1. Sonne34

    VIP

    Lieber Wolfgang,

    meinen Mutter (80) hat ein Pancreas-Ca, dass gluecklicherweise in einem noch operablem Stadium entdeckt wurde. Kommende Woche wird sie operiert und 6-8 Wochen danach ist der Start einer Chemotherapie geplant.

    Welche Impfungen sollte sie zwischen OP und Chemo absolvieren?
    Welche Impfungen sollte das familiaere Umfeld haben, um meine Mutter nicht waehrend der Immunsupression unnoetig zu gefaehrden?


    Aktueller Impfstatus:

    1.) Patientin selbst:
    Vor ca 5,5 Jahren bekam meine Mutter eine Diptherie-Tetanus-Polio Auffrischung. Leider ohne Pertussis, obwohl ich dies ausdruecklich gewuenscht hatte (sie war damals haeufiger Babysitter meiner neugeborenen Tochter), da 2 Dorfaerzte sich weigerten den 4-fach-Impfstoff zu verimpfen.
    Weiters hatte sie bisher ca jedes 2. Jahr eine Influenzaimpfung.
    Pneumokokken meines Wissens nach noch nie.
    FSME frueher, aber nicht aufgefrischt in letzter Zeit.

    Sollte sie heuer im Herbst zwischen OP und Chemo mit 4-fach-Diphterie-Tetanus-Polio-Pertussis-Impfstoff und gegen Influenza geimpft werden?
    Gibt es auch einen Einzelimpfstoff gegen Pertussis?
    Empfiehlst Du eine Pneumokokkenimpfung?

    2.) mein Vater, der mit ihr zusammen lebt:
    76 Jahre, Grunderkrankungen: MCI vor 30 Jahren, hohes cardiovaskulaeres Risiko, ungeimpft.
    dh. er wurde bestimmt als Kind gegen das eine oder andre geimpft, aber hat als Erwachsener mit grosser Wahrscheinlichkeit nie etwas auffrischen lassen. Praevention ist ihm gaenzlich fremd.

    3.) ich: aktueller Schutz gegen Diphterie, Tetanus, Polio, Pertussis; Pneumokokken, FSME; dazu jedes Jahr Influenza.
    diverse Reiseimpfungen (HepA, Typhus, Cholera, Rabies, Gelbfieber) von vor 20-15 Jahren nicht mehr aufgefrischt, aber das tut ja hier nichts zur Sache.
    Meninogkokkenimpf. noch nie (waeren die generell fuer Erwachsene sinnvoll?)

    4.) meine Tochter (6): durchgeimpft mit allen empf. Standardimpfungen, inkl. Pneumokokken und Meningokokken gegen alle Staemme; Influenza jaehrlich.

    5.) mein Mann: Standardimpfungen immer aufgefrischt. allerdings keine Pneumokokkenimpf.
    er liess nie MMRV-titer bestimmen, aber da er Anfang der 70er geboren ist, ist aber davon auszugehen, dass der die erkrankungen hatte.


    vielleicht kannst du uns eine emfehlung geben, welche impfungen fuer meine mutter selbst und welche fuer ihr umfeld wichtig waeren. bis zum start der chemo sind ja noch mindestens 2 monate zeit und da sollten wir das hinbekommen. danke!

    lg sonne
     
  2. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    Sie kann auch schon vor der OP geimpft werden. Aber es ist eine gute Idee, überhaupt vorher dran zu denken.

    Ja 4 fach- wenn erhältlich mit Pertussis, Pneumokokkenimpfung (Prevenar13 ) - ist ja ach ohne Chemo wichtig.
    Influenza-Impfung: am besten Fluad, Einzelimpfstoff Pertussis gibts leider nicht. FSME- kann sie evtl verschieben, weil die Saison fast vorbei ist. wenns noch zeitlich geht ists aber auch ok.

    Na der braucht dann 2x die 4fach Impfung; Abstand 2 Mo, 1x Prevenar 13 und in 1 Jhr Pneumo 23 Vaccine. jedes Jahr Fluad, Und dann könnte er (wenn noch rüstig) mit einer FSME Impfserie (Encepur beginnen). Gegen Ende des Jahres soll es eine Herpes zoster Totimpfung geben, mit weit besserer Wirksamkeit als die bisherige Lebendimpfung.

