1. Philiian

    Philiian Teilnehmer/in

    ...das hat wohl jedes Kind schon oft gehört und die meisten können damit ganz gut umgehen.

    Mein Sohn, 5 Jahre, hat aber ein Problem damit. Er hat recht lange gebraucht im Kindergarten Freunde zu finden und jetzt hat er endlich einen und ist sehr stolz darauf. Dieser eine Freund hat aber recht schnell gemerkt, dass er mit dem Satz "dann bin ich nicht mehr dein Freund" so gut wie alles bei ihm erreichen kann. Ich habe schon seit einiger Zeit ein Bisserl verwundert bemerkt, dass mein Sohn (mit mäßigem Erfolg) bei seinem kleinen Bruder versucht mit diesem Satz Eindruck zu machen und dass er manchmal sehr agressiv heimkommt. Heut habe ich miterlebt, dass sein Kindergartenfreund ihn mit "dann bin ich nicht mehr dein Freund" ganz leicht bis zum verzeifelten weinen und betteln bringt ("bitte sei wieder mein Freund, ich gebe Dir die Schoko und das XY Spielzeug") und - nona - diese sehr wirksame Waffe wegen jeder Kleinigkeit einsetzt. Mein Sohn hat anscheinend Angst seinen Freund zu verlieren und läßt sich extrem unter Druck setzen. Er tut alles für seinen Freund. Untertänigst, sozusagen.

    Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann besser mit dieser Situation umzugehen. Habt ihr damit Erfahrungen? Ich wäre für Tipps sehr dankbar!
     
  2. Apfelsaft

    Apfelsaft Teilnehmer/in

    Da du nicht vor Ort bist, wäre ein Gespräch mit der Pädagogin darüber sicher hilfreich.

    Zu Hause kannst du nur mit ihm darüber reden, was Freundschaft bedeutet, was ein "guter Freund" ist und was gute Freunde machen und was kein guter Freund ist.

    Das andere Kind probiert halt auch seine Grenzen aus und wenn er an keine stößt, sondern Erfolg mit seiner Methode hat, hat er natürlich keinen Grund, damit aufzuhören.

    Du könntest das in kleinen Rollenspielen mit deinem Sohn üben und dabei auch die Rollen tauschen, sodass er einmal seinen Freund spielt und dich in der Verweigerungshaltung erlebt.

    Und du kannst, wenn sich die nächste Gelegenheit zu Hause im Bruderzwist bietet, das kommentierend begleiten, indem du den Kindern vorsagst, wie es "richtig geht".

    Zeige und sage ihm also, was er machen soll, anstatt was er NICHT machen soll.

    Sobald dein Sohn Nein sagt und da etwas Konsequenz an den Tag legen kann, wird das andere Kind eine neue Strategie wählen und dann können sie wieder etwas voneinander lernen.

    Sie es als Chance für dein Kind, etwas fürs Leben zu lernen ;).
     
  3. Ich find das sehr normal und dem Alter entsprechend. Schön anzusehen ist das als Mutter natürlich nicht, aber es ist halt ein ganz wichtiger Lernprozess. Das einzige worauf ich persönlich achten würde, wäre das Freundethema nicht zu überthematisieren (super, dass du jetzt endlich einen Freund hast etc.).
     
  4. GelbGrau

    VIP

    Oje, unschön.

    Mein Sohn (6) hat auch ab und an erzählt, dass das jemand zu ihm gesagt hat. Anfangs kam da schon raus, dass ihn das gekränkt hat und er sich unter Druck gefühlt hat, deshalb zu tun was XY verlangt. Interessanterweise waren es nie seine "wirklichen" Freunde, sondern Kinder, mit denen er eher lose befreundet war. Wir haben immer wieder besprochen, dass er nicht machen muss, was ihm ein anderes Kind "anschafft" und versucht, mögliche Antworten / Reaktionen zu finden. Ich hab ihn auch gefragt, ob er das seinen Freunden sagt, und ob seine guten Freunden (wo ich mir sicher war, dass dieser Satz nicht kommt) das sagen. Antwort war dann "nein", da konnte ich dann ansetzen bzw. ist ihm das dann selber aufgefallen.

