1. change00

    change00 Gast

    Stellvertreterdiskussion deshalb, weil das, was mich stört und wogegen ich antrete von dir nicht vertreten wird und, was du hier vertrittst und vermitteln willst, von mir überhaupt nicht beeinsprucht wird. :)
     
  2. Berthold

    Berthold Gast

    Mir erschließt sich generell nicht, warum man selber mit der Kirche nichts am Hut hat, aber will, dass die Kinder in der Schule christlich erzogen werden. Ja, die Argumente dafür hab ich gelesen, nachvollziehen kann ich sie aber trotzdem nicht. Aber egal, das ist mein Problem.

    Zur Eingangsfrage:
    Nein, es hat für die Kinder keine Nachteile. Nachdem sie selber ja getauft und Mitglied der Kirche sind, können sie an allem teilnehmen, was angeboten wird - Religionsunterricht, Gottesdienste, Erstkommunion, Firmung usw.

    Man muss aber damit rechnen, dass es für die Eltern eventuell zu etwas merkwürdigen Situationen kommen kann, weil naturgemäß davon ausgegangen wird, dass dann auch sie an kirchlichen Feiern teilnehmen und aktiv sind, z.B. in der Erstkommunionvorbereitung oder bei der Feier selber. Entweder man hält sich dann zurück und das fällt dann auf, oder man macht mit und kommt sich dann etwas komisch vor. Oder wird angesprochen. Damit muss man als Ausgetretener dann leben, dass man sein Atheistenleben nicht so unkirchlich leben kann, wie man gerne möchte.
     
  3. Maritina

    PLUS + VIP

    (@ Hegaelis und Change)

    Mit ein paar Tagen Abstand gelesen, liegen unsere Beiträge in der Essenz wahrscheinlich nicht zu weit voneinander entfernt, wenn man sich darauf einigen kann, dass
    - Glaube nicht unbedingt etwas mit Kirchenzugehörigkeit zu tun hat und
    - Kinder im Zuge ihres inneren Heranreifens ohnehin ihren Weg für sich finden (müssen), unabhängig davon, was ihnen das Elternhaus vorlebt.

    Persönlich kann ich mich in Change's Ausführungen ganz gut wiederfinden.

    Meine Geschichte: als kleines Kind hat man zuhause mit mir gebetet und ich war absolut gläubig (das ging so weit, dass ich mich als 5jährige bei einem familiären Unglück im Schlafzimmer eingesperrt habe und Gott stinkwütend zur Rechenschaft gezogen habe, was ihm denn einfiele...).

    Nach 5 Jahren Klosterinternat war ich von 10 bis 20 überzeugte Atheistin (Schwestern waren böse, sagten aber sie gehören zu dem guten Gott, also kann es ihn logischerweise gar nicht geben). Als Atheistin war ich echt engagiert, habe sogar einen Nachmittag lang einen evangelischen Pastor von meiner Weltanschauung überzeugen wollen.

    Mit 20 hatte ich ein total persönliches, tiefes Erlebnis, bei dem ich erkannt habe, dass es Gott gibt, er mich bedingt und es gut meint. Diese Gewissheit hat sich in >32 Jahren nicht verändert. Dann habe ich mir eine Kirche, die zu meinem Glauben passt, gesucht. Katholische Riten gingen damals durch die Belastung des Klosters gaaar nicht, bei evang. AB habe viel mehr Luft zum Atmen gefunden. Bibel gelesen, ganz langsam an die Kirche, in die ich hineingetauft wurde, wieder angenähert. Mit Vielem nicht einverstanden, aber auch kein klares Signal zum Wechsel in eine andere Kirche gespürt.

    Meine Kinder habe ich selbstverständlich im Glauben erzogen, Messbesuche, gemeinsam Beten und Singen, Teilhaben am kirchlichen Leben. Tochter hat sich in der Pubertät vom Glauben abgewandt und wendet sich innerlich wieder ganz leise zu, weil sie bemerkt, dass sie auch von ganz Gläubigen weiterhin geschätzt, geliebt und geachtet wird, was offenbar ihr Herz berührt. Sohn ist in der pubertären Glaubenskrise der Kirche treu geblieben, wahrscheinlich auch, weil er dort viele männliche Bezugspersonen hat.

