1. AnnieMTea

    AnnieMTea Gast

    Hi,
    also ich glaube ich schildere mal (kurz) meine Situation.
    Ich habe eine 5 jährige Tochter mit meinem Ex.
    Er ist ausgezogen als sie 5 Monate alt war und wir haben uns 10 Monate später getrennt.
    Unser Verhältnis zueinander ist soweit positiv und respektvoll.

    Mein Ex ist Alkoholiker und konnte das lange nicht einsehen (bis unsere Tochter 7 Monate alt war). Er hat einen Entzug im API gemacht, bei dem er das nötigste getan hat. (Gruppen- und Einzelsitzungen ansonsten Videos anschauen.) Nach 3 monatiger Therapie begann er nach 2 Wochen wieder zu trinken. Mal ist es besser mal schlechter. Er hatte dazwischen für 2 Jahre eine sehr nette Freundin. Wir haben sie alle sehr geliebt und gehofft er schafft es sich zu ändern und sein Leben in Griff zu bekommen - leider hat sie nach 2 Jahren das Handtuch geworfen. Die Probleme mit ihr waren so weit ich weiß die selben (oder gleichen?) wie mit mir. Während er mit ihr zusammen war ging es ihm besser, er besuchte unsere Tochter regelmäßig und sie durfte auch bei ihm und seiner Freundin schlafen. Seit die beiden getrennt sind geht es mit ihm richtig Berg ab.

    Er hat seit Herbst 2016 unser Kind nur gesehen, wenn ich sie seinen Eltern vorbeigebracht hab (er lebt bei ihnen) oder ich ihn aktiv gebeten habe sie zu besuchen. Oft war er noch Restfett und so habe ich ihn möglichst nicht behelligt oder war bei Besuchen bei seinen Eltern immer anwesend um als Puffer zu agieren. (Er hat seinen Liebeskummer halt total ertränkt im Alkohol.)
    Seit ca 2 Monaten hat er nun eine neue Freundin, die im "Partyalter" ist und mit ihm problemlos jede Nacht um die Häuser ziehen kann bzw. auch mal um 12:00 ein Bierchen mit ihm hebt. Soll so sein...
    Seit 20.5 hat er unsere Tochter nicht mehr besucht oder abgeholt. Hätten wir ihn in der Arbeit nicht besucht hätte er sie gar nicht gesehen. Natürlich arbeitet er gerade sehr viel und kann deshalb nicht...



    Ich weiß, dass ich ihn mit keinem Argument zum Umdenken bewegen kann. Ich überlege ihm dennoch einen Brief zu schreiben in dem ich ihm die Sicht unserer Tochter zeigen möchte. Momentan bekommt sie noch nicht alles mit. (Sie muss denken, er arbeitet für vier...es ist meine #1 Ausrede, wenn Papa wiedermal nicht kann oder verschlafen hat.)
    In letzter Zeit fragt sie wer in unserer Familie raucht und Alkohol trinkt. Ich halte mich bedeckt und frage zurück was sie denkt. Anscheinend hat sie ihm schon mal erklärt, dass Alkohol und Zigaretten schlecht sind. (Sie denkt er trinkt und raucht NICHT!)

    Natürlich könnte ich den Brief aus der heutigen Sicht schreiben, aber ich würde gerne auch schildern/aufzeigen wo sein Verhalten hinführen wird. Welche Auswirkungen seine Suchtkrankheit auf unsere Tochter haben wird/könnte.

    Darum möchte ich alle bitten, die einen alkoholkranken Vater haben mir zu helfen. Bitte schildert mir kurz wie euch die Krankheit eures Vaters verändert hat. Ich möchte eure Erfahrungen als Argumente für meinen Brief einfließen lassen. Bitte es geht hier aber nicht um private Details! Also ich meine es soll keineR den Eindruck haben ich bitte hier zum Seelenstriptease. (Ich freue mich genauso über eine PN wie über eine Antwort in diesem Thread!)
    Ich befürchte halt, dass die Alkoholsucht eines getrennt lebenden Vaters einen prägenden Eindruck auf einem Kind hinterlassen kann, aber vielleicht liege ich total falsch und es ist wurscht. Und ich glaube ein Teil von mir fragt euch auch, weil ich für die Zukunft (ein wenig) gewappnet sein möchte.