    In eurem Fall würde ich
    - mit meinem Kind sprechen und es stärken, Reaktionen üben. Ich würde meinem Kind auch sagen, was ich von so einer "Erpressung" halte, damit mein Kind weiß, dass das nicht in Ordnung ist, es nicht an ihm liegt.
    - mit der Pädagogin sprechen (ist das z.B. derzeit Mode in der Gruppe, thematisieren sie das in der Gruppe, haben sie ein Auge drauf, stehen sie den Kindern bei, usw.)
    - dem Kind außerhalb vom Kiga die Möglichkeit zu Kontakt / Freundschaft mit anderen Kindern geben (Freundeskreis, Familie, Spielplatz, Sportverein...), damit er sich nicht dem einen "Freund" so ausgeliefert fühlt.
    - ev. die Familie einladen und falls so ein Kommentar kommt, möglichst unaufgeregt beiden Kindern eine Alternative aufzeigen.

    Alles Gute euch!
     
    GelbGrau, 1. Juli 2017
    , Zuletzt bearbeitet: 1. Juli 2017
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    #4
  5. cool13

    cool13 Teilnehmer/in

    hallo ihr lieben!
    ich hab zwar noch keine kinder, möchte aber dennoch meinen senf dazugeben, ich kann mich an diesen satz aus meiner eigenen kindheit noch gut erinnern...
    mir ist der satz damals schon komisch vorgekommen (das hat mir selber im umgang damit immer gut geholfen), weil ja niemand anderer entscheiden kann, wer mein freund ist!
    es müsste ja wirkungsvoll eigentlich heissen "dann bist DU nicht mehr MEIN freund"... ich hab das ein paar mal anderen kindern gesagt als antwort, dass ich selber entscheiden kann, wer mein freund ist - das hat viel wind aus den segeln genommen!!
    aber vielleicht erst im schulalter und nicht schon im kiga...
    alles liebe vor allem für deinen sohn!!
    :wave:
     
  6. Gluecksfussi

    Gluecksfussi Aktive/r Teilnehmer/in

    Ich hab das nur einmal selber von meiner Tochter gehört und sie daraufhin ausgelacht, dass sie leider Pech hat, weil ich nicht ihr Freund, sondern die Mama bin. :D
     
  7. Elvira

    VIP

    Das kommt anscheinend in jedem Kindergarten vor. Recht viel dagegen machen kann man glaub ich eh nicht. Erklären halt, dass es sich um Erpressung handelt und man dem nicht nachgeben muss. Das andere Kind setzt es ja anscheinend recht häufig ein, einfach um alles mögliche zu bekommen.
    Wer wessen Freund ist wird anscheinend im kiga sehr intensiv besprochen. Man sollte es wahrscheinlich nicht zu sehr betonen, aber ich habe es auch schon verwendet um der großen den Kindergarten schmackhaft zu machen.


    Unsere große hat es bei uns auch schon probiert mit: dann spiel ich nie wieder mit dir. Blöd nur, dass ich diese leere Drohung recht gut wegstecken konnte.
     
  8. Philiian

    Philiian Teilnehmer/in

    Danke für eure Gedanken und Tipps! Ich habe mit davon einiges sehr zu Herzen genommen.

    Für die die's interessiert, ein paar Gedanken und weitere Beobachtungen von mir:

    Ich glaube mein Sohen ist deswegen so anfällig für diese Erpressung, weil er sich eben schwer tut Freunde zu finden. Er fühlt sich manchmal sehr ausgliefert und machtlos, nehme ich an. Da hat der "einzige Freund" eine sehr große Bedutung. Aber vor ein paar Tagen hat er etwas Interssantes gesagt: "Es ist ganz gut, dass der XY (derjenige Freund, der ihn oft so unter Druck setzt) nicht im Kindergarten war. Da hab ich endlich auch mit anderen Kindern Bücher anschauen können." Ich sehe das mal als Zeichen, dass er gerade seinen Weg findet mit der Situation umzugehen (=auf gewisse Weise den "einzigen Freund" ein wenig vom Thron zu stoßen und auch mit anderen Kindern stärker Kontakt aufzunehmen). Dazu braucht es halt Kraft und Zuversicht.

