Deine Tochter ist Ende 30 und ich würde mir als Mutter auch erwarten, dass sie sich wie eine erwachsene Frau benimmt, wenn sie erwachsen behandelt werden möchte. Versuch doch mal, dir nicht jeden Schuh anzuziehen.

Wie bist du, wenn sich ein Konflikt anbahnt? Verhälst du dich deiner Meinung nach erwachsen oder rutscht du auch eher ins kindlich- trotzige ab ( fühl dich bitte nicht auf die Füße getreten, die Frage ist wirklich interessiert gemeint. Mir gelingt es ja im Konflikt mit meiner Tochter nicht immer)

 

Hab jetzt lange überlegt, ob ich nochmal hier rein schreib. Aber mich erinnert das, was du schreibst und wie du es schreibst so sehr an mich und meine Mutter, dass ich nicht anders kann.

Ja, die mütterliche Erwartungshaltung ist ein Hund. Wenn du, da kannst du erwachsen sein, wie du willst, damit aufgewachsen bist, dass du den Erwartungen deiner Mutter nicht wirst entsprechen können, dann regt dich jede noch so kleine Kritik, eine unüberlegte Anmerkung, ja ein "depperter" Blick so auf, dass du glaubst, du hupfst auf die nächste verfügbare Palme. Glaub mir das.

Was DU da tun kannst, weiß ich nicht. Vielleicht ehrlich mit ihr darüber reden? Das wird im Leben meiner Mutter nicht vorkommen (weil erkenntnisresitent), aber es wäre das einzige, was ich mir als positiv vorstellen könnte. Denn ihre halbherzigen "Mah, du machst das eh so guat" kann sie sich in die Haare schmieren, das sind reine Floskeln, die sie nicht ernst meint. Eben weil ich so bin wie ich bin. Das hat sie mir in einer Handvoll unüberlegter Momente in den letzten ca. 25 Jahren um die Ohren g'haut.

Was die "kindliche" Erwartungshaltung angeht: Wie schon geschrieben, ein ehrliches, offenes Gespräch, nicht von oben herab, nicht mütterliche-bevormundend, ohne Klugscheisserei, weil Mutter weiß es besser, weils älter ist. Weils Kind ist ja auch keine 12 mehr.

 

Wenn ich "schwierige" Leute trösten soll (und ich bin selbst schwierig ) dann verzichte ich tunlichst auf "reg dich NICHT auf". Und auch "ich versteh dich" ist erstmal gut, aber die beste Erfahrung hab ich mit erklärendem Wiederholen des Gefühls, das ausdrückt dass ich nicht nur kapiert hab, dass der sich ärgert, und nicht nur akzeptiere, dass er es tut, sondern dass ich auch überzuckert hab, WARUM.

Also "ja, da würd ich mich auch ärgern. Man verlässt sich auf was, und dann klappt es wieder nicht."

Möglichst neutraler Tonfall, möglichst bitte ja nicht die Ursache des Ärgerns angreifen, denn dann bist du der Blöde. Auch nicht beschützen - dito.

Und bitte ja keine Vorschläge, was gscheiter ist (sich nicht aufregen, oder dass man nix dran ändern kann), denn das besagt, dass du das weißt, und sie nicht, und dass du ihr das deswegen sagen musst. Und dass du der Meinung bist, das sicher besser lösen zu können. Bist du nicht, glaubt sie aber.

Schwierig, ich weiß.

Und ja, Mütter-Töchter-Konflikte gibt es, und Stellvertreterkonflikte auch. Aber schwierige Leut (wie auch ich) sind trotzdem schwierig. Aber irgendwo hat sie es her. Versuch mal, einer Lucy, die latent grantig ist, einen guten Ratschlag zu geben.

Und diese Art zu kommunizieren ist halt bei mir sehr willkommen. Vielleicht hilft es ja bei euch auch was.

 

FÜNFUNDZWANZIG SEITEN? Das könnte dauern. Aber ich les es.