1. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    So heute war es soweit, nach ca. 4 monatiger Wartezeit hatten wir heute das Beratungsgespräch bei der Autistenhilfe.
    Wir haben geschildert, was der Große für Probleme hat und uns wurde gesagt, dass sehr vieles auf eine autistische Störung weist. Es wäre außerdem sinnvoll eine Diagnostik zu machen.
    Für die Diagnostik stehen wir seit Februar auf der Warteliste und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir drankommen.
    Es wird sich mit einer Diagnose nicht wirklich was ändern, denk ich. Hat sich bei euch etwas geändert, als ihr es dann gewußt habt?

    Meine Frage an betroffene Eltern: Wie geht ihr eigentlich mit dem Nichtwahrhabenwollen der Eigenheiten des Kindes um? Gibt es das bei euch im Umfeld?
    Ich frage, weil es mich unendlich wütend macht, wenn meine Schwiegermutter so Sachen sagt: "ach der lernt schon noch sprechen"; "wirst sehen mit 4 spricht der normal (mittlerweile mit 5, da er schon 4 ist :rolleyes:)"; "er hat keine motorischen Schwächen"; "der S. ist nicht autistisch, machts nur den Test, dann wirst schon sehen, dass ich recht habe"; usw usf
    Sie ist ein wichtiger Teil in seinem Leben und müßte es eigentlich besser wissen.
     
  2. Asterix

    Asterix Der Weg ist das Ziel...
    VIP

    Liebe macht manchmal blind... man kann/könnte auch meistens mit so einer Tatsache gerade (noch) nicht umgehen und verschließt die Augen davor... :eek:

    Wünsche euch alles Gute, ich denke, mit einer Diagnose lässt sich vom Verhalten her einfach vieles "erklären" - vielleicht besonders wichtig für die Umwelt, da ihr Eltern es wahrscheinlich selber vor Augen habt und in die Sache hineinwachst (mehr oder weniger leicht).
    Ich denke, das Wissen um eine ev. Diagnose hilft v.a. dann im Förderbereich, bei der Schul(aus)wahl etc. und im Umgang mit ihm.

    Also "umsonst" ist es ganz sicher nicht..!

    lg Asterix:wave:
     
  3. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    diese hoffnung stirbt zu letzt. :eek:

    mein sohn ist 14 jahre alt. diagnostiziert mit 2 jahren. und obwohl genau sprachlich nichts weitergegangen ist (er lalat und mamat unverständlich vor sich hin) kommt meine schwimu immer wieder mal damit an, dass sie geträumt hat, er kann plötzlich reden. mein vater fragt zum glück nur noch meine schwester, wann denn dann alles normal sein wird. :rolleyes:

    irgendwie gehört das zum autismus dazu. das menschliche gehirn ist scheinbar nicht dafür gebaut, zu akzeptieren, dass man ohne sichtbare körperliche einschränkungen weit außerhalb der norm beheimatet sein kann.

    in der zwischenzeit kann ich es meistens mit einem schmunzeln nehmen. aber ab und an ärgert es mich schon noch.
     
  4. Liselotte

    Liselotte Gast

    Ich verstehe wie wichtig das Verständnis und die Akzeptanz der Eltern wäre, gerade zu deiner Unterstützung und deines Kindes.

    Unsere Elterngeneration ist zu einer Zeit aufgewachsen wo in deren Elterngeneration (NS -Zeit) eine Behinderung einem Todesurteil gleich kam. In ihrer eigenen Generation war das nicht so viel besser (man höre sich nur die Geschichten von Behinderteneinrichtungen in den 70ern and). Vielleicht gabs da ja auch so den einen oder anderen Onkel oder Cousin, oder Schwägerin in der Familienchronik, über den schlicht und einfach nie geredet wird?

    Ich frage mich ob die mangelnde Bereitschaft ein behindertes Kind zu akzeptieren nicht einfach auch mit sehr viel Angst zu tun hat. Hilft vielleicht nicht, aber dient möglicherweise dem Verständnis :hug:
     
  5. spacedakini3

    spacedakini3 Teilnehmer/in

    ja, absolut.

    Erst einmal die Bestätigung, dass ich Recht hab und mit nicht irgendwas einbilde. Ich hab vorher von allen - wirklich ausschließlich allen Personen, mit denen ich darüber reden wollte - nur gehört, "was, du bist doch völlig normal", "wieso willst du unbedingt autistisch sein?" blabla...bis ich schon gedacht hab, ich mache mir was zurecht, suche Ausreden zum Faulsein etc.

