1. Mavis

    Mavis Music Mom

    Ich hatte gestern den ersten Elternsprechtag in der Volksschule meines Sohnes und bin aus allen Wolken gefallen. Die Lehrerin hat mich mit den Worten "Der M. bringt mich jeden Tag an meine Grenzen" begrüßt und mir dann geschildert, dass er ständig stört, reinquatscht, das letzte Wort haben will, Tics ausagiert (Klopfen mit dem Bleistift, z.B.), albern ist. Sie sagt, er ist nur dann ruhig, wenn er etwas Interessantes zu tun hat. Dann ist er aber sehr gut - sie sagt, sein intellektuelles Leistungsniveau im Lesen/Schreiben/Rechnen sei eher schon Richtung dritte VS-Klasse. Sein Tempo aber nicht unbedingt - da hat sie das Gefühl, er lässt sich Zeit, um nicht "fade" Extraaufgaben zu bekommen. Sie will, dass ich mit ihm rede, damit sich sein Verhalten bessert.

    Wenn ich mit ihm rede, kommt allerdings ein ganz anderes Bild zutage: Er ist unglücklich, die Schule freut ihn nicht, es ist fad und so viel Uninteressantes, so viel Zeitdruck. Auch nonverbale Symptome dafür, dass für ihn was nicht passt, finden sich: Die Neurodermitis wird schlimmer (ist aber im Winter nicht ungewöhnlich) und er will in der Schule nicht aufs Klo gehen, ist verstopft (dazu gab´s von mir vor Kurzem einen Thread), hat diffuse Ängste vor dem Verlassenwerden oder Sterben, klammert daheim (vorher nie).

    Mein Sohn ist sicher jemand, der Probleme ausagiert und nicht in sich hineinfrisst - was ich für langfristig gesünder aber kurzfristig anstrengender halte. Er ist erst Mitte August, also kurz vor Schulbeginn - sechs geworden. Intellektuell schulreif ist er sicher schon, aber emotional hat er offenbar damit Probleme.

    So, und da steh ich nun. Ich glaube nicht, dass es damit getan ist, dass ich ihm im Auftrag der Lehrerin streng sage, dass er nicht mehr stören soll. Wie kann ich dennoch allen Beteiligten helfen? Die Lehrerin ist sehr daran interessiert, ihn nicht auf die Rolle des Störers festzulegen und besser in den Unterricht zu integrieren, wirkt aber eigentlich pädagogisch hilflos auf mich.

    Sie hat Sport vorgeschlagen, und er bewegt sich schon gerne und interessiert sich auch dafür - für asiatischen Kampfsport - , nur bin ich mir nicht sicher, ob es gut ist, wenn ich durch einen zusätzlichen Termin noch mehr Struktur in sein Leben bringe. Außerdem denke ich auch, dass sich die Probleme in der Schule nicht nur durch das Zuhause kompensieren lassen. Irgendwie wäre das zu einfach, zu rezeptartig.
    Hat irgend jemand Ideen dazu oder ähnliche Erfahrungen?
     
  2. asoisdes

    asoisdes Gast

    Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass sie Recht hat...

    Das stimmt überein mit o.a.
    Das alles halte ich für alterstypisch und wahrscheinlich nicht durch Schulbesuch verursacht-
    - das hingegen schon.

    Glaube ich auch, dass das nicht gut wäre- nicht in der momentanen Situation.
    Was er braucht, ist wahrscheinlich spielen- freies Spielen.
    Ich bekomme eine sehr ähnliche Situation derzeit im Freundeskreis mit- Auflösung gibt es leider bis jetzt noch keine.
    Ich glaube schon, dass du nur von zuhause aus kompensieren kannst.
    Nämlich insofern, als du den Zeit-, Ordnungs- und Strukturdruck, den er in der Schule erlebt, nur zuhause ausgleichen kannst.
    Wahrscheinlich braucht er noch ein bisschen Freiheit, ein bisschen unbeschwerte Kindheit.
    Nicht umsonst heißt es (leider) immer noch: Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens. Für einen knapp 6-Jährigen ist das vielleicht ein wenig zu früh gewesen.
    Wenn er intellektuell seinem Alter voraus ist, wird eine Rückstufung wahrscheinlich auch nicht viel bringen, sofern er sich nicht durch das Erfüllen der Hausaufgabenpflicht belastet fühlt.
    Wie sieht es bei ihm am Nachmittag aus? Ist er in der NM- Betreuung? Wenn ja, gäbe es dazu Alternativen?

