1. Sonne34

    VIP

    Hallo!

    Ich bin mir nicht sicher, ob meine Fragen in diesen Bereich passen, aber ich glaube, in diesem Unterforum am ehesten Antworten von Leuten, die sich auf dem Gebiet auskennen, zu bekommen. Ich habe bereits über die Suchfunktion einige Threads über Hochsensibilität gefunden und diese durchgelesen, aber einige Fragen blieben offen. In diesen Threads wurde für die Kinder oft Ergotherapie empfohlen, jedoch lagen da die Probleme der Kinder va. im taktilen Bereich und sie hatten zB große Probleme mit dem Berühren von Sand. Bei uns liegen die Probleme, oder sollte ich vielleicht besser sagen "Eigenheiten" woanders.

    Ich vermute, dass meine Tochter, mein Mann und ich zur Gruppe der Hochsensiblen gehören, mein Mann sieht sich selbst nicht so, glaubt aber dass es ev. für meine Tochter und mich zutrifft.
    Ich habe vor einigen Tagen einen online Test gemacht (über zartbesaitet) und hatte 278 von 300 Punkten;)


    Wie sind wir? Wie fühlen wir?

    Tochter (6, bald 7 Jahre):

    Ihre Schüchternheit und ihre Lärmempfindlichkeit brachten mich schon vor Jahren dazu über das Thema Hochsenibilität zu lesen.

    Sie war und ist schüchtern. Bereits im Elternkindzentrum, später bei der Tagesmutter (dort in der Kleingruppe weniger ausgeprägt), im Kindergarten, auf Spielplätzen und Geburstagsfeiern etc fiel immer auf, dass sie sehr zurückhaltend ist. Sie beobachtet erst lange bevor sie mitspielt (wurde auch von Kindergartenpädagoginnen immer so berichtet). Wenn ein Kind ihr etwas weg nimmt oder am Spielplatz sagt "Geh weg, das ist mein Klettergerüst" (was leider immer wieder vorkommt), sagt sie nichts darauf, Tränen steigen in die Augen, sie steht wie angewurzelt und geht schlussendlich traurig weg. Wenn wir oder Kindergärtnerinnen einschreiten, will sie dann gar nicht mehr dort Klettern. Sie kämpft also nie um ihr Recht. Auch wenn das andre Kind zB. 2 Jahre jünger ist als sie, lässt sie sich vertreiben und weint.

    Sie kam ca 3 Wochen zu früh zur Welt und rutschte dadurch 2 Tage für den Einschulungsstichtag. Mit einem 2jährigen Kampf gegen die Behörden erwirkten wir dass sie ein 3. Jahr im Kiga bleiben und heuer mit dem 7. Geburtstag einschulen kann (sie war dann 2,5 Jahre bei der Tagesmutter, 3 Jahre im Kiga).- Die spätere Einschulung wurde trotz kognitiver Reife auch von der Landesschulpsychologin zur "gesunden emotionalen und sozialen Entwicklung" empfohlen und das 3. Kindergartenjahr erwies sich als sehr sehr wertvoll. Sie langweilte sich nie im Kiga (wie von allen andren prognostiziert), obwohl sie mittlerweile daheim viel rechnet und auch seit einigen Wochen (nach Gehör und mit viel Fantasie:) schreibt). Sie ist sehr klein (3er Perzentile) und passt in allen Belangen viel besser zu den heuer einschulenden Kindern als dies letztes Jahr der Fall gewesen wäre. Sie fü+hlt sich wohl in dieser Gruppe.
    Da sie aber noch immer sehr schüchtern ist, mit zB. den Eltern von Kindergartenfreundinnen, wenn sie dort auf Besuch ist, nicht spricht, weil sie sich nicht traut, Bekannte (Kinder wie Erwachsene, auch Freunde) auf der Strasse nicht hörbar grüßt, weil sie sich nicht traut, sich noch immer von Spielplätzen vertreiben lässt etc. überlegen wir, wie wir ihr helfen könnten mit diesen Alltagssituationen besser umgehen zu lernen. Wir sind ziemlich sicher, dass die sich in der Schule wohlfühlen wird, aber haben unsre Bedenken, wie sie mit der Nachmittagsbetreuung dort zurecht kommt. Wenn wir ihr helfen könnten, ihr Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu stärken, würden wir das gerne machen. Doch wie und womit?