    "Immer wenn man was über eine Diagnose liest, glaub man, man hat das" nein, ich hab über vieles gelesen, Schizophränie, Borderline..und immer gewusst, das hab ich nicht. Bei Asperger Autismus hat alles gepasst.

    Es eine Bestätigung, dass die eigene Wahrnehmung stimmt. Zuerst sehr subtil, aber es macht stark und sicher, zu wissen, was ist.

    Dann ist es auch wichtig, zu erkennen, "Das ist eine schwierige Situation für mich, weil das für Aspies schwierig ist" und sich eben danach eine Pause zu gönnen, selbst wenn es anscheinend für andere erholsam oder nicht anstrengend war und die einfach weitermachen.

    Die Diagnose war für mich wichtig, um mir diese Erholung und Ruhe zuzugestehen und mich nicht "faul" zu fühlen.

    Es hilft auch, Deppen nicht mehr zu treffen, die sagen "Es stört mich nicht, dass du Autistin bist" und mich in ein riesen Lokal einlädt mit winzigen Tischerln, wo man sämtliche Gespräche der Nachbartische hört und ich es kaum schaffe, seine Worte (eh nur sinnloser smalltalk) herauszufiltern.


    Wenn jemand eh sicher ist und diese Bestätigung nicht braucht, der braucht auch keine Diagnose. Ich kenne auch Autisten, denen ist das völlig egal, was andere über sie denken.
     
  6. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    Naja das Problem ist, dass sie Volksschullehrerin war und deswegen ein Experte in eh allem ist :rolleyes:. Das läßt sie mich auch spüren und impliziert, dass ich mir alles nur einbilde und mich eh ned auskenne ("Fachliteratur ist falsch, ich habe Recht"). Dieses Nichtwahrhabenwollen kenne ich nicht. Für meinen GG und mich war schon lange klar, dass mein Sohn nicht "normal" ist. Der Kindergarten hat es dann nur beim Namen genannt.
    Die Familie von meinem GG ist überhaupt der Meinung, dass er ganz normal ist. Da muss ich sagen, dass sie nie seine Ausraster mitbekommen, weil wir mit ihm vorher rausgehen.
    Bei meiner Mutter war das anders herum. Vorher hats immer geheißen: der ist schlecht erzogen, aber seit dem Verdacht geht sie anders damit um.
    Das wichtigste für mich persönlich wäre dann wohl, dass ich weiß bei der Erziehung nicht ganz versagt zu haben (unsere Familien haben das öfters gesagt und das nagt noch immer an mir).
    Außerdem braucht man für eine Assistenz in der Schule eine Diagnose; uns wurde gesagt, dass das höchstwahrscheinlich notwendig sein wird.
     
  7. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Wenn ihr die Diagnose habt, dann wir auch deine Schwiemu es leichter akzeptieren können. Momentan besteht ja der Verdacht, dass es Autismus sein könnten oder habe ich dich falsch verstanden?

    Ich finde es aber grundsätzlich sehr schön, wenn es Menschen gibt, die die Kinder so nehmen wie sie sind und ihnen Reifezeit zugestehen.

    Meine haben recht spät eine Diagnose erhalten und deshalb hat sich für mich nicht viel geändert - (das Umfeld vom Kleinen hat schon immer Rücksicht genommen ( er ist aber auch ein Kind dem die Herzen zufliegen) Ergo und Logo hat er bekommen, weil er es gebraucht hat und damit wurde viel "ausgebügelt") - ausser das ich jetzt weiß, dass meine Kinder keine hoffnungslos verwöhnten Fratzen sind, die ich nicht in den Griff bekomme und es eine spez. Therapiegruppe gibt, wo sie Dinge, die sie intuitiv nicht machen können über Logik erlernen.
     
  8. Solanum

    VIP

    an der ablehnung deiner schwiegermutter gibt es eine schöne seite: für sie ist er so ganz richtig und ganz normal.
    der rest ist mühsam: dass sie dich nicht ernst nimmt, sich selbst als wissender sieht macht den umgang sicher schwierig.
    aber es bleibt, dass sie als oma ihren enkel scheinbar so annimmt und verteidigt. es ist gut möglich, dass sie damit eine ganz wichtige funktion in seinem leben hat.
     