    Gelbfieber brauchts keine Auffrischungen mehr. Pneumokokken war das Prevenar 7 oder Prevenar 13? oder Pneumo 23 ein Jhr später. Schutz wg Oma sinnvoll.

    als Reiseimpfung schon sinnvoll, bzw wenn du keine Milz mehr hast. Oder auch bei beruflicher Exposition. Wg Oma nicht notwendig.

    4.) meine Tochter (6): durchgeimpft mit allen empf. Standardimpfungen, inkl. Pneumokokken und Meningokokken gegen alle Staemme; Influenza jaehrlich.

    Da könnte er mit der Pneumokokkenimpfung noch ein paar Jhr zuwarten. Ab 50 Jhr steigt das Infektionsrisiko langsam an. Wg Oma ists aber jetzt auch schon sinnvoll.

    Falls er 1970ern eine Maserntotimpfung bekommen hat - im ersten LJ war das immer eine Totimpfung zB Quintovirelon, wäre 2x MMR dringend zu empfehlen. Wenn nicht gilt er als immun gegen Masern. Windpocken hat er sicher gehabt.
     
  3. Sonne34

    VIP

    lieber wolfgang, vielen dank für die so schnelle und ausführliche antwort!
    nach durchsicht der impfpässe, meld ich mich nochmal mit 2-3 restfragen.
    d a n k e !!!
    lg sonne
     
  4. Catherina

    Catherina mal ein Weilchen offline.

    Alles Gute Deiner Mutter - ich hoffe sie übersteht alles super und hat noch lange Freude am Leben und an Euch (und Ihr an ihr) :herz2:
     
  5. Sonne34

    VIP

    lieber wolfgang, vielen dank nochmals. noch ein paar fragen sind uebrig

    ich konnte den chiurgen am tag nach der op kurz sprechen, der meinte, ich sollte die geplanten impfungen nach der op mit den onkologen absprechen. dazu kam es noch noch nicht, da ich selbst grad ausgefallen bin (500km vom heimatort patellaluxation:rolleyes:), das werde ich aber jedenfalls machen, sobald es mama besser geht.
    sollte meine mutter wie mein vater ein jahr nach prevenar auch mit pneumo23 nachimpfen?



    fuer meinen vater werde ich diese woche noch prevenar13 und den 4-fach impfstoff besorgen. koennen beide impfungen am gleichen tag verabreicht werden?





    ich hatte 2005 pneumo 23 (damals erstmals, da ich seit 2004 allerg. asthma hatte), 2011 hatte ich prevenar 13 (diesen impfstoff auf dein anraten hin gewaehlt)
    wann soll ich wieder womit auffrischen?




     
  6. Sonne34

    VIP

    danke, liebe catherina.:love:
    sie hat die op gut ueberstanden, obwohl diese komplizierter war als vorher angenommen, da verdaechtiges gewebe um die pfortader gewachsen war, was im mrt nicht ersichtlich gewesen war, und somit ein teil der ader entfernt werden musste. die narkose hat sie gut ueberstanden. laut chiurgen sind die ersten 5 tage nach der op die kritischen und auch die sind mit heutigem tag ueberstanden. allerdings hat sie noch sehr starke schmerzen, die morphium erfordern. heute aber erster tag etwas besser.
    befunde von der patho haben wir noch keine, aber nach schnellschnitten wurde tumor im gesunden entfernt. und ich will mal zuversichtlich sein, dass das schlimmste ueberstanden ist.

    die kombi aus nicht vorhandener herbstferienbetreuung, und zusammenfallen dieser herbstferien mit einer genau da beginnenden umschulung meines mannes, meinem luxierten knie, kranker oma, die sonst immer notfallbabysitter war, stress und deadlines bei meiner arbeit .... strudelt uns halt grad etwas, aber wird schon wieder werden:eek:
    hauptsache alle werden wieder gesund;)

    lg sonne
     
  7. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

     
  8. Sonne34

    VIP

    danke.
    eine letzte frage: womit soll ich selbst auffrischen? ab jetzt immer prevenar 13 oder im wechsel einmal pneumo23, dann prevenar 13?
    lg sonne
     
  9. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    Da gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Wichtig ist: Prevenar 13 induziert zelluläre Immunität d.h. Auffrischungsfähigkeit und reduziert das Keimträgertum d.h. Besiedelung des Nasen-Rachenraumes mit Pneumokokken. Das ist wichtig, wenn enger Kontakt zu immunsupprimierten Personen besteht (Transplantation, Chemotherapie, HIV-Infektion) Also jetzt Prevenar13 , in einem Jahr Auffrischen mit Pneumo 23. Die Antigene, die nur in Pneumo 23 enthalten sind, sind nicht Boosterfähig- der Schutz gegen diese hält mindestens 6 Jhr. In 7 Jhr wirds evtl andere Impfstoffe geben.
     
