1. ohne jetzt auf "früher war alles besser" zu pochen, aber ich finds heute teilweise auch alles andere als optimal und ideal :eek:

    ich hab einen fall im bekanntenkreis wo das kind wirklich ein kleiner terrorist ist und die mutter auf alles eingeht und alles tut und sich auf gut deutsch dermassen verarschen und gängeln lässt, dass ich das nicht mehr mitanschauen konnte :eek:

    wir waren und sind sicher keine strengen und autoritären eltern, es gab wenig regeln, die mussten dafür klappen, wir behandeln die kinder mit respekt und erwarten uns ebenso respekt von ihnen und wir vertrauen ihnen und erwarten, dass unser vertrauen nicht mißbrauchen

    und ja, wenns irgendwas angestellt haben, oder angstellen, dann schrei ich sie an - sie schreien zwar, seit sie schreien können zurück, aber damit kann ich leben, zumal beide seiten eine "no go" grenze haben und das ganze nie tief, beleidigend und demütigend wird, allerdings laut

    grundsätzlich finde ich, dass schon in meiner generation ein wandel stattgefunden hat, nämlich dass die kinder gewollter, geliebter und auch behüteter waren - ich berufe mich da auf die geschichten meiner mutter (1937 geboren) und ihrer mutter war so ziemlich alles wurscht - die hat am ende des 2. weltkrieges, wo tagtäglich mehrmals die tiefflieger direkt über die gegend flogen meine mutter beinhart in die schule geschickt "versteckst dich halt unter der brücke, oder legst dich aufs feld, wenn die tiefflieger kommen", war eine ihrer standard meldungen - das wäre meiner mutter bei uns kindern und auch bei ihren enkelkinder niemals eingefallen :eek:

    ebenso meinen onkel, der ihr lediges kind war (das meiner großmutter), den hats bei ihren eltern abgegeben und ihn, wenns oft war, einmal im monat besucht - dass er dann immer geweint hat, dass alle so schirch und grauslich zu ihm sind (während dem krieg, wenig zu essen, viele personen etc) hat sie mit "stell dich nicht so an, zu uns nach hause kannst nicht, der m. (ihr mann) will dich nicht"

    wobei meine mutter aus ihren erinnerungen/erfahrungen eine ganz andere mutter und jetzt vor allem eine ganz andere großmutter ist - wobei sie auch von ihren 5 enkelkindern respekt einfordert, bzw auch das einhalten gewisser/ihrer regeln
     
  2. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Früher wurde um Kinder nicht so viel Geschiss gemacht wie heute, sie liefen häufig nebenher und die Familie hatte rundherum genug zu tun, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dadurch hatten Kinder aber nicht nur Nachteile, sondern auch mehr Freiheiten, um sich auszuprobieren. Welches Kind darf heute noch stundenlang durch die Gegend scharwenzeln? Dafür müssen Kinder heute viel weniger arbeiten.

    An Kinder werden heute viel höhere Ansprüche gestellt. Wenn sich Eltern schon aktiv für ein oder zwei Kinder entscheiden, dann sollen die aber bitte auch optimal gefördert werden. Einfach nur so Rumsitzen und nichts tun, wenn man statt dessen in einem Sportkurs/Musikkurs/Sprachkurs für das Leben lernen könnte? Kinder sind viel mehr im Blickpunkt des elterlichen Interesses und das ist nicht nur gut. Alles für die Kinder und wehe, sie danken es einem nicht mit top Noten und stets einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

    Vielleicht schaffen es unsere Kinder einmal, einen guten Mittelweg zu gehen.
     
  3. Solanum

    VIP

    das entspricht nicht meinen erfahrungen. manche kinder werden gefördert, manche werden überfordert und sind zuviel im fokus ihrer eltern, aber die mesiten kinder laufen so nebenbei mit (vorm handy oder fernseher) was in meinen augen auch nicht unbedingt positiv ist.
     
  4. DaisyD

    VIP

    Kinder wurden früher nicht unbedingt aus Desinteresse oder lieblosigkeit geschlagen, es gehörte einfach dazu. Man war der Meinung,dass Schläge notwendig sind,um sie zu formen.

    Es wurden ja auch Erwachsene selbstverständlich gezüchtigt, angestellte etwa.
     
  5. Berthold

    Berthold Gast

    Das mag sein, aber ich glaube eher an etwas anderes.
    Man weiß heute einfach mehr über die kindliche Psyche, die Entwicklung, die Pädagogik. Eltern können sich aus heutiger Sicht kindgerechter verhalten, wichtigste Erkenntnis: Kinder sind weder Arbeitskräfte noch kleine Erwachsene. Gewalt ist tabu. (Früher, wie DaisyD sagt, fand man Schläge richtig.)