  9. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    Dann ist der Test falsch :rolleyes:
    Ja der Verdacht besteht schon länger; kommt vom Integrationskindergarten und Ergo.
    Wir haben auch schon seitdem er 2 ist gewusst, dass er anders ist.
    Die Ergo und Logo Therapien haben im letzten halben Jahr auch sehr viel gebracht, er hat auf so vielen Ebenen Fortschritte gemacht und das macht mich sehr stolz. Er ist trotz seiner sozialen Probleme sehr beliebt bei seinen Therapeuten und seinen Betreuungspersonen.
    Ich bin da ganz deiner Meinung Brokkoli: ausser das ich jetzt weiß, dass meine Kinder keine hoffnungslos verwöhnten Fratzen sind, die ich nicht in den Griff bekomme und es eine spez. Therapiegruppe gibt, wo sie Dinge, die sie intuitiv nicht machen können über Logik erlernen.

    Ohja GG und ich sind regelmäßig sehr sauer und er kracht mit seiner Mutter auch öfters zusammen. Die Schwägerin sagt, dass man vorsichtig sein muss und wenn er die Diagnose Autismus bekommt, wird ihm der Stempel aufgedrückt und den wird er nimmer los.

    Ich überhöre vieles, ignoriere das Meiste und fange keinen Krieg an, weils eh keinen Sinn hat. Die Leidtragenden wären dann meine Kinder und deswegen halte ich meinen Mund und lasse meinen Frust beim GG und hier ab. :)
     
  10. Caprese

    Caprese Aktive/r Teilnehmer/in

    Nur kurz eine Stimme für die Schwiemu!
    Mein Sohn war in dem Alter auch sehr auffällig, er hätte 100% eine Autismus-Diagnose bekommen.
    Er hatte kaum kommuniziert, hauptsächlich Automarken aufgezählt und seine Spielzeugautos sortiert, sich in der Krabbelgruppe total im Hintergrund gehalten und nicht mit Kindern gespielt, auch wollte er nicht angesprochen werden, Smalltalk wie " was hat dir das Christkind gebracht" hat er verweigert, hat schrill geschrien, wenn es nicht gepasst hat für ihn.
    Und ich war sehr unsicher, irgendwann haben wir beschlossen, eher abzuwarten und ihm Zeit zu geben!
    Wenn er nicht reden will, dann eben nicht, mich würde das Getue um den Nikolaus und den Hl, Martin auch nicht interessieren ;)
    Möchte nicht weiter ausführen, aber bei ihm hat es sich "ausgewachsen"! Vielleicht auch deshalb, weil er nicht durch Therapeuten und Kinderpsychiater in Frage gestellt worden ist? Keiner an ihm sich abgemüht hat um "unauthentische" Dialoge herauszukitzeln….
    Es ist oft nicht eindeutig und manchmal hilft auch die Zeit sich zu entwickeln, ich sage gern, er hatte seine Zeit gebraucht "sich selber auszubrüten".
    Klar ist….. es hat jeder seine individuelle Geschichte und was für uns richtig war, das passt für andere vielleicht nicht, wollte nur diesen Aspekt, des Abwartens und Reifens, nochmal einbringen!
     
  11. Solanum

    VIP


    ich kenne die diskussion um die krankheit eines kindes und die negierung dieser krankheit und das kein stempel aufdrücken auch. es nervt, es kann dem kind schaden, aber die gute seite ist: sie kümmern sich, sie ergreifen partei für ihn. die schlechte ist, dass sie sich mit ihrem wissen überalle anderen stellen und das zu unrecht.

    ich wünsch dir gute nerven. :hug:
     
  12. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Klingt sehr mühsam und anstrengend - aber wichtig ist, dass ihr einmal eine Antwort auf eure Frage bekommt und dafür wünsche ich euch alles Liebe.
     
  13. Brokkoli

    Brokkoli = happy-go-lucky
    VIP

    Darf ich dich fragen wie alt dein Kind jetzt ist ( gerne auch per pn) :)

    Ich bin ja sehr für reifen lassen, aber wenn man dann als Elternteil soweit ist, dass man sich auf Ursachenforschung begibt, dann sollte das auch akzeptiert werden. Niemand macht das aus Jux und Tollerei. (ich kann mir das nicht vorstellen, dass das jemand macht ;))
     