  10. Sonne34

    VIP

    danke vielmals für die detaillierte erklärung!
    du bist super
     
  11. Sonne34

    VIP

    ich war grad in der uniapotheke: es gibt nur noch diphterie-tetanus-pertussis und polio wäre extra.
    da ich denke, das pneumokokokken derzeit wichtiger sind als polio, hab ich nun für meinen papa diesen 3-fach impfstoff und prevenar13 gekauft, die ich bei der hausärztin hinterlege, sowie für mich prevenar13, den ich mir gleich impfen lasse, da ich dort sowieso einen termin wegen des unfalls habe.

    soll mein papa dann später polio auch noch bekommen oder ist das vernachlässigbar?
    also zb demnächst 3-fach plus prevenar, nach 2 monaten 3-fach (plus ev. polio?), irgendwanm dazw influenza?

    lg christina
     
  12. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    Polio kannst vernachlässigen. Influenza bald- Impfstoffe werden wohl derzeit ausgeliefert. Für über 65 jährige adjuvierten INF Impfstoff: Fluad- möglichst bald impfen (im Oktober)
     
  13. Sonne34

    VIP

    lieber wolfgang, danke.
    ich hab dann - kaum dass ich das geschrieben hatte - erfahren, dass es ab 1.10. eine prevenaraktion geben soll und daher prevenarkaif verschoben und meinem papa doch den polioimpfstpff dazu gekauft. erst jetzt deine nachricht gelesen.
    naja, die apothekerin hatte mich überzeugt.

    jetzt kriegt papa am montag den 3-fach plus polio,
    in 2 monaten nochmal den 3-fach (dann aber ohne polio dazu, wenn vernachlässigbar)
    dazwischen fluad und prevenar13. ich nehme an, die können auch zugleich verimpft werden?

    lg sonne
     
  14. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    ja ok- keine Impfabstände erforderlich, geht auch gleichzeitig rechts/links.

    Global gibt es heuer bis jetzt grad mal zwei Dutzend Poliofälle (Afghanistan, Pakistan und 3 in Nigeria)
     
  15. Sonne34

    VIP

    danke vielmals
     
  16. Sonne34

    VIP

    entschuldige bitte, wolfgang, dass mir schon wieder eine frage dazu einfällt:rolleyes:....
    da du geschrieben hast, dass prevenar13 nach 5 jahren aufgefrischt werden soll, frag ich mich grad ob und wann kinder aufgefrischt werden sollen. oder geht man davon aus, dass dies bei einem "gesunden" kind nicht nötig ist, sondern nur bei babies und über 50jährigen empfohlen ist?
    sie ist 08/10 geboren und wurde 12/10, 02/11, 04/11 und 07/12 geimpft. sollte sie dann 2017 aufgefrischt werden?
    danke u lg sonne
     
  17. Sonne34

    VIP

    Lieber Wolfgang,

    ich wollte berichten, dass nach vielen Umwegen und Huerden meine Mama endlich die Impfungen erhaelt.
    Chiurg verwies mich an Onkologin, mit der das Gespraech erst 3 Wochen spaeter stattfand. Onkologin fand Impfungen sinnvoll, bat mich aber um eine Kontaktaufnahme mit einem Infektiologen und Impfexperten der Innbrucker Klinik, der in jener Woche aber nicht im Haus war, danach sehr freundlich und kompetent anwortete - und exakt dasselbe empfahl wie Du. :) Mittlerweile war meine Mutter ins LKH Natters verlegt worden, wo der behandlende Arzt erst die Auskunft des Impfexperten abwarten wollte um dann schliesslich doch einzuwilligen, dass meine Mutter in Natters geimpft werden koenne und ich die Impfstoffe besorgen und bringen koenne. Eine Woche spaeter erfahren wir heute, dass sie nur Fluad bekam und heute vermutlich Prevenar13 bekommen soll. Den Boostrix impft er ihr nicht, da er und Kollegen der Meinung seien, das waeren zu viele Impfungen zu nah beieinander und besser waere, erst in 2 Monaten zu impfen - unabhaengig davon, dass in 2 Wochen die Chemo startet, die 6 Monate dauert:rolleyes:. Wenn wir es anders wollen, dann soll sie eben nach ihrer Entlassung zu einem anderen Arzt gehen ......
    Erfreulicherweise wird sie nun am Mittwoch von meiner Hausaeztin geimpft, sodass es sich grad noch ausgeht vor der Chemo. Unglaublich mit wievielen Aerzten ich das ueber Wochen diskutieren musste.
    Aber Ende gut, alles Gut. Danke fuer Deine Empfehlungen, die sich exakt mit den Empfehlungen des Innsbrucker "Impfexperten" deckten. Inklusive der Folgeimpfungen im kommenden Jahr.