    Ironischerweise haben sich Kinder, wenn sie sich selber überlassen waren, früher vielleicht kindgerechter verhalten als heute, Stichwort Unterhaltungselektronik.
     
  6. nina64

    nina64 Teilnehmer/in

    Man kann keinen Vergleich anstellen mit Dingen die es damals einfach noch nicht gab.

    Und so kindgerecht war unser Verhalten auch nicht als wir im angrenzenden Wald Lianen geraucht haben oder div. "Scherzchen" veranstalteten.
     
  7. Apfelsaft

    Apfelsaft Teilnehmer/in

    Interessant, wenn man etwas liest wie: "ich behandle mein Kind mit Respekt und erwarte, selbst mit Respekt behandelt zu werden!" und ein paar Zeilen später :"....ich schrei' sie an....!"

    Jemanden anschreien IST respektlos. Menschlich, ja, aber man sollte sich doch bitte nicht in die Tasche lügen.

    Immer wieder höre und lese ich das. Das gehört zu den Dingen, die sich bis heute kaum geändert haben, das Respektthema. Wird aber oft mit "Angst vor" verwechselt!

    Respekt muss man sich verdienen, erarbeiten und vorleben und gehört für mich zu den Schwierigsten Idealzielen im Umgang mit anderen Menschen, nicht nur mit den eigenen Kindern. Ihn sich zu erwarten, halte ich für vermessen. Kinder schulden ihren Eltern gar nichts, solange sie Kinder sind sowieso!
     
  8. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Danke für diese Zeilen. :love:
     
  9. ThePinky

    ThePinky Gast

    Ich sehe das anders. Respekt muss man sich nicht erarbeiten oder gar verdienen. Ich sollte von Haus aus erst Mal jedem Menschen Respekt entgegenbringen - so er mir nicht beweist, dass er sich meinen Respekt nicht verdient hat. Selbstverständlich erwarte ich von anderen Leuten, dass sie sich mir gegenüber nicht respektlos verhalten. Mit Angst hat das (hoffentlich) gar nichts zu tun, eher mit einem Anerkennen des anderen als Person mit eigenen Meinungen und Rechten. Und ganz klar ist es mein Ziel, dass mein Kind es lernt, andere Menschen respektvoll zu behandeln. Das ist natürlich ein langsamer Prozess, so wie vieles in der Erziehung, es ist aber ein Grundwert, der mir wichtig ist. Und ja, auch mir passiert es manchmal dass ich mich meinem Kind oder jemand anderem gegenüber nicht respektvoll verhalte. Dann entschuldige ich mich und versuche es das nächste Mal besser zu machen. So halte ich es übrigens bei allen Familienregeln.
     
  10. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Dann haben wir unterschiedliche Aufassungen was "Respekt" bedeutet.

    Respekt den ich meine und von dem ich meine, dass man ihn sich verdienen "muss" - ist auf die Autorität bezogen.
     
  11. Das klingt nach Schule, verstaubt und Rohrstock.
     
  12. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    leider noch immer aktuell :( oder Schwiegereltern ;)
     
  13. Cash

    VIP

    ich denke auch, dass viel damit zu tun hat, dass wir heute mehr wissen, nicht nur über die kindliche entwicklung und psyche, sondern über psyche und psychische gesundheit allgemein. auch die moral ist eine andere, was früher normal war (kinder züchtigen), ist mittlerweile verboten und auch wenn viele muster, die man als kind erlernt hat, noch weiterleben, WEISS man rein theoretisch, dass es verkehrt ist und hat zumindest die einsicht und versucht sich im idealfall zu verbessern.

    wie schwer es ist, diese muster aus der kindheit los zu werden, erlebe ich selber noch, obwohl ich sicher eine großteils ziemlich harmonische kindheit hatte.

