikellosen Sätze) und ein paar Einsprengseln aus dem Wiener Unterschichtdialekt ("Oida" "Hearst"). Da sich diese Fehler (und die nächsten 100 Jahre werden das Fehler sein) nicht so leicht ausmerzen lassen, wenn die Sprachvorbilder fehlen, denke ich nicht, dass diese Kinder später besser Deutsch sprechen werden, als deutsch-muttersprachige aus bildungsfernen Familien.
     
    Birke, 15. Juni 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 15. Juni 2017
    nonoa gefällt das. 1 Likes
    #27
  8. Birke

    Birke Teilnehmer/in

    Das finde ich, ist das Hauptproblem, wenn eine Sprachgruppe derartig dominiert, dass die Kinder keinen Anlass sehen, miteinander Deutsch als gemeinsame Umgangssprache zu verwenden.
     
  9. Nairobi

    VIP


    Grundsätzlich bin ich vor allem beim letzten Satz bei dir, aber bildungsferne Skandinavier oder Engländer landen samt Kindern halt ausgesprochen selten in Ö. Die Familien, die aus obergenannten Ländern in Österreich sind, sind das meistens aufgrund von hochqualifizierte Arbeit...da kann man kaum von bildungsfernen Schichten sprechen. ;)

    edit: sorry, grad gesehen, dass das Argument eh schon kam
     
  10. Eusebius

    VIP

    Sagen wir so: die zweite Gruppe ist zahlenmäßig größer, weil es naturgemäß mehr davon gibt, und wir wie gesagt diesen Faktor bei der Einwanderung nicht ausreichend berücksichtigen. Die "Gastarbeiter"-Politik vergangener Jahrzehnte hat dazu sicher auch das ihre beigetragen.

    Beim verpflichtenden Kindergartenjahr ist das Problem, dass die Leute, die es am dringendsten bräuchten ihr Kind nur (wenn überhaupt) im minimalen Ausmaß (20 Wochenstunden) in den Kindergarten schicken, und/oder es in einen Privatkindergarten schicken, in dem auf Deutsch als Umgangssprache kein Wert gelegt wird, wo die Erzieherinnen uU selbst dieser Sprache nicht (ausreichend) mächtig sind.

    Weil es dafür keine Rechtsgrundlage gibt. Könnte man natürlich schaffen, aber 6-, 7- oder 8-Jährige im Kindergarten schaffen wahrscheinlich mehr Probleme, als sie lösen.

    So oder so ist das politisch momentan nicht machbar.
     
  11. Birke

    Birke Teilnehmer/in

    Weil eigentlich nach Erfahrungen gefragt wurde: Mein Sohn war in einer öffentlichen Volksschule mit damals (vor ca. 15 Jahren) 75% Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, noch dazu waren die meisten Kinder aus der Unterschicht. Ich habe keine Schwierigkeiten gesehen, er hat nach der Volksschule in ein Gymnasium gewechselt. Allerdings war er schon ein ziemlich sprachbegabtes Kind, schon in der 3. hat er keine Rechtschreibfehler mehr gemacht, er hat immer gerne gelesen usw. Wie es unter anderen Umständen gewesen wäre, kann ich nicht sagen, aber ich denke, dass das Elternhaus in diesem Alter schon noch großen Einfluss hat.
     
  12. sorry fürs offtopicen :eek:

    letzte frage, versprochen

    ists in privaten volkschulen dann eigentlich so, dass nur kinder genommen werden, die dem unterricht sprachlich folgen können?
     
  13. isbinnbeal

    isbinnbeal Gast

    Das weiss ich nicht, bzw glaube ich kaum, dass Quereinsteigerkinder verweigert werden. ABER es ist ja null Problem wenn EIN Kind oder meinetwegen ein paar Kinder nicht Deutsch können - weder fürs Kind noch für die Klasse. Wo alle andere Dt sprechen können und die meisten davon sogar gut, wird ein Kind eh sehr bald aufholen.

    Das Problem ist mMn nur wo die große Mehrheit deutliche Schwierigkeiten mit Dt haben, weil dann bleiben alle mehr oder weniger stecken. Und diese Gegebenheit wirst in den Privatschulen nicht so finden. Auch wenn vlt auch viele Migrationshintergrund haben, das ist ja wurscht.
     
  14. Siva47

    VIP

    Ja stells mir fürs kind echt schwer vor, wenn es das fast einzige ist, dass diese dominante sprache dann nicht versteht/spricht...:eek:

    Lustigerweise haben sich schon im kiga gruppen gebildet.unbeeinflusst von den eltern spielen verstärkt kinder mit derselben muttersprache miteinander. Meine tochter hat sich ausgerechnet jene kinder ausgesucht, die alle deutsch als muttersprache haben (und das sind nicht soo viele)..und ich hab sie da sicher nicht beeinflusst, auch bei den anderen kindern fällt mir das auf.. Also sprache ist doch auch etwas verbindendes..oder es war nur zufall, keine ahnung...
     
