1. huvec

    huvec Aktive/r Teilnehmer/in

    Hallo,

    Mich wuerde interessieren wie/womit sich Menschen (Kinder oder Erwachsene) mit schwerer koerperlicher&geistiger Beieintraechtigung beschaeftigen bzw beschaeftigt werden?

    Ich suche was fuer eine erwachsene Person, die nach einem Schlaganfall nicht mobil und non-verbal ist und die Haende nur sehr sehr eingeschraenkt verwenden kann. Sehsinn und Gehoer sind vorhanden, aber ebenfalls eingeschraenkt. Wieviel die Person tatsaechlich mitbekommt bzw versteht ist unklar (auf gewisse Personen reagiert sie aber mit Lachen).

    Ich denke mir, dass das sooo unglaublich langweilig bzw frustrierend sein muss den ganzen Tag nix tun zu koennen, hab aber keine Ahnung was man als Unterhaltung (abgesehen natuerlich von persoenlicher Anwesenheit, spazierenfahren etc) anbieten koennte. Klar: Fernsehen und Radio laufen oefter, aber sonst...???

    Vielen Dank falls ihr Ideen habt oder evtl eine Seite wisst, wo man was finden koennte! :wave:
     
  2. spacedakini3

    spacedakini3 Teilnehmer/in

    Leider kann ich auch nicht viel beitragen, wollte aber nicht einfach ohne Kommentar wieder gehen.
    Das klingt schrecklich.:eek: :'(

    Zur Kommunikation könnte helfen, ein Tablett mit einer App für nonverbale Personen zu verwenden, man kann auf Bilder tippen und so sich ausdrücken. Ich hab sowas gesehen für autistische Kinder, wo es die gibt, weiß ich leider nicht.

    Einen völlig gelähmten Mann kenne ich, der mit Hilfe einer persönlichen Assistenz bei Ebay Sonderposten kauft und wieder einzeln verkauft - ob eher nur zum Spaß oder ob er wirklich was verdient damit, weiß ich nicht.

    Es ist halt auch eine persönliche Sache, was einem Spaß macht und was nicht.

    Könnt ihr das irgendwie herausfinden? Kommunikationsmöglichkeiten wären sehr wichtig.

    Mehr fällt mir grad nicht dazu ein, leider.
     
  3. Vielleicht würdest beim Montessori-Material fündig werden. Man könnte Tabletts (also richtige Tabletts aus Holz) mit verschiedenen "Übungen des täglichen Lebens" herrichten. z.B. einen kleinen Krug mit Wasser und ein Wasserglas zum Einschenken. Eine Pipette mit der man Wasser tröpfchenweise irgendwohin tropfen kann,...
    Bei Pinterest gibts unzählige Möglichkeiten.
     
  4. hm, vielleicht wirklich ein tablet/pc, wo sie irgendwas spielen kann, lesen kann, hörbücher/hörspiele hören, youtuben etc

    ich stell mir das auch ganz, ganz schlimm vor :eek:
     
  5. huvec

    huvec Aktive/r Teilnehmer/in

    Vielen Dank fuer eure Antworten und Tipps!

    Das mit Tablet und Apps klingt nicht schlecht. Kennt da vielleicht jemand etwas GANZ Simples fuer den Anfang? Ich denk grad so in der Schwierigkeit von grosser gruener Button "Ja", grosser roter Button fuer "Nein" und dann sollte halt auch irgendwie ein Feedback (moeglichst akustisch und visuell) kommen. Also zB nochmal gruen/rot aufblinken und deutliche Sprachausgabe Ja bzw. Nein. Damit die Person auch selber eine eindeutige, wiederkehrende Ursache-Wirkung Bestaetigung bekommt.

    Weil zB nur mit zeigen auf einem Papier sind wir leider bisher nicht weiter gekommen, da man erst mal raten muss ob zufaellig oder absichtlich etwas gedeutet wurde. Auf Nachfrage kann auch kaum geantwortet werden bzw ist nicht mal klar ob die Nachfrage akustisch ueberhaupt gut genug verstanden wird :(

    Montessori Material schau ich mir auch noch an. Danke auch fuer diesen Tipp! Wobei auch hier erstmal bei sehr niedrigem Schwierigkeitsgrad angefangen werden muss. Ich denk grad eher so in Richtung Fuehlkissen - weniger an richtige "Aufgaben".

    Alles Liebe und guten Rutsch schon mal!
     
  6. spacedakini3

    spacedakini3 Teilnehmer/in

    Eine konkrete App empfehlen kann ich leider nicht.
    Ich hab grad "autisten app" gegoogelt, da kommt ganz viel, auch kostenlose.

    Vielleicht findet ihr da was passendes. Ich hab jetzt nicht so die Zeit und Lust, mir alle genau anzusehen - und ihr kennt die Bedürfnisse und Anforderungen besser.
     
  7. Maritina

    PLUS + VIP

    Wie lang ist denn der Schlaganfall zurück? Ich nehme an, dass eine Reha angedacht ist?

    Mein Vater hatte 3,3 Jahre vor seinem Tod einen schweren Schlaganfall. Es ist tatsächlich so, dass Teile des Gehirns ihre Funktion verlieren, aber die verbleibenden Teile des Gehirns können dies nach und nach ausgleichen. Vor dem Schlaganfall war mein Vater ein psychisch sehr starker, autonomer und hoch intelligenter, brillianter Mensch, der sich auf der ganzen Welt auskannte und zurecht gefunden hat.