    Ich habe jetzt bei all dem sehr an den Fall im Freundeskreis gedacht- d.h., mein post ist stark auf dieses Kind bezogen.
    Im Übrigen glaube ich, dass viele Kinder diese Startschwierigkeiten haben, und die meisten davon hineinwachsen. Für mich ist die Frage nur, erstens: Kann das Kind hineinwachsen (von seinem Entwicklungsstand her), zweitens- Muss es das, und drittens: Will ich das?
     
    asoisdes, 4. Dezember 2010
    , Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4. Dezember 2010
    #2
  3. Mavis

    Mavis Music Mom

    Hm, die Zeit spielt ja für uns (Reifungsprozesse finden ja statt), also die hilft vielleicht beim Hineinwachsen. Muss er hineinwachsen - er würde sich jedenfalls in diesem Schulsystem viel leichter tun, wenn er hineinwächst - auf der persönlichen Ebene. Ich spreche da aus Erfahrung. Und das will ich, dass er ´s sich nicht durch sein Verhalten schwerer macht als nötig. Andererseits ist sein Verhalten doch auch Ausdruck, wie es ihm geht, da muss man vorsichtig sein, nicht einfach drüberzufahren.

    Die Nachmittagsbetreuung findet daheim und im Hort statt - er ist ca. 2 Mal die Woche im Hort, und ich glaube, das strengt ihn recht an, allerdings verteidigt er das sehr, weil sein bester Freund auch dorthin geht und sie dort "in Ruhe spielen können". An den übrigen Tagen ist er bei mir daheim und da hat er bis auf seine Geigenstunde (das Instrument lernt er seit zwei Jahren auf seinen eigenen ausdrücklichen Wunsch) nur unstrukturierte Freizeit, die er auch sehr nützt.
     
  4. Lara37

    Lara37 Teilnehmer/in

    Wenn er intellektuell sehr viel weiter ist, könnte es auf einen erhöhten IQ deuten. Das würde auch sein stören erklären - er fadisiert sich und muss diese Langeweile kompensieren.
    Gerade solche Kinder sind oft emotional nicht so weit, weil dafür ein anderer Bereich ausgeprägter ist.

    Lass ihn doch abtesten, dann ist dir und der Lehrerin geholfen.
     
  5. Mavis

    Mavis Music Mom

    Ja, das wäre eine Idee. Wo lässt man das abtesten?

    Meine Sorge wäre: Und was dann? Dann wissen wir´s amtlich, aber wie geht man dann damit um?
     
  6. DaisyD

    VIP

    Die Lehrerin hat doch selbst den Grund gesagt, warum er ihrer Meinung nach stört: aus "Angst", dann fade Zusatzaufgaben zu bekommen, weil er intellektuell eher 3.Klasse Niveau hat.
    Vielleicht könnte man es auch mit interessanten Zusatzaufgaben probieren, die ihn fordern?

    Ich bin übrigens schon der Meinung, dass es auch Job der Lehrerin ist, zu sehen, wie sie ihn handelt; ev, soll sie ihn im Unterricht mal von einer Unterstützungslehrerin anschauen lassen?
    Wenn du zu Hause mit ihm "ernst" redest, bezweifle ich, dass es wirklich ihn der Schule hilft, wenn es dort nicht passt.