    Danke für eure offenen Ohren! <3
     
  2. Alex3

    Alex3 überwiegend heiter
    VIP

    So ein Brief ist meistens hilfreicher für den Schreiber als für den Empfänger, quasi ein schriftliches Aufarbeiten der Situation. Bewegen wirst du damit eher nichts und für das Kind ist es wohl wichtiger, wenn du mit ihm offen darüber redest, sobald es in der Lage ist, zu verstehen.
    Ich habe seit 20 Jahren eine alkoholkranke Schwiegermutter im Familienverband und auch hier gab es unzählige Diskussionen, Briefe, Entzüge...
    Es hilft nichts, solange der Süchtige nicht die Kraft für einen Entzug aufbringt. Und das ist, soweit ich Einblick habe, eine beinahe übermenschliche Anstrengung.
    Wir haben einen Mitarbeiter, der es geschafft hat, aber sonst kenn ich zwar viele Alkoholiker (man lernt, die Zeichen zu erkennen im Lauf der Zeit) aber kaum jemanden, der davon nachhaltig losgekommen ist.

    Wenn dir leichter ist, schreib den Brief, aber erwarte dir nichts davon.
    :hug:
     
  3. lucy777

    lucy777 Gast

    ehrlich gesagt - das ist ein bisschen naiv.

    du willst einem suchtlkranken mittels brief, den du aus der sicht deiner tochter schreibst, einen anderen umgang mit seiner krankheit beibringen?

    denkst du ernsthaft, es gäbe noch alkoholkranke menschen, wenn das so einfach wäre?

    konzentrier dich lieber auf dein kind, such dir beratung, wie du ihm am besten die krankheit seines vaters nahebringst, da kannst du unterstützen und helfen.
     
  4. AnnieMTea

    AnnieMTea Gast

    @Alex3 Danke für deine lieben Worte!

    @lucy777 Danke für deinen Rat, ich bin bereits in einer Beratung... Ich dachte, dass mit
    klar ist, dass ich den Brief nicht schreibe, weil ich denke ich kann ihn ändern. Nach 10 Jahren mit einem Alkoholkranken Menschen würde ich mich nicht mehr als naiv bezeichnen. ;)

    Es ist eher so, dass ich nicht mehr schweigen möchte. Ich möchte meine Meinung sagen ohne falsche Rücksicht auf ihn. Und ich denke, dass es in Ordnung ist meine Meinung/Sicht kund zu tun. Es geht mir nicht darum ihn an den Pranger zu stellen, das bringt gar nichts im Gegenteil dann macht er total zu. Ich weiss, nur die Alkoholkranke Person kann eine Veränderung bewirken, sonst niemand.

    Ich denke es ist richtiger den Brief als Mutter unseres Kindes zu schreiben und nicht aus Sicht des Kindes. Ich sollte mich an das halten, was ich weiß, sehe, fühle.

    Danke für eure Hilfe!
     
  5. -Fleur-

    -Fleur- a Mensch möcht i bleibn

    Gegen den Alkohol kann man nicht gewinnen - und wenn du ihm hinterher läufst, beschönigst, Wahrnehmungen des Kindes negierst bzw. relativierst - dann wird es u.U. verinnerlichen es muss so sein - und wird nicht erkennen wann und wo es sich am besten frühzeitig abgrenzt, bevor sich die (deine) Geschichte wiederholt.

    -Fleur-
     
  6. lucy777

    lucy777 Gast

    den brief mit deinen komprimierten wahrnehmungen und gefühlen wird er lesen und weglegen.
    wenn du ihn aus der sicht des kindes schreibst, wie soll er das ernst nehmen?
    ich bin kein alkoholiker, aber ich würde in dem fall nicht mal zu ende lesen.

    wichtiger ist, in der jeweiligen situation zu artikulieren, was du siehst und fühlst.

    z. b. ich sehe, dass du getrunken hast - da möchte ich nicht, dass du das kind mitnimmst.

    den brief zu schreiben ist schon gut, aber wie alex sagt - für DICH, um einmal alles in worte zu fassen, was dir auf der seele brennt.
     
  7. Odin

    Odin Gast

    Wenn es dir genugtuung bringt, dann schreibe den brief und verbrenne ihn. Es ist das gleiche, wenn du den brief übergibst, du machst niemanden glücklich damit.

    Ein Suchtkranker kann sich nur selber heilen indem er dem suchtmittel mit allen mitteln entsagen will (ausnahme esssucht), aber du wirst ihm mit briefen nur noch weiter in sein, in deinen Augen "scheiss Leben" treiben.
     
  8. snoopie

    VIP

    Ganz ehrlich: Sprich mit deiner Tochter offen darüber. Sag ihr der Papa kommt ned weil er besoffen ist. Die Ausrede mit der Arbeit führt früher oder später nur dazu dass sie denkt du lügst sie auch wegen anderer Dinge an.

