1. majos

    majos Teilnehmer/in

    Hallo!

    Mir kam gerade ein Gedanke, und ich wollte wissen, was ihr davon halltet. Mir sind (erziehungs-) theorien in deren Zentrum die Selbstermächtigung der Kinder steht, sehr sympatisch. Aber: ohne mich systematisch mit diesen auseinandergesetzt zu haben, habe ich das Bauchgefühl, dass viele der Theorien die das Kind und seine Fertigkeiten ins Zentrum stellen,zugleiche eine Einschränkung der Eltern (der Mütter) implizieren.

    Einige Beispiel:

    -) Windelfrei bedeutet für die Eltern sich ganz und gar am Darmtrakt ihrer kleinen zu orientieren - überspitzt formuliert;)
    -) BLW: Es geht nicht ums essen sondern ums erfahren; die mutter muss bereit sein laaange zu stillen.

    Bin mir sicher, dass es noch einige Beispiele gibt, von diversen Schlaftherapien,...

    Was meint ihr. Wo ist die Grenze der Selbstermächtigung. (Ich für meinen teil finde, dort, wo es mir zu bunt wird;), aber es würde mich interessieren wie ihr das Handhabt.)

    Lg majos
     
  2. kunstblut

    kunstblut Teilnehmer/in

    ist es nicht generell eine einschränkung der eltern überhaupt ein kind zu haben?

    manche lassen sich halt mehr aufs kind und seine bedürfnisse ein, andere reihen die eigenen wünsche und bedürfnisse vor.
     
  3. Pezi

    Pezi Aktive/r Teilnehmer/in

    hallo majos!

    ich halte es für wichtig, dass eltern ihre grenzen klar erkennen und auch den kindern gegenüber zeigen. dann heisst es als familie einen weg zu finden, der die bedürfnisse der (aller!) kinder und der eltern berücksichtigt. faustregel: je kleiner das kind, umso mehr müssen die eltern sich nach ihm richten.

    ich kann mir gut vorstellen, dass dein bauchgefühl zu dem schluss kommt, die eltern würden sich den kindern "unterordnen müssen", in der praxis und wenn es um die eigene familie geht, sind die gefühle aber ganz andere.
    und auch deine beispiele treffen nicht wirklich zu, sorry:
    -) WF bedeutet, mit dem kind über seine ausscheidungen zu kommunizieren und auf seine diesbezüglichen signale zu reagieren - nicht mehr und nicht weniger. nur weil man z.b. stillt, "orientiert man sich ja auch nicht nur am saugbedürfnis des babys", sondern das ist ein bereich von mehreren.
    -) BLW ist natürlich auch in kombination mit flascherl möglich.

    lg
    pezi
     
  4. v123

    v123 Teilnehmer/in

    für mich ist die grenze dort, wo es mir zu aufwendig wird od ich es definitiv nicht will.
    bspw sie hat praktisch fast keine tabus in unserer wohnung, wo sie nicht hin darf (abgesehen von putzmitteln, aber die sind sowieso versperrt) - dh es gibt nur 2 kasteln, die sie nicht räumen darf weils mir zu blöd is eventuelle sauereien wegzuputzen.
    oder bzgl klettern - das einzige ist, dass sie nicht auf den esstisch darf. ich will nicht dass sie mit hauspatschen am tisch steht wovon wir essen.
    windelfrei gabs aus bequemlichkeit meinerseits nicht.
    gegessen hat sie schon sehr früh selber - zum richtig sitzen bleiben bring ich sie nicht, soll sie halt stehen dabei. od beizeiten auch davon gehen und halt wieder kommen.
    schlaftherapien gabs auch nie, obwohl das das kräfteraubenste an ihr ist.
    wenn vom spielplatz heimgehen nicht beim 1x funktioniert, wart ich halt noch 10min. und dann nochmal 5min. mittlerweile kann ichs aber eh schon ganz gut erkennen wann der richtige zeitpunkt ist.
    handgeben auf der strasse ist hingegen ein muss, weil gefahr - wenn sie sich hinlegt, wird sie schreiend getragen.