    Einen Tipp, den von anderer Seite bekommen habe: Wichtiger als Ratschläge ("Tu das", "tu jenes", ...) ist, dass er sich nicht allein mit seinem Problem fühlt. Ein: "Ich kenne das, mir ist es genauso gegangen" hilft ihm wahrscheilich mehr als ein: "Lass Dich nicht erpressen!". Ich denke, da ist was dran.
     
  9. Solanum

    VIP

    der schlüssel zu mehr freunden ist meiner erfahrung nach kinder zu sich nach hause einzuladen. das stärkt vorhandene freundschaften und ebnet den weg für neue freundschaften.

    ich würde regelmäßig andere kinder (inkl. dem freund) einladen und mein kind stärken in dem ich seine sozialen kontakte stärke.

    außerdem habe ich zu hause auch einfluß auf das gesagte. erst unlängst habe ich einen sehr häufigen gast, der meinen sohn wegen einer äußerlichkeit gehänselt hat, zurecht gewiesen und mit ihm darüber gesprochen. bisher wirkt es.
     
  10. Jemaro

    Jemaro zyniker
    PLUS + VIP

    mein Junior tat und tut sich mit Freundschaften knüpfen auch nicht leicht
    als er so ca. 4,5j war, hatten wir mal ein intensives Gespräch, dass man Freundschaften nicht einseitig erzwingen kann, das man akzeptieren muss, wenn jemand eben nicht mit einem befreundet sein will und das viell. gar nicht so tragisch ist, dass man viell. bald jemanden anderen finden wird.

    das mit dem einladen (wie mane es beschreibt) hilft sicher
    da muss das Kind (das einladende) aber soweit sein, dass es nicht nur unterwürfig alles macht und teilt, nur damit jemand kommt.
    wenn es also nicht funktioniert (was man ja als Elternteil sieht) würde ich das Kind nicht mehr einladen.
     
  11. Odin

    Odin Gast

    Ist scgwierig und hat mut dem Selbstbewusstsein zu tun. Ein Freund der einem alles wegnimmt was einem lieb und wichtig ist, ist kein Freund sondern ein Parasit ...
     
  12. Mein-Baby-2010

    Mein-Baby-2010 Aktive/r Teilnehmer/in

    Mir gefällt dein letzter Absatz besonders gut, und ich kann das auch nur bestätigen. Habe in vielen Lebenslage diesen "Erfolg" beobachtet. Mitgefühlt hilft meist mehr als Tipps wie man es besser machen kann/soll - wahrscheinlich ist eine Kombination aus beiden die beste Lösung.
    Ich habe beobachtet, dass in allen Lebenslagen und bei fast allen Problemen der Kinder, Mitgefühl schneller zur Linderung führt, beispielsweise auch bei Verletzungen. Der Satz "Das tut doch gar nicht so weh" führt zu gar nix, ausser, dass sich das Kind unverstanden fühlt, hingegen ein "Das glaub ich dir, dass das weh tut, komm ich drück dich" führt fast immer dazu, dass das Wehwehchen ganz schnell wider gut ist.
    So funktioniert es auch mit Wehwehchen beim Kinderherz ;)

    Weiters finde ich es gut, und habe es auch selbst so gemacht, das Kind bei der Freundschaftsknüpfung zu unterstützen. Lade andere Freunde ein oder geh zu verschiedene Kinderveranstaltungen (Kinderturnen, Kinderschwimmen,....) und gib deinem Kind die Möglichkeit neue Freundschaften zu knüpfen die eine Bereicherung für sein Selbstwertgefühl sind.

    Vielleicht funktioniert dann die Freundschaft zu diesem Jungen aus dem KIGA auch besser.
    Wir hatten diese Situation mit unserer Großen im KIGA damals auch. Ständig fiel dieser Satz und unser Mädchen verstand die Welt nicht mehr. Ich habe sie dann darin unterstützt ausserhalb des KIGAS Freundschaften zu knüpfen und dann lief es auch im KIGA wieder besser, weil sie sich dieses ständige Aufkündigen der Freundschaft nicht mehr zu Herzen nahm und das ihrem Gegenüber auch nonverbal vermittelt hat.
     

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