1. Adsharta

    Adsharta Teilnehmer/in

    Ich hatte vor kurzem mein Patenkind 3 Wochen zu Besuch. Muß dazu sagen, sie stammt aus einer etwas schwierigen Familie: Sandwichkind, Mutter- Multiple Sklerose, größere Schwester zeichnerisch ein Genie. Sie hat immer das Gefühl, daß sie nicht so viel kann wie die Schwester.

    Aber manchmal hatte ich echt das Gefühl, sie leidet unter Alzheimer. Teilweise erzählte sie mir irgendwelche Stories aus ihrem Leben (Filme, Begebenheiten, etc.) und immer wieder kam zwischendurch der Satz - aber das weiß ich jetzt nicht mehr welcher Film das war; jetzt fällt es mir nicht mehr ein, wo wir da waren usw.). Bei den ganzen Stories habe ich mich zeitweise überhaupt nicht ausgekannt, weil einfach die Schlüsselstellen gefehlt haben. Teilweise ist mir das sehr seltsam vorgekommen.

    Außerdem hatte sie ein sehr seltsames Verhältnis zum Duschen. Nach meistens 3 Tagen ist mir dann der Geduldsfaden gerissen und ich habe sie dann zuerst unauffällig dann auffälliger daran erinnert, daß Zeit zum Duschen ist.
    Ist das normal in dem Alter?
    Oder wird in der Familie bei ihr vielleicht nicht so darauf geachtet. Oder aber wird sie jeden Abend zum Duschen geschickt und man muß es ihr regelrecht anschaffen. Bis zum Ende der drei Wochen bin ich daraus nicht schlau geworden.

    Was noch seltsam war, sie ist keine 10 Schritte alleine aus dem Haus gegangen. Mir ist das überhaupt nicht eingegangen, da ich in ihrem Alter und davor auch regelmäßig Alleinexpeditionen bei meiner Tante in der Schweiz gemacht habe.
    Einmal hat sie Rehe ca. 100 m entfernt von uns in der Wiese stehen gesehen und sie wollte sie unbedingt fotografieren. Da ich gerade nicht wegkonnte, habe ich ihr vorgeschlagen, sie soll sich anschleichen und die Rehe fotografieren. Hat sie aber nicht gemacht. Lieber hat sie sich das Foto entgehen lassen.
    Sie war ja der totale Wald- und Wiesenfan und der Wald liegt keine 200 m von uns entfernt. Da meine 2 mittags aber noch schlafen, konnte ich natürlich nicht immer mit. Jetzt ist sie immer nachmittags daheim gesessen, obwohl ich es ihr regelrecht angesehen habe, daß sie rauswollte.
    Sie hat mir aber erzählt, daß sie daheim in Wien auch nie alleine rausgeht, sondern immer mit ihren Geschwistern oder einer Freundin.

    Sind eure Teenies auch so oder ist meine Nichte ein ganz spezieller Fall?

    Ich habe es ja total genossen einmal einen Teenie bei uns hier zu haben, meine zwei sind ja noch so klein und so war es eine erfrischende Abwechslung daheim jemanden zu haben, der auch auf vernünftige Argumente eingeht. :) Es hat mir auch viel Spaß gemacht, weil ich mich an meine eigene Teenie Zeit erinnert habe und somit ganz gut auf sie eingehen konnte. Sie war auch total begeistert von den drei Wochen Ferien bei mir und uns hat es sehr viel Spaß gemacht. War vielleicht ein kleiner Vorgeschmack, wie meine mal werden.
    :)

    lg Sabine
     
  2. F.J.Neffe

    VIP

    Ich hab bei Familienaufstellungen immer wieder überrascht erlebt, was für gigantische Lasten schon kleine Kinder tragen, die sie - unbewußt - übernommen haben von jemand aus der Familiengalerie.
    Wenn man dann auch noch in eine Welt hineinäwchst mit Problemen um einen rum und auch die noch - schon gewohnheitsmäßig aufschultert und in sich hin und her wälzt, dann ist das für Außenstehende ein unerklärliches Phänomen.
    Ich weiß aus der Ferne nicht, ob es das ist.
    Aber ich würde mich immer zu Füßen des Kindes setzen für ein gespräch.
    Ein Gespräch zur Entdeckung, Hervorrrufung, Hebung, Stärkung, Achtung, Pflege usw. der Talente für das, wo sie am meisten fehlen und am dringendsten gebraucht werden.
    "Ich sehe da etwas in Dir, das ist großartig. Siehst Du es auch? Spürts Du es? Was macht es? Wiew fühlt es sich, wenn ich so gut zu ihm bin und mich so für es interessiere? .. Du bist ein Genie. Das sind feine Talente, die Du hast. So etwas möcht ich auch haben? Glaubst Du, daß Dein Können sich mit meinem Können anfreunden könnte? ...." Merken Sie wo ich das Kind hin erZIEHen möchte, indem ich seinen Potentialen Angebote mache, auf der Bildfläche zu erscheinen und da eine Rolle zu spielen. Das verstehe ich unter Ich-kann-Schule-Pädagogik. Aus dem Könnenssamen wird - bei entsprechender Pflege - ein großer Baum. Alles Gute
    wünscht
    Franz Josef Neffe
     
  3. Adsharta

    Adsharta Teilnehmer/in

    @FJNeffe

    Genau das habe ich auch mit ihr gemacht. Ich habe mir das von Anfang an vorgenommen, weil ich wußte, daß bei ihr in der Familie immer nur das Negative an ihr betont wird, vor allem von seiten der Mutter und daß die Große immer wieder in den Himmel gehoben wird.
    Also habe ich mich für ihre Didlmäuse, für ihre Musik, einfach für alles interessiert, was ihr wichtig erschien. Nebenbei habe ich versucht, sie in ihren Fähigkeiten zu bestärken und zu fördern. Was manchmal relativ schwierig war, da ich nur allzu oft, wenn ich sie gefragt habe, ob sie dieses oder jenes lieber machen möchte, ein "Weiß ich nicht" geerntet habe. Ich denke trotzdem es ist mir ganz gut gelungen, da sie im Laufe der drei Wochen wirklich aus sich herausgegangen ist. Aber was sind schon drei Wochen. Den Rest des Jahres verbringt sie ja doch wieder in einem relativ negativem Umfeld und ob sie nächstes Jahr kommen kann/will steht leider noch in den Sternen.

    Ich habe ja schon 3 Jahre dafür gebraucht, daß sie überhaupt zu mir durfte.

    lg Sabine
     
  4. Matthias

    Matthias Kommandeur Mumm
    VIP

    Doch, so ein Highlight kann bestimmend sein für den Unterschied ob sie das negative (es wird nicht nur negatives geben) für sich annimmt oder nicht. Das Bewußtsein dass das Leben auch anders sein kann, kann ihr niemand mehr nehmen, da sind drei Wochen genug.
     

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