1. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
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    Aber die Kinder lernen doch auch von Anfang an richtig zu rechnen und nicht nur irgendwie nach Gefühl mit Zahlen umzugehen.

    Ich verstehe nicht so recht, warum es sinnvoll sein soll, jahrelang Wörter falsch schreiben zu dürfen, statt von Anfang an die korrekte Schreibweise zu trainieren.
     
  2. Heliamphora

    Heliamphora The Only Easy Day Was Yesterday
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  3. Liselotte

    Liselotte Gast

    Sehr verkürzt ist die entsprechende Argumentation, dass auch die Rechtschreibung Regeln unterliegt und die Regeln erst verstanden werden können, wenn das Kind die Grammatik kann.
    Das lernen von "Lernwörtern" ist demgemäß nicht notwendig/sinnvoll etc.

    Im Detail kann ich das jetzt aber auch nicht weiter erläutern. Hat für mich damals aber Sinn gemacht und hat sich für mich auch schon mehrfach bestätigt.
     
  4. Liselotte

    Liselotte Gast

  5. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Beherrscht man die Grammatik seiner Muttersprache nicht, wenn man sie fließend sprechen kann? Ich bin auf diesem Gebiet blutiger Laie, deshalb frage ich.

    Vergleichen mit der Mathematik: die Kinder lernen in der Grundschule das kleine 1x1 auswendig und die Anwendung der vier Grundrechenarten wird durch stetiges Wiederholen geübt - warum soll für die Anwendung der korrekten Rechtsschreibung eine andere Basis gelten?

    Meine kleine Tochter hat jahrelang "Kata" (Kater), "Wasa" (Wasser) und "Tüsch" (Tisch) geschrieben, weil es das ist, was sie sprach. Ich hatte brav den Lehrern vertraut, um dann in der Mittelstufe vor einem verständnislosen Kind zu sitzen, mit dem ich übte, sehr sauber zu sprechen, damit sie kapiert, warum sie plötzlich Kater, Wasser und Tisch schreiben sollte. Hätte ich sie von Anfang an korrigiert, hätten wir uns vermutlich viel Streit erspart, weil sie sich die falsche Schreibweise nicht erst eingeprägt hätte.

    Bei uns haben die Kinder das Schreiben per Anlauttabelle gelernt, also mit voller Absicht rein nach dem, was sie hören und wie sie sprechen - rückblickend war das für meine beiden jüngeren Kinder eine Katastrophe.
     
  6. Heliamphora

    Heliamphora The Only Easy Day Was Yesterday
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    Hast du auch die Kritik dazu gelesen?
     
  7. samakaste

    VIP

    naja, diese Einschätzungen sind ja erst ab einem gewissen Alter sinnvoll

    da bin ich deiner Meinung.

    ja, da bin ich auch eher der klassische typ: ich seh das wegkonditionieren als weitaus aufwendiger an als das korrekte neuerlernen, egal in welchem bereich.

    Mich schrecken diese "lass sie einfach machen"-Theorien manchmal ab, ich denk mir auch dass sie so gerne angenommen werden, weil sie ja die Eltern von Verantwortung und Einsatz befreien.
    Sohn schreibt nicht wirklich gern Aufsätze, jetzt beginnt er langsam und wünscht sich ein Tagebuch. Dass ich da nicht korrigiere, wenn ich mal was lesen darf, ist klar. Ansonsten muss ich mich stark zügeln, ihn nicht zu verbessern. Aufgrund der eh geringen Motivation korrigiere ich aber wenig.

    Tochter ist jetzt 11 und schreibt seitenweise Aufsätze fast ohne Fehler. Manchmal streut sie dann (bei Nachlassen der Konzentration) wiederum so kreative Schöpfungen ein, dass ich mir auf den Kopf greif .. wie das jetzt? Gsd sind das bei Aufsätzen von 200 Wörtern dann 1-2 Fehler im letzten Absatz, eindeutig der Energiemangel am Ende...
    Aber ich hab bei ihr gesehen, dass es die Mischung war: frei Schreiben fördern und nicht zu viel korrigieren, viel lesen und dazu die Reifung - jetzt bin ich beruhigt. Vor 2 Jahren war ich noch am Überlegen, ob ich nicht doch mehr eingreifen soll.

    Die Sinnhaftigkeit der Lernwörter seh ich nicht wirklich, außer das bei den Diktaten Noten gesammelt werden können. Wobei das die Lehrer auch unterschiedlich handhaben:
    manche L sagen den Kids schon am MO die Sätze fürs Diktat am FR an, manche lassen die LW schreiben und bilden dann spontane Diktatsätze, manche lassen "nur" buchstabieren.... also eine wirkliche Linie in den päd Umseztungen erkenn ich da auch nicht.
     
  8. Liselotte

    Liselotte Gast

    Ja, sag ja nicht, dass es 100% so ist. Ist eben ein Erklärungsmodell, dass ua erklärt (für mich) warum es so viele Kinder gibt, denen ganz von selbst der Knopf mit 10-12 aufgeht.
     