    Was uns bei ihr sonst noch auffällt, was uns Richtung HSP denken lässt: ihre Lärmempfindlichkeit. Schon als Kleinkind hatte Angst,w enn es irgendwo laut war: beim Versuch einer Kinderkrippe mit 18 Monaten, im Kasperltheater (sie liebte das Kasperltheater, aber wenn die Kinder mitschrien, hielt sie sich immer die Ohren zu als hätte sie wirklich Schmerzen durch den Lärm und wollte am liebsten fliehen), generell in großen lauten Kindergruppen, .... sowie neulich in Innsbruck. Wir wohnen in einem Nachbarort, waren kürzlich in Innsbruck. Sie stieg aus dem Auto und man hörte normalen Verkehrs/ Stadtlärm. Sie hielt sich
    panisch die Ohren zu und wollte am liebsten fliehen.
    Erstaunlicherweise fühlte sie sich aber kürzlich im Urlaub im ebenfalls lauten Lunapark aber sehr wohl.

    Zur taktilen Wahrnehmung fiel mir Folgendes auf: Als sie 1 Jahr war, waren wir erstmals an einem Sandstrand, und sie wollte den Sand nicht berühren. Seit sie 3 ist liebt sie Sand und Sandstrände aber über alles.
    Sie geht im Sommer imme run düberall am liebsten barfuss, auch spitze Steine am WEg stören nicht. Allerdings mag sie mit nassen Füssen (nach dem Schwimmen) kein Gras berühren. Bis zum vergangenen Sommer mussten wir sie im Schwimmbad oder am See vom Wasser zum Liegeplatz tragen oder ein Handtuch zum Abtrocknen der Füsse beim Becken haben. Heuer ist das erstmals kein Problem.
    Mit Kleidung hat sie weniger Probleme als andre in den Threads beschriebenen Kinder, aber eng sein darf es auch nicht.

    Auf Gefühlsebene fällt auf, dass sie sehr sehr einfühlsam ist. Sie spürt sofort, wenn jemand traurig ist, auch wenn es die Person versucht zu verheimlichen. Sie tröstet und fühlt mit. Mit Mensch und Tier. Und mehr als die meisten gleichaltrigen Kinder, soweit ich das beurteilen kann.


    ich:

    Lärmempfindlichkeit:
    Das Geräusch mancher Messer auf manchen Tellern (zB. bei meinen Eltern öfters zu hören als auf unsrem Geschirr daheim), empfinde ich als entsetzlich und es beschert mir augenblicklich Kopfschmerzen, die Tage andauern können.
    Hintergrundlärm kann ich viel schlechter ausblenden als Arbeitskollegen. Wenn 2 Leute im gleichen Raum etwas Besprechen oder jem. telefoniert, ist es mir unmöglich mich zu konzentrieren. Ich bin die einzige, die dann immer wieder mal bittet, dass Leute bitte in einem andren Raum ihre Besprechung abhalten sollen. Leider geht das nicht immer.

    Taktile Wahrnehmung:
    keine Probleme. Ich mag allerdings keine Rollkrägen und Schals - da hab ich das Gefühl keine Luft zu bekommen. Aber Problem ist das nicht, da ich einfach solche Kleidung nicht trage.