  15. Odin

    Odin Gast

    Das Problem mit der Sprache liegt leider darin, dass es kaum Menschen gibt die die hochdeutsche Sprache auch wirklich täglich anwenden, sprechen oder gar "Nach der Schrift sprechen".

    Es werden buchstaben geschluckt, Wörter ausgelassen, und das nicht nur von den Kindern - die haben das nämlich von zu Hause. ein Migratioskind hat da bessere Chancen, weil zumindest der Lehrer gelernt hat deutlich und Worttreu zu sprechen (dafür hören sie zu Hause aber kein Deutsches wort die Migrationskinder). Aber immer noch besser wie "heast, Rotzpipn - schleich di da umma ....".

    Wichtg wäre gerade in Deutsch sich verständlich zu machen - dass man man mit "Kinderfilm-Fernsehen" besser wie wenn man komplette Wörter rausstreicht aus seinem Wortschatz.
     
  16. Jemaro

    Jemaro zyniker
    VIP

    ich antworte jetzt ganz diplomatisch:
    nachdem sich die privaten die Kinder aussuchen können, was glaubst du, wen sie nehmen .....
     
  17. Birke

    Birke Teilnehmer/in

    Die Kinder hören gar nicht mehr "Rozpipn" oder Ähnliches aus dem Wiener Dialekt (den verstehen sie gar nicht), sie sagen "verpiss dich" und "halt die Fresse", weil sie das aus dem Fernsehen kennen. In den (billigen, synchronisierten) Kinderserien werden auch Buchstaben verschluckt "nehm" anstatt "nehmen" z.B. und zuhauf Grammatikfehler gemacht. Es gibt sehr gute Kinderfilme, in denen auch korrekt gesprochen wird, meist aber taugen die Kinderserien nicht als Sprachvorbilder. Ich bin z.B. in Niederösterreich der 70-er aufgewachsen, als praktisch ALLE Kinder Hochdeutsch erst in der Schule gelernt haben und trotzdem konnte ich schon als Volksschülerin Dativ und Akkusativ unterschieden. Das Hauptproblem ist die Sprachverarmung, z.B. ersetzt das Wort "cool" mindestens 10 andere Adjektive, es wird in Schlagworten und Satzfetzen gesprochen und zu wenig gelesen, das finde ich bedenklich, nicht die Verwendung von Dialektausdrücken oder dialekteingefärbte Sprache (da muss man halt wissen, in welchem Kontext man sie verwenden kann).
     
    Birke, 15. Juni 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 15. Juni 2017
  18. Birke

    Birke Teilnehmer/in

    Andererseits: "Wer zahlt, schafft an". Nicht ein Kind mit verhaltenskreativen Auffälligkeiten wird von den Eltern in einer Privatschule untergebracht, um es noch irgendwie zu einem Schulabschluss zu bringen.
     
  19. isbinnbeal

    isbinnbeal Gast

    naja, genug alternative Schulen kämpfen ums finanzielle Überleben und brauchen Kinder. Und wie gesagt es ist ja null Problem wenn 1-2 Kinder dazu kommen die nicht Dt können.

    Und die Mehrheit der Familien die als bildungsfern gelten und nicht gut Dt können werden wohl aus klarem Grund kein Ansturm auf die Privatschulen zusammenbringen. Und wenn dann wohl eher, weil sie extrem willig sind ihren Kindern alles zu ermöglichen was ja auch ein Vorteil ist.

    Die VBS-Klasse meiner Tochter war zwar öffentlich aber sehr mittelschichtig, das war null Problem wenn mal einer Quereinsteiger ohne Dt kam. Meine Tochter wurde auch gebeten diesem Kind ein Bisschen zu unterstützen mit ihrer Freundin, da sie oft früh fertig waren. Also eben weil sie so Dt von ihrer Umgebung kann, kann sie auch anderen ggf helfen. Hat sie auch gern getan. Es war ja nur eine punktuelle Sache, keine uferlose Aufgabe weil ja nur ein Kind umgeben von vielen die gut Dt konnten (und ein paar Wenige die nicht besonders gut konnten).
     
  20. Jemaro

    Jemaro zyniker
    VIP

    die sind aber genauso schnell wieder in einer anderen schule, ....
    behindern aber den unterricht als solchen meist weniger als Kinder, die eben nicht gut dt sprechen
     

Diese Seite empfehlen