    Abgesehen davon bin ich eine befürworterin davon, dass Kinder regelmäßi Sport betreiben - muss ja nicht gleich tägliches Training sein. Aber es gibt ihnen, so man das richtige findet, Selbstbewusstsein, hilft spielerisch zu lernen, sich einzufügen, ANweisungen zu folgen. Meine Kinder würden wesentlich unrunder laufen, wenn sie nicht ihren regelmäßigen Sport haben- sie lieben es.
     
  7. himbeersturm

    himbeersturm Teilnehmer/in

    noch eine stimme für sport, vielleicht mit dem guten freund? oder einem anderen? oder vielleicht gibt es bei euch auch so ein allgemeines kinderturnen mit ballspielen nachmittags im nahebereich, in dem er bekannte kinder trifft? macht spass und powert auch aus.
    ich hätte keine angst vor allzuviel struktur, nicht bei zwei oder drei verplanten nachmittagen ...

    allgemein liest es sich für mich auch nach einem "umstellungsproblem" zum schulbeginn, ich finde auch das vermehrte "klammern" nicht auffällig.
    das angesprochene "Stören" ist für mich zu 100 prozent ein lehrerthema, ich finde es sehr seltsam, dass sie zu dir sagt, du solltest in der hinsicht auf ihn einwirken.

    alles gute!
     
  8. muell23

    muell23 Gast

    Dann soll die Gute ihre Pflicht tun und sich anstrengen. Hochintelligente Kinder sind eben anstrengender als Normalos.

    Als erstes solls die Bücher der 2 oder 3 Klasse besorgen. Warum soll er Zusatzaufgaben machen, er soll die der ersten Klasse lassen (kann er ja eh schon) und richtige Aufgaben machen, die ihn fordern. Wenn er schon sehr gut lesen kann, dass spricht nichts gegen ein richtiges Buch, dass es sich aus der Schulbibliothek aussucht.

    Weiters sehr gut hilft auch Schachcomputer um in der Schule Langeweile zu überbrücken oder wenn in der Klasse ein PC steht div Lern CDs.

    Hier gibts auch noch sehr gute Ratschläge :)

    http://www.begabtenzentrum.at/wcms/index.php?oezbf
     
  9. Mavis

    Mavis Music Mom

    Danke für die Tipps!

    Ich hab mir auch schon dezent gedacht, dass es schon Teil ihres Jobs ist, sich damit auseinanderzusetzen, wie sie ihn in den Unterricht integriert, aber andererseits bin ich auch froh, zu erfahren, wo es hakt, wenn´s wo hakt. Was ich daran nicht mag, ist das Stellvertretende: Sie sagt mir, dass ich ihm sagen soll, und dann sag ich ihm, was sie gesagt hat, und dann sagt er mir, was er meint, dass sie gesagt hat, und dann sag ich ihr, was er gesagt hat, dass sie gesagt hat, und dann sagt sie, dass sie nicht gesagt hat, was er gesagt hat, dass sie gesagt hat....das Indirekte liegt mir nicht so...


    Das Problem ist ja auch, dass ich nicht glaube, dass er sie bewusst ärgert, um zu stören. So schätze ich ihn einfach nicht ein, er will ja doch auch anerkannt sein von ihr und vertieft sich ja auch in Aufgaben und ins Lernen. Also gibt es eine Ursache dafür, und die liegt in der Schule. Also kann in meinen Augen sich die Lehrerin nicht erwarten, dass NUR er sich willentlich ändert und somit die Situation entschärft. Das ist unrealistisch.
    Außerdem möchte ich gerade nicht, dass er, wenn er schon in der Schule Probleme hat, dann auch zu Hause deswegen welche bekommt.


    Zum Sport: An sich bewegt er sich viel, wir haben ein Haus mit großem Garten, Wald, Felder, See und Bauernhof gleich dabei, da ist er jetzt z.B. jeden Nachmittag Schifahren oder Bobfahren, und hoffentlich bald eislaufen. Im Sommer ist das Trampolin im Dauereinsatz. Trotzdem könnte was "Gezieltes" Sportliches ihm gut tun - wäre ein Ansatz. Ich bin halt unsicher...zu viel ist das nicht?