    Gefühlsebene:
    Nehme vieles zu persönlich. Grüble viel.
    Viele Probleme in den letzten Jahren (lange Kinderwunschzeit, sehr ungute berufliche Situation, schwere Krankheiten in der Familie und von mir selbst, ...) sind vermutlich auch mitschuld, dass ich zu einer depressiven Stimmungslage neige, die sich va in Schlafstörungen und chron. Kopfschmerzen widerspiegelt. Neben den äussern Umständen ist es aber wohl auch meine charaktersache, vieles zu Persönlich zu nehmen (am Arbeitsüplatz zb) das mich unglücklich macht. Ich hätte da gern ein sprichwörtlich dickeres Fell.
    In der Freizeit habe ich ein großes Bedürfnis nach Ruhe.
    Treffen mit guten Freundinnen am liebsten zu zweit mit Möglichkeit guter Gespräche. Früher üböliche Spieleabende im größeren Freundeskreis sowie derzeitige soziale Events mit Arbeitskollegen, verbunden mit Smalltalk, stressen mich und machen mir gar keine Freude und werden als Zwang empfunden. Ebenso Verwandtentreffen in größerer Runde. Alles wird auf ein Minimum reduziert.

    Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Wenn mir Unrecht wiederfährt, was auch im Arbeitsbereich schon mehrmals vorkam, macht mich das sehr sehr traurig und wütend.
    Auch als Kind hatte ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und setzte mich auch sehr für andere ein, wenn ich das Gefühl hatte, dass ihnen Unrecht getan wurde. Auch wenn das dann manchmal nicht zu meinem eigenen Vorteil war und ist. Aber Gerechtigkeit geht mir über alles. Lügen und Unfairness hasse ich zutiefst.

    Lavie hat sich in einem Thread zum Thema von 2011 mal selbst beschrieben. In dieser Beschreibung konnte ich mich auch gut wieder erkennen.



    Mein Mann:

    Er ist noch "unsozialer" als ich - Menschensansammlungen, Treffen mit Verwandten und losen Bekannten, Arbeitskollegen stressen ihn noch viel mehr als mich. Ebenso braucht er einen möglichst ruhigen ungestörten Arbeitsplatz.
    Im Gegensatz zu mir geht er Konfrontationen meist aus dem Weg (ich zumindest im privaten Bereich nicht).
    Er kann in Gesprächen keinen Blickkontakt halten, was mich sehr stört, wenn ich mit ihm spreche.
    Lärm, blinkende Lichter, viele Eindrücke (zB in einem überfülltem Kaufhaus) lösen bei ihm manchmal Schwindel aus, was aber an seiner Grunderkrankung liegen mag.

    Er selbst sagt, er sei immer schüchter gewesen (in der Schulzeit va) , hatte aber zu Studienzeiten und im Studentenheim früher einen riesigen Freundeskreis und war damals wohl sehr "sozial" und damals durch andre Menschen nicht gestresst.

    Manchmal nimmt er sich eine Aussage anderer sehr zu Herzen und grübelt lange darüber nach, wo ich mir denke, dass es keinen Grund gibt, da auch nur einen weiteren Gedanken daran zu verwenden. Umgekehrt bin ich aber auch so - glaube ich. Vermutlich grüble ich auch über Vieles und es macht mich traurig, obwohl es mir egal sein sollte.


    Entschuldigt bitte, dass ich jetzt so lange herumgeschwafelt habe. Eigentlich wollte ich mir va Tipps holen, wie wir unsere Tochter unterstützen können, selbstsicherer aufzutreten um ihr einen guten Schulstart zu erleichtern.

    Danke und liebe Grüße
    Sonne
     
    Sonne34, 2. August 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 2. August 2017
    #1
  2. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Ich habe keine HSP Kinder - aber ein paar Erfahrungen mit "besondern" Kindern und bei meinen ist es so, dass sie, wenn sie öfter mit Reizen, die sie anfänglich vermeiden, in Kontakt kommen sie "abgehärtet" werden.