  14. Crocodylia

    Crocodylia Aktive/r Teilnehmer/in

    Wenn es wirklich Autismus ist, wächst sich gar nichts aus.
    Es kann höchstens sein, dass das Kind (auch ohne therapeutische Hilfe) lernt so perfekt zu kompensieren, das die Umwelt nichts merkt.
    Das geht allerdings meist auf Kosten der psychischen Gesundheit des Betroffenen, sprich es ist äusserst Erschöpfend und führt häufig zu Depressionen, Ängsten, Zwängen...Nicht unbedingt "gleich", auch oft erst nach Jahren, im Erwachsenenalter.
    Ich habe ein Kind "das durch Kinderpsychiater und Therapeuten" in Frage gestellt wurde - das deshalb rechtzeitig gute Unterstützung erhielt und von dem man momentan sagen könnte, es hätte sich ausgewachsen.
    Es hat aber gelernt, auf sich selbst Rücksicht zu nehmen, sich nicht zu verleugnen (spacedacini3 hat es weiter oben gut beschrieben).
    Ich kenne übrigens mittlerweile einige in ihrer Kindheit undiagnostizierte Kinder, die sich im jungen Erwachsenenalter dann selbst "die Diagnose" geholt haben, um endlich adäquate Hilfe zu bekommen.
    Langer Rede kurzer Sinn: besser rechtzeitig von Profis anschauen lassen!
     
  15. Caprese

    Caprese Aktive/r Teilnehmer/in

    Mein Sohn wird 13, er hat eine innere Stabilität und Integrität, ist sehr aufmerksam, hat sozusagen den "besten Charakter" in der Familie.:)
    Klar, als Elternteil geht man auf die Suche und natürlich gibt es tolle Angebote, besonders im weiten Feld von ASS gibt es neue Methoden. Ich sage ja nicht, geht's nicht zu den Profis!
    Aber mir ist bewusst geworden, dass gerade bei Auffälligkeiten, die mit Dialog, Reizüberflutung, zu tun haben oft unachtsam umgegangen wird, Kommunikation erzwungen wird, die Person in ihrer Eigenart nicht wahrgenommen wird,…. Hab jetzt nicht die Zeit, aber wichtiges Thema, gerade in Zeiten von Inklusion!
    Die zunehmende Zahl von Kindern, die in großen Gruppen überfordert sind, ohne zusätzliche Ressourcen inkludieren, kann das der Weg sein? Hab von Projekten im Ausland gehört, die Kleinklassen gründen, nur mit Kindern mit ASS, ADHS,…. und der Unterricht wird passgenau strukturiert und deren Bedürfnissen angepasst, war ein interessanter Bericht! Wie schaut bei uns eine Integrationsklasse aus? Viele Kinder, 2 Lehrer, 1 Schulassistentin, wie soll ich da zu meiner Ruhe und Struktur finden?
     
  16. shamane

    shamane frosch-mami
    VIP

    bei münchausen-stellvertreter-mütter könnt ich mir das vorstellen. aber ich denke nicht, dass die hier im forum schreiben werden.
     
  17. jana13

    jana13 Teilnehmer/in

    Naja bei ihm sind es schon viel mehr Punkte, die bei geschulten Personen die Alarmglocken klingeln lassen. Als er 1 Jahr alt war konnte er normal sprechen: Mama, Papa, Katze, danke, bitte, .... dann hats aufgehört. Er hat mit fast 3 nur mehr gebrabbelt und nach den ersten Logo Stunden angefangen, wieder Wörter zu sagen. Jetzt nach über 1 Jahr Logo redet er meistens undeutlich, weil es ihn anstrengt, aber er kann kommunizieren. Wenn ich Glück habe antwortet er mir sogar auf meine Fragen, wenn es ihm bekannte sind. Bei Fragen, die neu für ihn sind, werde ich meistens ignoriert.
    Bei der Logo sagt die Schwiegermutter immer, dass er eh von alleine anfängt zu reden. Naja das Problem ist nur: was, wenn nicht? Ich würde mir da ewig Vorwürfe machen, dass ich nix getan habe.
    Es gibt so viele Sachen (das Sprechen ist da nur ein kleines Problem), bei denen er weit neben der Norm liegt.
    Also abwarten und Tee trinken kommt für mich nicht in Frage und ich sehe ja wie viel die Ergo und Logo in den letzten Monaten gebracht haben. Ich will mein Kind fördern und dazu gehört, dass ich mir Hilfe hole.
    Ich finds schön, dass es bei deinem Sohn ohne etwas funktioniert hat.

    Danke brokkoli und mane :) gute Nerven kann ich brauchen.

    Mein Sohn ist oft auch gut angepasst im Kindergarten zum Beispiel. Nur wenn er dann nach Hause kommt, ist er so fertig, dass er auszuckt (haut, tritt, schreit, ....). Wenn man ihn nicht oft sieht, würde man nie sagen, dass er ein Autist sein könnte.
    Ich werde es eh erst nach der Diagnose genau wissen.
     

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