    Das könnte ich ihr vorschlagen - auch, z.B. dass er ein Buch mitnehmen darf, in dem er lesen kann, wenn er fertig ist. Aus der Schulbibliothek borgt er sich seit ein paar Wochen Bücher aus, da bin ich recht dankbar dafür. Und beim angegebenen Link werd ich mich gleich schlau machen. Schach kann er noch nicht, aber ich bin ziemlich sicher, dass ihm das taugen würde.
     
  10. Liserl

    Liserl Bubenmama

    Das, was du schilderst, klingt für mich auch unmittelbar nach einer höheren Begabung. Ich würde ihn austesten lassen, einfach damit ihr wisst, woran ihr seid. Soweit ich weiss, ist es zwar auch oft ein K(r)ampf für hochbegabte Kinder passende Förderung zu organisieren, aber so ein Test öffnet allemal einige Türen.

    Und ja, es ist Aufgabe der Lehrerin konstruktiv mit dem "Stören" zu arbeiten, v.a. wenn es so eindeutig von Langeweile herrührt. Aber ich würde schon sagen, dass ihr das auch zu Hause thematisieren könntet, u.a. dass Langeweile ein Stören des Unterrichts nicht legalisiert. Es ist gut für Kinder zu wissen, dass Schule und Eltern miteinander reden und zusammenarbeiten um ihnen den Alltag zu erleichtern. Eventuell fällt es ihm auch dir gegenüber leichter zu artikulieren, was ihn stört/langweilt und du kannst ihm das Gefühl vermitteln an der Lösungsfindung beteiligt zu sein.

    Ich bin selber Lehrerin und immer wieder mit jedenfalls besser begabten Kindern konfrontiert. Es ist oft verdammt schwer eine passende Förderung auf die Beine zu stellen. Bei vielen Kindern ist die Langeweile schon so festgefahren, bzw. (ich unterrichte ältere Kinder) ist es ihnen unangenehm, der/die Kluge zu sein und andere Aufgaben zu bekommen, weswegen sie eben langsam und schlampig arbeiten. Das nennt man Underachievement und es ist ein typisches Leiden hochbegabter Kinder.

    Sport ist sicher eine gute Sache, wird ihm die Langeweile in der Schule aber nicht erleichtern.

    Ich wünsch euch alles Gute!
     
  11. SanjaM

    VIP

    wegen sport, wenn du sagst, dass er sich eh sehr viel auspowert, im freien, natur, trampolin, bobfahren u.ä., dann find ich persönlich das besser als noch zusätzliche termine mit sport.

    insgesamt ist die umstellung beim schuleintritt meist größer als wir eltern denken, von daher sind eben manches sicher übergangsphänomene.

    ich würd glaub ich
    - ein bisschen schon abtesten lassen, wie weit dein kind in welchen bereichen ist. weil dann kannst du besser sehen, was wirklich los ist.
    - vielleicht die 2 nachmittage hort auf einen reduzieren, wenn das für dich geht. den freund, mit dem er spielen will, könnte er sich den auch zu sich nach hause einladen? dann hat er eine ruhigere, weniger anstrengende atmosphäre und kann trotzdem mit jemandem spielen, und auch im freien toben etc.
    - ich würd mit der lehrerin gut im gespräch bleiben. für mein gefühl will die schon was an dich delegieren, was ihr job ist. wenn du sie ersuchst, dass ihr einstweilen intensiver in kontakt bleibt und so alle 2-3 wochen dir mal ein kurzes gespräch mit ihr ausmachst, dann sieht sie erstens, dass du dran bist und interesse hast, zweitens dass du dir aber nicht alles alleine umhängen lasst und das ein gemeinsames thema ist.
    wenn du ihn psychologisch testen lässt, dann kannst du das ergebnis auch mit ihr durchbesprechen. bzw auch ohne dem einfach überlegungen, die dir so einfallen und die hier gekommen sind (zb: warum angst vor faden zusatzübungen- welche sachen würden ihm deiner meinung nach spaß machen?). und ganz vorsichtig, denke ich , kannst du auch ansprechen, was du in deinem letzten posting geschrieben hast (dass die willentilche änderung nicht so leicht bzw nicht das alleinige mittel ist und dass du das problem nicht einfach nach hause -bzw zusätzlich nach hause - transferieren willst).