    etwas, das ich immer wieder bei meiner mutter beobachte: sie kann ganz schwer damit umgehen, wenn meine kinder einen wutanfall haben oder lauthals trotzen. da reagiert sie verständnislos-verärgert bis hilflos-panisch, wenn das kind sich sehr reinsteigert. schon oft hat sie zu mir gesagt: das darfst du ihm nicht durchgehen lassen, das ist nicht normal, du darfst ihn nicht so schreien lassen, das musst du ihm abgewöhnen u.ä.
    ihrem verständnis nach muss man dieses schreien stoppen, welche methode sie da im sinn hat, sagt sie nicht, auch wenn ich sie frage "wie stellst du dir das vor?". ich kann mich auch nicht erinnern, wie meine eltern mit trotzanfällen von uns umgegangen sind, sie behauptet ja auch immer, ich und meine geschwister hätten das nie gemacht. andererseits hat sie erzählt, dass ihr der kinderarzt damals riet meine ältere schwester kalt abzubrausen, wenn sie wieder einen schreianfall habe. ich denke mir, man hat die kinder mit einer watschn ruhig gestellt und die angst davor hat den nächsten trotzanfall unterdrückt oder verkürzt?

    ich denke, da ist heute schon viel mehr verständnis da, dass trotzen ein ganz normaler entwicklungsschritt ist und dass kinder auch schreien dürfen.

    einerseits sind wir viel freier aufgewachsen, also hatten mehr freie und unbeobachtete zeit, mehr bewegungsspielraum, aber andererseits sollte man als kind auch nicht zu sehr (negativ) auffallen.
     
    Cash, 21. November 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 21. November 2017
  14. lucy777

    lucy777 Gast

    vieles hat sich einfach ins gegenteil verkehrt - trotz z.b. war immer schon bekannt, aber eben als etwas, das zu unterbinden erziehungsaufgabe ist.
    heute betrachtet man es als normale entwicklungsstufe, die auszuleben einfach wichtig ist.
    was gelegentlich aber durchaus auch ins andere extrem schlägt und dazu führt dass es kinder gibt, die keinen halt und keine reibefläche mehr spüren (um nicht das reizwort "die ihre familie tyrannisieren" zu verwenden).
     
  15. samakaste

    VIP

    ich glaub nicht, dass konsequenz und tranparenz unbedingt ein zeichen von gelebter autorität darstellen. wobei ich immer wieder grad id arbeit mit gruppen merk: die "natürliche" autorität hat man oder nicht und dementsprechend verhalten sich die jugendlichen dir gegenüber
    partnerschaftliche kindererziehung im sinn von absoluter gleichwertigkeit (was auch forderungen und leistungswünsche impliziert) sehe ich als überforderung für die jüngeren dieser partnerschaft an
    bei uns - aber das weißt eh auch schon - läufts ähnlich wie bei dir: vieles wird erklärt, zum mitdiskutieren wird angeregt ... aber es gibt themen, bei denen klar abgegrenzt wird "das ist ein erwachsenenthema"
    als erklärung: in einer gr runde von ca 15 kids hat mir mal ein mäderl von 11 jahren den kontostand der mama gesagt. das ist ein gutes beispiel dafür, dass mit kindern nicht alles besprochen werden muss und sie nicht alles wissen sollten - auch als entlastung fürs kind.

    ja, da geb ich dir recht
    früher war das so, dass ziele erreicht werden mussten. es wurden auch nie die lehrer oder das system kritisiert, sondern wenn die leistung nicht erbracht wurde, war das kind "schuld". für die heutige lehrergeneration wahrscheinlich unvorstellbar ;)

    find ich auch: das damalige "mitlaufen" gibts immer noch. stichwort wohlstandsverwahrlosung.
    beobacht ich weitaus öfter als die vielzitierten helicoptereltern.

    ja, vieles hat sich ins gegenteil verkehrt und nicht alles zum besseren - siehe beiträge zur partnerschaftlichkeit. das ist oft auch ein delegieren der elterlichen verantwortung ans kind.

    wenn ich meinen kids von "früher" erzähl und GG bestätigt, dass wir id VS mit dem lineal auf die "schirche hand" gschlagen wurden, weil man halt rechts schreibt... dass es schläge für schlechte noten gab... dass es normal war, dass kinder erwachsene nicht duzen und nicht unterbrechen durften ecc... die schauen uns dann groß an und fragen "wirklich? warum?" für die heutigen kinder ist es unvorstellbar, was "damals" alles "richtig" und akzeptiert war. sie wachsen schon damit auf, dass ihre meinung wichtig ist und sie sie klarerweise auch kommunizieren dürfen.

    angeregt durch den thread hab ich jetzt überlegt, was für mich die wirkliche "errungenschaft" der veränderungen ist (abgesehen von gewaltverbot und wertschätzungshaltungen):
    dass es auch immer mehr regulative gibt, die auf das gleichgewicht der neuen partnerschaft achten und dass extrempositionen oft sehr schnell korrigiert werden: durch lehrer, betreuer, andere eltern und nicht zuletzt durch den gesellschaftlichen gesamtdruck. ein bisserl erinnert mich das an den spruch "es braucht ein dorf, um ein kind zu erziehen", nur ist das dorf durch die social media sehr schnell sehr groß geworden....
    ich denke auch, dass heute jede halbwegs gesunde erziehungsform sanktionsfrei lebbar ist und die familien sind von mehr zwängen befreit: homeschooling, impfentscheidungen, ernährungsformen ecc. - das dürfen familien heute für ihre kinder entscheiden, was nicht immer so war. das ist ein stückerl freiheit, die ich gut finde.
     