    grundsätzlich will ich keine kämpfe ausfechten, wo es mir nur ums prinzip geht und sie nicht logisch nachvollziehbar sind und frag mich daher auch immer: ist es jez wirklich notwendig mich durchzusetzen od ists nicht eigentlich eh egal?
    ABER ich glaube dass die schmerzgrenze vermutlich bei einfachmüttern eine höhere ist, als wenn man dann schon zwei od mehr hat...wahrscheinlich hätt ich mit mehr als einem auch keine lust mehr 5x/tag die gleichen sachen wieder weg zu räumen und das doppelt :eek: oder sie vorm weggehen 5x zu bitten, dass wir jez schuhe anziehen, wenn gleichzeitig noch ein kind gerichtet werden muss.

    kA ob das nun in die von dir intendierte richtung geht :confused:
     
  5. ThePinky

    ThePinky Gast

    In den ersten paar Jahren ist es tatsächlich so, daß die Mutter - egal bei welchem "Ansatz"- ihre Bedürfnisse denen des Kindes unterordnet. Ich glaube das macht fast jeder so - wenn Baby schreit und ich hungrig bin, bin ICH derjenige, der in der Lage ist sein Bedürfnis aufzuschieben.
    Ich habe BLW und windelfrei praktiziert und empfand es nicht als Einschränkung sondern als Bereicherung in der Beziehung zu meinem Kind. (ich habe auch "nur" 10 Monate gestillt und bin dann auf Flascherlnahrung umgestiegen - das geht bei BLW ohne weiteres) Wozu man allerdings bei BLW bereit sein sollte ist danach Kind, Sessel, tisch Boden... komplett sauberzumachen - der Teil hat manchmal genervt... ;)
    Windelfrei: da ist man auch nicht mehr der darmfunktion des babys "unterworfen" als mit Windel - wenn sich Baby angackt, muß ich mich so oder so umgehend drum kümmern (und "windelfrei" ist eh ein schlechter Ausdruck: es geht um die Ausscheidungskommunikation, und die kann auch funktionieren, wenn man phasenweise wickelt. - meine Tochter hatte oft eine Sicherheitswindel drauf)
     
  6. majos

    majos Teilnehmer/in


    Würde ich so nicht sagen - denn das bedeutet von einem Status quo ohne Kind(er) auszugehen. Es geht mir nicht darum, dass Eltern auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen (das mussen menschen immer wenn sie sich auf einen neuen Menschen, egal ob Kind oder nicht einlassen), sondern um (mehr oder wenig dogmatisch) formulierte pädagogische Ansätze, welche die Selbstermächtigung der Kindern ins Zentrum stellen. Mit Do's and don'ts. Aber vielleicht ist es auch mehr die domatik der ansätze die mich abschreckt und nicht so sehr die gelebte Praxis.

    Lg Majos
     
  7. majos

    majos Teilnehmer/in

    Dem stimm ich voll zu.:wave:
    @unterordnen müssen: Ich würde nicht sagen, dass sich die ELtern den Kindern unterordnen, sondern dass sie sich den Regeln der Pädagogik unterordnen um "gute eltern" sein zu können. In dem Sinne: Du macht BLW richtig, du machst es falsch. Du gehst auf das nähebedürfnis deines Kindes ein indem du es im Tragetuch trägst - du kannst dein Kind nicht entsprechend wahrnehmen, weil es im Kinderwagen liegt ... Und: Wenn du ein Baby*örn nimmst anstatt ein Tragetuch machst du einen großen fFehler...

    (Überspitzt formuliert).

    Es geht mir um die Ideologisierung von Vorstellungen über das richtige "alternative" Verhalten von Eltern.

    Ist ja nicht so, dass ich nicht auch versuchen würde diesen Vorstellungen z.t. zu entsprechen.;)

    Lg majos
     
  8. alexx

    VIP

    danke für diesen beitrag. ich finde das ein sehr interessantes thema.

    ich war (kinderlos) immer der meinung, dass eine zufriedene, ausgeglichene, entspannte mutter wichter ist für ein kind, als eine mama, die alle du-sollst-regeln befolgt und ihre eigenen wünsche dabei aufgibt.

    im echten leben (mit kind) bin ich zwar auch noch dieser meinung, aber plötzlich waren mir die bedürfnisse meines kindes sehr sehr wichtig und meine eigenen wünsche (abends aus gehen, kurzurlaub ohne kind, etc.). mußten/müssen warten.