    Warum sag ich das so hart und offen: Mein Mann ist der Sohn eines schweren Alkoholikers. Meine Schwiegermutter hat sich scheiden lassen da war er etwa in dem Alter deiner Tochter und hat die Exzesse schon voll mitgekriegt. Daher musste meine Schwiegermutter ned lügen warum der Papa nimmer auftaucht. Was ich weiss hat er immer wieder mal im Rausch bei ihnen angerufen. Mein Mann wollte aber auch gar keinen Kontakt zu ihm. Als mein Schwiegervater gestorben ist, hats mein Mann erst durch den Notar der die Erbschaft (eh nix da ausser Schulden trotzdem wurden wir verständigt) erfahren.

    Es ist hart aber es war für ihn immer ok wie es war. Viel schlimmer für ihn war, dass sich seine Mutter danach einen Säufer nach dem anderen genommen hat. Heute wissen wir es ist in ihrem Fall eine Ko-Abhängikeit, derzeit hat sie keinen Alki sondern einen Spieler dafür tut sie sich ihre Ex Chefin die erst unlängst mit über 6Promille eingeliefert wurde an...
     
  9. Chipmunk

    VIP

    Es gab in meinem Umfeld genau so eine Situation. Der Vater war zum Teil psychisch krank und hat sich in den Alkohol geflüchtet. Die Ausreden dem Kind gegenüber waren immer "Der Papa ist halt krank". Anfangs hat er immer noch angerufen. Irgendwann wollte die Tochter dann schon nicht mehr mit ihm telefonieren - was bringt ein Vater den man immer nur hört aber nie sieht.
    Das kind hatte Wutanfälle, Zornausbrüche, war agressiv der Mutter gegenüber. Alle Therapien waren irgendwie sinnlos. Der Vater hat sich letztendlich "zu Tode gesoffen" und die Wutanfälle wurden ärger. Mit 13 gab es dann ein sehr ausführliches und ehrliches Gespräch zwischen Mutter und Tochter in dem die ganze Wahrheit unbeschönigt besprochen wurden. Dass niemand den Vater vom Kind ferngehalten hat, sondern er sich selber zurückgezogen hat, etc

    Seitdem ist das Mädel wie ausgewechselt und es gibt keine Probleme mehr

    Sag deinem Kind von Anfang an die Wahrheit. Ev hol dir Unterstützung wenn sie diese brauchen sollte, aber lüg sie nicht an
     
  10. BineR

    VIP

    Wegen dem Brief: bitte schreibe ihn in deinem Namen, wenn du schon einen schreiben möchtest. Du kannst gerne hineinschreiben, was du denkst, dass er bei seinem Kind bewirken könnte - aber bitte schreibe ihn nicht als dein Kind - denn das bist du nicht und du weißt auch nicht wie dein Kind wirklich mal darüber denkt/denken wird. Das klingt dann einfach nur noch unglaubwürdig. Bitte bleib bei dir, bei der Wahrheit und bei Fakten und nicht bei deinen Projektionen auf euer Kind.

    Die Situation ist echt mies, aber ich glaube die Wahrheit schadet auch nicht. Weiß euer Umfeld bescheid? Pädagogen? Freunde? Nachbarn? Jeder mit dem dein Kind öfter zusammen ist? Denn wenn dein Kind die Wahrheit weiß, wird es reden wollen, auch mit anderen.

    lg
    bine
     
  11. Mein-Baby-2010

    Mein-Baby-2010 Aktive/r Teilnehmer/in

    Ich bin auch der Meinung, dass es nicht richtig wäre, den Brief im Namen deiner Tochter zu schreiben. Ganz hart gesagt, es steht dir nicht zu, deiner Tochter zu diesem heiklen Thema eine Meinung bzw. Worte in den Mund zu legen.

    Schreib den Brief so wie DU empfindest und hebe ihn auf, vielleicht mal für später.
    Es wird an der Situation nichts ändern, wenn du deinem Exmann den Brief gibst. Alkoholismus ist eine Krankheit und kann nicht mit Worten oder zu Papier gebrachten Gefühlen geheilt werden. Im Gegenteil, es besteht die Gefahr, dass du es womöglich noch schlimmer machst, weil er sich noch mieser fühlen könnte und weiter in den Alkoholismus hinein rutscht.

    Ich glaube, dir persönlich würde es sicher helfen, alles mal nieder zu schreiben, aber deinem Ex sicher nicht.

    Rede offen mit deiner Tochter, wenn du das Gefühl hast sie verträgt es, aber bitte lüge sie nicht an. Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist und du könntest dein Kind dadurch verunsichern.
     

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