    Das klingt jetzt brutal, aber eines meiner Kinder hat z.Bsp soviele haptische Erfahrungen nicht gemacht, dass er die in der Ergotherapie nachlernen musste. Er ist auch sehr schnell überfordert, aber weil ich ihn immer wieder in Situationen gebracht habe, die er vermieden hätte - hat er es gelernt Reize auszuhalten. Natürlich bin ich sehr achtsam und gemeinsam haben wir schon viel geschafft. Ich bin sehr stolz auf ihn. :herz2:
     
  3. Sonne34

    VIP

    danke, Brokkoli. freut mich, dass es deinem kind inzwischen besser geht und ihm die ergotherapie gut getan hat.

    "reizüberflutung" ist bei meiner tochter (und auch uns eltern:rolleyes:) auch ein thema.
    als sie noch kleiner war, war sie schnell von zu vielen reizen überfordert - in ihrem fall aber ging es nich tso sehr um taktile reize.
    bis ca 4 Jahre war auch längeres spielen mit oma (die beiden lieben sich über alles) manchmal zu viel. oder mehrere leute in einem raum, die durcheinander reden.
    es fiel meist nur mir und meinem mann auf, dass sie "genug" hatte. sie weinte dann wegen einer kleinigkeit und erschien fast "hysterisch". in so einem moment brauchte sie nur eins: RUHE.
    und keinen, der auf sie einredet. auch wenn das von einigen oft gut gemeint war.
    das erkannten aber die meisten menschen leider nicht.
    wenn man sie aus der situation rausnahm beruhigte sie sich auch schnell wieder.
     
  4. Erdbaerin

    Erdbaerin Et bliev nix wie et wor
    VIP

    Habt ihr denn schon eine umfangreiche Entwicklungsdiagnostik bzw. Austestung bei einer Psychotherapeutin gemacht?

    Meine ist auch extremst lärmempfindlich, hört sprichwörtlich die Nadel zu Boden fallen, aber sie fällt defintiv nicht in den Bereich HSP.

    Wenn deine Tochter Probleme hat Reize von aussen zu filtern, wäre es schon sehr sehr wichtig, daß ihr jetzt wo sie in die Schule kommt, mal ihre verschiedenen Baustellen austestet und entsprechende Therapien angeht. In einem kleinen Klassenraum mit vielen Kinder zu sitzen, sich konzentrieren müssen, das kann für solche Kinder die reinste Hölle sein.

    Und, nimm es bitte nicht zu persönlich, aber ein Online-Test ist kein Diagnose-Ersatz. Red bitte mit Therapeuten über deine Tochter und wenn was ist, besprich mit den Fachleuten entsprechende Massnahmen.
     
  5. Siva47

    VIP

    Aber HSP ist doch eigentlich nicht therapierbar, da es keine Krankheit ist. Ob eine Psychotherapeutin da helfen kann?!

    Meine Tochter (5) ist auch ähnlich, aber es hat sich in den letzten Jahren gebessert und daher nicht mehr so stark ausgeprägt wie bei deiner Tochter. Wenn ich denke, dass sie am Spielplatz immer eeewig zugeschaut hat und sofort weggelaufen ist, wenn ein anderes Kind auf sie zukam...:eek: Ich hab mir auch viele Gedanken darüber gemacht, wie man ihr da helfen könnte, aber ich glaube so ein richtiges "Allheilmittel" gibt es da nicht..ihr seid sicher liebevolle Eltern, die für sie da sind...es ist einfach der Charakter deiner Tochter und sie wird sich noch weiterentwickeln. Die Abstumpfung gegenüber gewissen Reizen kenn ich auch. Früher hätte sie nie ohne Schaufel Sand gespielt..jetzt macht sie es (auch wenn sie danach immer gleich die Hände waschen muss), sie kann auch barfuss gehen, aber wenn die Füße nass werden und dann Dreck drankommt - geht gar nicht ;) Lärmempfindlich ist sie auch, hat sich öfter mal bei mir beschwert, dass es im Kiga so laut ist (was ja wirklich stimmt, es ist manchmal verdammt laut), aber sie bewältigt den Kiga Alltag gut, hoffe es wird dann auch in der Schule so sein. Mir fällt aber auch auf, dass viele andere Kinder auch gewisse Dinge nicht aushalten, aber diese Kinder sind meiner Meinung nach sicher nicht HSP. Also man darf nicht in alles etwas reininterpretieren, manches ist eben ganz "normal" für Kinder (und Erwachsene)....:eek:

    Sorry, dass ich dir jetzt nicht wirklich helfen konnte.
    Buchtipp hätt ich: "Schüchterne Kinder stärken: Wie sie Ängste überwinden, ihre Gaben entdecken und die Persönlichkeit entfalten" --> aber vieles macht man ohnehin intuitiv, aber vielleicht sind ein paar Ideen dabei für euch.
     
  6. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Ich befürchte allerdings, dass du ohne eine fachärztliche ( oder wer auch immer für HSP zuständig ist - ich habe mit ASS zu tun ;)) Diagnose wenig Chancen haben wirst, dass auf die Besonderheiten deiner Tochter Rücksicht genommen wird.

    Deshalb schliesse ich mich Erdbärin an und würde dir raten, dass du eine Entwicklungsdiagnostik machen lässt.
     
  7. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Ich kenn mich mittlerweile mit dem Thema ein bisschen aus.

    Prinzipiell ist es so, dass sich Hochsensibilität auf verschiedene Arten ausprägen kann. Viele Menschen sind zurückhaltend und eher in sich gekehrt. Das, zusammen mit den vielen Reizen, die oft überfordern, lässt manche deshalb oft in Richtung "Wahrnehmungsstörung" denken.
    Es ist dezidiert nicht so, dass HSP damit zwangsläufig Überschneidungen haben.
    Es gibt auch viele Hochsensible, die extravertiert sind. Sehr kontaktfreudig, im Umgang mit Menschen sehr geschickt. Das wird leider oft übersehen und es wird der Fokus stark auf die Introvertierten, Schüchternen gelegt. Aber gerade diese Verschiedenheit grenzt mmn Hochsensibilität von anderen Themenbereichen ab.

    Was bei dem Thema Hochsensibilität oft zu kurz kommt, sind auch Vorteile. Im Endeffekt ist es eine besondere Begabung, sehr gut zu fühlen und die Umgebung wahrzunehmen.
    Meines Erachtens ist es der beste Weg, sein Kind vor allem darin zu bestärken, so zu sein, wie es ist. Vielleicht mithilfe von einer professionellen Stelle.
    Als hochsensibler Mensch ist man gut beraten, sich eine Art imaginäre Schutzhülle zuzulegen. Man kann diverse Herausforderungen nicht immer umgehen, muss manchmal trotzdem Unangenehmes bewältigen. Es wird immer Dinge geben, die unangenehm sind (das weist du sicher). Aber man kann gewisse Rahmenbedingungen schaffen, um gut damit umzugehen.

    Ich würde auch nicht das "Unschaffbare" fokussieren, sondern die Begabungen, die mit Hochsensibilität oft einhergehen, unbedingt nutzen.
    Viele hochsensible Menschen machen kreative Jobs, wo es von ungemeinem Vorteil ist, gut zu spüren /hören /sehen.

    Ganz wichtig ist mir, dass man es nicht überwertet, hochsensibel zu sein. Man ist kein Wunderwuzzi, man ist nicht 'besser' als andere - man fühlt lediglich in gewisser Weise manches anders (intensiver) oder auch früher. Ich weiß, dass das esoterisch klingt - ich habe aber mit Esoterik nix am Hut.

    Es gibt ein Buch zu dem Thema: "Zart besaitet" von Georg Parlow. Ich hab es zu Hause, aber noch nicht ganz gelesen. Mich interessiert momentan eher die "Feldforschung" ;).
     