    Wenn man also den Spruch: "der liebe Gott hat viele Angelhaken" gelten lassen möchte, so ist es für den Glauben des Erwachsenen zwar wichtig, dass er/sie irgendwann mit dem dazugehörigen Gedankengut in Berührung gekommen ist, für den Glauben des jungen Kindes aber vermutlich unerlässlich, zumindest Grundzüge des Glaubens durch die Eltern vorgelebt zu bekommen.
     
  4. kookaburra

    PLUS + VIP

    Meine Geschichte zu dem Thema:
    Ich hab und hatte niemals etwas mit Religion am Hut, war auch nie getauft (auch meine Mutter, die mittlerweile über 70 ist, übrigens nicht. Insofern hat das bei uns ja eigentlich sogar schon Tradition). Mein Mann ist katholisch, aber ein klassischer Taufscheinkatholik. Warum er noch nicht ausgetreten ist, ist mir eigentlich schleierhaft, aber wir sprechen darüber nicht. Das ist seine Sache. Vielleicht ist er tief im Innersten doch noch mit dem Katholizismus verbunden, kann oder mag mir das aber nicht sagen. Wie auch immer.

    Die Kinder sind natürlich nicht getauft. Ebenso natürlich war mir klar, dass sie den Religionsunterricht nicht besuchen sollten. Aber dann musste ich lernen, dass das bei uns am Land nur in der Theorie möglich ist. Klarerweise müssen sie in der öffentlichen Schule nicht am Reli-Unterricht teilnehmen. Nur müssen die Kinder dann für diese Stunde von den Eltern betreut werden. Und das sind durchaus nicht immer die Randstunden!!! Außerdem ist die Zusammenarbeit der Schule mit der Kirche sehr eng. So findet beispielsweise der erste Schultag in der Kirche statt. Und die Kinder der ersten Klassen werden dabei ganz besonders mit einbezogen. Also dort nicht dabei zu sein, das ist einfach gar nicht vorgesehen für nicht-katholische Kinder.

    Das war mir zuwider. Äußerst. Aus ganz anderen Gründen haben wir dann eine andere VS überlegt (wegen einer guten Nachmittagsbetreuung, einem phantastischen Garten und besonders engagierten Lehrkräften. Sprich - die Alternativschule war uns einfach deutlich sympathischer). Diese Schule war dann eine katholische Privatvolksschule. Etwas, das ich zunächst für mein Kind gar nicht in Betracht gezogen hätte, weil wir ja nicht katholisch sind. Aber die Schule hat perfekt zu uns gepasst. In dieser Schule war der Religionsunterricht verpflichtend für die Kinder (allerdings wahlweise katholisch oder evangelisch für die o.B. Kinder. Islam. Religion wurde zwar auch unterrichtet, aber das wäre als Wahl nicht möglich gewesen, nur für die islam. Kinder).

    Kurzum - uns war dann lieber eine Schule zu wählen, bei der gleich von Anfang an klipp und klar gesagt wurde, dass Religion verpflichtend ist, als das Herumgeeiere der Sprengelschule, bei der im Endeffekt auch alles auf eine Verpflichtung hinausgelaufen wäre. Meine Kinder waren beide übrigens nicht bei der Erstkommunion, da wurde niemals Druck ausgeübt auf sie. Sie sind bis jetzt ungetauft, Großkind ist jetzt im Gym und hat sich selber entschieden, den Reliunterricht nicht mehr zu besuchen. Sie musste sich ja nicht abmelden, sondern nur nicht anmelden. Kleintochter ist noch in der VS, keine Ahnung, was sie dann im Gym macht. Jedenfalls freut es mich im Nachhinein, dass mein Gefühl, dass die katholische Schule trotz des grundsätzlichen religiösen Schwerpunktes keinen Druck auf meine Kinder machen würde, völlig richtig gewesen ist.
     

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