    ich hab sehr lange gestillt und sehr sanft abgestillt, obwohl mich die stillerei schon ziemlich genervt hat.
    aber mein genervt-sein war besser zu ertragen als die unzufriedenheit meines kindes :cool:

    dinge die mir SEHR wichtig waren (zb mit 15 monaten tagsüber abzustillen) hab ich aber durchgesetzt, wundersamer weise ohne allzu große gegenwehr. vielleicht spüren kinder wenns wirklich ernst gemeint wird...

    ich versuche diesen weg zu finden, bei dem meine und die bedürfnisse meines kindes gleichermaßen befriedigt werden. für mich ist das nicht immer leicht.

    lg alex
     
  9. hexchen

    hexchen Teilnehmer/in

    Je jünger das Kind, desto mehr muss ich meine Bedürfnisse hinten anstellen. Ein Baby ist nunmal von einem abhängig, da hilft mein purer Egoismus nichts.Es wird nicht mit 2 Monaten selbständig essen können, egal, wie sehr ich es möchte. :rolleyes:

    Ob nun windelfrei, LZS, BWL whatever ist eine persönliche Einstellungssache und auch, was man selber tun möchte. Wenn Nr. 3 geboren wird, sind schon 2 Kinder da, die auch Bedürfnisse haben - da muss es eben manchmal eher praktisch zugehen und jeder muss Bedürfnisse hinten anstellen (wobei das Baby die meisten Rechte haben wird, da es eben noch abhängig von mir ist). Nr. 2 bekam sogar oft die Flasche im Kinderwagen und nicht bei mir am Arm, da meine erste Tochter sonst ständig weggelaufen werden (18 Monate Altersabstand). Es war gefährlicher, dass sie auf die Straße läuft, als ein Flascherl im Kinderwagen zu bekommen. Punkt.

    Mit zunehmendem Alter der Kinder erhält man doch Freiheiten zurück und kann sich auch wieder auf sich selbst konzentrieren.

    Mir war es z.B. wichtig, nach dem Mutterschutz wieder geringfügig zu arbeiten und ein Mal wöchentlich ins Training zu gehen. Das hat mein Mann respektiert und wir teilten uns die Kinderbetreuung. Ich brauche auch Auszeit für mich, um entspannt und glücklich zu sein. Dann wurde eben Mal Muttermilch im Flaschert gefüttert oder Bröselmilch verabreicht, wenn der Hunger doch größer war. Das hat für uns aber gepasst, da wir stillen als nicht das Non-Plus-Ultra gesehen haben (soll nun keine Stilldebatte auslösen).
    Ebenso nahmen wir nach 4 Wochen Stoffwindeln normale Wegwerfwindeln, weil wir mit der Wäsche nicht nachkamen und unsere erste Tochter extrem auf ihren eigenen Urin reagierte (bis heute hat sie eine sehr sehr empfindliche Haut). Es hat dann besser gepasst.
    Und die Kinder wuchsen von Anfang an mit bestimmten Mustern auf und merkten, dass ihre Eltern auch noch ein eigenes Leben haben und sie nicht immer der Mittelpunkt sind. Deswegen haben wir aber keine schlechte Beziehung oder ähnliches. Es ist nur unsere Art von Familienleben.
     
  10. Sassenach

    VIP

    wenn ich die theorie zur religion erhebe, dann kanns dogmatisch werden. man muß ja nicht alles umsetzen? wir haben nie astreines blw betrieben, aber von den ansätzen her hat es uns gut gefallen und dem essverhalten unseres sohnes viel mehr entsprochen. das liegt ja an mir, was ich annehme und was nicht?!
    mir kam eher vor, dass sich gerne mütterrudel bilden, die diese thesen bis ins kleinste detail umsetzen und man nur "mitspielen" darf, wenn man auch so handelt.;) aber bei dem spiel muß man ja nicht mitmachen.

    sonst ist es eine entscheidung der eltern. mich hat das nie so in dem ausmaß geschreckt und gestreßt, dass die bedürfnisse meines kindes vorgehen und ich zb stille und deswegen nicht rauchen kann, alkohol trinken kann, bei der medikamenteneinnahme limitiert bin.
     