  8. Erdbaerin

    Erdbaerin Et bliev nix wie et wor
    VIP

    Was heißt keine Krankheit? Keine Krankheit im Sinne von keine ICD-10 Einordnung?

    Außerdem, therapierbar heißt ja nicht, irgendwann gesund, sondern "Patient" lernt mit seinen Symptomen besser im Alltag zurechtzukommen. Ich sag ja auch nicht, ich brauch keine Therapie, weil meine Depressionen mittlerweile chronisch sind.
     
  9. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Bin da bei Erdbaerin. Man muss ja keine Krankheit haben, um eine Therapie zu machen.

    Und ja, es gibt schon einige wenige TherapeutInnen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es sind jalt noch sehr wenige, weil das Thema noch nicht so lange Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist. Ich glaube, mitte der 90er hat Elaine Aaron (so heißt sie, glaube ich) die ersten Forschungen dazu vorgestellt.

    Um Bewältigungsstrategien für die Anforderungen des Alltags zu entwickeln, ist es mmn sicher sinnvoller, therapeutische Unterstützung zu bekommen als eine reine Austestung. Hochsensibilität ist fur geschulte Personen im Gespräch relativ gut zu erkennen.
    Als Ausschlussmaßnahme kann man ja eine Austestung machen. Abrt da kenn ich mich nicht aus.
     
  10. lisa11

    VIP

    Ich nehme viele Eigenheiten meiner Tochter hin, aber wenn ich sehe, dass es sie massiv einschränkt, oder unser Familienleben belastet, dann sehe ich Handlungsbedarf.

    Bei uns wird es mit der taktilen Wahrnehmung immer schlimmer. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie nur in einer Unterhose rumlaufen kann (oder ganz nackt) - als 7 Jährige nur nicht machbar.

    Sie wird dann selber ganz verzweifelt, weil sie es einfach nicht aushält etwas anzuziehen, somit ist jeder Morgen sehr nervenaufreibend. Letztens hab dann ich auch schon zum Heulen angefangen, weil ich echt nicht mehr wusste wie das weitergehen soll, denn jeder Morgen ist Drama und ein K(r)ampf.

    Wir haben jetzt ausgemacht, dass sie sich ihre Sachen aussucht und dann auch anziehen muss, und sobald sie alles an hat, nimmt sie sich ihren Finger Spinner oder eine andere Ablenkunng z.B. Cold Pack. Wir wollen so ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Reiz lenken.
    Im Moment funktioniert es.
    Wenn deiner Tochter die Stadt zu laut ist, dann kannst du ihr vielleicht etwas geben, worauf sie sich dann konzentrieren kann, damit sie nicht alle Reize gleichzeitig hört?

    Ich versuche auch mit ihr gemeinsam Empfindungen zu benennen - nicht alles ist gleich Schmerz. Es gibt einfach nur spüren, unangenehmes spüren, leichtes weh tun, Schmerz usw.
    Ich frag sie was ist angenehmen, was unangenehm. Da nehm ich mir bewußt Zeit, dass sie diese Empfindungen in Ruhe wahrnehmen kann. Vielleicht kannst du so etwas ähnliches auch bei Geräuschen machen?

    LG, Lisa
     
  11. Siva47

    VIP

    Buh ich glaube die meisten (oder zumindest viele) hochsensible Personen haben da eher das andere "Problem" und fühlen sich oft minderwertig(er), weil sie nie so locker und laut sind und sich oft einfach immer bisschen "anders" fühlen - aber nicht im Sinne von "yeah ich bin so toll, weil ich hochsensibel bin", sondern im Sinne von Selbstzweifeln etc. :eek: Und ja es gibt auch Extravertierte, aber der Großteil ist eben introvertiert und ich denke, die habens auch einfach nochmal "schwerer".

    Ja stimmt, in gewisser Hinsicht ist so eine Diagnostik wahrscheinlich kein Nachteil.
     