    Nach dem Schlaganfall war dies alles weg. Er konnte auch eine Seite gar nicht mehr wahrnehmen. Wenn also ein Glas auf dieser Seite am Tisch direkt vor ihm stand, konnte er es nicht sehen. Wir haben uns dann angewöhnt, ihn von der funktionierenden Seite her anzusprechen. Nach ca 1 Jahr hat er dann gelernt gehabt, dass er den Kopf drehen muss, um mehr von seiner Umwelt zu erfassen.

    Wir als außenstehende Angehörige können uns - glaube ich - nur sehr bedingt in den Schlaganfallpatienten hineinversetzen. So hat mein Vater dann zB stundenlag auf dem Sofa gelegen und ein Buch hochgehalten, gerade so, als würde er lesen. Er hielt das Buch aber verkehrt herum, so, dass der Text auf dem Kopf stand. Wir haben damals nicht zusammengerbacht, ihm dies zu sagen, um ihn nicht bloß zu stellen. Langweilig schien ihm nie zu sein....

    Wenn ich am Steuer saß und bei einer roten Ampel anhielt, fragete er mich ganz ernsthaft, weshalb ich denn nicht fahre. Nach einer Schocksekunde, habe ich ihm dann ganz ruhig erklärt und gezeigt, dass die Ampel rot ist... Soviel Lebenswissen war einfach weg....

    Er hat auch auf die einzelnen Familienmitglieder unterschiedlich reagiert. So war zB auch sein Tag-Nacht-Gefühl völlig weg. Er ist um 2h nachts aufgewacht und hat von meiner Mutter ein Frühstück verlangt. Als sie ihm erklärt hat, dass es dunkel ist und es Frühstück erst am Morgen gibt, wenn es wieder hell ist, hat er ihr Vorwürfe gemacht, sie würde ihn verhungern lassen. Mir hat er jedoch meine Aussagen geglaubt und sich auch von seiner 7jährigen Enkelin willig an der Hand über die Straße führen lassen, wenn sie meinte komm, Opi, gib mir die Hand, wir gehen jetzt.

    Da meine Eltern damals in Spanien am Land lebten, kamen immer wieder wild lebende Katzen vorbei. Er war schon sein ganzes Leben ein Tierfreund, nach dem Schlaganfall aber hat der die Katzen so intensiv "angefüttert!, dass meine Eltern ständig 14-18 Katzen bei sich auch dem Grundstück hatten.

    Sein Leben (und ein wenig auch unseres) wurde durch den Schlaganfall anders, aber nachdem die akute Verwirrung beherrscht wurde (3-6 Monate) war es nicht unbedingt schlechter als vorher. Jedenfalls habe ich gelernt, dass wir nicht unsere Maßstäbe oder auch nicht die, die wir vor dem Schlagfall anlegten, dem Umgang mit meinem Vater zugrunde legen durften....
     
  8. ThePinky

    ThePinky Gast

    Ich gebe Maritina recht mit ihrer Beobachtung, dass geschädigte Gehirne einfach anders arbeiten als vorher. D.h. ich glaube es ist nicht unbedingt "langweilig" für die Betroffenen, zumindest nicht in dem selben Ausmaß wie uns langweilig wäre. Jedenfalls kann es aber nicht schaden, die Umgebung so zu gestalten, dass Wahrnehmung und Aktivität gefördert werden. Dazu solltet ihr erst einmal herausfinden auf welche Reize derjenige reagiert. Sind es z.B. Geräusche, kann man Glöckchen, raschelnde Folie oder andere Gegenstände, die Geräusche machen in Reichweite des Betroffenen anbringen, im Idealfall so, dass sie auch bei zufälliger Berührung schon ein Geräusch abgeben. Musik kann auch bereichernd sein, ebenso wie andere Sinnesreize - manche Leute lieben z.B. Lichteffekte, wie z.B. von Discokugeln oder Lavalampen. Ihr könntet auch versuchen die Sitzposition immer wieder zu variieren, so dass derjenige nicht z.B. tagaus tagein im selben Lehnstuhl sitzt und auf das selbe Bild schaut.
    Kommen irgendwelche Therapeuten ins Haus? physio- oder Ergotherapeuten können euch da sicher Tipps geben.
     
  9. Maritina

    PLUS + VIP

    Vielleicht noch eine Kleinigkeit. Es gab damals auf Mallorca Waltraud, eine österreichische Physiotherapeutin, die meinen Vater zu Hause betreut hat. Anfangs hat er willig mit gemacht, bald jedoch haben sich Teile seines freigeistigen alten Wesens wieder eingeschlichen und er ging auf Opposition zu Waltrauds Programm. Er hat dann einfach nicht den Sinn gesehen, weshalb er Zahlenreihen ergänzen, Bildchen zuordnen musste, etc.

    Als sie dann sein Programm auf Rennautos und Boote ummünzen konnte, ging es besser ;) :D
     
  10. pachy

    pachy ... auf neuen Wegen

    Ich habe erst vor kurzem das Buch "Dein Gehirn weiß mehr als du denkst" gelesen. Da wird u.a. von Schlaganfallpatienten und Locked-in Patienten berichtet, und wie diesen geholfen wurde. Würde ich dir empfehlen!
     

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