  11. majos

    majos Teilnehmer/in

    Auf erstere Beobachtung (Mitspielen können) ist meine These bezogen. Und selbst wenn Frau/Mann nicht voll mitspielt ist es (in einem gewissen Milieu) ein gesellschaftlicher Druck bzw. wird Frau eben naserümpfend angeschaut, wenn sie nicht genau so mitspielt.... Und ich finde (bezogen auf Theorien der Selbstermächtigung des Kindes) das besonders sonderbar (wenn man diese vor dem Hintergrund einer allgemeinen humanistischen Selbstentfaltung liest.
     
  12. Sassenach

    VIP

    keine ahnung ob ich noch in die selbe richtung denke, aber ich probiers ;) mir scheint, dass sich die soziologischen phänomene über jegliche philosophie und pädagogische ansätze erheben. mensch als rudeltier sucht anschluß.
    besonders bei frauen mit sehr hohem bildungsniveau, die gewohnt sind auf kognitiver basis zu arbeiten, scheint mir der karenzschock recht groß zu sein bzw sind sie halt einfach gewohnt sich zu themen die sie beschäftigen infos einzuholen, sich anzulesen, blablabala. die gefahr des "hineinkippens" ist sicher da und ich denke, dass ist das was dir dogmatisch erscheint und eben auch ideologisch?

    ich sehe halt mittlerweile, dass diese ganze alternative elternschaftbewegung, die "ökos" bei weitem nicht mehr so eine nische sind wie vor einigen jahren, der markt boomt und die leute in ihren konsumvorstellungen bedient.:cool: verstärkt halt noch einmal, wie ich finde, das bild.

    es gibt halt unterschiedliche muttertypen, vor meinem kind fand ich dinge wie familienbett und co abartig. mit meinem sohn hat sich dann viel verändert. in vielen belangen bin ich trotzdem konservativ und das stößt dann eben in solche "rudeln" oft auf ablehnung.;) in wieweit es sich dann noch wirklich um die kinder per se handelt, stell ich in frage.
     
  13. majos

    majos Teilnehmer/in

    Womit es immer mehr zur Norm wird... und gesellschaftlich der Druck gewissen Vorstellungen zu entsprechen größer ist.... (ein druck den vorher, um es Gesellschaftlich zu etablieren) die Eltern selbst auf sich ausüben. Menschen vergleichen sich meist zu anderen und gerade in Fragen der Pädagogik sind die meisten der unnachgibig (ich auch des öfteren, auch wenn ich es im nachhinein von mir selbst lächerlich finde)

    Aber ja, insgesamt hast du sicher recht. Die Frage an sich ist sehr intellektualistisch gestellt...
     
  14. ladyred

    ladyred Teilnehmer/in

    Wenn Du mit Selbstermächtigung meinst, dass man dem Kind die Möglichkeit gibt sich nach seinem eigenen Zeitplan selbst zu entwickeln dann find ich dass persönlich sehr wichtig. Darunter versteh ich aber vor allem nicht vorzugreifen sondern es da Baby/Kind selber schaffen zu lassen. Selber den Schritt vom Greifen, Umdrehen, Robben, Aufsetzten, Essen, Stehen etc. machen zu lassen und nicht vorzugreifen. Da sehe ich eigentlich keine Einschrenkung der Eltern außer die eigene Ungeduld ;)

    Um Dein Beispiel BLW aufzugreifen: wir haben dass ja gemacht, aber ich hab es nie als Einschränkung sondern als Bereicherung gesehen. Wir haben von Anfang an zusammen gegessen, statt M. füttern dann wir essen oder umgekehrt. Den ganzen Breipürrieren oder 1000 Glasel quatsch haben wir uns auch gespart und als Freundinnen noch immer mit Ein-Löfflechen-für-Oma rumgekämpft haben hat M. schon sehr schön selbst gegessen. Einzige nervige waren die anfänglichen Putzorgien :eek: Aber die haben wir mit großflächigen Abdecken auch gut gelöst. Aber das hat eben für uns gepasst, andere sehen dass vielleicht nicht so...
     

Diese Seite empfehlen