    mir scheint auch, einfach mal "ernst reden" ist hier nicht angebracht, und ich denke, das wird auch eine lehrerin verstehen, wenn man ihr kooperativ gegenübertritt.
     
  12. asoisdes

    asoisdes Gast

    Ich hätte fragen müssen: Kann er jetzt hineinwachsen, will ich dass er jetzt hineinwächst, muss er jetzt hineinwachsen?
    (Dass er muss und du das willst, ist ja klar). Ich würde abwägen, was im Vordergrund steht: Seine mögliche emotionale Über- oder die intellektuelle Unterforderung?
    Du scheinst dich für die intellektuelle Unterforderung entschieden zu haben.
    2x Hort sollte wirklich passen, v.a. wenn du meinst, dass er dort nicht unter Stillseinzwang leiden muss (ich kenne leider nur so funktionierende Nachmittagsbetreuungseinrichtungen, auch wenn anderes propagiert wird)
    Eigentlich gibt es ja ohnehin keinen Weg zurück...
    Was meinst du, warum er über Zeitdruck klagt?
     
  13. Mavis

    Mavis Music Mom

    Danke für die Hinweise und Schilderungen, SanjaM und Liserl und asoisdas und alle davor!

    Das (Fette) ist eine sehr interessante Frage. Für mich steht eigentlich das Emotionale im Vordergrund. Natürlich hängt aber das eine auch vom anderen ab, bzw. wirkt das eine ins andere hinein.

    Was ich auch merke und bezeichnend finde, ist, dass kaum wer auf die emotionale Überforderung eingeht, sondern eher auf die intellektuelle Unterforderung. Hängt aber, wie gesagt, zusammen. Wie sehr, weiß ich nicht.

    Zeitdruck - das ist das Beeilen in der Früh, die kurzen Pausen, die Jausenpause, in der auch noch Zeit zum Anziehen und draußen spielen sein soll...darüber klagt er auch.

    Stillseinzwang im Hort habe ich nicht bemerkt, ich habe nur bemerkt, DASS er im Hort recht still ist und meistens irgendwo ruhig bastelt oder malt oder schreibt, während um ihn herum getobt wird. Im Turnsaal oder draußen macht er aber begeistert mit (der Hort hat einen großen Turnsaal, und ich beobachte gelegentlich eine Zeitlang durch die Fenster). Also mehr Zeit im Hort möchte ich ihm definitiv nicht zumuten, weil er doch sehr gern daheim ist. Weniger ist es eh oft.
     
  14. DaisyD

    VIP

    Auf die emotionale Überforderung gehen wahrscheinlich deshalb hier wenige ein, weil die mM noch schwer zu fassen und zu lösen ist, noch dazu ohne ein Kind zu kennen.

    Zum Thema Sport: ich sehe Sport nicht nur als (unstrukturiertes) Auspowern. Es ist wunderschön, wenn ihr so wohnt, dass er einfach draußen sein kann, am Bauernhof.... Aber Sport, der in Form von strukturiertem Training abläuft bietet sehr viel mehr, auch auf der sozialen und emotionalen Ebene: ich muss mich eingliedern, muss ANweisungen befolgen und sehe deren sofortige Auswirkung (wenn etwas gelingt).
    Ich kann abseits der Schule Erfolgserlebnisse gewinnen, muss mit Misserfolg umgehen, muss an andere denken, auch überlegen, wie ich an die Sache heran gehe.