  16. samakaste

    VIP

    damals aufgewachsen zu sein.... da gabs viele sehr arge gschichten und kinderbiographien... was ist aus deinem onkel geworden?
    meine mutter wurde auch zu diversen kinderlagern geschickt ("zum aufpäppeln und arbeiten"), ihre mutter verstarb als sie 11 war und als nachkriegskind sicherlich keine einfache zeit
    aufarbeitung der vergangenheit war in ihrer familie nie eine wahrgenommene möglichkeit, der spruch "da is schon lang gras drüber gwachsen, red ma nimma drüber" war quasi familienmantra. aus puzzleteilen von verschiedenen erzählungen verschiedener onkel/tanten ecc wuchs da ein bild, da kann ich das auch verstehen - dass man die kraft zur aufarbeitung gar nicht finden will....
     
  17. Dinimama

    VIP

    in der nachkriegszeit hatten wohl die meisten menschen auch keinerlei ressourcen zur aufarbeiten, weder zeitlich noch finanziell, entsprechend ausgebildetes personal gab ebenso kaum.

    und, und das ist für mich der hauptfaktor: die menschen waren viel zu nahe dran an den grausamkeiten. um das alles überleben zu können, um auch die schweren nachkriegsjahre durchzuhalten, mussten sie verdrängen oder kleinreden, anders hätten sie das wohl gar nicht gepackt.
    erst mit genügend abstand haben manche begonnen, über ihre erlebnisse zu reden, viele haben das aber auch nie getan.
     
  18. wie meinst das, was aus ihm geworden ist?

    ob er ein besserer vater wurde?

    ja, wurde er, auch wenn da viele steine lagen, hat ers im laufe seines lebens geschafft, zu beiden kindern eine gute beziehung aufzubauen und er ist, soweit ichs beurteilen kann, ein lieber opa, bzw mittlerweilen uropa.

    er ist auch der taufpate meines sohnes und hat sich, vor allem als er klein war, wirklich sehr um ihn bemüht und war, entgegen seiner grund-mentalität auch wirklich sehr geduldig und alles

    geredet wird in meiner familie immer - trotzdem oft zu spät, bzw erst zu einem zeitpunkt, wo die "betroffene" person nicht mehr direkt befragt werden kann

    wobei ich jetzt halt von der zeit rede, an die ich mich aktiv erinnern kann, was vorher war, weiß ich nicht



    auch hier kann ich nur über meine familie reden - "uns" gings im krieg und auch nachher nie wirklich schlecht (optimistisch zusammengefasst :rolleyes:)

    mit der "schlechten zeit" haben sich alle arrangieren können, die betraf ja alle und da hatte auch keiner irgendwas aufzuarbeiten - wie gesagt, es ging ja allen rundherum gleich

    dieses "ich frag mich heute, warum mich meine mutter in die schule geschickt hat, wo eh klar war, dass die tiefflieger wieder kommen werden (wie jeden tag)" wird der/die beste psychologe/in der welt meiner mutter nicht beantworten können - egal, wie viel sitzungen sie haben.

    das kanns, sofern sies einmal wiedersieht, selber fragen - denn nur sie kennt die antwort

    was ich aus all den vielen innerfamiliären geschichten mitgenommen habe ist, dass ich versuche dinge anzusprechen, wenns mir auf der seele brennen und nicht erst jahrzehnte später, wenn die hauptbeteiligten nimmer leben, dann kann man nämlich vielleicht noch wunden heilen, und damit mein ich wirklich heilen und nicht nur viele schichten wundverband drauflegen.

    was jetzt kriegsgeschichten (egal ob an der front oder zu hause) betrifft, wurde bei uns nie irgendwas weggeschwiegen, zumindest hatte ich nie den eindruck (da müsste ich meine mutter frage, ich war teilweise zu jung als die betroffenen gestorben sind)
     