  9. Liselotte

    Liselotte Gast

    Möglicherweise unterschiedliche kognitive Entwicklungsschritte? Nur weil ein Kind gehen kann, kann es noch lagen nicht schwimmen?
    Übrigens mathematisch gut entwickelte Kinder können das 1x1 nicht "auswendig" sondern können es auch rechnen. Im Sinne, 6*6=6*3+6*3=3*(2*6)=36 usw. usf. (und ja, auch in der Volksschule)
     
  10. Liselotte

    Liselotte Gast

    Wenn du es als Entwicklungsschritt sieht ist da aber nichts zum wegkonditionieren sondern es handelt sich um Entwicklungsstufen die automatisch durchlaufen werden. Du konditionierst ein Kind auch nicht dazu, dass es geht. Oder dass es von 2 Wort sätzen zu 3 Wortsätzen wechselt. Das machts schon von selbst (sofern die Umgebung past)
     
  11. bei meiner wurden auch keine fehler ausgebessert, als sie angefangen hat, aufsätze zu schreiben - ICH hab mich damit absolut unwohl gefühlt, muss ich gestehen und hatte auch sorge, dass sie es sich falsch einprägt

    sie hat zb immer "rießig" statt "riesig" geschrieben, immer und immer wieder und es wurde wie gesagt nie ausgebessert

    ich hab dann, wenn ich "wiederkehrende" fehler gesehen hab, diese heimlich still und leise in die lernwörterkartei eingebaut und sie hats dann dementsprechend richtig geübt - dann gings mir besser ;)
     
  12. Heliamphora

    Heliamphora The Only Easy Day Was Yesterday
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    Aber wäre es dann nicht so, dass alle Kinder automatisch eine (halbwegs) gute Rechtschreibung erlernen würden? Die Rechtschreibkenntnisse sollen ja, lt. div. Berichten, eher am abnehmen sein.
    Wenn es sich um Entwicklungsstufen handelt, dann müsste der Stand der Rechtschreibnkenntnisse gleich bleiben?


    Interessant dazu wären ja Vergleichsstudien über die Entwicklung in bestimmten Zeiträumen. Gibt es solche?
     
  13. Minerva

    Minerva Head of Frustblunzn
    VIP

    Ich habe da ja leider nur Anekdoten zu liefern, meine eigenen Kinder und meine Geschwister.

    Meine große Tochter hat noch herkömmlich lesen und schreiben gelernt, es wurde von Anfang an auf korrekte Rechtschreibung geachtet und sie hat das ohne große Probleme umsetzen können. In der Mittel- und Oberstufe gab es bei ihr nie Probleme wegen zu vieler Fehler, ihr Fehlerquotient war immer traumhaft niedrig.

    Meine Schwester hat sich, wie meine anderen beiden Kinder, mit dem Lesen lernen sehr schwer getan und meine Mutter hat lang mit ihr in der Grundschule Rechtschreibung geübt. Ich habe bei meinen Kindern und mit Blick auf meine große Tochter auf diese Entwicklungsschrittgeschichte vertraut und nicht so nachhaltig eingegriffen, wie meine Mutter bei meiner Schwester.

    Nur konnte meine Schwester in der Mittel- und Oberstufe mit einem annehmbaren Fehlerquotienten schreiben, meine beiden jüngeren Kinder nicht.

    Irgendwer schrieb in diesem Faden ganz richtig: die Art, wie wir Lesen und Schreiben lernen, muss wohl deutlich individueller gehandhabt werden als das bisher der Fall ist. Wenn man alle Kinder einer Methode unterzieht, fallen zwangsläufig einige hinten über.
     
  14. Solanum

    VIP

    so hab ichs auch erklärt bekommen: die kinder lernen rechtschreibung durch lernen der regeln - aber nicht erst ab 12, sondern von anfang an langsam steigernd.
     
  15. Liselotte

    Liselotte Gast

    eh nicht ab 12, aber der Entwicklungsprozess ist erst mit 12 abgeschlossen.
     
  16. Clemi

    VIP

    Finde diese unterschiedlichen Ansätze und auch die Aussage, dass man die Rechtschreibung erst mit 12/13 wirklich versteht, interessant. Meine Tochter schreibt in der 3. Klasse VS bereits weitgehend fehlerfrei und bei meinem Sohn war das ähnlich. Wobei man dazu sagen muss, dass sie beide - anders als in Mathe - in Deutsch überdurchschnittlich gut sind. Ganz am Anfang habe ich sie auf Fehler nicht hingewiesen, später aber schon. Wobei ich hier mit Vorsagen arbeite, denn in Wahrheit hört man ja fast immer raus, wie man etwas schreibt.
     
  17. Liselotte

    Liselotte Gast

    Ich glaube theoretisch ja, allerdings ist es ein Entwicklungsprozess, dh. wenn es irgendwo in diesem Prozess happert, dann passt natürlich auch das Ergebnis nicht.
    In der Montessor-Pädagogik wo dieses Prinzip ja gilt, hast du zB vom Kindergartenmaterial anfangend aufbauendes Material bis 12 wo alle Entwicklungsschritte begleitet werden. Das ist ja total durchstrukturiert mit den didaktischen Reihen.

    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ein Problem das zunehmende Mischmasch der pädagogischen Ansätze ist, wennst in den ersten 2 Jahren eine alternativ Pädagogin hast und nachher eine eher klassische mischen sich die Methoden und Zugänge und das halte ich für suboptimal, das ist so wie wenn ich ein Kind aufs Laufrad setztund dann doch auf das Tretfahrrad mit Stützen, weil ich mir nicht sicher bin obs wirklich fahrrad fahren lernt mit dem Laufrad - verstehst was ich meine
     
  18. Heliamphora

    Heliamphora The Only Easy Day Was Yesterday
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    Das klingt einleuchtend und es müsste demnach dann klare Vorgaben für Methoden und Zugänge geben, also mehr vereinheitlicht.

    In Deutschland geht man diesen Weg schon:

    http://www.faz.net/aktuell/politik/...er-mehr-bundeslaender-kehren-ab-15138342.html
     

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