    Das klingt jetzt nach irrsinnig viel für 6jährige Kinder, geschieht aber bei guten Trainern und dem für das Kind richtigen Sport ganz automatisch!
     
  15. Mavis

    Mavis Music Mom

    Daisy, danke! Ja, das sehe ich auch so. Das Tae-Kwon-Do, das ihn eh interessiert, beschäftigt sich ja auch sehr mit der Kontrolle von Kraft und Impulsen. Ich glaube nur nicht, dass das - wenn wirklich eine Begabungsproblematik da ist - ausreicht. Da muss auch die Lehrerin mitgehen, und ich bin nicht sicher, ob sie da nicht überfordert ist. Sie hat uns von Anfang an darauf hingewiesen, dass ihr Disziplin und gutes Benehmen recht wichtig sind. Mir ist gutes Benehmen eh auch ein Anliegen, aber es ist halt so, dass Kinder Spannungen auch durch "schlechtes Benehmen" zeigen, also das Verhalten ist für mich Symptom und nicht Ursache.
     
  16. DaisyD

    VIP

    Da hast du natürlich recht, die Lehrerin muss mitgehen und das Problem, das sie in der Schule mit ihm hat, nicht an dich abschieben.

    Schau, dass du du intensiv mit ihr in Kontakt bleibst, vielleicht kannst du sie da doch in eine gewisse Richtung schubsen.

    Wenn du glaubst, dass er unterfordert ist, würd ich ihn aber schon auch austesten, ich glaub bei manchen Lehrern hast du mit einem "Attest" ein besseres Blatt.

    Lehrer, die so sehr auf Disziplin wert legen und die Kinder danach bewerten - das kann halt schon mühsam sein. Aber ihr macht das schon!!
     
  17. Breeze86

    Breeze86 überglückliche Mami

    Er geht in die erste Klasse? Kann er schreiben und lesen? Alle Buchstaben? Wie schauts mim zusammenlauten aus? Freies Schreiben und wie gehts beim Rechnen? Welcher Zahlenraum, mit oder ohne Überschreitung?
    Wenn er das kann soll sie doch bitte mit Lateinschrift anfangen bei ihm oder eben 2,3 Klasse Bücher nehmen. Wobei das auch mit Vorsicht einzusetzen ist.

    Bei mir in der Klasse hilft die offene Lernecke sehr. Da stehen immer zum Wochenthema passende Bücher für die Kinder bereit und viele versch. Karteisysteme mit großteils Selbstkontrolle. Soll heißen dort steht z.B. eine Bewegungskartei mit 54 Bewegungsaufgaben (im sitzen den großen Zeh zur Nase usw.) jedes Kind hat einen Zettel mit den Nr. der Aufgaben die vor Ort abgestempelt werden dürfen. Für ein volles gibt ein Sternchen. (meine lieben Sternchen - 10 Sternchen (eben für extra Aufgaben oder sowas) ist ein Hausübungsgutschein), dann sind dort 3 Rechenkarteien in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, eine Blocksatzkartei, 1x1 und ZR 1000 Kartei und Rechenspiele, eine Schönschreibkartei, Knobelaufgaben, Präpositionenkartei usw. Dabei liegt für jedes Kind ein Schmierheft. Viele der Aufgaben ermutigen dazu eigene Lösungswege zu finden. Einiges ist leichter (Niveau 2. Klasse - meine sind jetzt 3. Klasse und einiges ist schwerer und noch gar nicht eingeführt)
    Jedes Kind das früher fertig ist kann sich dort was nehmen und braucht nicht stören.