    Noch eine Frage bezueglich Tochter:
    Soll auch bei Kindern Prevenar aufgefrischt werden? Sie (6 Jahre) hatte 2010-2012 die Grundimmunisierung (4x).

    LG Sonne34
     
  18. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    Der Innsbrucker Spezialist war wahrscheinlich Reinhard Würzner-oder?

    Na ja hast immerhin eine Zweitmeinung.

    Manchmal ist es wirklich arg- zuviel Impfungen auf einmal- das geht eigentlich gar nicht. Bei jeder Schürfwunde bekommt Mensch etliche Millionen Antigene - das schafft man mit Impfungen nicht.

    Onkologen sollten mal etwas öfter über den Tellerrand schauen. Cocooning strategy für Ca-Patienten.

    Tochter Prevenar 13- ? Hm sie hat wahrscheinlich die Grundimmunisierung mit Prevenar 7 bekommen-oder?

    Wenn zur Grossmutter aber enger bzw häufiger Kontakt besteht, kann sie schon Prevenar 13 bekommen - oder Pneumovac 23 (das ist der nichtkonjugierte Polysaccharidimpfstoff)

    Alles Gute für deine Mutter.
     
  19. Sonne34

    VIP


    Lieber Wolfgang,

    der Innsbrucker Impfexperte ist Dr. G. Fritsche.

    Zu meiner Tochter:
    sie hatte 4x den Prevenar13 - Impfstoff erhalten (zuletzt 07/12, siehe oben).
    Wann würdest Du - va in Hinsicht auf Kontakt zur Oma in Chemotherapie - zu einer Auffrischung raten?
    Nächstes Jahr Prevenar13 und im darauffolgenden Jahr Pneumo23? oder nur noch Pneumo23? Heuer vermultich noch nicht nötig, oder?

    Mein Vater (74) und meine Mutter (80) bekamen heuer erstmals eine Pneumokokkenimpfung - Prevenar13 - und sollten nächstes Jahr Pneumo23 erhalten. Aufgrund des Alters ist halt nicht klar, wie gut der Impfschutz tatsächlich ist.

    Danke für die lieben Wünsche für meine Mama. Aktuell geht es ihr gut, sie bekommt nur eine leichte Chemo (Gemzitabine) und hat ausser Müdigkeit kaum Nebenwirkungen. OP ist gut verlaufen, nur zunehmen sollte sie nach Möglichkeit noch etwas.

    LG Sonne
     
  20. WolfgangM

    WolfgangM Aktive/r Teilnehmer/in

    Danke fürs feedback.

    Prevenar 13 ist auf europäische Verhältnisse zugeschnitten. Prevenar13 verhindert/reduziert, dass der nasenrachenraum mit Pneumokokken (gegen die die Impfung gerichtet ist) besiedelt wird. Daher kann sie mit dieser Impfung Oma kaum anstecken - und ist selbst geschützt. Pneumo 23 ist ein sog Polysaccharid Impfschutz, der hinsichtlich Besiedelung mit Pneumokokken nichts macht, aber einen individuellen Schutz macht. Den braucht deine Tochter noch nicht, also kein Pneumo 23. Oma selbst sollte dann in ca 1 Jhr mit Pneumo 23 geimpft werden, das frischt dann gegen die Antigene aus Prevenar 13 auf und gibt zusätzlich einen (nicht so guten) Schutz gegen weiitere 10 Pneumokokken Stämme.

    Mein Schwiegervarter hatte übrigens die gleiche Diagnose, nur hat er die Therapie nicht vertragen. Er hat aber ohne Therapie noch 18 Mo gelebt - mit knapp 95 ist er dann gestorben.
     

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