  19. Dinimama

    VIP

    ob jemand eine aufarbeitung dieser zeit braucht kann man auch nicht allgemeingültig beantworten, das ist von fall zu fall verschieden.

    im fall der tieffliegergeschichte hängt es zb davon ab, ob sie davon heute noch traumatisiert ist, ob es sie heute noch in irgendeiner weise beeinträchtigt (ich kenne menschen, bei denen das so ist), wenn es einfach eine erinnerung ist, wenn auch keine schöne, mehr aber auch nicht, dann braucht sie natürlich keine therapie. (und selbst wenn geht es dabei nicht primär um die frage, weshalb ihre mutter das getan hat, sondern wie sie selber lernen kann mit dem geschehenen und seinen auswirkungen besser umzugehen und zu leben.)

    mein großvater hat nie über seine erlebnisse gesprochen, ob aus scham oder weil er sie verdrängt hat kann ich nicht sagen.
    da er aber laut meiner großmutter völlig verändert aus dem krieg zurückkam und nie wieder der alte wurde und er, als er im sterben lag, immer wieder grausliche flashbacks hatte, gehe ich davon aus, dass da einiges im argen lag.

    mit beiden großmüttern, die die bombardierungen wiens hautnah miterlebt haben, bzw dann den hunger, die angst und die krankheiten danach, habe ich viel über die zeit gesprochen, da hatte ich das gefühl, dass sie trotz ihrer teils schlimmen erinnerungen bis zu einem gewissen grad mit den geschehnissen abgeschlossen haben, bzw dass das erzählen für sie eine therapeutische wirkung hatte.

    wirklich schlimmes, also zb vergewaltigungen, ist beiden nicht passiert, ich bin mir sicher, dass so etwas auch oft aus scham verdrängt wurde.

    sie waren allerdings in ihrer rolle als frauen und mütter eher opfer, während die männer an der front alle auch täter waren, wenn auch oft unfreiwillig, sich dieser tatsache zu stellen ist vermutlich ungleich schwieriger!
     

  20. vielleicht 1,2 mal/jahr wachts auf, weils die tiefflieger hört - also nicht wirklich "schlimm"

    die frage, warums ihre mutter tagtäglich 2,3 km zu fuß übers freie gelände geschickt hat, in die volkschule, beschäftigt sie mehr - sie kam in der schule an, es gab fliegeralarm und die kinder wurden heimgeschickt

    ich kenne das geburtshaus meiner mutter (steht noch), den schulweg (die schule gibts immer noch) und auch ihre verstecke am heimweg - sie ist in einer gegend aufgewachsen, die ziemlich stark bombardiert wurde

    die *keine ahnung* (tieffliegerpiloten) haben logischerweise nicht auf vereinzelt angetroffene kinder geschossen, die hatten den naheliegenden bahnhof im visier wo nachschub für die wehrmacht klargemacht wurde - meine mutter hat auch die engländer (als besatzungsmacht) absolut positiv in erinnerung, im vergleich zu den russen (da wurden mädchen ab 3 im keller versteckt, weil die....um fair zu bleiben...bei uns das gleiche gemacht haben, wie die wehrmacht in russland - darüber will und kann ich nicht urteilen, jedenfalls hatte sie vor den russen angst)

    ich glaub verändert geht jeder aus so einem krieg raus - egal, ob du als mann an der front töten musst, um nicht selber getötet zu werden, oder als frau, wennst allein zurückgelassen wirst, mit haus ,hof, kindern, arbeit und null hilfe.

    meine großmütter haben, an unterschiedlicher stelle, wohl das beste daraus gemacht - auch durchaus auf kosten ihrer kinder, aber da simma wieder an dem punkt, dass kinder früher nicht der nabel der (eltern)welt war - auch das will und kann ich nicht beurteilen und komme auch hoffentlich nie in so eine situation

    bei uns war keiner in wien, noch nicht einmal in graz, während dem 2. weltkrieg, wie gesagt, es gab auch meistens ausreichend zu essen etc

    sibirien flashbacks bzw erinnerungen hatte einer meiner großväter - wobei die, sorry opa, obwohl schlimm, sicher noch im verhältnis harmlos waren zu anderen

    so wirklich radikale nazis, die auch aktiv in kzs etc waren, gabs in meiner familie nicht - ich hab durchaus verständnis für ein "wenn ich nicht den rechten arm hebe, bekommt meine familie probleme" mit-tätertum, aber keins für leute, die da wirklich ihren sadismus co ausgelebt haben
     

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