    Vielleicht auch was für die Lehrerin?
    Sie braucht das auch nur einmal zu Erstellen (ist viel Aufwand) kann es aber sehr lange unterschiedlich einsetzen und nützen.
    Und durch viele versch. Aufgaben ist sicher auch was für deinen Sohn dabei bei dem er sich austoben kann und sich herrausgefordert fühlt. Wenn sie nämlich ihm jetzt nur schwerere Aufgaben gibt als den anderen kann er auch auf stur schalten, denn warum sollte er als Einziger das Schwere machen? ;) Oder gar mehr als die anderen? Damit schiebt sie ihn automatisch in eine Außenseiterrolle, die sie ja eigentlich vermeiden will. Es ist dann nur eine andere Außenseiterrolle als die des Klassenclowns.

    Und ehrlich - versetz dich mal in dein Kind: Wenn ich mit vielen Mitschülern in einer Klasse sitzen und die machen alle die "Babyaufgaben" die ich schon kann und wo ich schnell fertig wäre, wenn ich wollte, aber ich bekomme dann extra noch mehr von den leichten Sachen, wenn ich schnell fertig wäre, ärgere ich mich und fadisiere ich mich auch lieber als noch mehr von dem Schwachsinn zu machen. UNd dann stört er, weil dadurch bekommt er Aufmerksamkeit und warscheinl. Anerkennung von den Mitschülerinnen und fad ist ihm ohnehin und es ist witzig jemanden zu ärgern und zeitgleich auch eine Möglichkeit seinem Unmut suptil Kund zu tun.
    Und ähnlich ist es mit schwierigeren Aufgaben. Die haben alle das was mir leicht fällt und ich könnte theoretisch ja auch Pause machen, wenn ich fertig wäre, nein dann bekomm ich wieder mehr und jetzt auch noch schwierigeres und muss mich anstrengen und alle anderen machen das selbe nur ich darf nicht. => :mad:

    Edit: Diese Schwierigkeiten kannst du NUR zu Hause nicht ausgleichen, ich glaube nicht einmal das du sie daheim überhaupt ausgleichen kannst. Zusätzlich glaube ich, ist dein Kind sicher auch auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Er weiß, dass das was er tut nicht erwünscht ist, kann es anders aber nicht äußern und steht somit dauernt unter Druck. Ein Kind in dem Alter kann auch nicht so reflektieren, wie wir das können und vieles nicht so benennen und auf den Punkt bringen wie wir, somit "schwimmt" er auch mit seinen Gefühlen und dem was er tut in unbekanntem Terrain und kann es nicht einmal richtig ausdrücken.
    Glg, Breeze
     
    Breeze86, 4. Dezember 2010
    , Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2010
    Antschi, Mavis und Bez gefällt das. 3 Likes
    #17
  18. Mavis

    Mavis Music Mom

    Danke Breeze. Das hat mir geholfen, einiges klarer nachzuvollziehen!
     
  19. lucy777

    lucy777 Gast

    regelschule ist aber für normalos, für den durschnitt gedacht.
    wirkliche förderung für HB ist m.m. auch mit irgendwelchen zusatzaufgaben nicht erreicht.
    genauso, wie bestimmte defizite auch nicht effizient gefördert werden können in einer klasse mit 25 durchschnittskindern, die auch wieder eine bandbreite ausfüllen.
     
  20. himbeersturm

    himbeersturm Teilnehmer/in

    ich kann das, was du in dein zitat oben dazugeschrieben hats, jetzt nicht zitieren. aber dass er das alles schon kann, ist doch frappierend anders als bei den klassenkollegen, oder?
    die entscheidung, ihn bereits in die schule zu geben, an der oben dezent kritik geübt wurde, ist meiner meinung nach in der situation ganz sicher die richtige gewesen. umgekehrt war vielleicht die schule nicht ganz die richtige. ich denke an die montessoriklasse meiner kleinen, oder gar an die mehrstufenklasse in ihrer schule, in einer solchen würde dein sohn vermutlich viel besser gefördert.
    ich seh jetzt nicht ganz genau, ob ihr in wien daheim seid, oder woanders ... wäre eine andere schule keine möglichkeit mehr?
     

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