  12. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Da hast du mich aber missverstanden.
    Ich meinte, dass Außenstehende oder Menschen, die mit dem Thema nichts anfangen können, das oft so auffassen, als wäre hochsensibel sein etwas Besonderes. Weil ja so "besonders" sensibel.
     
  13. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Mir als Elternteil bzw als Betroffener ( der ich anscheinend nicht bin ;)) wäre auch eine Bestätigung bzw Ausschluss zum autistischem Spektrum wichtig. Aber das ist meine Meinung und da bin ich einfach die Summe meiner Erfahrungen. ;)
     
  14. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Ergänzung: darum finde ich auch, dass das Thema nicht unbedingt bei "Kinder, die anders sind" passt.
     
  15. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Weil? HSP nicht so schlimm ist wie ASS? Ich glaube für "Grenzgänger" ist der Name der Beeinträchtigung relativ egal und die Strategien für filterloses Leben werden ziemlich ähnlich sein, oder?
     
  16. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Ich empfinde es überhaupt nicht als schlimm, hochsensibel zu sein und ich bin nicht anders. Zumindest nicht so, dass es andere tangiert. Ich muss damit fertig werden, sonst niemand. So, wie auch ich gewisse begabungen, die damit zusammenhängen nutze, ohne dass es andere negativ tangiert.
     
  17. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    O. K., es ist mir ein enormes Anliegen, darum noch ein Nachsatz:

    Es nervt unglaublich, dass man, sobald das Thema Hochsensibilität angeschnitten wird, immer Sätze in Richtung "Ach, das ist eine Wahrnehmungsstörung/Autismus" hört, oder eben eher "ach, bildest du dir ein, was Besserers zu sein?"
    Weil das "hoch" sensible so als Andersartigkeit gedeutet wird.

    Das ist mmn einfach Blödsinn.
     
  18. Erdbaerin

    Erdbaerin Et bliev nix wie et wor
    VIP

    Ja, aber wie gesagt, HSP gehört nicht zum üblichen Katalog der Wahrnehmungsstörungen und im Grunde genommen ist es genau das.

    Für mich klingt es halt so, wie wenn Laien einer Ansammlung von Merkmalen einen Namen geben, anstatt sich eben auf genau diesen offiziellen Katalog einzulassen. Nicht, damit Betroffene in ein Schema gepresst werden, sondern auch damit die Kommunikation mit offiziellen Stellen einfacher wird.

    Und, nicht zuletzt, bei selbstgestellten Diagnosen besteht halt die Gefahr, daß andere Störungen, die durch Symptome verdeckt werden, übersehen werden.
     
  19. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Ich wollte dich nicht kränken oder angreifen sondern ich will verstehen - weil es mich interessiert und nicht, weil ich finde, dass es krank ist oder was auch immer.

    Trotzdem sollte man gerade bei Kindern ausschliessen, dass nicht mehr dahinter steckt - das ist einfach meine Meinung, auch weil ich bei meinen Kindern recht spät draufgekommen bin, dass sie nicht einfach nur hochsensibel sind. ( und es ist kostbare Zeit verloren gegangen :()
     
  20. Hegaelis

    Hegaelis Gast

    Nein, ist es nicht. Es ist nicht zwangsläufig eine Wahrnehmungsstörung. :rolleyes:
    Ich bin schon recht lange auf der Welt gewesen, ohne davon zu wissen, dass ich hochsensibel bin. Mir wurde das einmal, als ich schpn erwachsen war, von Fachleuten mitgeteilt.
    Natürlich kannst du die Fachleute anzweifeln, ich kann dir aber versichern, dass es Menschen mit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung sind.

    Es geht bei diesem Thema nicht um gesellschaftliche Akzeptanz, sondern lediglich darum, Strategien zu entwickeln, um damit zurecht zu kommen, falls es störend ist.
    Mit anderen Worten: meine größte Stärke ist meine Sensibilität. Das macht mich zu einem großen Teil aus und erfüllt mich.
    Warum soll ich da anders sein?
     

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